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Veröffentlicht am 29.08.2022

Aufklärung nach 40 Jahren

Die Vergessene
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Emily Vaughn ist schwanger und wird nach dem Besuch des Abschlussballs der Highschool ermordet. Einige Zeit vorher hatte Emily an einer Fete teilgenommen, wo auch Drogen konsumiert wurden. Jemand hat an ...

Emily Vaughn ist schwanger und wird nach dem Besuch des Abschlussballs der Highschool ermordet. Einige Zeit vorher hatte Emily an einer Fete teilgenommen, wo auch Drogen konsumiert wurden. Jemand hat an diesem Abend ihren Zustand ausgenutzt und sie vergewaltigt. Emily kann sich allerdings nicht daran erinnern.

Erst 40 Jahre später wird der Fall wieder aktuell, als sich Marshal Andrea Oliver darum kümmert. dieser Roman ist also eine Wiederbegegnung mit Andrea Oliver nach dem Roman "Ein Teil von ihr".

Karin Slaughter schreibt auf routinierte Art. Sie hat entsprechend Erfahrung. Im Laufe des Romans wird kontinuierlich Spannung aufgebaut. Immer mal wieder wird ein bisschen aufgeklärt. Aber bis zur endgültigen Aufklärung muss man natürlich bis zum Schluss warten.

Slaughter wechselt immer wieder die Zeitebenen zwischen 40 Jahre zuvor und heute. Die Kapitel, die sich mit der Zeit vor 40 Jahren beschäftigen, sind entsprechend gekennzeichnet. Die nicht gekennzeichneten Kapitel und Abschnitte beziehen sich auf die Gegenwart.

Der Roman ist leicht zu lesen. Nur, was die Namen der handelnden Personen betrifft, macht Slaughter das so, wie ich es mehrfach in letzter Zeit in Romanen angetroffen habe. Sie wechselt gern zwischen Vornamen, Nachnamen und Spitznamen. Man braucht eine gewisse Zeit, bis man sich da zurecht gefunden hat.

Alles in allem ein solider Roman.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Erzählung unter Freunden

Isidor
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Shelly Kupferberg hat das Leben von Isidor, ihrem Urgroßonkel, recherchiert. Isidor heißt eigentlich Isaak und stammt aus armen Verhältnisses in Galizien. Sein Vater war jüdischer Gelehrter ohne Einkommen. ...

Shelly Kupferberg hat das Leben von Isidor, ihrem Urgroßonkel, recherchiert. Isidor heißt eigentlich Isaak und stammt aus armen Verhältnisses in Galizien. Sein Vater war jüdischer Gelehrter ohne Einkommen. Der Lebensunterhalt für die Familie wird durch die Mutter, die sich als Tagelöhnerin verdingte, aufgebracht. Isaak und seine 4 Geschwister zieht es weg aus diesen ärmlichen Verhältnissen nach Wien. Isaak nimmt dort den Namen Isidor an. Er ist in Wien sehr erfolgreich. Nach eignen Jahren ist er äußerst vermögend und zum Kommerzialrat aufgestiegen.

Isidor glaubt, dass die antisemitischen Erscheinungen in Österreich ein vorübergehendes Phänomen sind und man ihm auf Grund seiner Stellung nichts anhaben könne. Das erweist sich als Trugschluss.

Kupferberg hat sich sehr in die Materie hineingekniet. Man ahnt, wie viele Quellen sie überprüft hat. Eine ungeheure Fleißarbeit. Im Nachwort und im angehängten Interview wird das etwas deutlich.

Kupferberg schreibt so, dass man sich gleich bei ihr heimisch fühlt. Wie eine Erzählung bei einem netten Treffen unter Freunden kommt mir dieses Buch vor.

Obwohl sie von ungeheurem Leid, dass die Juden in Wien erfahren mussten, berichtet, bleibt sie doch in ihrer Wortwahl recht neutral und wirkt dadurch um so glaubwürdiger.

Man fragt sich oft, warum viele Juden bei den ersten Anzeichen nicht geflohen sind sondern ausgeharrt haben, bis es zu spät war. Aus unserer heutigen Sicht erscheint uns das unverständlich. In diesem Buch wird es recht klar.

Das Cover fand ich zunächst etwas rätselhaft. Nach der Lektüre muss ich sagen, es ist einfach phänomenal. Jetzt weiß ich auch, was das Reh in der leeren Zimmerflucht zu suchen hat. Aber das will ich hier nicht spoilern sondern der eigenen Lektüre überlassen.

Ein bemerkenswertes Buch und eine unbedingte Lese Empfehlung.

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Veröffentlicht am 18.08.2022

Polizistenblick

Das neunte Gemälde
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"Polizistenblick", damit ist gemeint ein Blick für Dinge, die jemandem vielleicht sonst nicht auffallen. Diesen Polizistenblick findet man durchgehend im Roman von Andreas Storm. Durch die dadurch bedingte ...

"Polizistenblick", damit ist gemeint ein Blick für Dinge, die jemandem vielleicht sonst nicht auffallen. Diesen Polizistenblick findet man durchgehend im Roman von Andreas Storm. Durch die dadurch bedingte Schreibweise erhält der Roman eine ausgesprochene Authentizität. Es handelt sich um eine fiktive Geschichte, die in reale geschichtliche Zusammenhänge und tatsächliche Ereignisse eingebettet ist. Erschreckend, aber authentisch, wird zum Beispiel deutlich, wie ehemalige Nazigrößen nach dem Krieg mit alliiertem Segen in höchste Ämter gelangen konnten.

Der Roman spielt auf drei Zeitebenen: 1944, 1966 und 2016. Storm ist es äußerst gut gelungen, diese drei Zeitebenen miteinander zu verbinden. Zur Orientierung von Leserin und Leser ist den Kapiteln jeweils eine entsprechende Angabe vorangestellt. Es geht um Verbrennung von sogenannter entarteter Kunst durch die Nazis und um einen Kunstdiebstahl, der durch die Bilderverbrennung verschleiert werden sollte.

Einen großen Teil des Romans nehmen Dialoge ein. Der Roman lebt von diesen Dialogen, die so gestaltet sind, dass man den Eindruck hat, da ist nichts konstruiert, sondern man sitzt neben den handelnden Personen und hört einem Gespräch zu. Trotz der Vielzahl der handelnden Personen verliert man nicht die Übersicht. Storm benutzt dazu einen Kunstgriff, indem er immer dann, wenn einem die Zusammenhänge etwas zu entgleiten drohen, eine Zusammenfassung einschiebt, zum Beispiel in Form eines Dialoges.

Ein zweiter Roman mit demselben Protagonisten ist für August 2023 bereits angekündigt. Nach diesem Start kann man sich darauf freuen.

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Veröffentlicht am 31.07.2022

Ungewöhnlich

Drei
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Schwierig! Nicht schwierig zu lesen, aber schwierig, etwas zum Inhalt zu schreiben, ohne zu spoilern. "Drei" ist der Titel und es sind drei Teile, in die der Roman unterteilt ist. Der Roman spielt in Israel. ...

Schwierig! Nicht schwierig zu lesen, aber schwierig, etwas zum Inhalt zu schreiben, ohne zu spoilern. "Drei" ist der Titel und es sind drei Teile, in die der Roman unterteilt ist. Der Roman spielt in Israel. In jedem Teil steht eine Frau im Vordergrund und in allen drei Teilen derselbe Mann. Am Ende der ersten beiden Teile geschieht jeweils ein Mord. Der dritte Teil ist jedoch etwas Besonderes. Aber das muss man wirklich selbst lesen.

Dror Mishani stellt einen ungewöhnlichen Schreibstil vor. Er wechselt sehr oft die Erzählform zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Im drittel Teil schreibt er sogar im Futur. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Der Roman ist kein Krimi. Es kommt Mishani offensichtlich nicht auf Spannung an. Er schreibt jeweils sehr ausführlich über das Gefühlsleben und die Gedankenwelt der jeweiligen Protagonistinnen. Mitunter ist das etwas zu lang geworden.

Aber insgesamt gesehen ist der Roman gelungen und lässt sich angenehm lesen. Ist mal etwas anderes.

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Veröffentlicht am 29.07.2022

Visionär

Der Mann, der vom Himmel fiel
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Thomas Jerome Newton, Nathan Bryce und Betty Jo sind die drei Hauptpersonen dieses Romans. Newton ist buchstäblich vom Himmel gefallen in einem kleinen Raumschiff. Er wurde von einem anderen Planeten als ...

Thomas Jerome Newton, Nathan Bryce und Betty Jo sind die drei Hauptpersonen dieses Romans. Newton ist buchstäblich vom Himmel gefallen in einem kleinen Raumschiff. Er wurde von einem anderen Planeten als Abgesandter ausgeschickt, um ... Ja was? Die Erde zu erobern, der Erde zu helfen? Aber da will ich jetzt nicht spoilern.

Jedenfalls ist Newton, was die Wissenschaft angeht, den Menschen überlegen und sorgt durch neue Erfindungen dafür, dass er in kurzer Zeit ein reicher Mann wird. Mit Bryce und Betty Jo hat er dabei den meisten Kontakt, da er sich ansonsten von den Menschen möglichst fern hält und versucht, als Mensch und nicht als Außerirdischer zu erscheinen.

Der Roman erschien in Erstauflage bereits 1963. Er spielt in den Jahren 1985 bis 1990. Also war er damals ein Science Fiktion Roman. Es ist frappierend, wieviel Walter Tevis damals vorausgesehen hat, was den Umgang der Menschen mit ihrer Erde angeht. Aber auch, was die politische Ebene angeht, hat er sich damals schon als Visionär betätigt. Vieles kommt sogar unseren heutigen Verhältnissen beängstigend nah.

Ein Buch, dessen Lektüre ich nur empfehlen kann.

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