Interessanter Krimidebütroman eines Autorenduos mit leichten Schwächen, im nordschwedischen Polarkreis spielend
MordlichterAnelie Andersson ist, der Liebe wegen, aus der Großstadt fortgezogen und lebt und arbeitet nun in einem kleinen Ort in Nordschweden, der Jokkmokk heißt. Sie ist mit Leib und Seele Polizistin, doch auch ...
Anelie Andersson ist, der Liebe wegen, aus der Großstadt fortgezogen und lebt und arbeitet nun in einem kleinen Ort in Nordschweden, der Jokkmokk heißt. Sie ist mit Leib und Seele Polizistin, doch auch wenn ihr der Ruf als geniale Mordermittlerin vorauseilt; in ihrer neuen Heimat gibt es nicht viel für sie zu tun. Kleine Dienstähle sind schon die größten Kriminaldelikte, die sie aufzuklären hat und obwohl sie ihre neue Heimat sehr liebt, vermisst sie zumindest ihren alten Job.
Dass man sich immer genau überlegen sollte, was man sich wünscht, muss sie nur wenig später erfahren. Ein junger Mann, der in Rentierfelle eingewickelt in der arktischen Kälte herumlief, wurde von einem Lastwagen überfahren. Es handelt sich dabei um einen kürzlich vermisst gemeldeten Schüler und Anelie ahnt schnell, dass es sich hier nicht um einen normalen Verkehrsunfall handelt. Denn seine Hände weisen eindeutige Verletzungen auf. Es hat den Anschein, als habe er vor seinem Tod versucht, sich mit seinen Händen aus einer schwierigen Lage zu befreien. War er gar eingesperrt und konnte seinen Peinigern entfliehen, bevor er dann vor den Laster lief?
Anelie ermittelt fieberhaft in alle Richtungen, denn ihre Chefin will nichts von ihren Theorien hören und schon gar nicht, dass nach Anelies Meinung ein Serienkiller in Lappland sein Unwesen treiben könnte, denn tatsächlich stößt sie kurz darauf auf zahlreiche, rätselhafte Vermisstenfälle.
Würde es nach der Meinung der Vorgesetzten gehen, wäre die kleine Polizeistation mitten im Nirgendwo schon längst geschlossen worden. Kann Anelie das verhindern und ihre Chefin eines Besseren belehren?
Mit „Mordlichter“ legt das Autorenduo Madita und Stefan Winter ihren ersten gemeinsamen skandinavischen Krimi vor. Und tatsächlich gibt es durchaus kleine Parallelen zur Romanheldin und ihrem Lebensgefährten und den Winters. Das Autorenpaar lernte sich in Lappland kennen und lieben, so dass Madita Winter schließlich ihre Brücken abbrach und sich auf eine völlig neue Lebenssituation einstellte, schon hinsichtlich des Wetters am Polarkreis.
Die beiden streuen viel Wissenswertes zu Land, Leuten und Wetterlage bei, was ich als sehr spannend zu lesen empfand. Vor allem war es die perfekte Lektüre, um mich von der beinahe tropischen Wetterlage hier in Deutschland abzulenken in diesem Sommer.
Den Kriminalfall fand ich ebenfalls spannend erzählt, doch und nun komme ich zu den Kritikpunkten, man merkt diesem Krimi leider an, dass es ein Debüt ist. Ich fand den Schreibstil zwar flüssig, doch den Sprachduktus ein wenig hölzern gehalten. Dazu fehlt es den Nebenfiguren an charakterlichen Facetten. Entweder sie sind gut oder böse und etwas klischeebehangen in ihrem Agieren. Sei es Anelies Vermieterin, eine Sami, Anelies Exfreund, der ziemlich seltsam und unreif wirkt, Anelies Chefin, der jegliche Persönlichkeit oder Gefühlsregung abgeht oder aber Anelies Kollege und väterlicher Freund, der noch im Krankenhaus teilhaben möchte, an den Ermittlungen und in allen Lebenslagen gut für einen Ratschlag ist.
Dazu blieb mir Anelie, trotz der gewählten „Ich-Erzählform“, leider fremd. Sie wirkt, abgesehen davon, dass sie ein ziemlicher Workaholic ist, distanziert, nüchtern und es fehlt ihr (noch) an interessanten Ecken und Kanten.
Daher vergebe ich 3.5 von 5 Punkten und bin gespannt darauf, ob es weitere Bände um Anelie geben wird. Zumindest vom Setting her, finde ich die womöglich neue Buchreihe, sehr spannend. Und auch das Coverlayout ist schon sehr schmückend!
Kurz gefasst: Interessanter Krimidebütroman eines Autorenduos mit leichten Schwächen, im nordschwedischen Polarkreis spielend.