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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.08.2022

Das verlorene Manuskript und seine Vollendung

Das Glück auf der letzten Seite
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Cathy Bonidan hat mit Das Glück auf der letzten Seite einen zugänglichen Unterhaltungsroman geschrieben, der durch seine Multiperspektive, man könnte auch sagen kalleidoskopartige auffällt. Das wird erzeugt, ...

Cathy Bonidan hat mit Das Glück auf der letzten Seite einen zugänglichen Unterhaltungsroman geschrieben, der durch seine Multiperspektive, man könnte auch sagen kalleidoskopartige auffällt. Das wird erzeugt, indem die beteilgten Figuren sich Briefe schreiben. Es ist also ein Briefroman.

Die Handlung setzt 2016 ein, aber der Ursprung liegt 30 Jahre zurück, als der junge Sylvestre als aufstrebender Schriftsteller sein Romanmanuskript verlor. Jetzt ist es wieder aufgetaucht, und jemand anders hat den Romananfang des Manuskriptes zu Ende geschrieben. Wer und warum? Das ist die Frage. Dieser Ansatz ist eine reizvolle Idee. Die Suchs nach dieser rätselhaften Person beginnt.
Zusammengehalten wird das ganze durch Anne Lise Briard, die Frau, die das Manuskript fand und den Briefwechsel startete. Aber auch die Stories von ein paar Nebenfiguren tragen zum Plot bei.

Der Stil des Buches ist betont sanft. Für meinen Geschmack etwas zu weichgespült, aber das ist Geschmackssache.

Veröffentlicht am 25.08.2022

Eine Familie in Trauer

Schlangen im Garten
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Stefanie vor Schulte, die mit ihrem Debüt Der Junge mit dem schwarzen Hahn so aufgefallen war, hat einen neuen Roman, der wieder einen besonderen Stil aufweist.
Schlangen im Garten. Diesmal ist die Handlung ...

Stefanie vor Schulte, die mit ihrem Debüt Der Junge mit dem schwarzen Hahn so aufgefallen war, hat einen neuen Roman, der wieder einen besonderen Stil aufweist.
Schlangen im Garten. Diesmal ist die Handlung in der Gegenwart angelegt.
Es geht um eine Familie, in der die Mutter verstorben ist. Der Vater wird von Trauer überwältigt.
Die Familie tut sich schwer damit, mit dem Verlust umzugehen.
Das betrifft auch die Kinder. Linne prügelt sich auf dem Schulhof, Micha hat Weinanfälle. Der schon ältere Steve tröstet ihn.
Das Verhältnis zwischen den Geschwistern ist herzlich.
Stefanie vor Schulte streut ein paar Element mit ein, die an magischen Realismus erinnern.

Trauer in der Familie ist kein einfaches Thema. Daher ist Stefanie vor Schultes Leistung bei diesem Roman nicht gering zu schätzen.
Die Absurditäten der Handlung sind aber auch nicht einfach mit realistischem in Einklang zu bringen.

Veröffentlicht am 18.08.2022

Die Welt eiens Verlags

The Other Black Girl
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Die 26jährige Nella ist Editorin bei einem Verlag und dort ist sie die einzige Schwester, d.h. bis die selbstbewusste Hazel kommt. Das bringt Nella ganz schön durcheinander.

Die Passagen über das Verlagswesen ...

Die 26jährige Nella ist Editorin bei einem Verlag und dort ist sie die einzige Schwester, d.h. bis die selbstbewusste Hazel kommt. Das bringt Nella ganz schön durcheinander.

Die Passagen über das Verlagswesen und was sich dort alles abspielt haben mich sehr interessiert. Zum Beispiel auch, wie mit Autoren die Buchentwürfe diskutiert werden. Da können leicht Eitelkeiten gekränkt werden.

Mir gefällt außerdem, dass die US-amerikanische Autorin Zakiya Dalila Harris mit diesem Buch nachhaltig Stereotype in Frage stellt. Der Umgang mit Diversität kann auch zur Formel werden.
Sie hat offenbar selbst einige Erfahrungen in der Branche. Da beginnt man schon zu überlegen.

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mich der Roman, nachdem ich den Anfang so großartig fand, irgendwann doch ermüdete. Er hätte für meinen Geschmack gestraffter sein dürfen. Vielleicht ist das Buch auch etwas zu amerikanisch.

Ich gebe 3,5 von 5 Sterne!

Veröffentlicht am 26.07.2022

Zwischen Bauernhof und Uni den eigenen Weg finden

Snowflake
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Debbie wächst auf einem Bauernhof in Irland mit ihrer Mutter Maeve und dem Onkel Billy auf. Als sie in Dublin aufs College geht, verändert sich ihr Leben.
Louise Nealon schreibt nicht schlecht, beackert ...

Debbie wächst auf einem Bauernhof in Irland mit ihrer Mutter Maeve und dem Onkel Billy auf. Als sie in Dublin aufs College geht, verändert sich ihr Leben.
Louise Nealon schreibt nicht schlecht, beackert jedoch ein schon oft verwendetes Genre.
Der Plot folgt den Coming-of-Age-Genre-Regeln.
Als Leser ist man dicht bei Debbie und ihren Gedanken und Emotionen.
Neben den neuen Erfahrungen am College beschäftigt Debbie ihre Mutter, die möglicherweise eine bipolare Störung hat.
Maeve hat zeitweiise selbstzerstörrerische Tendenzen und auch ihr Bruder Billy macht eine Selbstmordversuch.
Keine leichte Situation für Debbie in der Familie.

Die irische Autorin Louise Nealon wird mit ihrem Debüt gerne mit einer anderen, sehr bekannten irischen Autorin verglichen, aber mir leuchtet nicht ein warum.
Sie haben ganz verschiedene Stile.
Louise Nealon schreibt mitfühlend. Ich mag besonders die Kleinigkeiten in den Beschreibungen.
Snowflake ist kein besonders spannendes oder dramatisches Buch, die Gefühle der Hauptfigur stehen im Mittelpunkt.

Veröffentlicht am 20.07.2022

In den Marschen

Diese ganzen belanglosen Wunder
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Wer den Ingeborg Bachmannwettbewerb dieses Jahr gesehen hat, kennt schon einen Auszug aus dem Roman.

Der 12jährige Junge Zeno lebt mit seiner Mutter, die aber seit 30 Tagen verschwunden ist, in einer ...

Wer den Ingeborg Bachmannwettbewerb dieses Jahr gesehen hat, kennt schon einen Auszug aus dem Roman.

Der 12jährige Junge Zeno lebt mit seiner Mutter, die aber seit 30 Tagen verschwunden ist, in einer Saline in den Marschen. Es ist ein ungewöhmliches Setting im Marschland. Das ermöglicht kraftvolle Naturbeschreibungen, auch wenn das Ökosystem gestört ist und immer mehr Tierarten aussterben.

Im zweiten Teil des Buches gibt es einen erzählperspektischen Wandel und mit Katt gibt es eine neue Erzählstimme.

Kennzeichnend für den Roman ist eine glasklare, harte Sprache mit schillernen Sätzen.
Teilweise ist es überzogen, zu viele Vergleiche, die zu weit hergeholt sind.
Dann gibt es aber auch viele gute Sätze, die zu überraschen vermögen.
Es ist ein ungewöhnlicher Roman. Begrüßenswert, wenn AutorInnen etwas wagen und die Sprache zur eigentlichen Hauptfigur machen.