Sehr spannender sechster Fall für Toni Sanftleben
Raue HavelHauptkommissar Toni Sanftleben wird diesmal mit seinem sechsten Fall konfrontiert. Dieser führt ihn nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch zu seiner eigenen Familiengeschichte.
Der Prolog zeigt ...
Hauptkommissar Toni Sanftleben wird diesmal mit seinem sechsten Fall konfrontiert. Dieser führt ihn nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch zu seiner eigenen Familiengeschichte.
Der Prolog zeigt uns das Jahr 1946. Im Untersuchungsgefängnis des sowietischen Geheimdienstes in Potsdam warten einige Schüler der Einstein-Oberschule auf eine Nachricht über ihr gestelltes Gnadengesuch. Das „Verbrechen“ der Schüler war lediglich, dass sie den Russisch-Unterricht geschwänzt hatten, und das wurde mit dem Tode bestraft. Der Krimi basiert auf wahren Begebenheiten, denn die Verurteilung der Schüler hat damals real stattgefunden.
In der Gegenwart werden drei uralte Skelette in einem Bootshaus gefunden, und wenig später wird eine junge Journalistin umgebracht. Toni hat sehr bald eine Ahnung, dass die Fälle zusammenhängen könnten, denn die Journalistin recherchierte einen Spionagefall aus dem Jahr 1949. Hatte sie etwas entdeckt, was nicht ans Tageslicht kommen sollte? Musste sie deshalb ihr Leben lassen? Toni tut alles, um den Fall zu lösen, hat er es doch dem Vater der jungen Frau versprochen. Dabei geht ihm die Geschichte näher als gedacht, denn urplötzlich sieht er eine sehr persönliche Verbindung, die in die eigene Familie führt.
Die Ereignisse in der Gegenwart wechseln sich mit Rückblicken in das Jahr 1949 ab, und man kann gar nicht anders, man muss am Ende eines Kapitels einfach weiterlesen, weil es immer wieder kleine Cliffhanger gibt. Die Geschichte entwickelt sich sehr fesselnd, und die verschiedenen Charaktere sind so plastisch dargestellt, dass man das Gefühl hat, sie persönlich vor sich zu haben. Die Protagonisten haben sich weiter entwickelt, was mir besonders bei Tonis Assistenten Wong aufgefallen ist. Ein weiterer Aspekt, der mir an Tim Piepers Krimis sehr gefällt, ist, dass man Toni Sanftleben auch persönlich sehr nahe kommt und an seinen Gedanken, Gefühlen und Ängsten teilhaben kann. Die beiden Zeitstränge werden am Ende geschickt zusammengeführt, und alle auftauchenden Fragen klären sich auf. Auch wenn der Fall irgendwann von höherer Dienststelle abgeblockt werden soll, finden Toni und Wong einen mutigen und raffinierten Weg, ihn zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen.
Es ist ein sprachlich sehr angenehmer und niveauvoll geschriebener Krimi, der keine Effekthascherei nötig hat, sondern durch einen gut recherchierten und durchdachten Plot überzeugt, der einen mitreißt. Mir haben alle bisher erschienenen Krimis von Tim Pieper sehr gefallen, so dass ich den Eindruck hatte, es wären sicher keine Steigerungen möglich. Hier hat der Autor aber nochmal „draufgelegt“, und der sechste Fall ist absolut genial.