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Veröffentlicht am 20.08.2022

Krimi im Bankenmilieu!

Die Filiale
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Heldenhaft ruft Laura Jacobs die Polizei, als sie und ihre Kollegen bei der Arbeitsstelle überfallen werden. Laura arbeitet bei der BWG Berlin und die Bank wird Ziel eines Banküberfalls. Noch eine zusätzliche ...

Heldenhaft ruft Laura Jacobs die Polizei, als sie und ihre Kollegen bei der Arbeitsstelle überfallen werden. Laura arbeitet bei der BWG Berlin und die Bank wird Ziel eines Banküberfalls. Noch eine zusätzliche Aufregung in ihrem Leben. Denn Laura und ihr Mann Timo haben genau vor dem Überfall die Kündigung ihres Hauses bekommen. Die beiden sind Mieter in einem Haus, das der BWG gehört.
Laura ist hin- und hergerissen, einerseits möchte sie dort wohnen bleiben, andererseits fühlt sie sich auch zu Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber verpflichtet. Als ihr Chef des Mordes beschuldigt und Laura verdächtigt wird, ihre Position missbraucht zu haben, ist sie sich sicher, dass es jemand darauf angelegt hat, sie zu vergraulen.




Der Handlungsradius dieser Geschichte ist eng begrenzt und spielt sich zu grossen Teilen im Milieu der Bankgeschäfte ab. Man bekommt als Leser einen guten Einblick, wie es abläuft in der Welt der Geldanlagen, Vermögen und Kredite. Der Leser bekommt viel Bankinterna serviert. Von Versicherungsvolumen bis zum Börsenhandel wird dargestellt, was in diesen Kreisen so abläuft. Letzteres mit einem erhobenen Zeigefinger, wofür Lauras Ehemann Timo herhalten muss. Gezielt eingesetzte Einspieler zeigen, wie skrupellos das Bankgeschäft sein kann. Man spürt die hervorragenden Recherchen des Autors und man merkt gut, dass er auch im Bankgeschäft tätig war.

Es wird jedoch auch kriminell, wobei es auch da zu grossen Teilen um Moneten geht. Das Geschehen kratzt ganz schön an Lauras Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber und die Zerrissenheit empfand ich als subtil und gut gemacht.

Es dirigiert also jemand nicht nur den Rausschmiss von Laura, Timo und ihren Nachbarn, sondern hat auch noch die Hände bei anderen dunklen (finanziellen) Machenschaften im Spiel. Ich habe ziemliche schnell geahnt, wer das sein könnte und ziehe aus dem Grund minimal ab in meiner Bewertung. Ich hätte es als spannender empfunden, wenn diese Identität nicht schon so früh offengelegt worden wäre.

Die Protagonistin Laura empfand ich als starke Persönlichkeit. Sie ist eine Kämpferin im Job und im privaten Leben. Sie lässt sich nicht unterkriegen und hat nur eine Schwäche: Ihr Mann Timo, der sich mit Vorliebe allerlei Technikschnickschnack kauft und irgendwo zwischen 15 und 19 Jahren stecken geblieben ist. Was eine Frau wie Laura mit einem verspielten grossen Jungen wie Timo will, ist mir bis zum Schluss ein Rätsel geblieben.

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Veröffentlicht am 13.08.2022

Auflösung früh offensichtlich!

Elternhaus
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Yvette Winkler zieht mit ihrem Ehemann und den vier Kindern vom Vorarlberg nach Hamburg. Die Familie hat ein altes Haus in der Nähe des Elbauchsees gekauft und umgebaut. Sehr schnell findet die Familie ...

Yvette Winkler zieht mit ihrem Ehemann und den vier Kindern vom Vorarlberg nach Hamburg. Die Familie hat ein altes Haus in der Nähe des Elbauchsees gekauft und umgebaut. Sehr schnell findet die Familie in Consuelo Strunz eine passende Reinigungskraft, die wiederum den Pianisten Tobias Hansen als Klavierlehrer für die Kinder der Familie vermittelt. Alles könnte perfekt sein. Dann jedoch zeigt sich, dass Yvette Winkler zu gutgläubig war....





Zu Beginn lernt man als Leser die einzelnen Figuren in wechselnden Perspektiven kennen. Gründlich taucht man in das Leben von der temperamentvollen Familienfrau Yvette Winkler ein, in deren Ehe es nicht zum besten steht. Die gut betuchte Familienfrau, deren Mann Bernhard Karriere macht, ist energiegeladen und temperamentvoll. Nach und nach zeigt sich jedoch, dass sie damit eine grosse Leere in ihrem Leben zu füllen versucht. Vieles in ihrem Leben ist Schein und sie versucht krampfhaft die Familie zusammenzuhalten. Diese Perspektive ist so gestaltet, dass man als Leser ahnt, dass die taffe Familienfrau noch etwas verbirgt in ihrem perfekten und privilegierten Leben.

Als Nächstes lernt man den Pianisten Tobias Hansen kennen, der mir sehr seltsam erschien. Er ist verheiratet und Vater eines kleinen Sohnes, dabei jedoch ein notorischer Fremdgeher.

Doch noch seltsamer ist die zukünftige Angestellte der Winklers, Consuelo Strunz, die nach dem Tod ihrer Mutter völlig in einer Fantasiewelt lebt und um Aufmerksamkeiten und Anerkennung buhlt.

Jede der Figuren empfand ich als deprimierend und ich wusste nicht, mit wem ich am meisten Mitleid haben soll. Leider entpuppt sich viel zu schnell, wer Böses im Sinn hat. Auch die Motivation dafür, lag meiner Meinung nach, zu schnell offen. Die kursiv geschriebenen Rückblicke ins Jahr 1984 zeigen sehr schnell, welche Figur in der Gegenwart welche Rolle spielt. Einzig die Identität einer Nebenfigur in der Vergangenheit konnte mich überraschen.

Als die Familie in das Haus Nummer 77 zieht, habe ich auf den grossen Knall gewartet. Ich hatte keine Ahnung, wer der Auslöser für diesen erwarteten Knall sein wird und was geschieht. Ich wusste nur, dass da was kommen wird. Das empfand ich als ungeheuer spannend.

Der Schreibstil wirkt oft spröde und die kurzen Sätze haben etwas Abgehacktes. Die Autorin hat es jedoch geschafft, eine unheimliche Stimmung zu erzeugen und die Handlung unvorhersehbar zu gestalten. Ganz zum Schluss erlebt man als Leser Psychothriller vom feinsten und die Auflösung ist stimmig, wenn auch schon gegen Mitte schon offensichtlich.

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Veröffentlicht am 06.08.2022

Gelungener Auftakt!

Das Profil
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In Hamburg tötet ein perfider Serienmörder Menschen, die sich und ihr Leben mit Vorliebe auf sozialen Kanälen präsentieren. Ein gefundenes Fressen für den Täter, um an Informationen zu kommen, wie er seine ...

In Hamburg tötet ein perfider Serienmörder Menschen, die sich und ihr Leben mit Vorliebe auf sozialen Kanälen präsentieren. Ein gefundenes Fressen für den Täter, um an Informationen zu kommen, wie er seine Opfer am besten überwältigt. Sehr schnell erkennt die zuständige Kriminalkommissarin Frenka Erdmann die Parallelen der verschiedenen Mordopfer. Ein Mann spioniert seine Opfer aus, lauert ihnen auf und tötet sie. Ihr neuer Partner Alpay Eloglu, der frisch von der Ausbildung zum LKA stösst, glaubt seinerseits nicht an einen männlichen Täter.






Dieses Buch ist der Auftakt in eine neue Thriller - Reihe. Die Ermittler dieser neuen Serie machen eine gute Arbeit, auch wenn ich mit der Frau Kriminalkommissarin nicht unbedingt zusammenarbeiten möchte.

Frenka Erdmann hat nur noch ein paar Jahre bis zur Rente zu arbeiten und ist dementsprechend oft lustlos. Sie kümmert sich einen Deut um die Anliegen ihrer Mitarbeiter, qualmt regelmässig Mitfahrer und Büropartner mit ihrem Zigarettenrauch voll und wirkt auf mich sehr egoistisch. Parken auf ausgewiesenen Behindertenparkplätzen und ihre ewige Besserwisserei haben sie mir auch im Verlauf der Handlung nicht unbedingt sympathischer gemacht. Da die gute Frau keinerlei Privatleben hat, wird der Leser in dieser Hinsicht verschont.

Mir hat ihr neuer Assistent Alpay Eloglu oft leidgetan. Es muss nicht einfach sein, mit so einer Vorgesetzten arbeiten zu müssen. Die Ermittler sind sehr beschäftigt und im Verlauf der Geschichte wird Franka Erdmann umgänglicher.

Die Handlung hüpft hin und her. Bei den rasch wechselnden Perspektiven musste ich oft ein paar Sätze lesen, um zu wissen, welche Figur zu welchem Zeitpunkt gerade im Mittelpunkt steht. Dabei kommt es auch mal vor, dass zum Beispiel die Ermittler gerade am Tatort nach Auffinden eines Mordopfers sind und ein paar Perspektivwechsel und ein paar Seiten weiter, erfährt man, was das Opfer vor seinem Tod erlebt hat.

Die Handlung ist durch mehrere Mordfälle und zwei Cold Cases komplex und anspruchsvoll gestaltet. Es geschieht immer etwas und dadurch wird es nie langweilig. Dezent wurden aktuelle Themen wie zum Beispiel Überlegungen zum Frauenanteil bei der Hamburger Polizei und in Kaderpositionen eingewoben. Auch sehr authentisch und aktuell ist, wie sich Menschen und ihr Leben öffentlich zur Schau stellen. In sozialen Kanälen wird von der Wohnungseinrichtung bis zum Basteln eines Adventskalenders alles ins Netz gestellt.

Der Täter bekommt immer wieder eigene Passagen, in denen man erfährt, weshalb er zum Täter wird und wie er denkt, fühlt und seine Taten plant. Dieser hervorragend ausgearbeitete Einblick in die Psyche des Mörders war für mich das Highlight des Buches.

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Veröffentlicht am 03.08.2022

Freundschaft?

zorneskalt
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Kriminalreporterin Rachel Walsh wartet mit Bekannten aus der Schulzeit vergebens auf ihre beste Freundin Clara O’Connor. Die vier Frauen wollten sich in einer Bar treffen, doch Clara taucht nicht auf.

Drei ...

Kriminalreporterin Rachel Walsh wartet mit Bekannten aus der Schulzeit vergebens auf ihre beste Freundin Clara O’Connor. Die vier Frauen wollten sich in einer Bar treffen, doch Clara taucht nicht auf.

Drei Tage später wird Rachel von ihrem Arbeitgeber, dem Nachrichtensender National News Network zu einer Pressekonferenz bestellt und ihre Sorgen werden zur Gewissheit. Clara O’Connor wird vermisst.







Clara O’Connor und Rachel Walsh waren in der Jugendzeit beste Freundinnen, haben sich dann voneinander entfernt und gerade wieder Kontakt gepflegt und Zugang zueinander gefunden.

In lose erzählten Rückblicken erfährt man, wie die Freundschaft entstanden ist, wie sie zueinanderstehen und was sie hat auseinander triften lassen. Sehr schnell wird Spannung aufgebaut, denn man erwartet immerzu, dass aufgedeckt wird, was genau zwischen den Frauen geschehen ist. Die Freundschaft wird geprägt von subtilen Eifersüchteleien, Sticheleien, aber auch von Verständnis und Füreinander da sein.

Ich habe lange Zeit gerätselt, warum Clara sang- und klanglos verschwunden ist. Ist sie einfach untergetaucht? Wurde sie Opfer eines Verbrechens? Oder hat sie ein sadistisches Vergnügen daran, ihre Freundin im Ungewissen zu lassen?

Diese Ungewissheit hinterlässt nämlich tiefe Spuren bei Rachel, denn sie hat sich lange Zeit über Clara definiert. Mit Rachel erfährt man auch bedrückende Szenen des Mobbings und der Ausgrenzung. Die Freundschaft wurde viele Jahre zuvor aus einer Schicksalsgemeinschaft heraus geboren und hat bei mir Fragen aufgeworfen. Spielt eine der beiden falsch und benutzt diese Freundschaft für fiese Psychospielchen? Was für eine Rolle spielen die ehemaligen Mobberinnen, die exakt am Abend, als Clara spurlos verschwindet, auch zugegen sind?

Der Schreibstil ist eher sachlich und die Autorin verliert keine unnötigen Worte. Oftmals habe ich diesen Stil als abgehackt empfunden. Das ganze Buch ist als Brief von Rachel an Clara geschrieben. Dadurch spricht sie ihre Freundin immer wieder direkt an, was ich als gewöhnungsbedürftig empfand. Ich musste mich daran gewöhnen, dass ich als Leserin nur die Sicht auf die Dinge aus der Perspektive von Rachel habe.

Eine überraschende Wendung in der Geschichte gegen Schluss hat mich begeistert und hat der Story ordentlich Drive gegeben. Was schlussendlich auch etliches in meiner Bewertung gerettet hat.

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Veröffentlicht am 27.07.2022

Rasant!

Das letzte Grab
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Zuerst die Nachricht, dass ihr Exmann Felix in der Türkei bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Dann der Tod ihres jungen Geliebten, der in ihrer Wohnung ermordet wurde.

Das ist viel an einem Tag für ...

Zuerst die Nachricht, dass ihr Exmann Felix in der Türkei bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Dann der Tod ihres jungen Geliebten, der in ihrer Wohnung ermordet wurde.

Das ist viel an einem Tag für die Frankfurter Rechtsanwältin Carla Winter. Zu viel für sie, um an Schicksal zu glauben. Ihre Vermutung, dass die beiden Todesfälle zusammenhängen, bestätigt sich, als sie von einem Mann angesprochen wird. Ihr Exmann war wohl in eine räuberische Sache verwickelt und der Mann verlangt von Carla die Rückgabe einer wertvollen Skulptur.

Carla taucht unter und reist in die Türkei, um zu erfahren, worin Felix verwickelt war.




Die Geschichte beginnt in Bagdad im Jahr 2003. Eine Szene, in der ein Museumswächter die ausgestellten Schätze gegen Plünderer verteidigen muss.

Dann erlebt man einen Sprung ins Jahr 2019 und man findet sich mitten in Frankfurt wieder. Hier arbeitet Carla Winter als Strafverteidigerin mit eigener Praxis. Carla Winter ist eine überzeugende Figur, die sich nicht unterkriegen lässt. Sie hat ein Faible für jüngere Männer, die sich nicht dauerhaft in ihrem Leben halten und für die Wahrheit.

Die Suche nach letzterem entwickelt sich zu einem Katz und Maus Spiel mit einer rasanten Handlung. Diese führt Carla in die Türkei, in die Provinz Mardin. Dabei bekommt man ordentlich was mit von der türkischen Kultur. Von der Lebensweise in der tiefen Provinz bis zu Gepflogenheiten, wie zum Beispiel die Gästebewirtung.

Hat mir gut gefallen dieser Einblick neben der spannenden Suche nach der Wahrheit. Hingegen waren mir die Ausführungen zu Gottheiten und der Mythologie zu ausschweifend. Dies wohl auch deshalb, da mich das weniger interessieren konnte. Für mich hätte genügt, zu erwähnen, dass eine wertvolle Skulptur gesucht wird, ohne gleich Erklärungen zu Herkunft und Bedeutung nachzureichen.

Ab und zu muss man ein Auge zudrücken bei all den gefährlichen Situationen, aus denen sich die Strafverteidigerin ohne Waffe und ohne spezielle Ausbildung in der Verteidigung manövrieren kann.

Gegen Schluss schliesst sich der Kreis mit der Eingangsszene schlüssig und ich blicke zurück auf ein fesselndes Abenteuer von Carla Winter mit den oben erwähnten Abstrichen.

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