Profilbild von HappyEndBuecherdeNicole

HappyEndBuecherdeNicole

Lesejury Star
offline

HappyEndBuecherdeNicole ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HappyEndBuecherdeNicole über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2017

Sensibles Familiendrama; eine etwas andere Vater-Tochter Geschichte, allerdings auch recht vorhersehbar erzählt

Wenn du vergisst
0

Gegenwart:

Margaret ist eine Lehrerin aus Leidenschaft, verheiratet mit Ben, von dem sie zwei Kinder bekommen hat. Margaret neigt jedoch dazu, sich Tag für Tag zuviel aufzuhalsen und so gerät sie eines ...

Gegenwart:

Margaret ist eine Lehrerin aus Leidenschaft, verheiratet mit Ben, von dem sie zwei Kinder bekommen hat. Margaret neigt jedoch dazu, sich Tag für Tag zuviel aufzuhalsen und so gerät sie eines Tages, als sie mal wieder zu spät dran ist, auf dem Nachhauseweg in einen Unfall. Nach dem Aufprall, schnellt Margarets Adrenalinspiegel sogleich in die Höhe, denn ihr Wagen hat Feuer gefangen und sie droht, in ihrem Wagen zu verbrennen, weil die Tür klemmt. Nur dem Mut und der Kraft eines Mannes, der gezeichnet ist von alten Brandverletzungen, ist es zu verdanken, dass sie heil aus ihrem Wagen gezogen werden kann. Der Mann lässt Margaret nicht mehr los. Auch Tage später muss sie immer noch an ihn denken und plötzlich kommen Erinnerungsfetzen in ihr hoch, die seit ihrer Kindheit in ihr vergraben waren. Sie beginnt auf dem alten Dachboden ihres Elternhauses zu suchen und findet schließlich das Tagebuch ihrer bereits seit Jahren verstorbenen Mutter. Außerdem Zeitungsausschnitte, die über einen Entführungsfall, der sich im Jahre 1985 zugetragen hat, berichten. Margarets Entführung. Margaret fällt aus allen Wolken und will nun mehr erfahren…

1985:

George McLaughlin stammt aus einer schottischen Familie mit mafiösen Strukturen. Nicht nur der verschollene Vater regierte sein Viertel mit strenger Hand und schreckte selbst vor Mord nicht zurück, auch Georges Geschwister sind allesamt berechnend, korrupt und gefährlich. Seinen Sanftmut hat George von der Mutter mitbekommen; überhaupt gilt George in seiner Familie als schwarzes Schaf- er ist freundlich zu jedermann, hatte bereits Lerndefizite in der Schule und ist trotz seiner beeindruckenden Größe ein Erwachsener mit kindlich naivem Gemüt geblieben. Sein größter Wunsch ist es, eine eigene Familie zu gründen, doch seine große Liebe, die er schwängerte, entschied sich für einen anderen Mann. Nun hat er sie jedoch aufgespürt und will alles auf eine Karte setzen. Er glaubt, dass Katherine, sobald er persönlich vor ihr steht und sie sieht, wie viel Mühe er sich gegeben hat, zu ihm zurückkommt. Und mit ihr, ihre gemeinsame Tochter Molly…

Ich entschied mich für Lisa Ballantynes Roman „Wenn Du vergisst“, weil Cover und Klappentext darauf hindeuteten, dass man es hier womöglich mit einer äußerst packenden Story zu tun bekommt, einem Thriller nicht unähnlich. Doch leider entpuppte sich der Roman dann als etwas völlig anderes. „Wenn Du vergisst“, ist ein intensiv gezeichnetes Familiendrama, eine etwas andere Vater-Tochter Geschichte, die durchaus zu berühren versteht und einem beim Lesen unter die Haut geht. Allerdings fand ich manche Romanpassagen schwer zu lesen, was daran lag, dass die Autorin einen sehr bildhaften und realistischen Schreibstil besitzt und die deprimierenden Zustände in Georges Kindheit mich beim Lesen daher ziemlich herunterzogen.

George ist ein Antiromanheld, der eigentlich stets nur Gutes im Sinn hat, aber leider immer zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Man leidet mit ihm mit, wenn er sich in Kindheitserinnerungen ergeht oder auch später, wenn aus einer anfangs harmlosen Übersprungshandlung, eine kopflose Flucht wird.

Ich fand, dass die Autorin ein gutes Händchen dafür hat, bestimmte Situationen und Stimmungen zu beschreiben. Man kann sich gut in ihre Figuren hineindenken, doch trotz der vielen positiven Aspekte möchte ich dennoch keine volle Punktzahl vergeben, denn die Geschichte ist von Anfang bis Ende völlig vorhersehbar und es kommt daher auch keinerlei Spannung beim Lesen auf. Selbst wenn mich die Dialoge zwischen George und Molly sehr berührt haben, fand ich, dass sich die Handlung ziemlich in die Länge zog. Außerdem wurde der Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt, recht unspektakulär erzählt, so dass ich am liebsten gleich vorgeblättert hätte, zu Georges Erlebnissen. Empfehlen würde ich „Wenn Du vergisst“, daher nur Lesern, die ein Faible für gutgeschriebene Familiendramen haben. Eingefleischte Krimi und Thrillerfans sollten allerdings lieber die Finger von diesem Roman lassen.

Kurz gefasst: Sensibles Familiendrama; eine etwas andere Vater-Tochter Geschichte, allerdings auch recht vorhersehbar erzählt.

Veröffentlicht am 13.07.2017

Packender, atmosphärisch dichter Psychothriller- allerdings auch mit gewissen Logiklücken.

Und in dir die Finsternis
0

14 Jahre zuvor:

Lisa lernt ausgerechnet, als sie eine schwere Zeit durchmacht, weil ihr geliebter Bruder an Krebs erkrankt in einem Hospital liegt, den attraktiven, reichen Arzt Glenn Swann kennen. Glenn ...

14 Jahre zuvor:

Lisa lernt ausgerechnet, als sie eine schwere Zeit durchmacht, weil ihr geliebter Bruder an Krebs erkrankt in einem Hospital liegt, den attraktiven, reichen Arzt Glenn Swann kennen. Glenn nutzt seine guten Verbindungen und so wird Lisas Bruder bald auf eine bessere Station verlegt. Das gefällt nicht allen Angestellten im Krankenhaus. Lisa wird zugetragen, dass Glenn stets bekommt, was er will und seine Interessen wenn nötig auch mit Gewalt durchsetzt. Lisa kann und will das nicht glauben, denn Glenn ist ihr gegenüber aufmerksam und liebevoll. So heiraten die beiden recht schnell, doch bereits kurz nach ihrer Hochzeit, schlägt Glenn sie zum ersten, doch leider nicht zum letzten Mal. Lisa ist entsetzt, versucht sich zu wehren, doch von Mal zu Mal, werden Glenns Attacken schlimmer und so beschließt sie, weil ihr die Polizei recht klar gemacht hat, dass es schwer sein wird für sie, Glenn wieder loszuwerden, zu flüchten. Dank der Hilfe ihres im Sterben liegenden Bruders, lernt sie jemanden kennen, der ihr neue, gefälschte Papiere besorgt. Und mit gewissen finanziellen Rücklagen, gelingt es ihr nur wenig später, einen Selbstmord vorzutäuschen. Zumindest glaubt die Polizei zunächst daran. Als jedoch eine weibliche, zerstückelte Leiche, in Einzelteilen aufgefunden wird, die die gleichen Brandnarben aufweist, wie Lisa, reagiert Glenns Familie alarmiert. Glenns Schwester, ihr Mann und deren Tochter, sagen bei der Polizei aus, dass Glenn seine Frau regelmäßig schlug und so rückt Glenn schnell ins Visier der Fahnder, die ihn abschließend für den Mord an seiner Ehefrau ins Gefängnis stecken.

Seattle:

Lisa lebt nun unter ihrem neuen Namen, Megan, in Seattle. Sie hat neun Monate nach ihrer Flucht ein Kind geboren, Glenns Kind, einen Sohn, den sie Josh nennt. Es gelingt ihr nach Jahren, langsam wieder Fuß zu fassen, in ihrem neuen Leben und ihre Angst, Stück für Stück zu überwinden. Sie glaubt Glenn immer noch sicher verwahrt im Gefängnis, doch eines Tages muss sie feststellen, dass es Glenn gelungen ist, auf freien Fuß zu kommen. Eine DNA Analyse der Frauenleiche ergab, dass es nicht Lisa war, die damals ermordet aufgefunden wurde und so wurde Glenn wieder entlassen. Wird er auf Rache sinnen? Lisa fürchtet das schon, denn es geschehen in ihrem und Joshs Umfeld, immer wieder rätselhafte Dinge, die sie glauben lassen, dass Glenn nicht mehr weit entfernt von ihnen ist….

Nachdem ich kürzlich einige, als Psycho-Thriller deklarierte Romane von diversen Autoren erwischte, die sich jedoch lediglich als mäßig unterhaltende Krimis entpuppten, setzte ich ehrlich gesagt nicht mehr viel Hoffnung in Kevin O’Briens „Und in dir die Finsternis“. Doch auch wenn es durchaus einige Kritikpunkte gibt, an dieser Story, handelt es sich hier endlich doch einmal um einen waschechten Psycho-Thriller, der viele packende Momente zu bieten hat. Dazu hat der Autor einen sehr guten Schreibstil- seine Figuren wirken lebhaft und echt und überhaupt gelingt es ihm, Lisa/Megans Ängste plausibel darzustellen. Besonders gut gefallen hat mir auch der lockerleichte Umgangston, den Mutter und Sohn miteinander pflegen. Man spürt, wie sehr die beiden aneinander hängen und hofft und bangt mit ihnen mit. Ich könnte mir diesen Roman übrigens auch gut fürs Kino verfilmt vorstellen.

Nun aber zu meinen Kritikpunkten, die für einen Punktabzug gesorgt haben.

Ich fand es ehrlich gesagt mehr als seltsam, dass die Romanheldin so lange im Dunklen tappt und nicht begreifen will, dass alle Opfer des Serienkillers, so aussehen wie sie. Immer wieder findet sie für sich irgendwelche Ausreden, was nicht zu ihrem ansonsten so vorsichtigen Charakter passen will. Dann möchte der Autor seine Leser davon überzeugen, dass es einer Frau, die auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann ist, nicht auffällt, wenn immer wieder aus ihrer Wohnung persönliche Dinge verschwinden. Überhaupt fühlt sich Lisa in gewissen Momenten immer beobachtet, wechselt aber noch nicht einmal ihre Wohnung? Wer hier weiter liest- Achtung Spoiler!

Kommen wir zum Täter: Ein rücksichtsloser, grausamer und brutaler Serienkiller, der eigentlich jemanden anderen will, diesen aber lediglich jahrelang stalkt; also jederzeit an diese Person herankommen könnte und sogar zwischenzeitlich zum Retter in der Not wird. Wieso schlug er nicht sofort zu und begnügte sich stattdessen all die Jahre lediglich mit einem „Ersatz“? Überhaupt schien der Killer allwissend zu sein. Wieso konnte er Lisas List als einziger durchschauen, wieso konnte er sie so einfach aufspüren und wieso konnte er so leicht in ihren Wohnungen ein und ausgehen, die ja durchaus gesichert waren?

Leider kann der aufmerksame Leser den Serienkiller dieser Story recht schnell enttarnen- dennoch verliert die Story nicht an Spannung. Trotz der immerhin 636 Seiten bleibt sie atmosphärisch dicht geschildert und spitzt sich gegen Ende immer mehr zu. Dennoch, für meinen Geschmack hätte man diesen Roman durchaus mindestens 150 Seiten kürzer erzählen können.

Kurz gefasst: Packender, atmosphärisch dichter Psychothriller- allerdings auch mit gewissen Logiklücken.

Veröffentlicht am 05.07.2017

Ruby und Ethan- Bekommt die Liebe eine zweite Chance? Bittersüße Love Story mit Humor und schrulligen Nebenfiguren, allerdings auch mit einigen Längen

Die Schwester der Braut
0

Damals:

Ruby, eine Tochter aus reichem Hause, die zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Piper und ihrem verwitweten Dad, einem erfolgreichen Geschäftsmann der in der Immobilienbranche tätig ist, in einem ...

Damals:

Ruby, eine Tochter aus reichem Hause, die zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Piper und ihrem verwitweten Dad, einem erfolgreichen Geschäftsmann der in der Immobilienbranche tätig ist, in einem kleinen beschaulichen Örtchen in den USA lebt, lernt eines Tages Ethan kennen. Einen äußerst ungewöhnlichen Barkeeper, der seinem Vater in der Werkstatt zur Hand geht und sehr belesen ist. Ruby ist fasziniert von Ethans Charme und Humor und auch seine Warmherzigkeit bezaubert sie. Obwohl das erste Date beinahe schief läuft, wird es doch ein Erfolg und beide werden ein Paar. So lange, bis Ruby nach New York geht, denn dort hat sie ein vielversprechendes Jobangebot bekommen, das sie unbedingt annehmen möchte. In New York lernt sie auch viele neue Leute kennen und dann kommt der Tag, an dem sie mit Ethan Schluss macht. Per Brief, was ihn zutiefst trifft.

Zehn Jahre später:

Ruby reist zur Hochzeit ihrer Schwester nach England, wo diese unbedingt in einem Schloss den Ehebund schließen will. Natürlich gibt es auch ein Haken an der Sache, obwohl Ruby sich sehr auf die Hochzeit freut, wird sie dort nach so langer Zeit wieder auf Ethan treffen, der der beste Freund des Bräutigams und auch dessen Trauzeuge ist. Aus Ethan ist ein steinreicher Geschäftsmann geworden, der, weil er eine nützliche App entworfen hat, in aller Munde ist. Als Ruby ihn trifft, spürt sie, dass ihre Gefühle für Ethan nach wie vor da sind und insgeheim beschließt sie, um eine weitere Chance zu kämpfen. Doch dann belauscht sie ein Gespräch, das Ethan mit dem Bräutigam führt und das was er von sich gibt, lässt ihre Hoffnungen fast auf Null sinken. Es scheint, als ob Ethan über sie hinweg ist und keinerlei Interesse mehr an ihr hat, außer, freundschaftliche Gefühle für sie zu hegen. Oder?



Aufmerksam geworden auf Melissa Pimentels Roman, bin ich bereits vor einer Weile, als mir der englische Originaltitel „The One That Got Away“, auf einem Verkaufsportal empfohlen wurde. Wohl, weil ich dort bereits einige Jane Austen Verfilmungen und Romanadaptionen erstanden hatte. Denn angeblich soll „Die Schwester der Braut“ ein, an den Austen Roman „Verführung/Persuasion“, angelehnte, moderne Adaption sein.

Ich erhoffte mir also eine tolle Liebesgeschichte, die in der Gegenwart spielt. Doch mein Lesevergnügen ist leider kein ungetrübtes gewesen. Sicherlich versteht die Autorin ihr Handwerk und man kann in Grundzügen durchaus Parallelen zum Austenroman entdecken. Doch Ruby, selbst wenn sie zögerlich ist, sich verlocken lässt und Fehler macht, ist keine Anne Eliot. Und auch Ethan und Captain Wentworth haben lediglich eines gemeinsam. Ihre Aufrichtigkeit und Stärke. Sucht man als Leser keine Austenkopie und möchte sich lediglich von einem leichten Liebesdrama unterhalten lassen, wird man sicherlich auf seine Kosten kommen. Doch mir persönlich hat der teilweise recht langatmige Erzählstil der Autorin nicht hundertprozentig zugesagt.

Die Geschichte von Ethan und Ruby wird im Wechsel erzählt. Da sind einmal die Rückblenden, in denen man erfährt, wie beide zusammenfanden und eben der Haupterzählstrang, der in der „Jetztzeit“ spielt.

Zugegeben, ich mochte den Humor der Autorin sehr, der sich in vielen Dialogen ihres Heldenpaares widerspiegelt und auch die Momente der Vertrautheit zwischen Ethan und Ruby. Und selbst die schrulligen Nebenfiguren wie Rubys Vater, Charlie der Bräutigam, oder Jess, Rubys beste Freundin haben mich beim Lesen oft schmunzeln lassen. Doch leider wollte der Lesefunke bei mir halt nicht ganz überspringen. Viele Geschehnisse in der Gegenwart sind, trotz der humorigen Einlagen eher belanglos geraten, viel Small Talk wird eingeschoben und so zieht sich die Geschichte sehr in die Länge. Und wenn man dann gegen Ende den Grund für Rubys damaligen Rückzug erfährt, ist man eher verwundert, denn dieser wirkt ziemlich unglaubwürdig inszeniert, weil Rubys Charakter, einem solchen Agieren eigentlich so gar nicht entspricht. Trotz der erwähnten Langatmigkeit möchte ich aber dennoch vier von fünf Punkten für „Die Schwester der Braut“ vergeben, weil die Story durchaus solide geschrieben ist und eine gewisse Substanz und Humor zu bieten hat. Und weil die Anziehungskraft zwischen Ethan und Ruby beim Lesen stetes spürbar ist.

Veröffentlicht am 23.06.2017

Spannender Tierkrimi, der jedoch etwas langsam in Fahrt kommt, dann aber mit überraschenden Wendungen und einem packenden Showdown punkten kann

Gray
0

Als ein Schüler aus Cambridge; ein dazu überaus begabter Fassadenkletterer, bei einem seiner nächtlichen Klettertouren über den Dächern der Universität, tödlich verunglückt, glauben alle zunächst an einen ...

Als ein Schüler aus Cambridge; ein dazu überaus begabter Fassadenkletterer, bei einem seiner nächtlichen Klettertouren über den Dächern der Universität, tödlich verunglückt, glauben alle zunächst an einen tragischen Unfall oder einen möglichen Selbstmord. Elliots Mutter ist im Gegensatz zu ihrem Mann, am Boden zerstört und bittet seinen Tutor, den schrulligen Dozenten Dr. Augustus Huff darum, Elliotts, vermeintlichen Unfall näher zu untersuchen. Augustus fällt zunächst aus allen Wolken als er darum gebeten wird- schließlich ist er ja keinesfalls ein Detektiv. Doch seine Neugierde siegt und so beginnt er mit seinen Ermittlungen. Aber nicht nur diese stellen ihn auf eine harte Probe. Bei Elliot lebte ein kleiner, geschwätziger Graupapagei namens Gray, um den sich nun Augustus kümmern soll. Gray erscheint traumatisiert als Augustus ihn zum ersten Mal begegnet, doch beide freunden sich recht schnell an und schon bald kann sich Huff ein Leben ohne Gray nicht mehr so wirklich vorstellen. Doch was genau plappert der Papagei da so tagtäglich vor sich hin? Welche Forschungen betrieb Elliott an ihm und vor allem, wieso beschreiben die einen Elliot als sympathischen Menschen und die anderen ihn als kaltes, berechnendes Monster? Bei seinen Ermittlungen stößt Augustus auf einige Ungereimtheiten, die seine Theorie, Elliot sei ermordet worden, untermauern.

Und plötzlich befindet sich Augustus in Lebensgefahr….

In „Gray“, lässt Leonie Swann diesmal ein ziemlich ungewöhnliches Duo ermitteln, wobei Grays Unterstützung eher subtiler und moralischer Art ist, denn Gray mag zwar hochintelligent sein, doch weist er verständlicherweise einen nur recht eingeschränkten Wortschatz auf. Augustus muss sich also manches Mal ziemlich anstrengen, um Grays Kommentare in ein für ihn verständliches Licht zu rücken. Gray ist ein niedliches Kerlchen und verleiht diesem Tierkrimi die nötige Portion Humor, doch ist dieser, wie ich fand, in Leonie Swanns aktuellem Roman ansonsten eher dünn gesät. Augustus ist dagegen ein Romanheld voller Widersprüche und ganz ehrlich- ich konnte ihm sein Verhalten nicht wirklich abnehmen. Einerseits leidet Augustus unter Waschzwängen und andere Tics, ekelt sich vor Unordnung und Dreck und ist so unglaublich schüchtern. Andererseits wird er im Laufe des Romans plötzlich zum Fassadenkletterer und nimmt, ohne lange mit der Wimper zu zucken, einen Vogel bei sich auf, obwohl dieser nun ja auch für Schmutz sorgt und führt so zielsicher detektivische Ermittlungen durch, als ob er nie etwas anderes gemacht hätte. Zudem erinnerte mich Augustus einfach zu sehr an Lee Goldbergs Roman und TV-Serienfigur Mr. Monk, die ich sehr mag- allerdings konnte ich im Falle des Mr. Monk eher nachvollziehen, wieso er zum Detektiv wurde, da er jahrelange Erfahrungen als Polizist aufwies. Und dieses Vorwissen fehlte Augustus streng genommen.

Abgesehen von seinen Tics erfuhr man über Augustus leider recht wenig. Und der teils abstrakt wirkende Erzählstil von Leonie Swann machte es mir auch nicht unbedingt leicht, die ersten zweihundert Seiten durchzuhalten, da nicht wirklich viel geschah, außer dass Augustus versuchte, Licht ins Dunkel des möglichen Kriminalfalles zu bringen. Besonders irritierend fand ich jedoch, dass anfangs noch nicht einmal polizeiliche Ermittlungen durchgeführt wurden. Wieso gelang es eher einem Dozenten, die richtigen Fragen zu stellen, als der Polizei, die Elliots Tod gleich als Unfall oder Selbstmord ad acta legte?

Nachdem ich mich, wie gesagt, mit den ersten zweihundert Seiten recht schwer getan hatte, nahm die Handlung dann plötzlich an Fahrt auf und die Auflösung des Kriminalfalles, inklusive falscher Fährten, die die Autorin für ihre Leser gelegt hatte, nebst spannendem Showdown fand ich sehr spannend beschrieben, so dass ich trotz meiner Kritikpunkte nicht weniger als vier von fünf Punkten für „Gray“ vergeben möchte.

Sehr niedlich fand ich übrigens auch die Illustrationen auf jeder Buchseite, die Gray zeigen, wie er einer Erdnuss nachjagt.

Veröffentlicht am 20.06.2017

Packender Krimi mit vielen unerwarteten Wendungen, allerdings mit einer gewöhnungsbedürftigen Heldin

Die Mädchen von der Englandfähre
0

Die Journalistin Nora Sand, die für die Zeitung „Globalt“ arbeitet, liebt ihren Job. Doch es gibt auch Tage, da fällt es ihr schwer, ihre Professionalität und Gelassenheit beizubehalten. Etwa, wenn sie ...

Die Journalistin Nora Sand, die für die Zeitung „Globalt“ arbeitet, liebt ihren Job. Doch es gibt auch Tage, da fällt es ihr schwer, ihre Professionalität und Gelassenheit beizubehalten. Etwa, wenn sie Völkermörder interviewen muss, die ungerührt ihre Taten schildern und sich dabei noch im Recht glauben. Eines Tages findet Nora, während sie privat in einem Antiquitäten und Trödlerlädchen herumbummelt, einen gebrauchten Koffer, der ihr auf Anhieb gut gefällt und kauft ihn. In diesem Koffer, versteckt in einer Seitentasche, befindet sich ein Stapel Bilder. Die wohl in der 1980er Jahren geschossenen Photos, zeigen hauptsächlich junge Frauen, die vor einer Wand posieren- aber darunter ist auch eine Aufnahme von zwei Teenagermädchen, welche Nora bekannt vorkommen. Sie wird neugierig und forscht nach. Ihr zur Seite, steht Noras bester Freund Andreas, der bei der Kriminalpolizei arbeitet und für den sie immer noch heimlich romantische Gefühle hegt. Doch Andreas hat eine Freundin. Bald findet Nora heraus, dass die beiden Mädchen auf dem Photo, die seit vielen Jahren verschwundenen Lulu und Lisbeth sind. Sie fuhren einst mit anderen Jugendlichen auf eine Fähre gen England und kamen nicht an.

Dieser mysteriöse Fall sorgte damals für reichlich Wirbel in den dänischen Medien. Das Kuriose an dem gefundenen Photo: es ist eine Aufnahme, die eindeutig später gemacht wurde von den Beiden, als das angeblich letzte Bild der Mädchen, das einst durch die Medien ging.

Nora wendet sich an die Polizei, führt nebenher aber auch ihre eigenen Ermittlungen durch, die sie auf die Spur des, seit einigen Jahren, inhaftierten Serienkillers Bill Hixley führen und schon bald meldet sich ein hochrangiger Mitarbeiter namens Spencer bei ihr, der es Nora unter anderem ermöglicht, Bill Hixley im Gefängnis zu besuchen. Das Treffen wird eine äußerst traumatische Angelegenheit für Nora, denn „Bill Hix“ stößt eindeutige Drohungen aus, die Nora gelten. Dennoch will sie sich nicht davon abhalten lassen, Licht ins Dunkel des alten Falles zu bringen. Das ist sie auch den Angehörigen der vielen jungen, verschollenen Frauen auf den Bildern schuldig, die immer noch verzweifelt auf der Suche nach ihren Lieben sind…

Mit „Die Mädchen von der Englandfähre“, hat die Autorin Lone Theils den ersten Teil ihrer neuen Krimireihe um die wissensdurstige Journalistin Nora Sand abgeliefert, der sich über weite Teile sehr packend liest, da der Fall der verschwundenen Mädchen äußerst undurchsichtig inszeniert wurde. Somit ist man als Leser der Romanheldin nie voraus und wird ebenfalls überrascht von den Wendungen, die die Autorin für einen bereithält. Die kleine Liebesgeschichte zwischen Nora und Andreas, die sowieso nur schmückendes Beiwerk ist, fand ich dagegen nicht ganz so gelungen. Ich empfand Nora in Gefühlsangelegenheiten leider etwas zickig und unreif agierend und war daher sehr froh, dass das Hauptaugenmerk, eindeutig dem aufzulösenden Kriminalfall gilt.

Und dieser hat es, nachdem man Nora etwas besser kennenlernen durfte, eindeutig in sich. Besonders den Gefängnisbesuch von Nora, fand ich äußerst beklemmend beschrieben und überhaupt legt die Autorin einen sehr bildhaften, lebhaften Schreibstil an den Tag, so dass man hier praktisch Kopfkino pur geboten bekommt. Zugegeben, manche Beschreibungen sind nichts für zarte Gemüter, doch wenn man diesbezüglich keine Probleme hat, erwartet den Leser ein spannender Krimi. Lediglich das übertriebene, reißerisch wirkende Showdown gegen Ende des Romans, sorgte dann für meinen Punktabzug. Zum einen verhält sich Nora furchtbar störrisch und unbelehrbar; man könnte auch dumm sagen, was sie in Lebensgefahr bringt und zum anderen kann man einfach nicht so viel Glück haben im wahren Leben. Zugegeben, Nora ist keine einfache Hauptakteurin und meine Sympathien für sie hielten sich eher in Grenzen, doch die Ermittlungsarbeit fand ich sehr fesselnd geschrieben so dass ich für den ersten Teil um Nora Sand nicht weniger als vier von fünf Punkten vergeben möchte.