Das Unendliche und die Fundamente der Mathematik
Um 1870 wurde Mathematik noch auf ganz andere Weise betrieben als heute. Die Beweisführung war weniger streng, dass eine Aussage plausibel wirkte, reicht oft aus.
Einer der Wegbereiter der Moderne war ...
Um 1870 wurde Mathematik noch auf ganz andere Weise betrieben als heute. Die Beweisführung war weniger streng, dass eine Aussage plausibel wirkte, reicht oft aus.
Einer der Wegbereiter der Moderne war Georg Cantor, der im ausgehenden 19. Jahrhundert spektakuläre Einsichten in das Wesen des Unendlichen gewann, die häufig jeder Intuition widersprachen. Dass es genauso viele Brüche wie natürliche Zahlen gibt, obwohl erstere doch viel zahlreicher scheinen, war dabei noch eines der harmlosesten Ergebnisse. Auf seinem Weg durch die verschiedenen Stufen der Unendlichkeit gewann er überraschende Erkenntnisse und entwickelte viele kreative Beweisideen.
Doch auf eine Frage fand auch er keine Antwort.
Dieses Rätsel wurde erst in den 1960er Jahren gelöst -und das auf eine Weise, die wenige Jahrzehnte zuvor völlig undenkbar gewesen wäre.
Dazwischen gab es eine Grundlagenkrise in der Mathematik, welche letztlich dazu führte, dass dieses Fachgebiet ein ganz neues Fundament erhielt. Ungenauigkeit und Unbestimmtheit wurden getilgt, jedes noch so kleine Detail musste aus einer überschaubaren Anzahl an Axiomen abgeleitet werden.
Vor allem aber mussten die Mathematiker akzeptieren, dass ihre Tätigkeit Grenzen unterworfen ist, dass nicht jede Aussage entweder wahr oder falsch ist, sondern es in jedem Axiomensystem Fragen gibt, die unentscheidbar sind.
Von all dem erzählt der Mathematiker Aeneas Rooch in teilweise lockerem Tonfall und doch sehr fundiert. Im Gegensatz zu den meisten anderen populärwissenschaftlichen Mathe-Büchern belässt er es nicht bei ein paar theoretischen Beschreibungen und vagen Andeutungen, sondern betreibt tatsächlich „echte“ Mathematik. Er führt viele wichtige Beweise im Detail vor, beschreibt, wie die natürlichen Zahlen aus fünf simplen Axiomen abgeleitet werden können, .... und vieles mehr.
Eigenartig nur, dass er fast immer, wenn es richtig interessant wird, in die „Nerd-Zone“ ausweicht. Ich denke, er hätte auch den „normalen“ Lesern mehr zutrauen können.
Außerdem hat mir ein Stichwortverzeichnis gefehlt, wodurch es leichter gewesen wäre, wichtige Stellen nochmal nachzulesen.
Ansonsten kann ich dieses Buch allen an Mathematik Interessierten, die bereit sind, auch komplexere Gedankengänge nachzuvollziehen, nur weiterempfehlen.