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Veröffentlicht am 14.09.2022

Starke Frauen als Vorbild

Matrix
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Frauen haben schon immer den Lauf der Welt beeinflusst. Was sie bewirken können, wenn sie sich gegenseitig stärken und unterstützen, zeigt Lauren Groff ansprechend am Beispiel von Marie de France und strickt ...

Frauen haben schon immer den Lauf der Welt beeinflusst. Was sie bewirken können, wenn sie sich gegenseitig stärken und unterstützen, zeigt Lauren Groff ansprechend am Beispiel von Marie de France und strickt die Geschichte einer historischen Figur, über die nur wenig bekannt ist, weiter.

Die 17-jährige Marie lebt als uneheliches Kind und Resultat einer Vergewaltigung am Hofe ihrer Halbschwester Eleonore von Aquitanien, bis diese sie als Priorin in ein englisches Kloster abschiebt. Auch wenn sie anfangs mit ihrem Schicksal hadert, beginnt sie schnell, die ärmlichen Nonnen zu unterstützen und ihnen ein Leben in Wohlstand aufzubauen.

Dieses Buch wird gerne als feministisches Meisterwerk bezeichnet, dem kann ich in gewisser Weise zustimmen. Hier stehen die Frauen im Fokus, Marie baut sich eine Welt aus Frauen auf, in der Männer keinen Platz und nennenswerten Mehrwert haben. Und so sehen wir zu, wie mit ihrem Kloster eine Macht entsteht, die von rein weiblichen Händen getragen werden.

Man liest aber auch davon, wie viel es sie kostet, wie bedroht diese Welt ständig ist, von weltlichen Forderungen und Neidern.

Dabei wird die Geschichte von Lauren Groffs Schreibstil getragen, der teilweise sehr ruhig und schlicht, an anderer Stelle dagegen fast schon poetisch und sphärisch klingt. Durch ihre subtil eingestreuten Andeutungen wird die Spannung der doch eher ruhigen Geschichte hochgehalten.

Insgesamt ist es eine Wohltat, dieses Buch zu lesen, in dem der Fokus so weit weg vom Mann im Zentrum verschoben ist.

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Veröffentlicht am 19.08.2022

Das Schicksal einer Familie

An den Ufern von Stellata
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"Epochaler" Familienroman ist grundsätzlich eher eine Beschreibung, die auf mich wie ein rotes Tuch wirkt. Nichts ist trockener, überromantisiert und aufgebauschter als ein Familienroman. Zum Glück findet ...

"Epochaler" Familienroman ist grundsätzlich eher eine Beschreibung, die auf mich wie ein rotes Tuch wirkt. Nichts ist trockener, überromantisiert und aufgebauschter als ein Familienroman. Zum Glück findet man ab und zu auch kleine Perlen wie Daniela Raimondis "An den Ufern von Stellata", die einen eines Besseren belehren.

Gemeinsam mit der Familie Casadio, die durch die Vermählung von Giacomo Casadio mit der zingara Viollca begründet wird, reist man durch die Höhen und Tiefen von zweihundert Jahren italienischer Geschichte, erlebt teils berührende und tragische Einzelschicksale der Familienmitglieder und erlebt die Historie Italiens dabei aus einem vollkommen neuen Blickwinkel.

Allein durch den fesselnden, teilweise aber auch sehr poetischen Erzählstil gewinnt die Geschichte unheimlich an Tiefe. Man merkt, dass die Autorin sich bisher eher mit Gedichtbänden einen Namen gemacht hat.

Sie schafft wirklich eine tolle Mischung aus Romantik, Historie und einer Prise Mystik.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Ernstes Thema spannend aufgearbeitet

Feuerwanzen lügen nicht
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Die Welt Durch Kinderaugen zu entdecken, ist immer wieder spannend. Sie nehmen die Dinge ganz anders wahr und können den Erwachsenen oft noch etwas beibringen.

In diesem Fall begleiten wir Nits, der gerne ...

Die Welt Durch Kinderaugen zu entdecken, ist immer wieder spannend. Sie nehmen die Dinge ganz anders wahr und können den Erwachsenen oft noch etwas beibringen.

In diesem Fall begleiten wir Nits, der gerne reimt und seinen besten Freund Mischa dafür bewundert, wieviel er über Tiere weiß und dass er immer ehrlich ist. Bis er eines Tages feststellt, dass er vielleicht doch nicht alles über ihn weiß.

Stefanie Höfler hat mit der Kinderarmut ein wirklich ernstes und vor allem immer noch hochaktuelles Thema aufgegriffen und kindgerecht aufgearbeitet. Heraus gekommen ist dabei eine wirklich bezaubernde Geschichte, kreativ und witzig, aber auch ernst und mit viel Lernpotential.

Die Figuren sind liebevoll gezeichnet und bauen schnell eine Verbindung zum Leser auf. Gerade der ewig reimende Nits bietet viel Unterhaltung und seine Reime bleiben im Ohr hängen.

Das Buch wird für 11-jährige Kinder empfohlen, für meinen Geschmack eignet es sich aber eher für ein gemeinsames Lesen. Ich kann mir vorstellen, dass die jungen Leser nach manchen Kapiteln so einige Fragen haben, die sie mit ihren Eltern bereden wollen.

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Veröffentlicht am 30.06.2022

Tiefe Schatten

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Dass auch oder gerade in Hollywood nicht immer alles Friede-Freude-Sonnenschein ist, sollte wohl jedem klar sein. Wie tief dunkel die Schattenseiten der Glanzfabrik aber eigentlich sein können, davon erzählt ...

Dass auch oder gerade in Hollywood nicht immer alles Friede-Freude-Sonnenschein ist, sollte wohl jedem klar sein. Wie tief dunkel die Schattenseiten der Glanzfabrik aber eigentlich sein können, davon erzählt uns Evelyn Herrera in diesem Buch.

Die in New York geborene Evelyn Herrera wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und hat schon früh den Wunsch, dem väterlichen Zugriff zu entkommen und als Schauspielerin berühmt zu werden. Wie sie das geschafft hat und was ihre sieben Ehemänner damit zu tun haben, erzählt sie Jahrzehnte später, am Ende ihres Lebens der Journalistin Monique Grant.

Mit dieser Hollywoodglamour versprühenden Erzählung ist dieses Buch perfekt für den Sommer. Ein bisschen Zeitreisefeeling, berühmte Figuren der Anfangszeit der Traumfabrik und dazu ganz viel Romantik- das klingt doch perfekt, oder?

Dass nicht immer alles so leicht und locker läuft, dass die Geschichte viel mehr Tiefgang besitzt als Cover und Klappentext vermuten lassen, wird relativ schnell klar.

Es geht vielmehr um tiefe Emotionen, starke Frauen, die Opfer für ihre Lebensziele bringen, Intrigen und das Frauenbild eines vollkommen auf reichen, weißen Männern aufgebauten Systems.

Am meisten hat mich Evelyn beeindruckt als eine Figur, die nicht nur die Sonnenseite des Lebens erlebt hat, sondern auch ganz tief in ihre Schatten abgetaucht ist. Sie ist keine vollkommen reine Person, hat ebenso ihre Abgründe wie die Welt, in der sie ihren Platz erkämpft hat.

Großes Kino, mehr kann man dazu nicht sagen!

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Komplexe Familiengeschichte

Dschinns
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In jeder Familie gibt es dunkle Geheimnisse, jeder Mensch lebt mit Erfahrungen, über die er mit niemandem reden kann. Fatma Aydemir zeichnet das Bild einer Familie, die von ihren Dschinns beherrscht wird.

Als ...

In jeder Familie gibt es dunkle Geheimnisse, jeder Mensch lebt mit Erfahrungen, über die er mit niemandem reden kann. Fatma Aydemir zeichnet das Bild einer Familie, die von ihren Dschinns beherrscht wird.

Als Hüseyin endlich sein Ruhestand genießen will und eine Eigentumswohnung in Istanbul kauft, stirbt er plötzlich an einem Herzinfarkt. Während seine Familie anreist um die Beerdigung vorzubereiten und sich zu verabschieden, kämpft jeder für sich mit seinen Dämonen oder Dschinns, wie es in ihrer Kultur heißt.

"Dschinns" besteht aus sechs verschiedenen Episoden, jede verleiht einem anderen Familienmitglied eine Stimme und offenbart dabei sechs vollkommen unterschiedliche Schicksale.

Dabei werden ganz unterschiedliche Themen angesprochen, von unerfüllter Liebe über Rassismus, Integrationsprobleme bis zu Generationenkonflikte und Ungleichberechtigung von Mann und Frau. Teilweise wird man von der Flut an Konflikten beinahe überwältigt, es fällt schwer die Fülle an Problemen in einer Familie zu verarbeiten.

Und doch macht das Buch auch Mut, sieht man doch, dass man Probleme auch aufarbeiten kann, wenn man sich anvertraut und darüber spricht.

Die Figuren sind sehr stark gezeichnet, man erhält aufgrund der Erzählweise einen guten Einblick in die jeweilige Gedanken- und Gefühlswelt.

Insgesamt entseht so ein komplexes, tiefgründiges Familiendrama, das überzeugt.

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