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Veröffentlicht am 18.09.2022

Über den Wolken

Flieg weiter, Gordon
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Schon als kleiner Junge träumt Gordon vom Fliegen. Diesen Wunsch erfüllt er sich als erwachsener Mann, denn der Architekt verbringt seine ganze Freizeit beim Flugsportverein. Sein größter Traum ist ein ...

Schon als kleiner Junge träumt Gordon vom Fliegen. Diesen Wunsch erfüllt er sich als erwachsener Mann, denn der Architekt verbringt seine ganze Freizeit beim Flugsportverein. Sein größter Traum ist ein eigenes Flugzeug. Es muss jedoch ein ganz besonderes sein: eine Bücker Jungmann. Der 1935 erstmals gebaute Doppeldecker ist ein Oldtimer und Gordon will einen davon kaufen und restaurieren. Dieser Wunsch begleitet ihn schon lange, den er mit seinem mittlerweile verstorbenen Vater teilte. Doch immer wieder kommt ihm ein und derselbe Mann dazwischen, der ebenfalls ein begeisterter Fan von Oldtimer Flugzeugen ist. Im Gegensatz zu Gordon, der jahrelang für seinen Traum sparte, ist dieser jedoch Millionär und schnappt ihm immer wieder "sein Flugzeug" vor der Nase weg. Doch Gordon gibt nicht auf....

Die Geschichte rund um Gordon und seine Liebhaberei zur Bückner Jungmann wird auch für völlige Laien, wie mich, verständlich erzählt. Dass diese fast bis zum Fanatismus führt, ist weniger verständlich, aber nachvollziehbar.
Gordon ist durch diese Besessenheit nicht immer eine sympathische Hauptfigur. Als er Amelie kennenlernt und er sich in sie verliebt, steht sie nur für kurze Zeit in seinem Mittelpunkt. Als ihm endlich sein größter Wunsch erfüllt wird und er seine eigene Bückner Jungmann bekommt, muss Amelie ordentlich zurückstecken. Das Oldtimer Flugzeug benötigt nämlich mehr Restauration, als ursprünglich angenommen. Gemeinsam mit seinem Freund Franz steckt er alle Energie in die Bückner und vernachlässigt dabei seinen Job und Amelie. Eine ihm gestellte Diagnose lässt Gordon nämlich nur mehr ein Jahr Zeit seinen Traum wahr werden zu lassen.....

Der Roman wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Der Schreibstil ist noch etwas ausbaufähig. Die Figuren und Charaktere sind authentisch und sehr lebendig beschrieben. Ich konnte mir zu jedem Einzelnen ein Bild machen. Auch die Emotionen, die die Charaktere erleben, sind sehr bildhaft beschrieben. Man leidet mit den Figuren mit und hofft und bangt mit jedem einzelnen. Nicht verstanden habe ich, dass Gordon seine gesundheitlichen Sorgen nicht mit Amelie teilt.

In der Mitte bringt ein kleiner Vorfall mehr Leben in die Handlung, was mir gut gefallen hat. Allerdings gab es auch einen anderen Handlungsstrang, den ich völlig unnötig fand. Er hat nichts zur Geschichte beigetragen und war auch etwas unglaubwürdig.

Mit viel Enthusiasmus hat der Autor die Flugszenen beschrieben. Ich war mit Gordon über den Wolken und konnte dieses unbeschreibliche Gefühl zwischen den Zeilen spüren. Wirklich großartig!

Das Ende hat mir gut gefallen, war mir aber auch etwas zu sehr "Happy End". Manche Dinge daran fand ich nicht wirklich authentisch, andere haben mich dafür das Buch glücklich zuklappen lassen.

Fazit:
Ein Roman, den man noch ankennt, dass der Autor sich normaler Weise in einem anderen Genres bewegt. Die Charaketere und Emotionen sind sehr bildhaft und lebendig dargestellt. Man braucht auch als Laie keine Angst zu haben zu viel technischen Infodumping über die Fliegerei oder dem Bau von Flugzeugen zu bekommen. Ein sehr interessanter Roman, der aber noch Luft nach oben hat.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Mysteriöse Todesfälle

Der Märchenkönig
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Im vierten Band rund um Kommissar Tom Perlinger tauchen wir in die Geschichte um den Märchenkönig Ludwig II. von Bayern ein. Historie und Gegenwart hat Sabine Vöhringer wieder großartig verbunden und mich ...

Im vierten Band rund um Kommissar Tom Perlinger tauchen wir in die Geschichte um den Märchenkönig Ludwig II. von Bayern ein. Historie und Gegenwart hat Sabine Vöhringer wieder großartig verbunden und mich neugierig auf die Hintergründe zum Tode von Ludiwg II. gemacht.

Ich empfehle diese Reihe von Beginn an zu lesen, denn die Krimis sind etwas komplex und der Familien- und Bekanntenkreis unseres Hauptkommissars ist groß. Zusätzlich gibt es immer wieder Verbindungen zu den Vorgängerbänden
Als Tom Perlinger stellvertretend für seinen Bruder die Goldene Bürgermedaille in Empfang nehmen soll, wird er zu einem Einsatz in der Nähe gerufen. Unweit des Kaisersaals, wo die Verleihung stattfindet, werden im Köglmühlbach zwei Leichen gefunden. Es handelt sich dabei um den exzentrischen Louis von Schönfeld, der nicht umsonst "Märchenkönig" genannt wird und um seinen Psychiater Siegmund Berg. Die Todesumstände zwischen Louis und dem echten Märchenkönig Ludwig II. sind ähnlich und stellen alle vor ein Rätsel, denn es gibt keine Spuren für ein Gewaltverbrechen. Dass es sich trotzdem um Mord handeln muss, ist allen klar...doch wie hat der Täter gemordet? Und warum?

Während sich Tom immer wieder diese Fragen stellt, treiben ihn auch private Sorgen um. Die Beziehung zu Christl läuft momentan alles andere als gut und der Fall rund um den Brand des Wirtshauses von seinem älteren Halbbruders Max ist noch immer ungeklärt. Deshalb tut ihm Ablenkung gut, auch wenn sich Christl deshalb vernachlässigt fühlt. Sie hat durch den Brand damals nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihren Arbeitsplatz verloren. Gedanken macht sie sich auch über ihren Vater Blasius, der gerade in München weilt und anscheinend in Schwierigkeiten steckt.

Mir dauerte es diesmal etwas zu lange bis der Krimi an Fahrt aufnimmt. Es gibt viele private Verwicklungen und die Ermittlungen laufen auf der Stelle. Erst im letzten Drittel nimmt der Krimi dann sehr an Fahrt auf und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen bis ich die letzte Seite zugeschlagen hatte. Die Parallele zum Tod von Ludwig II. wurde geschickt zum Spannungsaufbau genutzt. Ein fulminantes Ende, das mich mit dem Krimi wieder etwas versöhnt hat.

Schreibstil:
Sabine Vöhringer schreibt sehr bildhaft und detailliert. Lokalkolorit spielt eine große Rolle und trotzdem tritt dabei der Kriminalfall nicht in den Hintergrund.
Klappt man die Broschur auf, findet man einen skizzierten Stadtplan von München mit den markanten Stellen, die in der Geschichte erwähnt werden. Am Ende findet man eine kleine Aufstellung des Ermittlerteams rund um Tom und Jessica, die vorallem für Neueinsteiger wichtig sind.

Fazit:
Ein Krimi, der für mich zu spät an Fahrt aufnahm, aber mit Lokalkolorit und einem sehr interessanten Thema punkten kann. Zusätzlich mag ich das Team rund um Tom und Jessica sehr und bin schon auf den Nachfolgeband gespannt.

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Veröffentlicht am 09.09.2022

Leichter und warmherziger Sommerroman

Vier Frauen und ein Garten voller Glück
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Letztes Jahr habe ich von Lucinde Hutzenlaub "Drei Frauen und ein Sommer" gelesen, das mich sehr gut unterhalten hat. Von ihrem neuen Roman habe ich mir ähnliches erwartet: Wohlfühlroman mit tiefgründigen ...

Letztes Jahr habe ich von Lucinde Hutzenlaub "Drei Frauen und ein Sommer" gelesen, das mich sehr gut unterhalten hat. Von ihrem neuen Roman habe ich mir ähnliches erwartet: Wohlfühlroman mit tiefgründigen Sequenzen. Doch diesmal fehlte es mir etwas an Tiefe...

Im Prolog lernen wir eine jugendliche Juli kennen, die den Heiratsantrag ihres Freundes Erik ablehnt. Die Landschaftsgärtnerin fühlt sich noch nicht reif für die Ehe und sucht ihr Glück in der weiten Welt. Als persönliche Assistentin eines exzentrischen Opernsängers ist sie immer auf Achse. Erst als ihre Mutter Polly erste Anzeichen einer beginnenden Demenz zeigt, erwägt sie nach Jahren eine kurze Auszeit zu nehmen. Im Haus von Martha, deren verwunschenen Garten Juli vor langer Zeit angelegt hat, soll Polly in Zukunft mit Martha und Lissi in einer WG wohnen. Die drei rüstigen älteren Damen sehen allerdings bald ein, dass sie etwas Hilfe benötigen. daraufhin schaltet Juli ein ein Inserat, um eine Haushaltshilfe zu finden, die ihnen unter die Arme greift. Mit Nicola Kramer hat sie die perfekte Person gefunden und auch die drei Ladies sind begeistert....

Lucinde Hutzenlaubs neuer Roman ist leichte Sommerlektüre mit einer Prise Humor. Dieser zieht sich durch die ganze Erzählung und hat mich beim Lesen gut unterhalten. Trotzdem habe ich auch einige Kritikpunkte.
Die Figuren sind von der Autorin sehr lebendig und realistisch gezeichnet worden. Nicht alle sind sofort sympathisch, sondern haben auch ihre Macken und Eigenheiten.
Juli, unsere Hauptprotagonistin, benimmt sich im Laufe des Romans in manchen Situationen nicht wie eine Frau mittleren Alters, sondern wie ein Teeanger. Deswegen hat sie von mir weniger Sympathiepunkte erhalten. Auf der anderen Seite hat mir Juli aber auch richtig leid getan, wenn ihr exzentrischer und egoistischer Arbeitgeber, der Opernsänger Sascha Jakov, mit Anforderungen und Wünsche antanzte, bei denen man nur den Kopf schütteln kann.
Nicola hingegen ist ein richtiger Schatz. Seine Geduld ist bemerkenswert und sein Einsatz bei den "Golden Girls" einfach bezaubernd. Seinen Hund Miles habe ich ebenfalls sofort ins Herz geschlossen.
Die drei älteren WG-Damen sind Originale, bei denen man selbst gerne einziehen möchte. Nur Martha hat öfters den Stinkstifel raushängen lassen und eine Aktion von ihr hat mir ebenfalls nicht gefallen. Von den lustigen Ladies hätte ich gerne noch mehr gelesen, während das Hin und Her zwischen Juli und Nic und ihre Arbeit für mich zu viel Raum einnimmt.

Den Humor von Lucinde Hutzenlaub fand ich auch letztes Jahr in "Drei Frauen und ein Sommer", wie auch in den beiden Sachbüchern "Ich dachte sie ziehen nie aus" und "Ich dachte älter werden dauert länger", die sie gemeinsam mit Heike Abidi geschrieben hat, einfach großartig. Auch diesmal kommt dieser wieder zu tragen und hat mich gut unterhalten. Jedoch ließ die Kommunikation zwischen den einzelnen Figuren manchmal sehr zu wünschen übrig. Wie oft habe ich mir gedacht: Bitte sprecht doch endlich miteinander! Andererseits wäre diese Geschichte dann auch viel zu schneller zu Ende, als von Leser und Autorin erwünscht.

Die Umgebung von München und Stuttgart wird sehr bildhaft beschrieben. Dabei habe auch ich mich in den traumhaften Garten von Marta und in den kleinen Kater Elvis verliebt. Die Bezüge zur Musikwelt haben mich genauso überzeugt.

Am Beginn des Romans gibt es ein kleines Personenverzeichnis mit Charakterbeschreibungen, welches ich sehr gelungen finde!

Fazit:
Ein leichter und warmherziger Sommerroman mit viel Herz und Humor, der für mich nicht ganz an die letzte Geschichte der Autorin herankommt. Zum Abschalten und genießen - war nett, aber auch nicht mehr.

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Veröffentlicht am 20.08.2022

Kein Thriller, aber ein raffinierter Spannungsroman

Der Plan – Zwei Frauen. Ein Ziel. Ein gefährliches Spiel.
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Ich habe zu "Der Plan" gegriffen, weil ich letztes Jahr "Der Tausch" von Julie Clark gelesen und für spannend und gut befunden habe
Mit ihrem neuen Thriller konnte sie mich allerdings nicht mehr so überzeugen, ...

Ich habe zu "Der Plan" gegriffen, weil ich letztes Jahr "Der Tausch" von Julie Clark gelesen und für spannend und gut befunden habe
Mit ihrem neuen Thriller konnte sie mich allerdings nicht mehr so überzeugen, wie mit ihrem Debüt. Das beginnt schon damit, dass ich die Geschichte nicht als Thriller bezeichnen würde, sondern eher als Spannungsroman. Der Plot ist allerdings toll gewählt und konnte mich überzeugen.

Zwei Frauen spielen auch in "Der Plan" die vorherrschende Rolle. Meg Williams ist eine Trickbetrügerin, die sich jedoch der Gerechtigkeit verschrieben hat. Sie schleicht sich in das Leben von skrupellosen Männern, die sich auf Kosten von Frauen bereichern und bringt diese um ihr Geld und ihren Ruf. Ein Mann steht jedoch ganz vorne auf ihrer Liste und zwar derjenige, der ihr Leben zerstört hat.

Als Gegenspielerin haben wir Kat, eine Investigativjournalistin. Sie ist Meg bereits seit zehn Jahren auf den Fersen. Endlich hat sich ihre Ausdauer gelohnt, denn sie hat ihre Gegnerin aufgespürt, was gar nicht so einfach ist...denn Meg ändert ihren Namen und ihren Aufenthaltsort nach jedem gelungen Coup. Kat gibt Meg die Schuld an einem schlimmen Vorkommnis, das ihr Leben zerstört hat. Auch sie möchte Vergeltung, Meg überführen und eine Story darüber schreiben....

Beide Frauen treffen bereits auf den ersten Seiten aufeinander und versuchen sich in das Leben der anderen einzuschleichen. Beide glauben, sie würden die andere manipulieren und austricksen, ohne dass diese es merkt.
Die Charaktere sind zu Beginn nicht wirklich sympathisch, werden aber mit der Zeit und mit Hinblick auf ihre Vergangenheit immer interessanter. Während Kat's Motivation rein persönlich ist, entwickelt Meg im Lauf ihrer Trickbetrügerkarriere eine Art Robin-Hood-Syndrom und hilft im Zuge auch anderen Frauen, die von Männern betrogen worden sind. So beginnt man bald die Täterin zu verstehen und mit ihr zu symapthisieren...

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Meg und Kat in der Ich-Perspektive erzählt. Julie Clark beherrscht diese Art Spannung aufzubauen perfekt. Schon in "Der Tausch" ist ihr das hervorragend gelungen.
Man erfährt nach und nach, wie Meg zur Meisterin der Täuschung wurde und welcher Schicksalsschlag hinter ihren Manipulationen steckt. Sie ist intelligent und ihre manipulative Fähigkeiten als Trickbetrügerin sind wirklich erstaunlich. Trotz ihrer kriminellen Energie konnte ich sie mit der Zeit nur bewundern.
Die Männer sind in der Geschichte Nebenfiguren. Sie sind meistens die Opfer und eher einfach gestrickt. Das fand ich ziemlich amüsant ;)..aber auch unglaubwürdig und übertrieben.

Der Schreibstil von Julie Clark ist fesselnd, dynamisch und bildhaft. Die Spannungskurve steigt kontinuierlich und überraschende Wendungen heben den Spannungslevel weiter an. Trotzdem gibt es auch einige eher langatmigere Sequenzen, vorallem wenn es um Geschäfte und deren genauen Abläufe geht oder es zu sehr ins Politische schwenkt. Es gibt auch einige zu viele glückliche Zufälle.... Das Ende ist überraschend und stimmig.

Etwas schade fand ich, dass die Figur Kristen nicht genauer beleuchtet wurde, schließlich spielt sie für Megs Rache eine große Rolle. Hier hätte ich gerne noch mehr Hintergründe erfahren.

Fazit:
Kein Thriller, aber ein dynamischer Spannungsroman, der mich unterhalten hat. Die unblutige Geschichte ist gut aufgebaut und birgt ein spannendes Katz- und-Maus-Spiel. Kritikpunkte sind die zu vielen glücklichen Zufälle und einige doch zu sehr konstruierten Handlungen. Trotzdem konnte mich auch "Der Plan" gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 16.08.2022

Das Wiener Geheimnis

Die Schwestern vom See
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Lilli Beck hat mich bisher mit ihren Romanen sehr beeindruckt. Vorallem ihren letzten "Wenn die Hoffnung erwacht" fand ich großartig. Von "Die Schwestern am See" erwartete ich mir ähnliches, jedoch ist ...

Lilli Beck hat mich bisher mit ihren Romanen sehr beeindruckt. Vorallem ihren letzten "Wenn die Hoffnung erwacht" fand ich großartig. Von "Die Schwestern am See" erwartete ich mir ähnliches, jedoch ist diese Geschichte nicht mit ihrem letzten Roman vergleichbar.
Uns erwartet nämlich eine sommerlich, leichte Geschichte. Es gibt zwar wieder einige Kapitel in der Vergangenheit, die sogar in Wien spielen, was mir ganz besonders gut gefallen hat, aber der Fokus liegt diesmal in der Gegenwart.

Wir befinden uns in Auerbach am Bodensee. Der Gründer der familiengeführten Pension und des Cafés "Tortenhimmel", Max König, ist verstorben. Die Torten- und Gebäckkreationen, die Max in Erinnerung an seine Lehrzeit im Hotel Sacher in Wien mitgebracht hat, sind in der ganzen Umgebung bekannt und die Pension immer gut besucht. Doch jemand scheint der Familie übel mitspielen zu wollen, denn eine anonyme Anzeige bringt den Familienbetrieb in Verruf und die Lebensmittelinspektion ins Haus....

Im Mittelpunkt des Romans stehen die drei Schwestern mit den blumigen Namen Viola, Iris und Rose. Sie sind die Enkelinnen des verstorbenen Gründers und allesamt sehr symapthische junge Frauen. Neben Großvater Max im Vergangenheitsstrang begleiten wir aber vorallem Iris, die älteste Tochter von Herbert und Florence König.
Im Prolog steht sie kurz vor der Hochzeit mit dem Hotelierssohn Christian Bonhoff. In Zukunft wird sie im Hotel ihres zukünftigen Ehemanns in Köln mitarbeiten. In der Nacht vor Iris Hochzeit schwören sich die Schwestern immer füreinander da zu sein. Drei Jahre später steckt die Ehe von Iris und Christian in einer Ehekrise. Iris wünscht sich nichts sehnsüchtiger als ein Kind, doch bisher hat es noch nicht geklappt. Mit der ausbleibenden Schwangerschaft häufen sich die Streitigkeiten zwischen den Ehepartnern. Ein großer Krach und der Tod von ihrem Großvater Max, lässt Iris zurück nach Auerbach reisen. In der Zwischenzeit leitet, nach einem Herzinfarkt ihres Vaters Herbert, ihre Schwester Rose die Familienpension. Viola, die jüngste Schwester, ist in die Fußstapfen ihres Großvaters geschlüpft und eine preisgekrönte Konditormeisterin geworden.
Am Tag der Beerdigung finden die Familienmitglieder im Zimmer des Großvaters einen ominösen Brief und ein Foto, welche an der Vergangenheit von Max König einige Zweifel aufkommen lassen....

Der erste Abschnitt des Romans hat mich etwas enttäuscht. Trotz der teilweise schwierigen Themen kam mir einiges zu oberflächlich und zu locker-leicht daher. Von den Romanen der Autorin bin ich etwas anderes gewöhnt. Doch mit dem Fortschreiten der Handlung wurde die Geschichte etwas facettenreicher und tiefgründiger. Mit einem Ereignis hat mich die Autorin hingegen regelrecht geschockt.

Die Figuren wurden liebevoll gezeichnet. Die drei Schwestern sind sympathische junge Frauen. Ihre verschiedenen Persönlichkeiten machen sie zu interessanten Charakteren. Die Probleme von Iris konnte ich sehr gut nachvollziehen. Das Verhalten von Christian fand ich teilweise grenzwertig und er hat keinerlei Sympathiepunkte von mir bekommen.
Besonders hervorgehoben wird auch der Familienzusammenhalt im Hause König. Tante Annemarie ist eine sehr vielschichtige und etwas ausgeflippte Person, die für die drei Schwestern immer da ist. Die Eltern der drei Schwestern, Herbert und Florence, bleiben hingegen etwas blass. Zum Dahinschmelzen waren die beschriebenen Tortenkreationen, die Viola in ihrem "Tortenhimmel" herstellt.

Die Rückblenden in die Fünfziger Jahre in Wien mochte ich sehr, auch wenn es mir zum Schluss hin etwas zu kitschig wurde. Den Charme unserer Hauptstadt hat Lilli Beck sehr gut eingefangen und ich fühlte mich sofort heimisch. Generell mochte ich die bildhaften Beschreibungen der Landschaft rund um den Bodensee und der Wiener Innenstadt.

Dass es sich bei "Die Schwestern vom See" um einen Reihenauftakt handelt, ist mir erst durch die angehängte Leseprobe klar geworden. Ich finde es schade, dass es nun auch diesem Genre bald keine Einzelbücher mehr gibt.

Fazit:
Ein charmanter und leicht lesbarer Familienroman, der sich perfekt für die Sommertage eignet. Für mich konnte der Reihenauftakt des Sommerromans nicht an die anderen Bücher der Autorin heranreichen, was wohl am Genre liegt. Trotzdem hat er micht gut unterhalten.

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