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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.08.2022

Tragisch und etwas sperrig

Die Wunder
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Elena Medel beschreibt in ihrem Roman-Debut zwei Frauenleben, nämlich die von Großmutter María und Enkelin Alicia. Dass die beiden sich nie kennengelernt haben, ist schon ein erstes Anzeichen dafür, dass ...

Elena Medel beschreibt in ihrem Roman-Debut zwei Frauenleben, nämlich die von Großmutter María und Enkelin Alicia. Dass die beiden sich nie kennengelernt haben, ist schon ein erstes Anzeichen dafür, dass "Die Wunder" ein eher tragisches Buch ist. Die Entfremdung zwischen Töchtern und ihren Familien zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, allerdings ohne intensiv behandelt zu werden. Überhaupt wird vieles in diesem Buch eher angedeutet als ausführlich beschrieben, wodurch es durchaus eine fordernde, oft auch etwas sperrige Lektüre ist. Beide Frauen haben es nicht einfach, ihren Weg aus weiblichen Rollenklischees und Armut heraus zu gehen. Ich fand das Buch über weite Strecken eher traurig und hoffnungslos. Wer sich durch eine solche Lektüre leicht herunter ziehen lässt, sollte sich gut überlegen, ob das hier das richtige Buch ist. Über drei Generationen hinweg scheint sich wenig an den gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen, an den Möglichkeiten, die ihnen offen stehen, verändert zu haben - und wenn dann eher zum schlechteren. Lediglich in der Figur der alten María klingt etwas Hoffnung auf Emanzipation und Unabhängigkeit an.
Sprachlich fand ich das Buch interessant und wohl auch sehr gut übersetzt. Oft lange, aber trotzdem immer gut verständliche Sätze. Die Sprache gleichzeitig melodisch, als auch manchmal atemlos.
Trotzdem wie gesagt etwas sperrig in der Handlung - ich hätte mir auch etwas mehr handfeste Handlung gewünscht.

Veröffentlicht am 11.08.2022

Gut

Vier.Zwei.Eins.
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Gerade in der ersten Hälfte hätte man das Buch vielleicht etwas zusammen kürzen können, da hatte es schon ein paar Längen. Insgesamt aber gut und flüssig lesbar – ich kam trotz zwei Zeitebenen und zwei ...

Gerade in der ersten Hälfte hätte man das Buch vielleicht etwas zusammen kürzen können, da hatte es schon ein paar Längen. Insgesamt aber gut und flüssig lesbar – ich kam trotz zwei Zeitebenen und zwei Erzählperspektiven immer gut mit. Das Thema Sonnenfinsternis brachte gerade noch im richtigen Maß Abwechslung in die Geschichte rund um den Gerichtsprozess. Im letzten Drittel wird es dann etwas rasanter, mit einigen Wendungen.

Ich fühlte mich gut unterhalten.

Veröffentlicht am 02.07.2022

Keine Großmutter - trotzdem gut

Und du kommst auch drin vor
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"Und du kommst auch drin vor" hat mir gut gefallen. Die Idee, sich selbst als Figur in einem Buch wiederzufinden, ist nicht neu, aber ich fand es hier gut umgesetzt. Mir gefiel auch der Witz, der immer ...

"Und du kommst auch drin vor" hat mir gut gefallen. Die Idee, sich selbst als Figur in einem Buch wiederzufinden, ist nicht neu, aber ich fand es hier gut umgesetzt. Mir gefiel auch der Witz, der immer wieder anklang. Auch die beiden Protagonistinnen, die nicht direkt sympathisch sind, einem beim Lesen aber doch ans Herz wachsen, fand ich interessant. Die Wendungen im letzten Viertel fand ich etwas verwirrend, aber was soll’s.
Ein Alina-Bronsky-Buch ohne Großmutter - ungewohnt!

Veröffentlicht am 19.06.2022

Nicht überzeugend

Bekenntnisse eines Betrügers
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Gefallen haben mir in "Bekenntnisse eines Betrügers" der Witz und die Anspielungen auf den Alltag, die Kultur in Indien. Diese Anspielungen sind oft sehr kurz und auf den Punkt gebracht – trotzdem waren ...

Gefallen haben mir in "Bekenntnisse eines Betrügers" der Witz und die Anspielungen auf den Alltag, die Kultur in Indien. Diese Anspielungen sind oft sehr kurz und auf den Punkt gebracht – trotzdem waren sie auch für mich, die ich mich mit Indien überhaupt nicht auskenne, gut verständlich. Respekt an
den Autor Rahul Raina dafür, das so schreiben zu können!
Die eigentliche Geschichte des jungen Ramesh hat mich aber leider nicht überzeugt. Die Überzeichnung, die hier stattfindet, kann ich durchaus akzeptieren, aber der Funke sprang bei mir leider nicht über und ich fand die Geschichte über weite Strecken lang und zäh.
Ich habe schon das Gefühl, Indien durch das Buch nahe gekommen zu sein, auch wenn ein Roman natürlich nur Bruchstücke dieses komplexen Landes darstellen kann. Ich hätte mir das ganze anders verpackt gewünscht.

Veröffentlicht am 05.05.2022

Interessante Protagonistin, mäßige Story

Schallplattensommer
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Alina Bronsky hat mit Maserati eine Figur geschaffen, die in Erinnerung bleibt: eine 16-jährige, die es nicht leicht hat in ihrem Leben, sich aber damit arrangiert und nie unzufrieden wirkt – ob man diese ...

Alina Bronsky hat mit Maserati eine Figur geschaffen, die in Erinnerung bleibt: eine 16-jährige, die es nicht leicht hat in ihrem Leben, sich aber damit arrangiert und nie unzufrieden wirkt – ob man diese fast schon Selbstaufopferung jetzt gut finden mag oder nicht. Auch ein Highlight: die Atmosphäre eines Sommers auf dem Land (Brandenburg?). Das kam sehr gut und stimmungsvoll, spürbar rüber.
Die eigentliche Geschichte wirkt dagegen fast schon nebensächlich. Vieles wird nur angedeutet, was nicht schlecht ist, Raum zum Nachdenken und Interpretieren gibt. Die titelgebende Geschichte rund um eine Schallplatte fand ich aber mäßig bis an den Haaren herbei gezogen.
Die bisherigen Großmütter in Bronskys Büchern waren immer starke, selbstbewusste, oft herrische Frauen. Maseratis Großmutter zeigt auch noch Züge davon, tatsächlich ist sie aber dement und auf ihre Enkelin angewiesen – auch wenn sie selbst das nicht einsehen will und Maserati sie nicht bevormundet, ist dies doch ein interessanter Kontrast (oder logische Entwicklung?) zu den früheren Großmutter-Figuren.
Nicht Alina Bronskys bestes Buch, aber alles in allem dennoch eine kurze und gute sommerliche Lektüre.