Ein sehr eigenes Genregemix und natürlich eine ordentliche Portion 'Titanic'-Flair
Der Boulevard des SchreckensMartin Kreuzer ist Volontär und heute als vermeintlicher stiller Zuhörer bei der Redaktionskonferenz dabei, als der Name Lukas Moretti fällt, ein im Moment sehr angesagter Performance-Künstler. Martin ...
Martin Kreuzer ist Volontär und heute als vermeintlicher stiller Zuhörer bei der Redaktionskonferenz dabei, als der Name Lukas Moretti fällt, ein im Moment sehr angesagter Performance-Künstler. Martin wittert seine große Chance. Da er mit Moretti studiert hat, verspricht er vollmundig, auf jeden Fall ein Interview mit diesem zu bekommen, best Bodies eben. Und so wird er nach München geschickt, um zu liefern. Doch Moretti denkt natürlich im Traum nicht daran, dem Irgenwie-Kommilitonen bei seinem Karriereaufstieg entsprechend behilflich zu sein und so bleibt nur 'Kreativität'. Martin erfindet dieses dann sehr bedeutende weil letzte Interview, denn am nächsten Morgen ist Moretti tot. Martins Redaktion ist begeistert, jetzt heißt es am Ball bleiben und da ihr Volontär sehr aussichtsreich mitten im wilden Pressegewirr angekommen ist, soll er jetzt zum 'Aus der ersten Reihe'-Berichterstatter werden, wo immer die Musik spielt, im Mordfall Moretti und Co. Also ab geht die Fahrt. Erst wird relativ normal der erste Gang eingelegt. Aber man hat ja schließlich etwas unter der Haube und so erhöht die Geschichte die Geschwindigkeit. Und natürlich geht es nicht nur geradeaus, sondern schnell werden die gängigen leicht schleimigen mit dem ein oder anderen kreativen Zusatzsätzchen versehenen Pfade verlassen und - im Film würde man sagen – jetzt gibt es ganz großes Kino. Gibt es dann auch, aber gleichzeitig auch kein Halten mehr. Eine Absurdität jagt die nächste, mal kurz verschaufen gibt’s nicht. Schräg, ironisch, sarkastisch, Medienschelte, Fakenews, Fakegeschichte, wo führt das hin. Beim Autor den Magazins Titanic sicherlich sehr weit außerhalb der gängigen Grenzen. Das war zu erwarten, aber hier reißt nach meinem Gefühl irgendwann die Leine, die da ist, damit der Leser dem Ganzen, mit sicher vorhandenem schrägem Humor, noch folgen kann. Und dann gibt es tatsächlich noch ein Ende, eins, dass passt, wenn man bis hier noch wohlwollend oder vielleicht auch total begeistert mit dabei gewesen ist. Ich gehöre zu denen, die innerlich irgendwann die Biege gemacht haben, aber trotzdem bis zum Schluss bei der Stange gebleiben sind, denn 'man weiß ja nie'.
Dieses Buch, ein wahrlicher 'Boulevard des Schreckens', eine Bewertung auf einer Skala von gut zu schlecht bleibt hier außen vor. Es ist einfach nur für jemanden gemacht oder eben auch nicht. Bei halb so vielen Seiten wäre ich vielleicht sogar noch bei den ersteren mit dabei gewesen, hätte mich good amused, aber bei diesem Marathon eben eher nicht.