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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2022

Vielleicht nicht das geilste, aber ein richtig gutes Kochbuch

Hensslers schnelle Nummer 2
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Hensslers schnelle Nummer hat schon für so manches neue Gericht auf unseren Tellern gesorgt. Schon Band eins hatte mich überzeugt, denn ich mag die Idee dahinter. Schnell, mit wenigen Zutaten und schmackhaft ...

Hensslers schnelle Nummer hat schon für so manches neue Gericht auf unseren Tellern gesorgt. Schon Band eins hatte mich überzeugt, denn ich mag die Idee dahinter. Schnell, mit wenigen Zutaten und schmackhaft – das sind die Rezepte. Zudem sind mein Mann und ich auch Henssler-Fans, die Erwartungshaltung war also wieder sehr hoch. „Das geilste Kochbuch der Welt“ verspricht das Cover – das ist es zwar wahrscheinlich nicht, aber wir sind sehr zufrieden.

Der Aufbau des Buches ist klar, übersichtlich und ich finde es optisch eine Wucht, auch wenn es anders ist als Band eins. Hier wird alles noch knalliger präsentiert, die Fotos machen wieder Appetit (okay, manches weniger, aber das liegt ja immer am persönlichen Geschmack, denn die Lammkoteletts haben mich so gar nicht angesprochen, dabei habe ich mir sagen lassen, dass das Bild sehr appetitlich sei).
Es gibt 100 Rezepte mitsamt Video zu den verschiedensten Kategorien enthalten– Brot, Salate/Suppen, Fisch, Gemüse, Fleisch, Pasta, Vegan und Desserts. Also alles was man sich so wünscht. Die Rezepte sind übersichtlich strukturiert, die benötigten Zutaten (immer für zwei Personen) sind direkt erkennbar, wenngleich mir die Spalte „Aus dem Vorrat“ ein bisschen arg klein erscheint. Was er als Vorratszutaten bezeichnet, würde ich auch als solche bezeichnen, denn verschiedene Öle, gängige Gewürze, Zwiebeln, Milch und dergleichen hat man eben da. Die Anleitungen zur Zubereitung sind simpel, nachvollziehbar und notfalls kann man ja das passende Video anschauen unter dem QR-Code „Henssler machts vor“.

Unter anderem habe ich das Originalrezept aus dem Henssler&Henssler den „Marinierten Thunfisch mit gebratener Avocado“ zubereitet – ein Gedicht! Leicht nachzumachen, schnell und einfach richtig lecker. Auch das Dessert „Sweet Dream“ musste ich einfach machen. Fazit: Klasse und vor allem wäre ich nicht auf die Kombination gekommen. Es gibt auch weniger besondere Gerichte wie Käsespätzle, aber in der Regel haben die Rezepte schon was Besonderes und sind nicht unbedingt das, was man so ständig kocht.

Besonders gut finde ich, dass Henssler sich selbst hier nicht so wichtig nimmt und tatsächlich die Rezepte und Küchen-/Kochtipps im Vordergrund stehen. Bis auf ein paar wirklich nette Fotos, die seine Freude am Kochen zeigen und das Vorwort ist das Buch das was es sein will, ein Kochbuch, zwar mit Henssler-Style, aber eben doch in erster Linie ein Kochbuch. Wichtig auch – das Buch ist sehr stabil, das große Format ist klasse.

Veröffentlicht am 25.08.2022

Gelungener Psychothriller

Holiday – Sieben Tage. Drei Familien. Ein tödliches Geheimnis.
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Urlaub mit Familie und Freunden in Südfrankreich – klingt zunächst nach einer richtig guten Idee, doch ganz so rosig wird das für (Haupt-)Erzählerin Kate nicht. Alles scheint so, als habe ihr Mann eine ...

Urlaub mit Familie und Freunden in Südfrankreich – klingt zunächst nach einer richtig guten Idee, doch ganz so rosig wird das für (Haupt-)Erzählerin Kate nicht. Alles scheint so, als habe ihr Mann eine Affäre und das ausgerechnet mit einer ihrer langjährigen Freundinnen. Die Indizien sprechen für Kate eine deutliche Sprache und alle ihre Freundinnen scheinen verdächtig. Was wird gespielt? Wer hat welche Geheimnisse und wie weit gehen die Personen, um ihre dunklen Geheimnisse zu hüten?

Kaum gestartet, schon ist Kate am Boden zerstört, denn sie findet auf dem Smartphone ihres Mannes Sean eindeutige Nachrichten. Sie dachte alles sei in Ordnung, die beiden Kinder sind recht gut geraten, sie haben keine größeren finanziellen Schwierigkeiten, die Midlifecrisis ihres Mannes scheint nicht so dramatisch. Weit gefehlt, denn ihr Mann spielt ihr etwas vor und Kate will unbedingt herausfinden mit wem er sie hintergeht. Lange Zeit geht das so und dann kommen noch die kleinen Dramen, die man mit Kindern so haben kann dazwischen – gerade die jüngste und die Teenager machen es ihren Eltern nicht immer leicht. Immer wieder wechselt Kates Verdacht, ihre Selbstzweifel nehmen beständig zu, ihr Mann beteuert keine Affäre zu haben – allein Kate glaubt ihm nicht. Es geht hin und her und so richtig vorwärts scheint sie nicht zu kommen, doch das hat meinem Lesevergnügen so gar keinen Abbruch beschert. Ganz im Gegenteil, da ich unbedingt wissen wollte, was gespielt wird und es immer wieder kleine Andeutungen in eine andere Richtung gab, konnte ich das Buch kaum mehr aus den Händen legen. Positiv aufgefallen ist mir, dass schon von Beginn an die Figuren gut auseinanderzuhalten waren und das bei immerhin zwölf Personen, die gemeinsam Urlaub machen, eine starke Leistung. Klasse auch der runde Schreibstil und die immer wieder mal wechselnden Perspektiven, denn nicht immer erzählt Protagonistin Kate, wie es weitergeht und auch die Zeitsprünge sind gut gemacht. Es fühlt sich an, als wäre man mit in Südfrankreich und in der sündhaft teuren Villa. Richtig spannend und auswühlend wird es dann im letzten Drittel, mitsamt eines Showdowns, der es mal so richtig in sich hat. Da flogen bei mir die Seiten nur so, alle Zeit und alles um mich herum habe ich einfach mal vergessen. Die losen Fäden werden alle miteinander verbunden, das Ende ist stimmig, hat mich in Teilen wirklich komplett überrascht und überzeugt.
Dieser Psychothriller hat wirklich alles, was ein gutes Buch benötigt und das in einem an sich traumhaften Setting, welches jedoch wohl kaum jemand so wirklich genießen kann – vom Leser vielleicht abgesehen.


Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter!

Veröffentlicht am 31.07.2022

True Crime Fan müssen einfach zugreifen

Maxima Culpa
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Was bringt einen Menschen dazu einem oder einigen oder gar sehr vielen Menschen einfach das Leben zu nehmen. Tickt ein Giftmörder anders als ein Amokläufer oder Sexualmörder? Wie arbeiten Teams zusammen ...

Was bringt einen Menschen dazu einem oder einigen oder gar sehr vielen Menschen einfach das Leben zu nehmen. Tickt ein Giftmörder anders als ein Amokläufer oder Sexualmörder? Wie arbeiten Teams zusammen und wie entsteht die unheilvolle Dynamik bei Tätergruppen? All das sind nur ein paar der Fragen, denen Joe Bausch hier auf den Grund geht.
Nachdem ich „Gangsterblues“ von Bausch regelrecht verschlungen hatte, musste ich bei dem Buch nicht lange überlegen und habe es einfach gekauft. Seine Expertise ist einfach klasse, der Schreibstil fesselnd. Kurz gesagt: Das ist genau mein Ding.
Wer ein großer True-Crime-Fan ist und schon so einiges gelesen, gehört und gesehen hat, wird hier auf etliche bekannte Fälle stoßen, vom Horrorhaus in Höxter, über Harold Shipman, die Drückermorde bis hin zu den Lainzer Todesengeln – doch das tut der Sache keinen Abbruch. Die bekanntesten Verbrecher wie Bundy, Manson, Dahmer, Haarmann oder Kroll lässt er aus, denn das wäre wahrscheinlich wirklich ein bisschen fad geworden- obwohl: Bausch schreibt so spannend, kurzweilig und unterhaltsam, dass man auch dann noch gebannt ist, selbst wenn man schon weiß, wie die Sache ausgehen wird. Zudem hat er auch etliche Fälle im Repertoire, die man so vielleicht noch nicht kennt und wer Einsteiger in das Genre ist, wird so einiges „lernen“ können.
Selbst komplizierte Zusammenhänge kann er scheinbar mit Leichtigkeit erklären und schrecklichste Verbrechen ohne extreme Effekthascherei präsentieren. Er schreibt klipp und klar, weidet die schaurigen Verbrechen aber nicht weiter aus, als nötig, sondern wendet sich dann lieber ähnlich gelagerten Fällen oder Tätertypen zu. Mir gefiel auch, dass er sich nicht nur auf Deutschland beschränkte, nicht nur auf die Gegenwart. Auch die Mordmotive, Tötungsarten oder gesellschaftlichen Schichten der Täter und Opfer sind breit gefächert. Die Bandbreite ist wirklich enorm, dennoch ist das Buch nicht überfrachtet und hat tatsächlich immer im Blick, wie es zu den Taten kommen konnte, was in den Köpfen der Täter vorgegangen sein muss, wie sich alles zuspitzte. Oft hatten Täter einen schlimme Kindheit, aber bei Leibe nicht immer. Es gibt sogar etliche Täter, denen man ihre Taten so nicht zugetraut hätte, während man sich bei anderen fragt, wie sie so lange unter dem Radar bleiben konnten.
Bausch präsentiert die psychologische Seite von Verbrechen extrem spannend und unterhaltsam, daher kann ich das Buch wirklich nur empfehlen. Allerdings sollte man nicht zartbesaitet sein, denn das Gros der Taten ist nahezu unfassbar…

Veröffentlicht am 17.07.2022

Erschütternd gut

Die dunkle Leidenschaft
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Was bewegt Menschen dazu Verbrechen zu begehen? Warum nimmt der Hass im Netz immer und immer mehr zu? Was genau ist Hass in Abgrenzung zu Zorn und Wut? Was kann man gegen den Hass tun? Fragen über Fragen, ...

Was bewegt Menschen dazu Verbrechen zu begehen? Warum nimmt der Hass im Netz immer und immer mehr zu? Was genau ist Hass in Abgrenzung zu Zorn und Wut? Was kann man gegen den Hass tun? Fragen über Fragen, die sich immer wieder einmal stellen, wenn man nur die Zeitung aufschlägt, Nachrichten hört oder sieht. Das Sachbuch liefert einige Antworten…

Jeder sagt man ich hasse dieses oder jenes, aber meint man wirklich Hass? Was genau steckt hinter der destruktiven Emotion, die so viele Facetten annehmen kann, von Ausgrenzung über Verbale Attacken bis hin zu tätlichen Angriffen und Mord? Diesen Fragen geht der Autor, seines Zeichens Psychiater, Therapeut und Gerichtsgutachter auf die Spur und vermittelt sein Wissen sehr anschaulich, verständlich und nachvollziehbar. Wie Hass in familiären Beziehungen entsteht oder auch auf völlig Unbekannte projiziert wird, wie Hass in Gruppen eine Dynamik entwickeln kann und eine Spirale in Gang setzt.
Mittels neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse, Beispiele aus seinem Berufsalltag und dergleichen bringt er dem interessierten Leser diese dunkle Leidenschaft, die Leiden schafft, näher. Hass und mangelnde Empathie, dazu noch Gier oder beispielsweise Eifersucht können die schlimmsten Blüten treiben. Das Opfer wird entmenschlicht, degradiert zu einem Objekt.

Das Buch schaut zurück auf erschütternde Taten früher, ist aber auch höchst aktuell, der Krieg in der Ukraine ist schon Thema, auch der Polizistenmord bei Kusel und das hat mich wirklich sehr berührt, denn es passiert nicht mal 30 Km entfernt und was man zum Teil im Netz zu lesen bekam – und hier auch zitiert wird - ist einfach unfassbar. Auch nach dem gut verständlichen und informativen Buch kann ich noch immer nicht verstehen, wie man solchen Hass in sich haben kann. Es ist einfach erschreckend – und das war ausschließlich Hate-Speech, aber sie ist oft der potentielle Vorläufer zu realen Taten, wie im Buch auch sehr deutlich gemacht wird. Umso wichtiger, dass jeder Einzelne solche Dinge meldet und wenn möglich zur Anzeige bringt. Das Buch erklärt nicht nur, was Hass ist und wie er wirkt, sondern zeigt auch Wege auf, wie die Gesellschaft das Hass-Klima runterkühlen kann.
Trotz des schwierigen Themas lässt sich das Buch auch von Laien gut und schnell lesen. Der Stil ist eingängig, die Zusammenstellung aus Fällen, Studien und dergleichen sehr gut, lebendig.

Das war mal wieder ein Sachbuch, spannender als viele Thriller und vor allem erschütternder, denn hier entspringt es nicht „nur“ der Fantasie eines Autors, sondern basiert auf echten Fällen und Studien. Nicht selten stellten sich mir die Nackenhaare auf….

Veröffentlicht am 16.07.2022

Steht dem Vorgänger in nichts nach

Was ich nie gesagt habe
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Tom Monderaths Familiengeschichte hatte mich schon bei „Stay away from Gretchen“ gefesselt und ich kann direkt verraten – hier war hier genauso, obwohl ich anderes befürchtet hatte. Tom ist nun Vater, ...

Tom Monderaths Familiengeschichte hatte mich schon bei „Stay away from Gretchen“ gefesselt und ich kann direkt verraten – hier war hier genauso, obwohl ich anderes befürchtet hatte. Tom ist nun Vater, kümmert sich um seine kranke Mutter und hat beruflich einige Gänge zurückgeschaltet. Doch auch privat geht es turbulent weiter, denn ein Halbbrüder nimmt Kontakt zu Tom auf und setzt damit eine Ereigniskette in Gang, die ein gut gehütetes Familiengeheimnis offenbart.

Die Geschichte knüpft direkt an den Vorgänger an, berichtet von Toms Sorgen, dass seine an Demenz erkrankte Mutter immer mehr abbaut und erzählt hier die Geschichte des unnahbaren Vaters, mit dem Tom nie richtig warm geworden war. Warum die beiden ihre Schwierigkeiten hatten, ist nun deutlich geworden.
Ich war ein wenig skeptisch, ob eine Fortsetzung wirklich eine gute Idee ist, denn mir kam es nach dem ersten Teil vor, als sei manches zwar noch der Fantasie des Lesers überlassen, die Geschichte aber an sich beendet. Ich hatte die Befürchtung, dass ich nach meiner Begeisterung für Band eins von diesem hier vielleicht nicht so angetan sein würde, denn die Messlatte lag direkt sehr hoch. Trotz dieser Sorgen habe ich natürlich wissen wollen, wie es weitergeht und ich wurde auch nicht enttäuscht. Ich war wieder direkt mittendrin, freute mich mehr von den Protagonisten zu erfahren und die Hintergrundgeschichte ist auch hier wieder richtig gut. Natürlich werde ich nicht zu viel verraten, aber mich hat begeistert, dass die Autorin an einem bewährten Konzept mit zwei Zeitsträngen, die gekonnt verflochten sind, festgehalten hat. Beide Stränge haben mir gleichermaßen gut gefallen, sie haben mich wirklich gefesselt. Und überraschenderweise war das Buch mit der Grundfrage „woher komme ich eigentlich?“ noch tiefgründiger, als das Teil eins war. Historische Fakten beispielsweise rund um den Nationalsozialismus werden toll verarbeitet, vieles davon ist alles andere als leichte Kost. Toms Vater hatte ein hartes Leben im zweiten Weltkrieg und auch danach lief nicht alles rund. Fakten, wie Bombenangriffe auf Köln und Fiktion sind hier lehrreich und unterhaltsam zugleich. Die Charaktere sind schön ausgearbeitet und es gibt wieder einige Überraschungen und Wendungen. Die eine oder andere habe ich zwar genauso erwartet, aber es tat dem Lesevergnügen keinen Abbruch, denn der lebendige Schreibstil fesselt so sehr, dass man das Buch fast nicht mehr aus den Händen legen will.

Ich würde unbedingt empfehlen den Vorgänger zu lesen, denn man kann diesem Band sicher auch ohne Vorkenntnisse folgen, aber manches würde nicht in seiner ganzen Tragweite klarwerden. Zudem ist der Vorgänger zu gut, um ihn sich durch die Lappen gehen zu lassen.