Jede Geschichte hat ihre Zeit
Die GutsherrinGroß Bernau, in den 1930ern
Der junge Gutsherr Karl- Friedrich von Bernau verliebt sich in die junge Hauslehrerin Margot Schenk. Durch die Heirat steigt die zur neuen Gutsherrin auf mit dem Anspruch an ...
Groß Bernau, in den 1930ern
Der junge Gutsherr Karl- Friedrich von Bernau verliebt sich in die junge Hauslehrerin Margot Schenk. Durch die Heirat steigt die zur neuen Gutsherrin auf mit dem Anspruch an sich selbst, das Personal auf dem Gut besser als ihre verhasste Schwiegermutter zu behandeln. Mit dem Vorrücken der russischen Armee flüchtet Karl-Friedrich mit Margot jedoch in das Rheinland, wo er sich kurze Zeit darauf umbringt.
In Groß Bernau rettet derweil die beherzt Köchin Berta Wagenseil das Gut vor dem Abriss.
Groß Bernau, 1998
Mit der politischen Wende eröffnet sich für den erfolgreichen Manager Hartwig von Bernau, Margots einziges Kind, die Chance, Gut Bernau zurückzukaufen, was er basierend auf dem Konzept eines florierende Pferdehotels auch tut. Doch sein Vorhaben damit seine Mutter und seine Frau Anja zu überraschen geht gänzlich schief. Seine Mutter zieht sich zurück und Anja wirft ihm einen Alleingang vor.
Was geschah in der Vergangenheit, das Margot vergessen will und gelingt Hartwig und Anja ein Neuanfang im Osten?
Enteignung, Flucht und Vertreibung ist neben allen anderen Gräueltaten ebenfalls ein dunkles geschichtliche Kapitel. Der Autorin gelingt es jedoch hervorragend, die Situation aus der Sicht der verschiedenen Akteure zu schildern, so daß man sich gut in sie hineinversetzen kann. Nach und nach kommen dabei jedoch auch Geschehnisse an den Tag, welche das Handeln plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.
Sehr interessant ist für mich der Wandel der Sympathien, die ich Margot als auch Anja entgegengebracht habe. Das Margot dem selben Verhaltensmuster ihrer Schwiegertochter gegenüber verfällt wie sie es selbst als junge Frau von ihrer ertragen musste, ist mir nicht ganz plausibel, aber wahrscheinlich formt die Zeit und die Erfahrung die Menschen und der Generationenkonflikt erschwert die Verständigung. Das scheint auch auf Helma, Bertas Enkelin, zuzutreffen. Von Anja hingegen bin ich positiv überrascht, von der verwöhnten, mit Vorurteilen behafteten Wessifrau zur "Ostversteherin"...
Nachdem ich bereits einige Romane zu dieser Thematik gelesen habe, besticht dieser durch eine realistische Darstellung ohne dabei bei den Beziehungen der Akteure untereinander kitschig zu wirken. Auch wenn zum Ende sich viele Probleme doch etwas zu einfach auflösen, hat mich dieses Buch sehr gut unterhalten - gern empfehle ich es weiter.