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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2017

Ich hoffe auf Nachschub aus Fuseta!

Lost in Fuseta
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Ich bin ja nicht die Krimileserin schlechthin. Für mich muss ein Krimi schon das gewisse Etwas haben, damit er mich begeistert. Und genau dieses gewisse Etwas bietet dieses Buch: Protagonisten, die bis ...

Ich bin ja nicht die Krimileserin schlechthin. Für mich muss ein Krimi schon das gewisse Etwas haben, damit er mich begeistert. Und genau dieses gewisse Etwas bietet dieses Buch: Protagonisten, die bis in die "Nebenrollen" so verdammt gut heraus gearbeitet wurden, dass ich sie sofort in mein Herz geschlossen habe.
Alles beginnt mit einem Austauschprogramm von Europol, bei dem die "besten" Polizeikräfte für 1 Jahr ihren Arbeitsplatz tauschen sollen. So kommt Leander Lost an die portugiesische Algarve, während ein dortiger Kollege seinen Dienst in Hamburg verrichtet.
Schnell stellt sich heraus, dass Lost etwas speziell ist. Er hat Portugiesisch in 3 Wochen fließend gelernt, hat ein fotografisches Gedächtnis und deutliche Probleme mit der Entschlüsselung der Mimik seiner Mitmenschen. Außerdem ist er nicht imstande zu lügen, was die Zusammenarbeit auch nicht unbedingt einfacher gestaltet. Kurz gesagt: Er ist ein Asperger-Autist.
Bald nach seiner Ankunft wird jemand aus dem Ort getötet und Lost nimmt mit seinem Team Carlos und Graciana die Ermittlungen auf.

Der Roman ist voller guter Ideen und auch detailreicher Schilderungen, die jedoch nie zu ausschweifend geraten. Da schreibt jemand, der sein Fach versteht. Man spürt, wie sehr Ribeiro dieses kleine Land liebt und schätzt. Es ist ein Vergnügen, seinen Beschreibungen und Erklärungen zu folgen und man fühlt förmlich das Licht und die Wärme dieses Landes.
Der Kriminalfall ist fern jeder Action und weit entfernt von einem Thriller. Aber genau das gefällt mir. Die Ermittlungen sind abwechslungsreich und entbehren manchmal nicht einer gewissen Komik. Ich könnte mir dieses Buch sehr gut verfilmt vorstellen und hoffe wirklich auf eine Fortsetzung, denn so ein Jahr kann durchaus eine Menge Stoff bieten. Ist doch für den ersten Fall dieses Teams gerade mal eine Woche vergangen.

Fazit: Für mich volle Empfehlung für Freunde sanfter Krimis, die erfreulicherweise weg sind vom Mainstream-Thriller mit viel Blut und Gänsehaut.
...und natürlich für Portugal-Fans, die hier voll auf ihre Kosten kommen!

Veröffentlicht am 08.11.2020

Viel besser als erwartet

Die große Pause
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Er kann auch anders!
Zumindest ein bisschen anders

Natürlich nimmt Bastian Bielendorfer auch dieses ernste Thema Corona mit einer guten Portion Humor. Aber wie heißt es schon in dem altbekannten Sprichwort: ...

Er kann auch anders!
Zumindest ein bisschen anders

Natürlich nimmt Bastian Bielendorfer auch dieses ernste Thema Corona mit einer guten Portion Humor. Aber wie heißt es schon in dem altbekannten Sprichwort: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Obwohl es ihm ganz bestimmt nicht immer zum lachen zumute war; schließlich ist auch er vom Lockdown stark betroffen. Stärker vermutlich, als die Angehörigen anderer Branchen. Gerade Kleinkünstler arbeiten größtenteils als Freiberufler und bekommen die wohl geringste Unterstützung vom Staat in diesen Zeiten.

Wie dem auch sei... herausgekommen ist eine Art Tagebuch in Zeiten der beginnenden Corona-Pandemie. Ein ausgesprochen unterhaltsames Tagebuch, das einem auch einmal die komischen Auswüchse (ich sage nur: Klopapier) und Erstaunlichkeiten dieser absolut ungewöhnlichen Zeit mit einem Augenzwinkern in Erinnerung ruft. Und schließlich befinden wir uns ja gerade jetzt, wie prophezeit, in einem Lockdown-Recall, das hoffentlich nur eine Kleine Pause bleiben wird.
Auch die Aufmachung ist durchaus gelungen. Wertig als Hardcover herausgegeben und innen mit zahlreichen Flecken und Kritzeleien versehen kommt es ziemlich frech daher. Ganz so, wie man sich Bielendorfers Schulhefte schon vorstellte. Er hat halt so einen leicht chaotischen Touch an sich, den auch das Buch vermittelt.
Obwohl das Buch voller komischer Geschichten steckt, ist es m. E. weit weg von Comedy und Klamauk. In fast jeder Story stecken letzten Endes Gedankenblitze, die weit tiefer gehen und einen kurz innehalten lassen. Das Buch entbehrt beileibe nicht der nötigen Ernsthaftigkeit - nur halt amüsant verpackt. Er kann eben doch auch anders, wenn er will. Und ich hätte ihm gar nicht zugetraut, dass er so gut schreiben kann. Das Lesen macht wirklich Spaß!

Manchem mag ein humorvolles Buch über Corona so gar nicht angebracht erscheinen. Aber ich gehöre zu den Lesenden, die auch Themen wie Krankheit, Verfall und Tod immer noch mit einer gehörigen Portion Humor entgegentreten möchten. Es gibt momentan so viel Schlimmes auf der Welt, dass ich dankbar für jedes Lächeln beim lesen oder auch ein herzhaftes Lachen bin.
Man merkt: Ich bin Bielendorfer-Fan und mag ihn schon sehr, den armen Lehrersohn. Hoffentlich normalisiert sich bald alles etwas, dass ich ihn auch wieder live erleben kann.

Fazit: Wer sich nicht nur todernst mit Corona befassen möchte, der ist hier gut aufgehoben!

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.01.2019

Klein aber fein!

Agathe
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Obwohl das Buch nach Agathe benannt ist, spielt sie eher eine Nebenrolle in diesem kleinen Büchlein.
Der Erzähler und gleichzeitig Protagonist dieses Romans ist ein fast 72jähriger Psychologe oder Psychiater. ...

Obwohl das Buch nach Agathe benannt ist, spielt sie eher eine Nebenrolle in diesem kleinen Büchlein.
Der Erzähler und gleichzeitig Protagonist dieses Romans ist ein fast 72jähriger Psychologe oder Psychiater. Nach jahrzehntelanger tlw. eintöniger getaner Arbeit ist er eindeutig müde und vor allem geistig erschöpft vom täglichen Geschäft. Er interessiert sich kaum noch für seine Patienten und lässt die Gespräche über sich ergehen, während er die Zahl der noch zu bewältigenden Gespräche akribisch zurück zählt wie einen Countdown. Er hat sich vorgenommen, nach seinem 72. Geburtstag die Praxis zu schließen und in den Ruhestand zu gehen.
An diesem Punkt betritt Agathe seine Praxis und auch sein Leben. Obwohl er keinen neuen Patienten mehr aufnehmen will setzt sie sich durch und erkämpft sich einen regelmäßigen Platz in seinem Terminkalender.
Das Buch spielt 1948 in einem Pariser Vorort, was bei der Lektüre zu berücksichtigen ist.
Man beginnt dieses Buch zu lesen und ist zunächst etwas verwirrt vom Protagonisten der Geschichte, weil man seinen Gedankengängen leicht befremdet gegenüber steht. Es hat erst einmal so gar nichts Angenehmes an sich, wenn man begreift, dass ihn seine Patienten überhaupt nicht mehr berühren. Er be- und verurteilt sie teilweise und hat ganz offenbar auch nicht den Hauch von Lust, ihnen bei ihren Problemen zu helfen. Er ist zutiefst davon überzeugt, es auch gar nicht zu können und in mancher Situation einfach nur hilflos überfordert.
Warum Agathe überhaupt den Prozess einer Veränderung in ihm anzuwerfen vermag, das bleibt ein Geheimnis dieses Buches. Ist es ihr Parfum oder ihre Verbissenheit bei der Terminplanung, etwas an ihrer äußeren Erscheinung oder Seelenverwandtschaft - man weiß es auch nach der Lektüre nicht. Auf jeden Fall kommt etwas ins Rollen und man erlebt die Veränderung des Erzählers in kleinen, bewegenden Schritten mit.

Die Sprache dieses Buches ist sehr angenehm zu lesen. Keine extralangen, verschachtelten Sätze, dafür jedoch sehr schöne, fast poetische Sätze. Immer ein klein wenig melancholisch laden sie trotzdem auch ein, die eigenen Gedanken auf den Weg zu schicken. Es ist definitiv ein Buch, das man langsam genießen möchte und nicht verschlingt wie einen Pageturner. Ganz im Gegenteil fiel mir irgendwann auf, dass ich es bewusst langsam las und manches Mal auch zurück blätterte, weil ich eine Stelle noch einmal lesen wollte. Um alles ganz genau mitzubekommen und nichts zu verpassen. Denn dieses Buch bietet reichlich Raum für eigene Spekulationen. Vieles bleibt ungeklärt und auch das Ende passt sich dem an. Es bietet Platz für einige Möglichkeiten, die passieren könnten.
Obwohl die Geschichte vom Protagonisten erzählt wird sind die übrigen Charaktere sehr gut dargestellt und ausgeformt. So weit das eben geht, wenn man sie nur von jemandem beschrieben bekommt, der sie nur von außen betrachten kann.
Man hat das Gefühl, dass jeder Satz genau so da steht, wie er stehen muss. Nichts ist zu viel geschrieben sondern auf das Wesentliche fokussiert. Alles Unnötige wird vermieden aber wenn nötig auch eine Kleinigkeit genau beschrieben.
Es berührt den Leser, ohne auch nur einmal kitschig zu werden. Stattdessen bietet es einige Aha-Effekte dank kleiner, philosophisch anmutender Gedankengänge oder Dialoge. Es handelt auch von Liebe, aber es ist alles andere als ein Liebesroman. Man kann es schlecht beschreiben - man muss es schon lesen...

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Obwohl ich mir 100 Seiten mehr gewünscht hätte, die durchaus für weitere Informationen an den neugierigen Leser hätten genutzt werden können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Geschichte
  • Gefühl
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 21.07.2017

Anekdoten aus einem Schauspielerleben

Der Fenstersturz
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Dieses Buch stellt eine unterhaltsame und auch nachdenklich stimmende Sammlung verschiedenster Anekdoten dar, die Mario Adorf im Rahmen seiner Arbeit erfahren durfte bzw. die ihm weitergegeben wurden. ...

Dieses Buch stellt eine unterhaltsame und auch nachdenklich stimmende Sammlung verschiedenster Anekdoten dar, die Mario Adorf im Rahmen seiner Arbeit erfahren durfte bzw. die ihm weitergegeben wurden. Es ist nicht das erste Buch Adorfs, das ich lese und ich lese ganz sicher noch weitere!

Er besitzt die Gabe des treffsicheren Erzählers. Ich kann mir vorstellen, dass auch die längsten Abende an seinem Tisch nicht langweilig werden, weil er sicher Hunderte solcher Geschichten auf Lager hat. In diesem Buch wird über Berühmtheiten berichtet wie Alain Delon, Billy Wilder, Bertold Brecht, Klaus Kinski, Roger Moore u. a., aber auch über kaum bekannte Zeitgenossen wie einen Theater-Garderobier, einen Nachbarn oder Produzenten, sowie fast in Vergessenheit geratene Schauspieler und Autoren. Dabei merkt man allen Erzählungen an, dass Adorf mit viel Gefühl und Wärme geschrieben hat.

Wer etwas erquickliches für "zwischendurch" sucht, etwas, wo man immer mal ein Viertelstündchen schmökern kann, der ist hier glänzend bedient!

Veröffentlicht am 23.06.2017

Witzig, spritzig - Das Leben schreibt die besten Geschichten!

"Nee, wir haben nur freilaufende Eier!"
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Nach Entschuldigung, sind Sie die Wurst? ist dem Autorenteam wieder ein höchst amüsantes Buch gelungen. Das Rezept ist schlicht, denn es handelt sich um im web zusammengetragene "belauschte" Gespräche. ...

Nach Entschuldigung, sind Sie die Wurst? ist dem Autorenteam wieder ein höchst amüsantes Buch gelungen. Das Rezept ist schlicht, denn es handelt sich um im web zusammengetragene "belauschte" Gespräche. Die Situationskomik ist dabei oft kaum zu überbieten. Es ist sicher 1,5 Jahre her, dass ich den ersten Band gelesen habe, weshalb sich bei mir keine Langeweile einstellen konnte.

Bei mir sind Bücher dieser Art (also mit Anekdoten bzw. kurzen Geschichtchen) sog. Klobücher - was nicht heißt, dass sie dort tatsächlich landen. Es sind einfach Bücher, die ich parallel neben Romanen lesen kann. Immer mal die ein oder andere Seite in kurzen Pausen.

Auch dieses Buch finde ich gut strukturiert angelegt mit seinen Kapiteln, die schon erahnen lassen, was auf einen zukommt. Hier einige Beispiele:

Wirre Worte
Schlechte Ideen
Kleine Leuchten
Klare Ansagen

Zu jedem Kapitel gibt es eine kurze, erklärende Einleitung. Die einzelnen "Storys" sind dann nochmal betitelt, meist auf zweideutige, originelle Weise. Dazu gibt es noch die Angabe an welchem Ort und bei welcher Gelegenheit das Gespräch aufgeschnappt wurde.

Interessant fand ich auch das letzte Kapitel, unter dem Storys aufgeführt wurden, die gleich mehrfach geschildert wurden, nur an unterschiedlichen Orten mit tlw. abweichenden Protagonisten. Die Autoren wagen an dieser Stelle offen den Zweifel, dass nicht jede Story wirklich so erlebt wurde wie geschildert. Trotz dieses großen Fragezeichens finde ich die Situationen allesamt ausgesprochen komisch und ich hatte meine helle Freude auch an diesem Folgeband.

Hier ein kurzes Beispiel für das, was den Leser so erwartet (und weil es so schön zu WLD passt):

video killed more than the radio star

Aachen, In der Fußgängerzone.

Im Woolworth steht ein kleiner Junge (ca. vier) am Bücherregal. Seine Mutter ruft ihm zu:
"Kevin, komm von die Bücher weg.... wir lesen nicht!"