Sabine Grebing (Übersetzer), Johanna Marx (Übersetzer), Jurij Nikitin (Illustrator)
Kiew, 1919: In den Wirren nach der Russischen Revolution stößt der junge Samson, gerade zur Vollwaise geworden, beinahe durch Zufall zur neuen sowjetischen Polizei. Sein erster Fall ist gleich äußerst mysteriös: Ein abgeschnittenes Ohr, ein Knochen aus reinem Silber und ein Anzug aus feinem englischem Tuch geben ihm Rätsel auf. Doch die Zeiten sind gefährlich und halten jeden Tag neue Überraschungen bereit. Zum Glück lernt Samson die patente Nadjeschda kennen, die ihm bei den Ermittlungen hilft und an die er schon bald sein Herz verliert.
In dem Buch „Samson und Nadjeschda“ von Andrej Kurkow geht es um den Jungen Samson der seine Familie verloren hat und nun allein da stet in einer Welt die durch den Krieg noch aus den Fugen geraten ist.
Das ...
In dem Buch „Samson und Nadjeschda“ von Andrej Kurkow geht es um den Jungen Samson der seine Familie verloren hat und nun allein da stet in einer Welt die durch den Krieg noch aus den Fugen geraten ist.
Das Buch spielt 1919 in Kiew und beginnt damit wie Samson seinen Vater verliert und mit viel Glück überlebt, jedoch nicht unbeschadet denn er verliert sein Ohr, das er zwar noch hat, aber leider nicht mehr angenäht werden kann, weil die Ärztliche Versorgung nicht gegeben ist. Wir lernen Samson kenne, der ein guter Junger Mann ist, der an das Gute im Leben glaubt. Seine Vermieterin ist eine aufmerksame Person den Samson, nachdem er nun allein ist etwas im Auge behält und Ihm Nadjeschda vorstellt eine junge Frau, die nach Ihrer Meinung gut zu Ihm passen würde. Durch einen Zufall bekommt er eine Anstellung bei der neuen sowjetischen Polizei und stolpert gleich in seinen ersten Fall aus Mord und Diebstahl.
Der Schreibstil ist mitreißen und auf gewisse Art und Weise spannend. Aber auch gefühlvoll durch die Gedanken, die Samson hat und die eine beim Lesen mit Ihm verbinden. Sanson mit seiner gefühlvollen, ehrlichen und gütigen Art in dieser gefährlichen aufwühlenden Zeit sind Gegensätze, die das Buch bereichern. Auch die Beschreibung von Kiew nach der Russischen Revolution sind gut gemacht und die Geschichtlichen Ereignisse sind gut eingebettet.
Für mich persönlich war es ein toller Krimi, der mich sehr gut unterhalten hat und mir ein Einblick in die Zeit nach der Russischen Revolution gegeben hat. Ich bin auf die Fortsetzung gespannt.
"Sie haben doch gesagt, jeder Mensch lebt inmitten von Verbrechern und Verbrechen, bemüht sich jedoch, sie nicht zu sehen, solange er nicht selbst zum Opfer wird."
Kiew 1919. Der junge Samson verliert ...
"Sie haben doch gesagt, jeder Mensch lebt inmitten von Verbrechern und Verbrechen, bemüht sich jedoch, sie nicht zu sehen, solange er nicht selbst zum Opfer wird."
Kiew 1919. Der junge Samson verliert seinen Vater durch den Säbel eines Kosaken. Ihn selbst verfehlt der Reiter nur knapp. Doch der Säbel schlägt ihm das Ohr ab. Nun ist Samson, der schon Mutter und Schwester verloren hat, Vollwaise. Er kehrt in die leere Wohnung zurück und muss sich jetzt allein durchschlagen. Eher durch einen Zufall, findet er Anstellung bei der neu gegründeten sowjetischen Polizei. Sein erster Mordfall gibt ihm Rätsel auf. Beim Opfer wird ein Knochen aus purem Silber gefunden. Was hat es damit auf sich? Die hübsche Nadjeschda, welche ihm von seiner Hausmeisterin vorgestellt wird, unterstützt in bei diesem Rätsel.
Der Krimi spielt im Kiew, welches noch unter dem Eindruck der Russischen Revolution steht. Es wird gekämpft und neu geordnet. Die Beschreibungen der Stadt, lassen die Zeit förmlich vor dem inneren Auge aufleben. Auch sind die Figuren sehr gut beschrieben und es macht Spaß sie zu begleiten. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Es ist kein gewöhnlicher Krimi. Der Fall ist nicht so spektakulär, aber muss er auch gar nicht. Das Zeitgeschehen ist schon spannend genug. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen.
Dieser Spruch könnte so im Statut jeder kommunistischen Partei weltweit stehen. Er trieft
vor Idealismus, Ignoranz und Unkenntnis des Menschen. Außerdem, es gibt keinen “zukünftigen” Menschen. Es gibt ...
Dieser Spruch könnte so im Statut jeder kommunistischen Partei weltweit stehen. Er trieft
vor Idealismus, Ignoranz und Unkenntnis des Menschen. Außerdem, es gibt keinen “zukünftigen” Menschen. Es gibt nur den Menschen im Hier und Jetzt. Samson, Nadejschda, Najden, die Rotarmisten, die Schneider, die Schuhmacher, die Kosaken und Weißgardisten leben im Hier und Jetzt des Jahres 1919. Der erste Weltkrieg ist gerade zu Ende und das
zaristische Russland erlebt einen schrecklichen Bürgerkrieg, an dessen Ende nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Eine Gesellschaft bricht zusammen, und bis die neue Form an die Stelle treten kann, gibt es Chaos, Gewalt, das Gesetz des Stärkeren. Bolschewiken und Weißrussen leisten sich heftige Kämpfe, fallen wiederholt in Kiew ein, versuchen es zurückzuerobern, ohne Rücksicht auf die Menschen, die hier leben. Mittendrin, Samson. Er hat Elektromaschinenbau studiert und hat allein mit seinem Vater gelebt. Mutter und Schwester starben früher. Kosaken erschlagen seinen Vater und hauen ihm ein Ohr ab, nun
ist Samson auf sich allein gestellt. Er ist der Willkür der neuen Machthaber schutzlos ausgeliefert. Es nisten sich zwei Rotarmisten bei ihm ein, bedienen sich an seinen Sachen und Möbeln. Als sie der Schreibtisch des Vaters stört, wird der einfach von Ihnen der neu
gegründeten Miliz gespendet. Samson rennt seinem Schreibtisch nach, kommt bei der Miliz an und bleibt dort, als neuer Mitarbeiter. So schnell kann das in bewegten Zeiten gehen.
Intelligent, mit einer raschen Auffassungs- und Kombinationsgabe, gelingt es ihm einen Silberschmuggel, Diebstahl und Mord aufzuklären. Dabei, und jetzt nimmt der Roman Züge
des russischen “magischen Realismus” an, kann er mit seinem abgeschlagenen Ohr Gespräche belauschen, die ihn betreffen. So z.B. kriegt er mit, wenn im Büro der Miliz über ihn gesprochen wird, wenn sein Ohr sich dort in einer Schublade befindet. Er wird nun das
Ohr im Zimmer der Rotarmisten in seiner Wohnung verstecken und sie belauschen. Das alles klingt so natürlich, so selbstverständlich. Als ob ein abgeschlagenes Ohr immer in Verbindung mit seinem ehemaligen Besitzer bleibt und seine Funktion weiterhin erfüllt. Erst im Nachhinein überlegt man sich: Wie soll das denn gehen? Aber dem Buch verleiht diese Eigenschaft fantastische Züge, die den Charme des Buches ausmachen.
Als Beweis, dass auch in Bürgerkriegszeiten die Liebe sich nicht unterdrücken lässt, entsteht die zarte Liebesgeschichte zwischen Nadjeschda und Samson. Zwei junge Menschen, die ihre Kräfte einerseits in den Dienst der Bolschewiken stellen, lernen sich kennen dank der Vermittlung der Hausmeisterin von Samson. Nadjeschda ist linientreu, hat den Bolschewismus verinnerlicht, Samson ist eher "menschlich", möchte allen helfen, ohne Ansehen der Person.
Wie ein Terrier, der sich einmal festgebissen hat, kann Samson nicht locker lassen. Er verfolgt seine Fälle bis er alles restlos aufgeklärt hat und der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Sein Glaube an die Gerechtigkeit, jenseits aller Klassenideologie macht Samson so
sympathisch. Nadjeschda eckt mit ihrer sturen Linientreue eher an. Aber sie ist naiv, der
Bolschewismus noch in den Kinderschuhen, Stalins Terror noch einige Jahre weg. Es wäre interessant zu beobachten, wie sich Nadjeschda weiter entwickeln wird.
Der lineare Erzählstil, der manchmal rasant die dramatischen Geschehnisse schildert, wird
dann, in den Szenen mit Nadjeschda und ihrer Familie oder der Hausmeisterin, wieder sanft und warm. Andrej Kurkow reiht sich nahtlos in die lange Tradition der großartigen russischsprachigen Literatur ein. Der Roman trägt Wesenszüge der Literatur von Solschenizyn, Pasternak und Bulgakov.
Abschließend sei gesagt: Kiew hat in Moskau schon immer Begehrlichkeiten geweckt, schon seit Iwan des Schrecklichen Zeiten. Es folgte dann Stalin der Schreckliche und heute ist es Putin der Schreckliche, der seine Hände nicht von der Ukraine und Kiew lassen kann.
Was mir an Andrej Kurkows Schreibstil neben der hohen sprachlichen Qualität immer besonders gut gefällt, ist der untergründige Humor, den er trotz aller Dramatik gekonnt zwischen die Zeilen webt. ...
Was mir an Andrej Kurkows Schreibstil neben der hohen sprachlichen Qualität immer besonders gut gefällt, ist der untergründige Humor, den er trotz aller Dramatik gekonnt zwischen die Zeilen webt.
Die Lebensumstände seiner Held:innen sind nie leicht und nie geschönt, liegen auch für die Lesenden oft außerhalb ihrer Komfortzone, aber irgendwie schwingt immer etwas Skurriles, Absurdes, Komisches mit, das die Lesenden gern bleiben lässt.
Schon in den ersten brachialen Sätzen von Kurkows neuestem Romans verliert der junge Held Samson den Vater und sein rechtes Ohr an die säbelschwingenden Kosaken. Kiew 1919, eine spannende Zeit, die bis heute nachwirkt. In den Wirren nach der Russischen Revolution, in der die meisten versuchen, einen Platz zum Überleben innerhalb des neuen Systems zu finden, kämpft Samson zunächst mal um die Rückgabe eines requirierten Schreibtischs aus dem ehemaligen Arbeitszimmer seines Vaters. In dieses wurden gerade zwei Rotarmisten einquartiert, und der Schreibtisch hat seinen neuen Platz ausgerechnet in der örtlichen Polizeikommandantur gefunden. In den Schubladen befinden sich nicht nur wichtige Dokumente wie der Familienpass, sondern auch die Dose mit Samsons abgeschlagenem Ohr. Dieses, stellt er atemlos fest, lässt ihn nach wie vor alles hören, was in dessen Nähe gesprochen wird, egal, wie weit entfernt er selber ist.
Da er seine Forderung auf Rückgabe des Möbelstücks äußerst eloquent formuliert, wird er vom Fleck weg in den Polizeidienst engagiert.
Sein erster Fall hat es gleich in sich: seltsame Raubzüge, bei denen nur Silber gestohlen wird, ein ermordeter Schneider und ein dekadent-feiner Anzug in seltsamer Größe verlangen dem jungen Kommissar alles ab. Und dann sind da noch die Hausmeisterwitwe, die ihn unter die Haube bringen will und die zupackende Nadjeschda, die das Herz am rechten Fleck trägt und auch Samsons Verstand auf die Sprünge hilft.
Dies ist zwar kein Roman, bei dem einem vor Spannung der Atem stockt und man der Auflösung des Falls entgegenfiebert, doch alles in allem ist es ein äußerst gelungener Mix aus Krimi, Liebesgeschichte, Historienroman und Komödie.
Die feinsinnige Übersetzung von Johanna Marx und Sabine Grebing hat auch den typisch russischen Erzählduktus bewahrt, der sich vor allem in den Dialogen zeigt.
Große Leseempfehlung!
„Jeder Mensch lebt inmitten von Verbrechern und Verbrechen, bemüht sich jedoch, sie nicht zu sehen, solange er nicht selbst zum Opfer wird.“
Der Diogenes Verlag konnte mir wieder einen Lesegenuss bescheren, ...
„Jeder Mensch lebt inmitten von Verbrechern und Verbrechen, bemüht sich jedoch, sie nicht zu sehen, solange er nicht selbst zum Opfer wird.“
Der Diogenes Verlag konnte mir wieder einen Lesegenuss bescheren, für den es sich lohnt, dranzubleiben.
Es ist eine schwierige Zeit, in der sich Hauptfigur Samson befindet, voller Entbehrungen und Risiken. Andrej Kurkow nimmt sich genügsam Zeit, seine Hauptfigur in die neuen Herausforderungen einzuführen und gibt interessante Einblicke, in die historischen Umbrüche nach der Russischen Revolution in der Ukraine. Dabei verteilt er geschickt Metaphern, die eine wahre Freunde sind. Es hat mir gefallen, wie die Atmosphäre eingefangen wurde und der Erzählstil, in einem angenehmen Niveau, durch die Geschichte führt. Es ist ein subtil spannender Krimi, der nach jedem Kapitel verführt, weiterzulesen. Nicht nur wegen dem hervorragendem Erzählstil, sondern auch, weil ich die Figuren mochte. Bis es zu Samson`s Dienstantritt bei der Miliz kommt, vergehen ein paar Seiten und es kommt zu ungewöhnlichen Ereignissen, die man gebannt verfolgt und die auf schicksalhafte Weise zum Ergebnis führen. Was mir besonders gefallen hat, ist diese Mischung aus Skurrilität und Ernsthaftigkeit, wenn ich an das anfängliche Unglück denke oder an Samsons übernatürliche Abhörwanze. Nadjeschda ist eine fleißige Frau, die entschieden handelt, und sich auf Samson wie eine haltgebende Kraft auswirkt. Sie hinterlässt Eindruck, obwohl sie am Rand agiert.
Ein wunderbar ungewöhnliches Buch und eine gescheite Mischung aus Liebesgeschichte, historischem Roman und Krimi, die planvoll und scharfsinnig an Fahrt aufnimmt.