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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.08.2022

Berührend, mitreissend und authentisch

Sag den Wölfen, ich bin zu Hause
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Die Geschichte der 14jährigen June, die ihren an AIDS erkrankten Onkel verliert, entführt uns nach New York 1987. Eine Zeit, in der AIDS als Schreckgespenst die Menschen erschütterte und sich noch viele ...

Die Geschichte der 14jährigen June, die ihren an AIDS erkrankten Onkel verliert, entführt uns nach New York 1987. Eine Zeit, in der AIDS als Schreckgespenst die Menschen erschütterte und sich noch viele Missverständnisse darum rankten.
June wächst zusammen mit ihrer talentierten zwei Jahre älteren Schwester und ihren berufstätigen Eltern in einem Vorort New Yorks auf. Onkel Finn, Mutters jüngerer Bruder, ist Künstler, schillernd und großartig, Junes Patenonkel, für den sie vielleicht ein bisschen zuviele Gefühle hegt. Seine Homosexualität, das AIDS-Virus und vor allem sein langjähriger Lebenspartner Toby sind Tabuthemen der Familie.
Für June ist der Tod ihres geliebten Onkels eine Katastrophe, die sie kaum überwinden kann... und dann lernt sie Toby kennen, mit dem sie nicht nur die Trauer um Finn teilt.

Es ist eine ruhige und einfühlsame Geschichte, in der man sich an manchen Stellen allzuoft wiederfindet, nicht nur, wenn man ebenfalls seine Teenagerzeit in den 80er Jahren hatte. Das Buch handelt von Rivalität unter Geschwistern, diese Hass-Liebe, wie man sie oft nur unter Geschwistern findet. Es handelt von den dramatischen Gefühlen, wie man sie nur als Teenager empfinden kann, von Eifersucht, überbordender Liebe, vom Sterben, vom Verzeihen und von Selbstreflektion.
Was mich stark beeindruckt hat: die Autorin schafft es, ohne Holzhammermethode, die Vibes der 80er Jahre aufleben zu lassen und sie hat ein wunderbares Gespür für die Gefühle, die Teenager umtreibt - wenn sie zwischen Kindheit und Erwachsenwerden stehen. June kam für mich sehr authentisch rüber.
Die Geschichte hat mich immer wieder sehr berührt und manchmal hätte ich gerne eingegriffen, Dinge besser gemacht, den Protagonisten geholfen, früher zueinander zu finden... mit einem Wort: ich habe mitgelebt in diesem wunderbar erzählten Roman, der von Frauke Brodd großartige ins Deutsche übersetzt wurde.

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Veröffentlicht am 18.08.2022

Erschütternd wie ein Erdbeben

Liebe ist gewaltig
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Der Debütroman von Claudia Schumacher ist wie ein gewaltiges Erdbeben: geschüttelt, durcheinander gerüttelt und betroffen lässt er mich am Ende zurück.
Es ist die Geschichte von Juli Ehre, einer jungen ...

Der Debütroman von Claudia Schumacher ist wie ein gewaltiges Erdbeben: geschüttelt, durcheinander gerüttelt und betroffen lässt er mich am Ende zurück.
Es ist die Geschichte von Juli Ehre, einer jungen Frau, die mit ihren drei Geschwistern in einem Elternhaus voller Gewalt aufwächst. Nach aussen hin sind sie eine Vorzeigefamilie: beide Eltern Anwälte, angesehen in der Nachbarschaft, Haus und Garten in einer guten Süddeutschen Gegend.
Das Buch beginnt als Juli 17jährig in einer Kuranstalt sich von einer vemeintlichen Immunschwäche erholen soll, wir erfahren aber dass es die psychische und physische Gewalt des Vaters ist, die ihr Probleme bereiten.
Wir lernen eine junge erwachsene Juli kennen, die trotz Entfernung zum Elternhaus immer noch mit den Dämonen zu kämpfen hat, bis hin zur totalen Selbstverleugnung.

Wer aber nun denkt: "Puh, nä das ist mir zu düster...", Claudia Schumachers Schreibstil ist leicht, sogar humorvoll (trotz der schweren Thematik), teilweise poetisch... würde ich die besten Sätze in Büchern anstreichen, dieses Buch wäre jetzt nach dem Lesen zu 90% eingefärbt.

Diese Erzählung wird noch sehr sehr lange in mir nachhallen und gehört mit Sicherheit zu den absoluten Highlights dieses Jahres. Meine hundert prozentige Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Wunderbares modernes Märchen

Das Flüstern der Bienen
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Es gibt Bücher, die gewähren einen kurzen Einblick in jemandens Leben. Es gibt spannende Bücher, die einem den Atem rauben. Es gibt Bücher über Liebesgeschichten, die gut oder schlecht enden.
Und dann ...

Es gibt Bücher, die gewähren einen kurzen Einblick in jemandens Leben. Es gibt spannende Bücher, die einem den Atem rauben. Es gibt Bücher über Liebesgeschichten, die gut oder schlecht enden.
Und dann gibt es Bücher, die einen packen und in eine völlig andere Welt entführen, in die man abtaucht für eine Weile und aus denen man taumelnd wieder auftaucht... weil man sich neu orientieren muss. So ein Buch ist "Das Flüstern der Bienen", es hat mich eingesaugt und nun muss ich langsam wieder in die Realität zurück finden.

Dieser Roman ist ein Geschenk, er erzählt von der Familie Morales in Mexiko und wir begleiten sie durch die Wirren der Mexikanischen Revolution, des Zweiten Weltkrieges und der Spanischen Grippe, auch wenn diese historischen Ereignisse nur eine Kulisse bilden, denn wichtiger sind die einzelnen Familienmitglieder mit ihren Wünschen, Hoffnungen und ihrer Liebe.
Und Mittelpunkt ist Simonopio, der Junge mit der Hasenscharte, der "vom Teufel geküsst wurde", der als Baby ausgesetzt wurde, der von einem Schwarm Bienen begleitet und von Familie Morales adopitiert wird. Eine märchenhafte wie liebenswerte Figur, die sich auf diese wunderbare Familiensaga wie ein feiner Zuckerguss legt und die Essenz dieses wunderbaren Romans ausmacht.

Sofia Segovia hat mit diesem Roman nicht nur ein Denkmal für ihre eigene Familie gesetzt, deren Erzählungen sie hierin verarbeitet hat, sondern ein zauberhaftes modernes Märchen geschaffen, aus dem man einfach nicht mehr auftauchen möchte. Ein großartiges Buch, das den Vergleich mit Isabell Allendes "Geisterhaus" durchaus aufnehmen kann - meisterhaft von Kirsten Brandt übersetzt.

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Genial spannend vom Anfang bis zum Schluss

Der Heimweg
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Ach Du heilige Schpiiiiiep, was zum Henker hab ich da grad gelesen? Meine Finger sind nun ca. um ein halbes Kilo Haut leichter, meine Nacken- und Wangenmuskulatur sind überstrapaziert und was meine Familie ...

Ach Du heilige Schpiiiiiep, was zum Henker hab ich da grad gelesen? Meine Finger sind nun ca. um ein halbes Kilo Haut leichter, meine Nacken- und Wangenmuskulatur sind überstrapaziert und was meine Familie die letzten zehn Stunden gemacht hat... keine Ahnung. Ich jedenfalls war tief in allen möglichen Wahnvorstellungen versunken und ... ja! Verdammt noch mal, das war eines der besten Bücher seit langem.
Dazu muss ich sagen, es war fast mein erster Fitzek. Fast, weil ich nicht mehr so genau weiss, ob ich damals, als der Hype um Herrn Fitzek begann, "Die Therapie" gelesen habe oder nicht. Wenn ich mich nicht daran erinnere, heißt das nicht, dass es nicht gut war (eher das Gegenteil), sondern damals befand ich mich zwischen Stilldemenz und erneuter Schwangerschaft, war also nicht ganz bei mir.
Vor ein paar Wochen probierte ich "Schreib oder stirb", was ich allerdings abbrechen musste, das lag aber am Beisenherz-Humor, der noch nie meines war.
Umso genialer fand ich nun "Der Heimweg", spannend von Anfang an, kranke Szenen, bei denen man einfach nur die Luft scharf zwischen die Zähne zieht und "Aaaah" oder "Uuuuh" von sich gibt, und ein Plottwist, der einem das Gehirn explodieren lässt.
Ja, ja und nochmal ja! Reiht mich ein in die hysterischen Fitzek-Groupies.
.... kann leider nicht weiter schreiben... muss mir alle anderen Bände von ihm besorgen....


Ach so, sorry! Leseempfehlung? Na aber sowas von!

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Ruhig und tiefgründig

Vom Ende der Einsamkeit
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Jules ist der jüngste von drei Geschwistern, die früh ihre Eltern verlieren, er selbst ist gerade einmal zehn Jahre alt. Im Buch erzählt er in der Ich-Form seine Geschichte und wir begleiten ihn bis in ...

Jules ist der jüngste von drei Geschwistern, die früh ihre Eltern verlieren, er selbst ist gerade einmal zehn Jahre alt. Im Buch erzählt er in der Ich-Form seine Geschichte und wir begleiten ihn bis in seine Mittvierziger.
"Vom Ende der Einsamkeit" ist ein sehr ruhiges Buch, ein tiefgehendes philosophisches Werk, das stilistisch wunderschön geschrieben ist. Es handelt von Verlust, vom Verarbeiten von Verlust, von unerfüllten Träumen, von verpassten Gelegenheiten und vom Wiederfinden. Es ist ein trauriges, teilweise tragisches Buch und dennoch nicht hoffnungslos und es wartet nicht mit aufdringlichen Lebenstipps auf, es erzählt und schildert einfach nur.
Wer ruhige intelligente Bücher mag, wird dieses hier lieben.

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