Ich lese recht selten Liebesromane, allerdings mache ich bei denen von Jenn Bennett eine Ausnahme. Auch wenn sie manchmal ein wenig kitschig sind, liebe ich einfach ihren Schreibstil, der dem ganzen etwas Leichtigkeit verleiht, dass sogar ich dahin schmelzen kann.
Ihr Stil ist sehr flüssig, einfach, gradlinig und sehr leise. Sie schlägt keine lauten Töne an, sondern versucht eine gewisse Konstanz in ihren Büchern zu behalten, die dem ganzen einen noch angenehmeren Leseeffekt bescheren.
Dieses Buch wird aus der Ich Perspektive von Bex erzählt.
Ich mochte die beiden Protagonisten sofort. Denn sie könnten unterschiedlicher nicht sein.
Bex, wächst zusammen mit ihrem Bruder, bei ihrer Mutter auf. Die drei leben in einer kleinen Wohnung und alle gehen irgendeinem Job nach, der sie mehr oder wenig über Wasser hält. Bex jobbt neben der Schule, um sich manches leisten zu können aber auch um etwas für ihr Studium bei Seite zu legen. Sie ist recht nachdenklich, in sich gekehrt, hat wenige Freunde und erinnert von ihrem Stil an die Adams Family.
Jack hingegen ist von Haus aus reich und lebt mit seinen Eltern in ihrem riesigen Haus. Er ist recht impulsiv, fällt mit seinem Aussehen auf und hat ein großes Geheimnis. Eines was er niemals verrät. Er ist dem Buddhismus zugeneigt und ein pseudo Vegetarier…
So unterschiedlich die beiden auch sind, so grandios ergänzen sie sich. Wie Feuer und Eis…
Die Story hat mich sehr berührt. Denn als der Grund klar wird, warum Jack diese goldenen Buchstaben sprüht und für wen, war ich sprachlos. Hier geht es um weitaus mehr, als nur eine Liebesgeschichte. Es geht um das Thema Krankheiten innerhalb einer Familie und was diese aus solch einem Konstrukt machen können. Über Scham, bis hin zur Verleugnung, Ausgrenzung und verdrängen von Gefühlen. Wie Eltern etwas vor anderen verheimlichen um nicht schräg angesehen zu werden, Angst ihr Ansehen zu verlieren und dafür in Kauf zu nehmen einen Menschen zu isolieren und geheim zu halten.
Dies ist hier der zentrale Punkt und auch das große Geheimnis von Jack.
Bex hingegen wird von ihrer Mutter recht klein gehalten und in vielen Dingen unterdrückt und eingegrenzt, weil diese nicht verstehen kann, wie Bex ihr Kunsttalent wegwirft, um Illustratorin für medizinische Bücher zu werden. Wie diese sie nicht unterstützt, sondern stets dagegenredet. Sie kann von anderen nichts annehmen und erfindet lieber lügen, bevor sie als Bettlerin dasteht. Daher versucht Bex aus diesem Haus auszubrechen und ihren eigenen Weg zu gehen.
Dieses Buch behandelt zwei Themen, die recht komplex sind. Natürlich werden sie nicht in voller Gänze erarbeitet und besprochen, sondern lediglich nur angekratzt um am Ende darum eine Liebesgeschichte zu konstruieren.
Ich hätte mir gewünscht, sie hätte sich nur einem Thema davon angenommen und dieses dann zum zentralen Thema des Buches gemacht und daraus etwas erarbeitet, so dass dem Thema mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dadurch hätte es mehr Gewicht bekommen und trotz alledem wäre eine Liebesgeschichte mit Jack und Bex möglich gewesen.
Dies ist aber auch der einzige Kritikpunkt, denn ansonsten mag ich einfach alles was Jenn Bennett schreibt.
Mal am Rande…dieses Mal sind wir in San Francisco. Auch wenn ich schon einmal dort war, nach diesem Buch, würde ich die Stadt mit anderen Augen sehen, andere Plätze aufsuchen und wahrscheinlich sogar nach goldenen Buchstaben Ausschau halten.
Meine Bewertung: 4 Sterne
Wir haben in diesem Buch eine berührende und wunderschöne Liebesgeschichte. Eine Geschichte von Jack und Bex, die beide Geheimnisse mit sich herumtragen und es erst schaffen stark zu sein, als sie sich haben. Mir wäre ein wenig mehr Tiefe bei den beiden zentralen Themen lieb gewesen um den Fokus mehr auf die Wichtigkeit zu lenken. Aber, selbst so ist das Buch mehr als nur empfehlenswert…vor allem wenn man ein Freund der leisen Töne und Worte ist.