A kind of Magic
Nichts und niemand hat Hannah Willis für eine journalistische Laufbahn ausgebildet. Die einst poshe Londonerin, deren Leben bisher eher darin bestand, Tochter oder Ehefrau zu sein, musste überhaupt noch ...
Nichts und niemand hat Hannah Willis für eine journalistische Laufbahn ausgebildet. Die einst poshe Londonerin, deren Leben bisher eher darin bestand, Tochter oder Ehefrau zu sein, musste überhaupt noch nicht für ihren Lebensunterhalt arbeiten oder eine Ausbildung planen, mit der sie in irgendeiner Weise Geld verdienen könnte. Nicht die besten Voraussetzungen also, als sie eher zufällig und planlos in eine Vorstellungsgespräch der Zeitung "The Stranger Times" stolpert.
Der Chefredakteur, einst eine Legende der Fleet Street, ist mittlerweile ein Alkoholiker, dessen Flüche nur dank der ebenso resoluten wie gottesfürchtigen Büroverwalterin Grace auf ein Minimum gestutzt werden und auch sonst sind die Kollegen ein wenig exzentrisch. Nicht so exzentrisch allerdings wie die Zeitung, in der Hannah als "die neue Tina" eingestellt wird - später erfährt sie, dass sie stellvertretende Chefredakteurin eines Blattes ist, das sich vor allem um Außerirdische, Geister, Inkarnationen und anderes Übersinnliches dregt. Hannahs vornehmste Aufgabe ist der Kontakt zu den "Irren", sprich den Menschen, deren Berichte und Beobachtungen die Grundlage für Recherchen sind.
Mit "The Stranger Times" hat der irische Comedian C.K. McDonnell einen buchstäblich fantastischen Roman ebenso viel schwarzem Humor wie dunkler Magie geschrieben. Gewiss, das Buch hat einige Längen und es dauert eine Weile, bis die Erzählfäden sortiert sind und die Handlung zusammenfließt. Dennoch ist es unterhaltsam, Hannah auf ihrer Reise durch den täglichen Wahnsinn zu folgen und zu der unwahrscheinlichen Erkenntnis, dass es zwischen Himmel und Erde noch ganz andere Dinge gibt, als der normale Menschenverstand ahnt.
Rotäugige Ungeheuer, Blutzauber und magische Abkommen - all dies findet sich auf gut 460 Buchseiten, die schließlich zu einem brachialen Finale führen. McDonnells urban fantasy spielt in der Industriemetropole Manchester, zwischen Niedergang und Gentrifizierung,dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse und erstaunlicherweise dann doch noch journalistischer Wahrheitssuche. Das Ende, so deutet sich an, könnte auch ein neuer Anfang sein. Ein weiteres Buch zu "The Stranger Times" ist jedenfalls schon angekündigt.
Wer den speziell britischen Humor mag und ein Faible für Exzentrik, Skurriles und Übersinnliches hat, wird "The Stranger Times" mögen, auch wenn es ein bißchen dauert, bis das Geschehen in Fahrt kommt. Dann allerdings bekommt die Handlung ein deutliches Tempo. Ein Mix aus Spannung, Humor und Magie sorgt jedenfalls für einen unterhaltsamen Lese-Dreiklang.