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Veröffentlicht am 25.08.2022

Abgründe in der Kleinstadtidylle

Was auf das Ende folgt
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Ein entführtes Kind, eine Mutter, die angesichts der Unsicherheit und Angst in einen Abgrund von Alkohol und Sex taumelt, ein Kleinstadt-Sheriff, der den Stillstand der Ermittlungen immer mehr als persönliches ...

Ein entführtes Kind, eine Mutter, die angesichts der Unsicherheit und Angst in einen Abgrund von Alkohol und Sex taumelt, ein Kleinstadt-Sheriff, der den Stillstand der Ermittlungen immer mehr als persönliches Scheitern erlebt: Mit "Was auf das Ende folgt" zeigt Chris Whitaker einmal mehr Abgründe und Untiefen amerikanischen Kleinstadtlebens. Ich hatte bereits sein Buch "Von hier bis zum Anfang" gelesen und war davon begeistert gewesen. Da stand es für mich sofort fest, auch dieses Buch lesen zu wollen, dessen Titel sogar eine gewisse Fortsetzung impliziert.

Hier ging ich allerdings der Übersetzung in die Falle - Im Original heißt das Buch "Tall Oaks" und ist Whitakers Debütroman. Was vielleicht auch eine Erklärung dafür ist, dass mir das Buch zwar wirklich gut gefiel, aber nicht ganz so grandion ist wie "Von hier bis zum Anfang". Ein Autor muss sich schließlich auch entwickeln.

In seinem Buch über die teils dramatischen, teils komischen Geschehnisse in der Kleinstadt Tall Oaks lässt Whitaker bereits seine Vorliebe für Außenseiter und Exzentriker erkennen, die hier gehäuft auftauchen und sowohl zu Nebenhandlungen führen als auch so manche falsche Spur legen, wer etwas über das Verschwinden des dreijährigen Harry wissen könnte. Jared etwa, Gebrauchtwagenhändler und nie länger als sechs Monate an einem Ort - was hat er zu verbergen? Oder Jerry, schwer übergewichtig und geistig womöglich leicht behindert, der von den Jugendlichen der Kleinstadt gnadenlos gehänselt wird und im örtlichen Fotostudio arbeitet? Und was verbirgt Harrys Großtante Henrietta in ihrem Dachzimmer, in das sie sich unbeobachtet von Ehemann Roger zurückzieht?

Für den Kleinstadtpolizisten Jim hat die Entführung geradezu etwas Persönliches: Er ist in Jess, die Mutter des Jungen verliebt, hat ihr das aber nie gestanden. Nun muss er hilflos mitverfolgen, wie sie immer mehr ins Straucheln gerät, gleichzeitig aber verzweifelt die Suche nach Harry am Leben erhält.

Für schräge Momente inmitten von so viel Verlust und Trauer sorgt Manny, der sich von Kleidungsstil und Habitus an den Gangstern der 20-er Jahre orientiert und zusammen mit seinem Klassenkameraden Abel ein Schutzgeldgeschäft aufziehen möchte. Leider nimmt niemand den pubertierenden Teenager so richtig voll und auch seine alleinerziehende Mutter erinnert ihn vergeblich daran, dass in der mexikanischszämmigen Familie die italienische Mafia keineswegs zum kulturellen Erbe gehört. Gleichzeitig zeigt Manny als großer Bruder der dreijährigen Thalia und in der Freundschaft zum neuen Nachbarsmädchen Furat auch sensible und sogar romantische Seiten - auch wenn er das sicherlich fluchend bestreiten würde.

Die Frage, was mit Harry geschehen ist, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und verbindet die übrigen Erzählstränge. Gleichzeitig ist das Buch ein gelungenes Psychogramm einer Kleinstadtgesellschaft, die teils aus de Bahn geworfen wurde, teils sich um Normalität bemüht. Und trotz des schweren Themas und einiger dunker Töne schafft es Whitaker, Leichtigkeit und Humor einfließen zu lassen, ohne dass dadurch das eine Schräglage entsteht. Kein Zweifel, ein überaus gelungenes Debüt, bildhaft geschrieben, mit wunderbaren Charakteren und athmosphärischer Dichte.

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Veröffentlicht am 03.08.2022

Betrug, bunt wie Bollywood

Bekenntnisse eines Betrügers
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Bunt und wirbelig wie ein Bollywood-Film, absurd-komisch, liebenswürdig und mit zahlreichen verrückten Wendungen kommen die "Bekenntnisse eines Betrügers" vo Rahul Raina daher. In seinem Debütroman zeichnet ...

Bunt und wirbelig wie ein Bollywood-Film, absurd-komisch, liebenswürdig und mit zahlreichen verrückten Wendungen kommen die "Bekenntnisse eines Betrügers" vo Rahul Raina daher. In seinem Debütroman zeichnet er ein aberwitziges, pralles Porträt seiner Heimatstadt Neu Delhi, auch wenn er wie so viele der von ihm beschriebenen ehrgeizigen Mittelschichtsinder längst kosmopolitisch zwischen dem Subkontinent und westlichen Ländern unterwegs sind, in Rainas Fall Großbritannien.

Ich-Erzähler Ramesh kommt aus einem Teil Delhi, in dem dieser Traum unerfüllbar scheint. Die Mutter starb bei der Geburt, aufgezogen wird er von seinem prügelnden, lieblosen Vater, kann als Kind kaum zur Schule gehen, da er für den Teestand des Vaters Gewürze mahlen muss. Dass er zum Betrüger, Entführungsopfer und Möchtegern-Kidnapper wurde, hat er letzlich dem Traum vom Bildungsaufstieg zu verdankem und einer Nonne, die ihm den Schulbesuch ermöglichte.

Ein gerader Weg zum Erfolg wird Ramesh allerdings nicht zuteil - statt dessen schlägt er sich zu Beginn des Romans als "Prüfungsberater" durch - sprich, er absolviert gehen entsprechende Entlohnung die Abschlussprüfung für reiche, aber faule oder unbegabte Söhne der indischen Mittelschicht und ebnet ihne so den Weg an amerikanische, englische oder australische Universitäten. Die größte Angst wann wird er zu alt sein, um als Abiturient durchzugehen?

Die große Wende kommt, als Ramesh so erfolgreich wie nie zuvor ist: Rudraksh (oder Rudi), der pummelige, unglückliche und emotional vernachlässigte Sohn eines Mittelschichtpaares, wird Zweiplatzierter bei den All-Indian Exams. Das der Beste aller Schüler einen muslimischen Namen hat, konzentriert sich die gesamte mediale Aufmerksamkeit auf Rudi, der zum Social-Media und Fernsehstar mit eigener Rateshow wird. Plötzlich führt der 17-jährige das Leben eines Rock-Stars, Sex und Drugs inbegriffen und Ramesh ist als sein Manager Fixer, Berater, Diener und Kindermädchen in einer Person.

Als Rudi der Erfolg zu Kopf steigt und er in der Show einen Teenager grausam demütigt, hat das ungeahnte Folgen. Plötzlich müssen Ramesh und Rudi um Gefahr für Leib und Leben fürchten. Korruption, Materialismus, Social Media-Ruhm, kriminelle Energie und ein bißchen Liebe werden in die turbulente Handlung eingebracht. Ein Highlight sind die sarkastischen Reflektionen Rameshs über das moderne Indien, über die Gegensätze zwischen Arm und Reich, zwischen Ost und West, über die Härten des Lebens und die verbleibenen Träume. Dabei wird auch der Yoga- und Ayurveda-verklärte Blick westlicher Wohlstandsmenschen auf den Subkontinent auf die Schippe genommen. Die "Bekenntnisse eines Betrügers" sind unterhaltsam, spannend, lebendig und farbenfroh erzählt.Ein gelungenes Debüt!

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Gangsterdrama wie eine griechische Tragödie

City on Fire
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Der fatale Sog einer schönen Frau, Eifersucht und obsessive Liebe, Vater-Sohn-Konflikte und zerbrechende Freundschaften, die in Tod und Blutvergießen enden: Der Auftakt von Don Winslow´s Triologie um ...

Der fatale Sog einer schönen Frau, Eifersucht und obsessive Liebe, Vater-Sohn-Konflikte und zerbrechende Freundschaften, die in Tod und Blutvergießen enden: Der Auftakt von Don Winslow´s Triologie um einen irischen Gangsterclan hat es in sich. "City of Fire" spielt nicht nur mit Zitaten aus "Der Pate", schon die den einzelnen Abschnitten vorangestellten Zeilen von Homer und Virgil machen klar: dieses Gangsterepos hat etwas von einer griechisches Tragödie und der Trojanische Krieg zwischen den Murphys und den Morettis findet diesmal auf Rhode Island statt. Als Soundtrack glaubt man beim Lesen fast den frühen Bruce Springsteen im Hintergrund zu hören: Blue Collar Rock and Roll, der Abgesang auf den Amerikanischen Traum, während die Werften und Fabriken immer weniger das Einkommen sichern.

Dabei ist der Job im Hafen nicht wirklich der Haupterwerb des Protagonisten Danny Ryan. Er treibt für seinen besten Freund Pat Schulden und Schutzgelder ein, ist mit dessen Schwester verheiratet und damit der Schwiegersohn des irischen Paten John Murphy, der im Providence der 1980-er Jahre die Geschäfte am Hafen kontrolliert.

Im Organisierten Verbrechen herrscht die Maxime "Teile und Herrsche" - Die Iren kontrollieren den Hafen, die Italiener die Restaurants, Glücksspielautomaten und die Prostitution. Drogenhandel gilt den Altmodischer der Ehrenwerten Gesellschaft als unmoralisch, das Geschäft wird lieber den Afroamerikanern überlassen, doch eine junge, ehrgeizige Gangstergeneration hat angesichts der Gewinnspannen beim Drogenhandel weniger Skrupel.

Das korrupte, aber gut funktionierende System bekommt Risse, als eine Frau auftaucht: Pam, Tochter aus protestantischer Ostküstenfamilie, dem WASP-Geldadel, der sich traditionell den irischen wie den italienischen Einwanderern überlegen fühlte, ist die Freundin von Paulie Moretti, dessem Bruder Peter der designierte Nachrücker der italienischen "Familie" ist. Liam Murphy, schwarzes Schaf der irischen Gangsterfamilie, ist ebenfalls schwer beeindruckt von der Ostküstenschönheit. Als er seine Finger nicht von ihr lassen kann, eskaliert der testosterongesteuerte Konflikt zum Gangsterkrieg, bei dem alle nur verlieren können.

Es geht um Ehre und Respekt, um Rache, um Freundschaft und Loyalität. Sage keiner, dass Gangster keine traditionellen Werte haben! wie Winslow diese Saga zusammenfügt, wie es auf vielen Ebenen Loyalitätskonflikte, verletzte Gefühle und private Tragödien gibt und wie gleichzeitig ein spannender Thriller bei allen vertrauten Szenarien des Genres zustande kommt, das sollte jede/r Leser/in selbst feststellen. Dieses Buch schreit geradezu nach Verfilmung für die große Leinwand und hat das Potenzial, den Kultfilm "Der Pate" zu erreichen. Wobei in diesem Fall das Buch deutlich besser geschrieben ist als die literarische Vorlage um Vito und Michael Corleone. Ich bin schon sehr gespannt auf Teil 2.

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Transfrau mit Kinderwunsch

Detransition, Baby
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Die New Yorkerin Reese ist Mitte 30 und spürt ihre biologische Uhr ticken. In einem Fitnessclub arbeitet sie in der Kinderbetreuung, und wenn sie ein Baby im Arm hält, spürt sie die große Sehnsucht danach, ...

Die New Yorkerin Reese ist Mitte 30 und spürt ihre biologische Uhr ticken. In einem Fitnessclub arbeitet sie in der Kinderbetreuung, und wenn sie ein Baby im Arm hält, spürt sie die große Sehnsucht danach, Mutter zu sein. Problematisch ist das nicht nur wegen eines fehlenden Kindsvaters. Als Transfrau hat Reese anders als Cis-Frauen nicht die Möglichkeit, etwa über den Weg einer Samenspende ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Bis ausgerechnet eine Beziehung aus der Vergangenheit eine Lösung aufzeigt. Kinderwunsch und komplizierte Beziehungen, Fragen von Identität und Selbstverständnis prägen den Roman von "Detransition, Baby" von Torrey Peters, die selbst trans ist.

Denn Reese war mehrere Jahre in einer lesbischen Beziehung mit Transfrau Amy - bis Amy ein Detransition machte, um äußerlich als Mann zu leben, auch wenn Ames selbst nicht sicher ist, ob er tatsächlich ein Cis-Mann ist. Doch das trans Leben war zu hart, um es dauerhaft zu leben. Obwohl Ames glaubte, nach all den Jahren mit Hormonen nicht mehr zeugungsfähig zu sein, ist nun seine Freundin (und gleichzeitige Chefin) Katrina nun schwanger von ihm. Die geschiedene Frau macht klar - sie will kein Kind alleine aufziehen, sondern in einer Familie, mit ihm als Vater.

Doch kann Ames Vater sein? Die Gender-Frage wird hier nicht klar beantwortet. Er geht als Mann durch, so wie Katrina, deren Mutter Chinesin ist, als "weiß" durchgeht. "Ich weiß nicht ob ich ein Vater sein kann, aber ich kann ein Elternteil sein", sagt Ames an einer Stelle. Er will Reese in die Gleichung einbringen - als Mutter in einem queeren Familienmodell. Und Überraschung: Yuppie Katrinaist recht angetan von der Idee der ugewöhnlichen Familie, liebäugelt mit einem Hauch von Queer.

Doch nur im Märchen leben alle glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Es gibt Komplikationen, Enthüllungen, Zerwürfnisse, ja die Frage, ob Katrina überhaupt das Kind haben will. Wie die ungewöhnliche Menage a trois ausgeht, das soll hier nicht verraten werden.

Torrey Peters lebt wie Reese in Brooklyn, bringt die eigenen Erfahrungen der dort lebenden Transfrauen ein und schafft es, unterhaltsam und ohne pädagogischen Zeigefinger von den Möglichkeiten und Grenzen für Transfraiuen, psychischen Problemen als Langzeitfolgen des Wegs zum eigenen Selbst in einem schwierigen Umfeld, Hormonschwankungen in der Transition und danach und den Grenzen zwischen Communities zu schreiben - was trennt Transfrauen und Cis-Frauen, was trennt weiße Transfrauen und Transfrauen aus schwarzen oder hispanischen Familien, deren Outing noch wesentlich häufiger zum Bruch mit der Herkunftsfamilie führte. Dass Transfrauen of Color eher durch Gewalt frühzeitig zu Tode kommen, ihre weißen Schwestern hingegen durch Selbstmord, ist eine der Be- und Zuschreibungen.

In Interviews hat Torrey Peters gesagt, sie wolle nicht pädagogisieren, den Ton vermeiden, der allzu oft bei Büchern über Rassismus angeschlagen werde und dann zu einem Leseprozess wie einst in der Schule führe: Gelesen wird nicht aus Freude und Interesse, sondern als Pflichtaufgabe. Die Gefahr besteht bei "Detransition, Baby" nicht. Reese, Katrina und Ames sind weit entfernt von Perfektionismus. Aber gerade weil sie keinem Barbie oder Ken-Schema entsprechen, sind sie nachvollziehbar und glaubwürdig, ganz gleich welche Genderidentität oder sexuelle Orientierung die Leser*innen haben. Das macht ihren Roman buchstäblich zu einem inklusiven Buch für alle.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Geschichten wie Faustschläge

JAB
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Seit seinem brachialen, aber großartigen Roman "Die Plotter" habe ich den koreanischen Schriftsteller Un-Sun Kim auf meinem Leseradar. Nun ist vor kurzem seine Kurzgeschichtensammlung "Jab" herausgekommen ...

Seit seinem brachialen, aber großartigen Roman "Die Plotter" habe ich den koreanischen Schriftsteller Un-Sun Kim auf meinem Leseradar. Nun ist vor kurzem seine Kurzgeschichtensammlung "Jab" herausgekommen und ich war neugierig: Würde Kim, der in seinen Romanen so komplexe Figuren voller Abgründe erdacht hat, sein Potenzial auch auf jeweils wenigen Seiten entfalten können? Würde er genauso überzeugen?

Ein Jab ist beim Boxen eine Gerade, locker geschlagen, ohne den Ellbogen steif zu machen - und wie ein Hagel Faustschläge kommt auch dieses Buch daher. Auf wenigen Seiten komprimiert finden sich die düsteren Nachtgestalten, die Hoffnungslosen und Getriebenen, die gesellschaftlichen Außenseiter und Angehörigen der Unterwelt wieder, die in den vorangegangenen Romanen ebenso episch wie düster ausgebreitet wurden. Die dunkle Poesie, so will ich Kims Stil mal nennen, zeigt sich auch in den Kurzgeschichten. Es sind teils filigrane Studien, die gleichzeitig Raum für Interpretationen lassen.

Der Titel der Sammlung passt angesichts des Tempos und der Wucht der Geschichten jedenfalls gut, auch wenn es in der Titelgeschichte um die Erinnerungen eines ehemaligen Boxschülers geht. Verkorkst und ziemlich kaputt sind eine ganze Reihe der Protagonisten der Geschichten, andere haben etwas kafkaesk-absurdes und selbst dort, wo gelacht werden kann, bleibt ein bitterer Nachgeschmack zurück. Großartig ist die Studie eines Alkoholikers in der Abschlussgeschichte, "Die Flussmündung", wo die Schönheit der Landschaft im kompletten Gegensatz zur Aussichtslosigkeit des Protagonisten steht, der zwar ein neues Leben beginnen wollte, aber nur zu schnell sich wieder mit einem Scheitern abfindet.

Ohnehin scheint es, als ob die Gescheiterten und Aussichtslosen, das Milieu der Trinker und Kriminellen, die gleichwohl ihr ganz eigenes Verständnis von Moral haben, einmal mehr Kim inspiriert haben. Mit einem Umfang von gerade mal gut 20 Seiten ist Jab schnell gelesen, aber die Geschichten hallen nach und bieten viel Stoff zum Nachdenken. Der Sprachstil ist einmal mehr gewaltig, auch buchstäblich. Doch, Un-Sun Kim beherrscht auch die kurze Form, kein Zweifel. Und er bleibt definitiv auf meiner Watchlist von Autoren, die ich weiter lesen will.

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