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Veröffentlicht am 06.05.2022

Ein Einblick in das Leben der sympathischen Autorin, mehr aber auch nicht

Darf ich vorstellen: Legasthenie
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Darf ich vorstellen: Legasthenie ist ein Buch, auf das ich mich sehr gefreut habe. Das Thema Legasthenie hat mich sehr interessiert, leider kommt es sehr kurz. Fiona Coors hat ihre Lebensgeschichte hier ...

Darf ich vorstellen: Legasthenie ist ein Buch, auf das ich mich sehr gefreut habe. Das Thema Legasthenie hat mich sehr interessiert, leider kommt es sehr kurz. Fiona Coors hat ihre Lebensgeschichte hier kurz, aber sympathisch und reflektiert erzählt.

In den ersten Kapiteln schildert die Autorin neben familiären Problemen ihre Erfahrungen mit der Legasthenie.. In der Schule ist sie komplett überfordert und bekommt leider nicht die nötige Unterstützung.Erst mit Anfang 30 erkennt sie, dass sie Legasthenikerin ist. Zur Schauspielerei kommt sie früh und schafft es durch Vorarbeit, ihre Schwierigkeiten verdeckt zu halten. Das Leid, das sie in all den Jahren empfunden hat, lässt sie aber nicht los. Auch lange nach der Schulzeit ist sie sehr unsicher, fühlt sich dumm und wird von Albträumen heimgesucht.

„Meine Lebenskämpfe führte ich innerlich. Mit meinem konstanten Gefühl der Minderwertigkeit, meinem überhöhten Anspruch an mich selbst, meinem Perfektionismus, meinen Versagensängsten. “

Fiona Coors nutzt tolle Vergleiche und gibt Interessante Einblicke, die mir das Thema Legasthenie ein wenig näher gebracht haben. Sie bezeichnet sich selbst als Gefühlsmensch und das habe ich auf jeder Seite gespürt. Ihre Schmerz ist greifbar und berührt. Aber auch ihre Lebensfreude ist ein großes Thema. Sie zeichnet wunderschöne Bilder, zum Beispiel bei einem Retreat in Nepa.

„Ich hätte die gleißenden Kleider von Schneeweißchen und Rosenrot minutiös beschreiben und im Kopf sogar umnähen können, doch es ging allein darum, das Sch und das R zu schreiben.“

Bei dem Titel hätte ich mir gerade nach dem ersten Drittel einen größeren Bezug zur Legasthenie gewünscht. Die meiste Zeit geht es um Fiona Coors, in der Mitte gibt es auch ein paar Seiten mit wunderschönen Bildern von ihr und ihrer Familie. Außerdem erzählt sie von traurigen Verlusten, ihrem Weg in die Schauspielerei und ihrer Selbstfindungsreise. Am Ende bietet sie einen kleinen “Werkzeugkasten” mit tollen Tipps und Ideen, die Kraft geben. Vollkommen cool, aber nicht so ganz meine Erwartungen.

Da das Buch relativ kurz und Fiona Coors mir sympathisch ist, bereue ich nicht, das Buch gelesen zu haben. Empfehlen würde ich es aber wirklich nur Fans oder denen, die Selbstfindungsbücher mögen. Über Legasthenie werdet ihr hier nicht allzu viel lernen.

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Veröffentlicht am 27.04.2022

Nicht mein Buch

Meerestiere
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Im Rahmen einer Lovelybooks Leserunde durfte ich Meerestiere von Iris Antonia Kogler lesen. Versprochen wurde hier ein amüsanter Radtrip, mit besonderen Charakteren. Ein bisschen was davon habe ich bekommen.. ...

Im Rahmen einer Lovelybooks Leserunde durfte ich Meerestiere von Iris Antonia Kogler lesen. Versprochen wurde hier ein amüsanter Radtrip, mit besonderen Charakteren. Ein bisschen was davon habe ich bekommen..

Fünf unterschiedliche Menschen treffen an einem heißen Sommertag in einem Hotel an. Alle hatten andere Ziele, kommen sich aber doch schnell nahe und beschließen eine gemeinsame Tour ans Meer. Einer hat seinen Hund dabei, der andere redet mit seinem Fisch. Vereint werden sie durch die Trauer, die sie alle in sich tragen.

Wir bekommen hier eine bewegende Geschichte über Trauer, Verlust und Trennung. Wir sehen Menschen, die aufeinander zugehen und sich gegenseitig stärken. Aber leider bekommen wir davon ganz schön wenig.

Zu Beginn werden erstmal alle Charaktere eingeführt und das hat ordentlich Zeit und Nerven gekostet. Die erste Hälfte werden erstmal alle Figuren genau analysiert und ihre Eigenschaften klar benannt. Das alles war für mich einfach nicht flüssig, hat sich zu erzwungen angefühlt und mich leider oft gelangweilt und immer wieder frustriert. Diese Seiten tragen eine so tiefe Trauer in sich, und behandeln eigentlich interessante Themen. Leider hat mich das aber überhaupt nicht berührt.

An sich finde ich, dass die Autorin eine besondere Beobachtungsgabe hat und interessante Aspekte einbringt. Leider schafft sie es in meinen Augen nicht, diese Dinge packend zu umschreiben. Und sorry, aber was juckt mich der BMI einer Person? Mal davon abgesehen, dass der BMI Bullshit ist, gerade um einen Frauenkörper zu beschreiben, kann sich irgendjemand groß was unter diesen Zahlen vorstellen?

Der Schreibstil der Autorin macht es mir auch nicht unbedingt leichter. Immer wieder schleichen sich lange Schachtelsätz ein, in denen zwei mal das gleiche gesagt wird. Jeder Schritt, jedes Blinzeln wird erklärt und ich hatte zwischendurch zu stark das Gefühl, dass die Autorin mir die ganze Zeit sagen will, was ich zu fühlen und zu denken habe. Die Charaktere waren so zwar wirklich realistisch und ich bewundere die Gedanken und die Arbeit, die sich die Autorin hier gemacht hat. Mir wäre es nur lieber gewesen, das alles wirklich im Geschehen zu erleben.

Die Charaktere kamen bei mir leider trotzdem nicht wirklich an. Sie sind mir anfangs entweder zu klischeehaft und eindimensional, oder zu viel. Gerade Jakob war mir wahnsinnig unsympathisch. Alle Frauen die vorkamen, waren am Anfang erstmal super zickig und anstrengend. Ich fand es aber wirklich schön, wie sich das Blatt dann gewendet hat, nachdem sie irgendwann alle endlich im Hotel gelandet sind.

Die Figuren waren im Kontakt weniger eindimensional, wurden immer greifbarer. Teilweise sogar fast sympathisch. Zum Thema roadtrip dann noch mal: Es wird kurz erwähnt, dass sie alle sechs Stunden im Auto saßen und dann am Meer landen. That’s it.

Das Ende war dann natürlich wunderschön. Alle haben was für sich mitgenommen, fassen neuen Mut und sind Happy. Yay. Das ging mir alles viel zu schnell. Nachdem ich mich so lange durch das Drama gearbeitet habe, hätte ich wirklich mehr schöne Moment der Protagonist*innen gemeinsam verdient.

Vielleicht war meine Erwartungshaltung Teil des Problems, vielleicht bin ich zu jung, um mich mit dem teilweise veralteten Weltbildern der Charaktere identifizieren zu können. Keine Ahnung. Für mich war das Buch einfach nichts, wobei ich sogar irgendwo nachvollziehen kann, warum einige Spaß dran haben.

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Einstieg in ein vielversprechendes Familiendrama

Das Land, von dem wir träumen
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Das Land von dem wir träumen ist der Auftakt einer großen Familiensage. Im Juni soll es schon mit der Fortsetzung weitergehen, die ich auf jeden Fall lesen möchte, auch ich hier einige Starschwierigkeiten ...

Das Land von dem wir träumen ist der Auftakt einer großen Familiensage. Im Juni soll es schon mit der Fortsetzung weitergehen, die ich auf jeden Fall lesen möchte, auch ich hier einige Starschwierigkeiten hatte.

Erstmal: Dieses Cover 😍 Mich hats direkt angesprochen und mir auch das richtige Gefühl vermittelt. Eine Geschichte, die zwischen zwei Kriegen spielt, in einem Land, das plötzlich unter anderer Regierung steht - Klang für mich großartig. Leider wurde diese Zeit hier für mich nicht wirklich eingefangen. Alles wirkt immer noch sehr abstrakt.

Dafür hat das Buch ein anderes Versprechen gehalten. Die Autorin hat es, in meinen Augen, geschafft, die Umgebung (vor allem am Anfang) wunderschön einzufangen. Diese Beschreibungen sind wirklich etwas besonderes.

Leider führt das auch schon zu einem großen Kritikpunkt für mich: Die erste Hälfte ist ziemlich zäh. Neben den Ausführlichen Beschreibungen passiert nämlich nicht viel und wenn mal irgendwas anläuft, endet das Kapitel und wir springen in die nächste Jahreszeit. Auch die Katakombenschule bekommt kaum Raum. Schade, denn ich hätte sehr gern mehr darüber gelesen.

Nach dieser schwierigen ersten Hälfte, dreht sich das ganze aber zum Glück. Plötzlich kommt doch noch Spannung auf und die Gefahr, in der sich Franziska und ihre Familie befinden, wird deutlicher. Das Ende hat mich wirklich berührt, auch wenn ich zwischendurch nicht mehr damit gerechnet habe.

Die Charaktere sind für mich noch nicht ganz greifbar. Auch hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, ich kann mir aber gut vorstellen, dass das alles im zweiten Teil noch ausgebaut wird.

Gut gefallen hat mir aber das Personenverzeichnis am Anfang, ich wäre sonst wahrscheinlich durcheinander gekommen.

Dieser Auftakt ist für mich um ehrlich zu sein eher mittelmäßig gewesen, aber da uns hier eine lange Reihe erwartet, die sich ja auch erstmal aufbauen muss, finde ichs okay. Der zweite Band wird auf jeden Fall eine Chance bekommen, ich freu mich schon darauf, wieder in diese Landschaft einzutauchen und bin gespannt, was unsere Protagonisten noch erwartet.

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Veröffentlicht am 05.10.2022

Guter Start, langweilige Mitte, furchtbares Ende

Nebenan
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Nebenan erzählt die Geschichte eines kleinen Ortes am Nord-Ostsee-Kanal. Nachbarn, die sich schon längst voneinander entfernt haben, oder einander gar nicht erst näher kommen wollten. Geheimnisse und komische ...

Nebenan erzählt die Geschichte eines kleinen Ortes am Nord-Ostsee-Kanal. Nachbarn, die sich schon längst voneinander entfernt haben, oder einander gar nicht erst näher kommen wollten. Geheimnisse und komische Geschehnisse, die Menschen verbinden. Dazu eine verschwundene Familie und ein rätselhafter Junge nachts in ihrem Garten. Es geht um den Wunsch nach mehr, das Bedürfnis nach Nähe. Und gleichzeitig um Angst, die die Menschen voneinander entfernt.
Gute Voraussetzungen, viel Potential. Und dann tröpfelt Nebenan vor sich hin, bis zu einem Ende, das keins ist.

Julia ist Ende 30 und wünscht sich nichts sehnlicher, als ein leibliches Kind. Die Versuche mit ihrem Freund Chris bleiben erfolglos.
Leider muss ich sagen, dass ich mir ihr sehr wenig anfangen konnte. Das Thema Kinderwunsch ist sehr präsent, ich möchte hier auch direkt eine Triggerwarnung aussprechen. Natürlich habe ich Mitgefühl mit allen, denen es ähnlich geht und es ist wichtig, dass immer mehr darüber gesprochen wird. Ich muss aber auch sagen, dass das einfach nicht mein Thema ist und ich mit solchen Geschichten weniger anfangen kann. Hätte ich gewusst, wie viel Raum das Thema hier einnimmt, hätte ich mich nicht dafür entschieden, es zu lesen.

Astrid hat mich da viel mehr interessiert. Die 60-Jährige führt seit Jahrzehnten eine Praxis und kümmert sich regelmäßig um ihrer Tante. Seitdem ihr Mann in Rente gegangen ist, auch immer mehr um ihn. Sie bekommt Drohbriefe, die sie nicht zuordnen kann und vermisst ihre beste Freundin und Nachbarin.

Die erste Hälfte hat mir unheimlich gut gefallen. Verschiedene Themen werden aufgegriffen, es geht um den Klimawandel, um sterbende Kleinstädte und eine Gemeinschaft, die es schon lange nicht mehr gibt. Besonders die Atmosphäre hat mich begeistert. Bücher, die an kleinen Orten spielen, haben bei mir eh immer gute Chancen.

“Es sind die Kleinigkeiten, es sind eigentlich fast immer die Kleinigkeiten, an denen das Traurige sich festmacht, denkt sie. Achtlosigkeit zwischen Erwachsenen ist keine Straftat. Achtlosigkeit, dafür gibt es auf einem Totenschein kein Kästchen zum Ankreuzen.”

Ich mochte, wie langsam hier etwas entsteht. Wie leicht ich durch die Seiten geflogen bin und wie viel zwischen den Zeilen liegt. Leider hat sich nach der Hälfte dann die Langeweile dazugesellt. Irgendwie hat die Geschichte mich verloren und wurde immer belangloser für mich.

Das Buch erzählt alles ein bisschen und nichts so richtig. Dabei verliert es sich in Details, die wohl ein Gefühl einfangen sollen, mich aber einfach nicht erreichen. Ich habe mich irgendwann eher gelangweilt und war nicht traurig, als es zu Ende war.
Auch wenn ich mit dem Ende alles andere als zufrieden war. Es ist offen und beantwortet zu wenig. Viele lose Enden, die, wie auch die Charaktere hier, einfach nicht zusammenkommen. Ich blieb deprimiert und mit Fragen zurück.

“Alternative, früher, in den siebziger und achtziger Jahren war das ein Wort, das für sie mit guten Dingen, mit neuen Ideen verbunden war. Frauenrechte, Anti-Atomkraft, Demonstrationen gegen das Waldsterben, die Gründung des Jugendzentrums in der Altstadt mit seinen Konzepten. Ja, früher.
Dehnbar und umdrehbar scheint dieses Wort geworden zu sein. “

Nebenan hat mich auf unterschiedlichen Ebenen bewegt und dann immer mehr enttäuscht. Es hat einige Fans und wird auch noch viele andere Leute begeistern. Wer sehr ruhige, atmosphärische Geschichten mag und sich nicht daran stört, wenn sie manchmal auch ein bisschen auf der Stelle treten und ein offenes Ende haben, könnte gefallen an Nebenan finden. Für mich war es leider absolut nichts.

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Veröffentlicht am 23.08.2022

Erklärungsversuche

Lügen über meine Mutter
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Wie gern ich Lügen über meine Mutter gemocht hätte. Ich hatte mich lange auf die Geschichte gefreut und begeistert losgelesen, als ich es endlich in den Händen hatte. Der Anfang hat mir unheimlich gut ...

Wie gern ich Lügen über meine Mutter gemocht hätte. Ich hatte mich lange auf die Geschichte gefreut und begeistert losgelesen, als ich es endlich in den Händen hatte. Der Anfang hat mir unheimlich gut gefallen, leider gings dann immer weiter bergab. Das Buch bietet ordentlich Gesprächsstoff und kann diskutiert werden. Womit ich aber überhaupt nicht einverstanden bin, ist die Vermarktung.

Aber erstmal zum Inhalt. Daniela Dröscher erzählt in Lügen über meine Mutter über das Aufwachsen in einer Familie, die auf Lügen, Druck und Verpflichtungsgefühl aufbaut. Ihre Mutter ist dick, ihr Vater ein Arschloch. Das Problem ist deutlich geworden?
Wie ein Tyrann unterdrückt der Vater seine Frau, kontrolliert und isoliert sie. Das Thema Gewicht zieht sich wie ein roter Faden durchs Buch, eine Diät löst die andere ab und die Zahlen auf der Waage wandern auf und ab. Zufrieden sind Danielas Eltern nie.
Ela, wie sie hier genannt wird, versucht währenddessen, den Familienfrieden wiederherzustellen. Sie übernimmt Verantwortung, die sie überhaupt nicht tragen kann. Sie steht zwischen den Stühlen und wird in Sachen hineingezogen, die sie nicht versteht.
Ihre Mutter lädt sich immer mehr Verantwortung auf, ihr Vater wird immer gereizter. Sie geht weiter unter.
Jahre später versucht sie zu verstehen, wie sie Aufgewachsen ist. Betrachtet Situationen neu, stellt sich Fragen, auf die sie manchmal Antworten findet.

Ich finde Elas Perspektive unheimlich spannend. Ein Kind, das in solchen Verhältnissen aufwächst. Verliebt und auch verunsichert von der sehr eigenen Mutter. Gleichzeitig ist da der respekteinflössende Vater, der sehr deutlich macht, wie eine Frau auszusehen und eine Familie zu sein hat. Die junge Ela schlägt sich oft auf die Seite des Vaters. urteilt über die Mutter, verpetzt sie.

Zwischen den Kapiteln äußert die erwachsene Daniela sich. Sie beschreibt weitestgehend neutral die Erkenntnisse, die sie über die letzten Jahre hatte und vieles hier hatte einen bitteren Beigeschmack für mich. Ich verstehe das Bedürfnis, die eigene Familiengeschichte aufarbeiten zu wollen, die eigene Mutter verstehen zu wollen. In meinen Augen hat das aber weniger funktioniert.

Oft hatte ich das Gefühl, dass sie im Nachhinein eine schuldige Person sucht und durch die Nähe bot sich die Mutter und natürlich umso mehr ihr Gewicht an. Anscheinend gab es Gespräche mit der Mutter, rückblickend stelle ich mir die Frage, ob es nicht vielleicht sogar die Entscheidung der Mutter war, vieles Verborgen zu lassen. Die Mutter, die hier so zentral thematisiert wird, bleibt in meinen Augen eher blass. Sie versteckt sich auch in dem Buch oft hinter ihrem Stolz, nutzt ihn als Schutzschild vor einer Welt, die sie nicht respektiert. Ihr Innerstes bleibt dadurch verborgen, vielleicht auch vor sich selbst.

Der letzte Satz der Buchbeschreibung ist “Vor allem aber ist dies ein tragik-komisches Buch über eine starke Frau, die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen.” und das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Nichts an dieser Geschichte ist komisch. Ein Mann, der seine Familie gegeneinander ausspielt, eine Frau, die sich nicht zur Wehr setzen kann und ein Kind, dass in seiner Überforderung zur Marionette wird. Na herzlichen Glückwunsch. 
Ich bin wirklich kein Fan davon, anderen Menschen Stärke abzusprechen, aber Elas Mutter ist wirklich kein Musterbeispiel für eine starke, emanzipierte Frau. Ihre Kämpfe sind mir weitestgehend entgangen. Die wenigen Situationen empfand ich eher als impulsive Handlungen einer überforderten Frau, die nicht Nein sagen und sich nicht aus ihren Mustern lösen kann. Eine wertvolle Perspektive, keine Frage. Aber ich vermisse dieses Heldenhafte, das beworben wird und vor allem das Verständnis der Erzählerin an einigen Stellen.

Natürlich gibt es solche Familien immer wieder und das ist verdammt tragisch. Ich verstehe teilweise, wo die Begeisterung für die Geschichte herkommt, kann sie aber absolut nicht teilen. Ich finde, die Autorin hätte sich mehr auf ihre eigene Perspektive konzentrieren sollen. Ihre Mutter hat sie in meinen Augen einfach nicht gut eingefangen und in ihrem Versuch neutral zu erzählen, hat sie ihren Vater in meinen Augen oft gedeckt, während sie ihre Mutter auch immer wieder sehr kritisch betrachtet.

So begeistert ich am Anfang war, es war irgendwann nur noch frustrierend zu lesen, wie diese Frau, die doch so stark und selbstbewusst sein soll, in einem Konstrukt gefangen bleibt, das sie krank macht. Auch die Story tritt dann irgendwann nur noch auf der Stelle. Es kommen immer neue Probleme, die Mutter probiert immer neue Diäten und dann ist das Buch irgendwann vorbei und ich hab nicht das Gefühl, irgendwas für mich draus mitgenommen zu haben, oder gut unterhalten worden zu sein.

Das Gewicht ihrer Mutter hat Danielas Leben sehr eingenommen. Es ist konsequent, das jetzt so in einem Buch einzufangen, keine Frage. Es erreicht mich einfach nicht. Natürlich freue ich mich aber für die Autorin, wenn sie ihre Antworten bekommen hat. Mir wäre es lieber gewesen, sie wäre mehr bei sich geblieben, aber das war wohl nicht die Funktion des Buches.

Ich verstehe aber auch, wo die Begeisterung für das Buch herkommt und bin froh, dass wohl nicht alle so frustriert nach dem Lesen waren. Hier muss sich wohl jeder sein eigenes Bild machen.

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