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Veröffentlicht am 11.09.2022

Greta - ein Leben zwischen Pflicht und Sehnsucht

Gretas Geheimnis
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Dieser Band schildert Gretas Leben zwischen 1975 und 2000.

Greta erfüllt die Forderung im Testament ihres Vaters und heiratet den Kellermeister Bruno. Sie wird dadurch die Herrin eines der größten Weingüter ...

Dieser Band schildert Gretas Leben zwischen 1975 und 2000.

Greta erfüllt die Forderung im Testament ihres Vaters und heiratet den Kellermeister Bruno. Sie wird dadurch die Herrin eines der größten Weingüter der Pfalz, aber der Mann an ihrer Seite ist ein Fremder . Das Verhältnis zu ihren Zieheltern, den Hellerts, ist endgültig auf einem Tiefpunkt angekommen. Nur Elfriede, die Mutter, bemüht sich, Anteil an Gretas Leben zu nehmen.

Zuerst scheint Gretas Ehe unter einem guten Stern zu stehen. Kaum ein Jahr später ist Nachwuchs da. Doch Greta findet keinen wirklichen Zugang zu Bruno. Auch bei dem Umsetzung ihrer Ziele das Weingut betreffend, kommt es immer wieder zu Streit. Die Familie wächst weiter, aber mit jedem Jahr das vergeht, spürt Greta, dass etwas wesentliches fehlt in ihrem Leben - die Liebe.

Schon nach den ersten Seiten war ich wieder ein Mitglied von Gretas Familie und hatte Anteil an ihren großen und kleinen Kümmernissen und Freuden.

So wie Greta fand auch ich keinen Zugang zu Bruno. Er bleibt verschlossen, vergräbt sich in seinen Weinkeller. lehnt neues im privaten wie beruflichen Bereich ab und stößt Greta immer wieder - in meinen Augen - grundlos zurück. Dann wieder hatte ich den Eindruck, er würde Greta aufrichtig lieben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Greta für ihr Festhalten an dieser Ehe bewundern soll. Es grenzt für mich an Selbstaufgabe. Der Preis, den sie dafür zahlt, erscheint mir zu hoch. Sie hat zwar ihre Kinder, die sie aufrichtig liebt , aber sie selbst verzichtet auf persönliche Erfüllung und Liebe.

Gut gefallen hat mir erneut, dass die Autorinnen den Zeitgeist in die Handlung einfließen lassen. Das geschieht, indem populäre Fernsehsendungen wie "Einer wird gewinnen " oder Hits wie "Sonderzug nach Pankow" erwähnt werden.

Die Umbrüche, die die Landwirtschaft in dieser Zeit erfahren hat, erlebe ich hautnah durch Gretas Entscheidungen für ihr Weingut. Sie stellt auf ökologischen Anbau um und muss ausländische Erntehelfer einstellen. Weitere bewegende Themen wie Aids oder der Weinpanschskandal finden ganz selbstverständlich Eingang in die Handlung.

So bietet der Roman sowohl eine berührende und fesselnde Lebensgeschichte einer sympathischen Frauenfigur als auch eine unterhaltsame Reise durch das letzte Viertel des vergangenen Jahrhunderts. Beides zusammen ergibt höchsten Lesegenuss und schürt die Vorfreude auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Wer war Anita Berber ?

Die rote Tänzerin
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Eine Antwort darauf versucht die Autorin im vorliegenden Buch zu geben.

Die Berber war der Skandal der 20ziger Jahre - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und Ungarn. Sie war eine gefeierte ...

Eine Antwort darauf versucht die Autorin im vorliegenden Buch zu geben.

Die Berber war der Skandal der 20ziger Jahre - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und Ungarn. Sie war eine gefeierte Nackttänzerin. Das Publikum lag ihr zu Füssen, wenn sie ihre ausdrucksstarken Tänze wie "Kokain" auf der Bühne zeigte. Ihr Privatleben war von Tabubrüchen geprägt. Alkohol, Drogen, häufig wechselnde Sexualpartner führten zum Verlust der Zuschauergunst.

Die Berber starb jung und gehört im weiteren Sinne zum legendaren Club 27, zum dem Rockgrößen wie Janis Joplin und Jimi Hendrix gezählt werden. Bei genaueren Hinsehen kann man auch viele Parallelen in den Lebensläufen erkennen.

Doch das ist nur die öffentliche Bild der Skandaltänzerin. Dank der Autorin kenne ich jetzt auch die verletzliche Seite der Künstlerin. Das Buch schildert schwerpunktmäßig die Begegnung des Malers Otto Dix mit Anita Berber, der ein Bild von ihr malen sollte und auch hat. Die beiden verwundeten Seelen fühlen sich zueinander hingezogen und wissen , dass es nicht sein darf. Ob es tatsächlich eine intime Beziehung gab, überlässt die Autorin der Phantasie des Lesers.

Am Ende des Romans empfinde ich tiefes Mitleid mit der jungen Anita, die nach dem Verlust ihrer großen Liebe auf der Suche nach Geborgenheit und Liebe war und die gleichzeitig ihrer Hingabe an den Tanz Ausdruck verleihen wollte.

Die Autorin erzählt die Geschichte sprunghaft und auf mehreren Zeitebenen und gibt damit ein Spiegelbild des turbulenten Lebens der Berber. Wenn man sich darauf einlässt, kommt man in den Genuss einer wunderbaren und gut recherchierten Geschichte, die zu Herzen geht.

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Veröffentlicht am 20.08.2022

Schatten des Krieges

Findelmädchen
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1955 Die 15jährige Helga und ihr älterer Bruder Jürgen sind zurück in Köln. Über den Suchdienst des Roten Kreuzes hat ihr Vater sie in Frankreich gefunden. Nachdem die erste Euphorie des Wiedersehens verflogen ...

1955 Die 15jährige Helga und ihr älterer Bruder Jürgen sind zurück in Köln. Über den Suchdienst des Roten Kreuzes hat ihr Vater sie in Frankreich gefunden. Nachdem die erste Euphorie des Wiedersehens verflogen ist, fallen Schatten auf das Familienglück.

Das Schicksal der Mutter ist ungeklärt. Dafür führt die Schwester der Mutter das Regiment im elterlichen Haus, eine verbitterte, missgünstige Frau. Der Vater verbietet Helga den Besuch des Gymnasiums und zerstört damit ihren Traum, Schriftstellerin zu werden. Stattdessen muss Helga die Hauswirtschaftsschule - auch Bräuteschule genannt - besuchen. Ihr Praktikum absolviert sie in einem von Nonnen geführten Waisenhaus und findet sich in einem Alptraum wieder. Besonders das Waisenkind Bärbel, ein Besatzerkind, leidet unter der Grausamkeit der Nonnen und der anderen Kinder.

Während Helga versucht, Bärbel das Leben leichter zu machen, gerät ihr eigenes aus den Fugen.

Der Roman nimmt mich von der ersten Seite an gefangen und schickt mich auf eine bewegende Gefühlsreise.

Ich habe mit Helga und Jürgen gebangt, als sie sich aus der Geborgenheit ihrer französischen Pflegeeltern auf den Weg ins Ungewisse zum fremd gewordenen Vater machen. Und tatsächlich scheint sich für Helga das Leben zum schlechteren zu wenden. Ich habe wie Helga nicht verstanden, warum ihr Vater ihr das Gymnasium verbietet. Aus Andeutungen konnte ich entnehmen, dass es möglicherweise mit seiner Vergangenheit zu tun hat.

Besonders widerwärtig war mir die Tante, die der Familie und besonders Helga das Leben zusätzlich schwer macht.

Was mir an Helga gut gefallen hat, sie versucht, die Dinge immer positiv zu sehen. Sie versteht die Entscheidung des Vaters nicht, aber sie liebt ihn weiterhin und versucht , das beste daraus zu machen.

Sowohl für Helga als auch für mich waren die Zustände im Waisenhaus einfach nur grauenvoll und nicht auszuhalten. Was mich zusätzlich belastet hat, wie Frauen, die ihr Leben Gott geweiht haben, so gefühlskalt und sadistisch sein können. Leider entsprechen die Schilderungen der Autorin den historischen Tatsachen.

Auch hier kann ich Helga nur bewundern, dass sie den Verantwortlichen die Stirn bietet - und verliert. Von diesem Moment an scheint sich Helga in einer einzigen Abwärtsspirale zu befinden.. Die Autorin thematisiert in diesem Zusammenhang die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse und Vorurteile. Besonders ledige Mütter und ihre Kinder galten als moralisch verkommen. Bei sexuellen Übergriffen war die betroffene Frau schuld, da sie den Mann durch ihr Verhalten dazu animiert hat.

Nur gut, dass das Buch ein Unterhaltungsroman ist und am Ende sich viele Dinge zum Guten wenden.

In meinen Augen ist der Roman absolut lesenswert, weil es der Autorin überzeugend gelingt, die damalige Zeit dem Leser realistisch näher zu bringen. Obwohl sie mit den Schilderungen der Verhältnisse im Waisenhaus mir einiges zugemutet hat, lässt sich die Geschichte fesselnd und unterhaltsam lesen.

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Die Geschichte einer Freundschaft

Das Leben vor uns
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Anja, die Erzählerinder Geschichte und Milka sind beste Freundinnen seit Kindertagen. Sie leben am Rande von Moskau in den 80ziger Jahren. Gemeinsam gehen die Freundinnen durch die Pubertät - erster Kuss ...

Anja, die Erzählerinder Geschichte und Milka sind beste Freundinnen seit Kindertagen. Sie leben am Rande von Moskau in den 80ziger Jahren. Gemeinsam gehen die Freundinnen durch die Pubertät - erster Kuss - erste Zigarette- erster Sex - Alkohol und endlose Diskussionen über die Welt, Musik und besonders Literatur.

Aus dem Duo wird ein Quartett durch die beiden Jungs Lobatin und Trifonow. Man liebt sich, man streitet sich, während die Sowjetunion auf ihr Ende zustrebt. Kurz vor dem Schulabschluss kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall, der alles verändert. Anja geht nach Amerika und kehrt nach 20 Jahren zurück und muss sich mit den Ereignissen von damals auseinandersetzen.

Das Buch war von der ersten Seite an einfach nur spannend und gleichzeitig berührend.

Grundsätzlich haben sich die Jugendlichen nicht von Teenagern im Westen unterschieden. Musik hören, diskutieren und das wachsende Interesse am anderen Geschlecht eint alle. Doch wenn man genauer hinschaut, erkennt man die Unterschiede. Das Leben ist geprägt vom Mangel und beengten Wohnverhältnisse. Alkohol gehört - auch bei den Jugendlichen - im hohen Maße dazu. Ausländische Musik hören ist schwierig. Reisen außerhalb der Sowjetunion bleiben ein Traum. Das Trauma des 2. Weltkrieges ist allgegenwärtig und der Stolz, Nazideutschland besiegt zu haben, gehört zur Identität.

Anja kommt aus geordneten Verhältnissen. Milka lebt mit Mutter und Stiefvater. Sie wirkt auf mich immer etwas wütend, braucht Aufmerksamkeit und wirkt zügellos. Anja ist eindeutig die besonnenere und manchmal geradezu naive Freundin.

Die beiden Jungs könnten nicht gegensätzlicher sein. Lobatin, Milkas Freund, ist der Haudrauf, der sich nur für materielle Dinge, Alkohol und Sex zu interessieren scheint. Trifonow, Anjas Freund, ist der Gegenentwurf. Er begeistert sich für Literatur und ist politisch interessiert. Diese Gegensätze lösen eine Kette von Ereignissen aus, die zum Ende der Freundschaft führt und Anja nach Amerika gehen lässt.

Als Anja nach 20 Jahren ihre Eltern besucht, versucht Anja, die Ereignisse von damals aufzuarbeiten. Ihr Heimatland ist ein anders. Perestroika hat alles verändert. Die Läden sind voll teurer Waren. Oligarchen haben die Wirtschaft übernommen. Alte Gewissheiten und der Stolz darauf wurden zerstört. Die Opfer sind damals wie heute die normalen Bürger wie Anjas Eltern. Durch Lobatin erfährt Anja, was während ihrer Abwesenheit passiert ist und sie kann mit der Vergangenheit ihren Frieden schließen.

Mich hat das Buch sehr berührt und nachdenklich gestimmt. Es hat auf sehr unterhaltsame Weise gezeigt, dass alle Menschen die gleichen Träume und Hoffnungen haben, egal in welcher Gesellschaft sie leben. Gleichzeitig verdeutlicht die Autorin, wie nachhaltig ein politisches System die Lebensverhältnisse und die Chance, Lebensträume zu verwirklichen, beeinflusst.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Drei Frauen - drei Lebensentwürfe - ein Traum

Das Haus der Hebammen - Carolas Chance
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Die Autorin erzählt die Geschichte dreier Hebammen, die gemeinsam ein Geburtshaus in Köln betreiben, 1994 keine Selbstverständlichkeit.

Alle drei Frauen eint die Liebe zum Beruf und das Bestreben die ...

Die Autorin erzählt die Geschichte dreier Hebammen, die gemeinsam ein Geburtshaus in Köln betreiben, 1994 keine Selbstverständlichkeit.

Alle drei Frauen eint die Liebe zum Beruf und das Bestreben die werdenden Müttern mit Rat, Verständnis und Tat zu unterstützen. In den meisten Fällen ist die Geburt einfach nur pure Freude, aber manchmal ist das Glück auch getrübt.

Privat sind die Frauen sehr unterschiedlich und jede steht für einen anderen Lebensentwurf. Ella kann sich nicht vorstellen, ihren Beruf für Ehe und Familie hinten an zu stellen. Susanne würde gerne zusammen mit ihrer großen Liebe Antonius ein Kind haben. Carola gerät immer mehr in eine Lebenskrise.

Der Beginn der Geschichte hat mich etwas atemlos gemacht. Zum einen war ich beschäftigt, die drei Frauen kennenzulernen. Zum anderen werden in rascher Folge Frauenthemen angesprochen, die mich gedanklich beschäftigt haben.

Im weiteren Verlauf der Handlung schildert die Autorin lebensnah und einfühlsam besondere Situationen sowohl privater als auch beruflicher Natur.. So erwartet zum Beispiel eine Mutter, die ein Kind mit Behinderung hat, ihr zweites und ist verunsichert. Die andere frägt sich trotz aller Vorfreude, wie ihr Alltag mit einem weiteren Kind zu meistern ist. Gut gefallen hat mir, dass einige Lösungen angeboten werden, aber genügend Raum für eigene Wege bleibt. Obwohl sich in 1. Linie fast alles um Kinder und Geburt dreht, wird nicht der Eindruck erweckt, man könne als Frau kein erfülltes Leben ohne Kinder haben.

Carolas Situation hat mich besonders berührt, weil sie so typisch ist für den täglichen Spagat, den berufstätige Frauen meistern müssen. Haushalt, Kinder, Partnerschaft und der Beruf fordern vollen Einsatz. Die Gefahr, dass man sich dabei selbst verliert, ist groß. Ich habe mich in einigen Situationen selbst wiedererkannt, was mich zum Nachdenken gebracht hat.

Gefreut habe ich mich über die Einsprengsel der damaligen Ereignisse und Lebensgewohnheiten. Was habe ich gelacht und in Erinnerungen geschwelgt.

Wenn nun jemand befürchtet, der Roman wäre zu Problem belastet, der irrt gewaltig. Das Buch ist ein sehr gut geschriebener Unterhaltungsroman, der auch einige Probleme anspricht. Das ist für mich kein Widerspruch. Im Gegenteil ich finde, das macht eine Geschichte erst realistisch und packend. Und keine Sorge - es gibt ein Happyend !

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