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Veröffentlicht am 29.08.2022

Wenn Glauben die Welt rettet

Noah
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Die Autorin hat die biblische Geschichte rund um Noah als Romangrundlage herangezogen und einen spannenden Thriller daraus geschaffen, der sich unterhaltsam liest.
Hierzu setzt sie zeitlich sehr viel ...

Die Autorin hat die biblische Geschichte rund um Noah als Romangrundlage herangezogen und einen spannenden Thriller daraus geschaffen, der sich unterhaltsam liest.
Hierzu setzt sie zeitlich sehr viel früher an: Noahs Familie lebt zurückgezogen in der Wildnis, weil die Welt sich gottlos entwickelte, dennoch werden sie gefunden und Noah wird entführt und versklavt. Schon bald landet er im Krater, wo Kämpfe auf Leben und Tod zwischen Menschen aber auch Menschen und Bestien stattfinden. Die Kraterkämpfe erinnern entfernt an die Gladiatorenarenen aus dem alten Rom. Nach langer Leidenszeit kann Noah entkommen und dabei auch die Frau retten, in die er sich verliebt hat. Nachdem er seine Familie wiedergefunden hat, erhält er von Gott den Auftrag eine Arche zu bauen. Der Bau soll jedoch in Eden, wo die Drachen leben, erfolgen. Ein abenteuerliches Unterfangen beginnt.

Die Verbindung des biblischen Berichtes mit der fiktiven Geschichte ist gelungen. Das Buch lebt über die fantasievollen Figuren und die detailliert beschriebene Welt. Es sind auch Elemente vorhanden, die ich eher dem Fantasy Genre zuordnen würde.
Der Erzählton ist fesselnd, so dass man das Buch schlecht aus der Hand legen kann. Obwohl man das Ende der Geschichte kennt, ist der Spannungsbogen hoch. Gegen Ende des Buches gab es Szenen, die mich nicht ganz mitnehmen konnten, für mich etwas zu viel Fantasy, bzw. dichterische Freiheit.
Der christliche Glaube der Hauptfiguren und das unerschütterliche Gottvertrauen Noahs werden deutlich und gut transportiert. Das gefiel mir sehr.

Für mich war diese Art der Aufbereitung einer biblischen Geschichte neu und ich habe das Buch gerne gelesen. Obwohl der Spannungsbogen durch die wendungsreiche Handlung immer hochgehalten wird, kommt der christliche Grundgedanke oft zum Tragen, eine schöne Symbiose.
Lesenswert!

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Oma zieht ein

Bleibt Oma jetzt für immer?
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Klaras und Antons Oma zieht wegen eines Knöchelbruchs vorübergehend bei der Familie ein. Schon bald wird offenbar, dass Oma sich verändert hat, sie ist teilweise sehr schusselig, das geht über eine normale ...

Klaras und Antons Oma zieht wegen eines Knöchelbruchs vorübergehend bei der Familie ein. Schon bald wird offenbar, dass Oma sich verändert hat, sie ist teilweise sehr schusselig, das geht über eine normale Alterserscheinung weit hinaus. Schon bald steht die Diagnose Alzheimer im Raum. Da der Vater zum Glück von zu Hause arbeitet, ist eine dauerhafte Betreuung in der vertrauten Umgebung zum Glück möglich.
Die sich verändernden Situationen werden sehr kindgerecht beschrieben. Die Verhältnisse sind hier sehr geordnet und alle haben Lust, Zeit und Kraft sich auf die veränderte Oma einzulassen und sie zu betreuen. Das ist ja leider keine normale Situation, aber schön zu lesen und sehr gut für die liebevollen Erklärungen geeignet. Die gelegentlichen Illustrationen unterstützen den Text in geeigneter Form. Der humorvolle Unterton kommt zunächst durch Omas witzige Sprüche, hinterher durch die Erinnerungen.
Die Geschichte wird durch die Erlebnisse der Kinder angereichert. Durch ihre mitfühlenden und helfenden Freunde werden die Geschwister liebevoll unterstützt.
Das Buch bildet keine Alltagssituation ab - leider - aber es erklärt jungen Lesern die Veränderungen eines Dementen in geeigneter Form.

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Grauen in der Ukraine

Denk ich an Kiew
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Erin Litteken beschreibt in ihrem Roman den Holodomor, der die ukrainische Bevölkerung Anfang der 30er Jahre auf das Grausamste dezimiert hat.

In zwei Zeitsträngen nähert man sich der Geschichte einer ...

Erin Litteken beschreibt in ihrem Roman den Holodomor, der die ukrainische Bevölkerung Anfang der 30er Jahre auf das Grausamste dezimiert hat.

In zwei Zeitsträngen nähert man sich der Geschichte einer Familie: 2004 kann Cassie in den USA den Unfalltod ihres Mannes nicht verarbeiten. Sie lebt zurückgezogen mit ihrer kleinen Tochter und schafft nur das Allernötigste. Als ihre Großmutter Hilfe benötigt, zieht sie mit dem Kind zu ihr. Sie versucht den Erinnerungsschüben der dementen Großmutter nachzuspüren und erfährt dabei Unglaubliches. Die Jugend der Großmutter in den 1930er Jahren in der Ukraine verlief dramatisch. Das behütete liebevolle Leben findet unter den Herrschaft Stalins ein grausames Ende mit unvorstellbarem Leid. Die Ausbeutung des Landes wird an Einzelschicksalen schmerzhaft erlebbar. Die perfiden Methoden der Aktivisten werden ebenso beschrieben, wie die Ängste und Verlorenheit der Bevölkerung, die neben vollen Lebensmittelspeichern verhungern musste.
Der Erzählstil ist mitnehmend, berührend und fesselnd, besonders wenn es um den Teil geht, der in der Vergangenheit spielt. Diese Geschichte, die sich dem Holodomor widmet, ist so dramatisch, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Man hofft und bangt mit den Figuren. Die Handlung im „Heute“ konnte mich nicht überzeugen, die Liebesgeschichte der trauernden Witwe und die gewollten Parallelen zur Großmutter erscheinen zu banal. Dass sie als Journalistin, mit angeblich großem Interesse am Herkunftsland der Großmutter, gar keine Kenntnisse über dessen Geschichte, Sprache und Kultur hatte, ist schlichtweg unglaubwürdig. Ein Vergleich der beiden Lebensgeschichten über so abweichende Schicksale kann eigentlich nicht gut wirken und ich hätte es begrüßt, wenn die Autorin diesen Zweig einfach weggelassen hätte. Die Wirkung der Geschichte um Katja wäre bestimmt nicht geringer ausgefallen. Die Verflechtung der beiden Teile war zu erzwungen. Aufgrund der Spannung des Vergangenheitsteils und des guten Erzählstils liest sich der Gegenwartspart doch recht gut ertragen.

Die Parallelen zur Gegenwart sind unübersehbar und ich frage mich, ob der grosse Kampfgeist der Ukrainer nicht auch aus dieser Geschichte herrührt, von der ich bis dato nichts wusste. Die Anmerkungen der Autorin lieferten weitere bemerkenswerte Hinweise, mit denen ich mich schon beschäftigt habe.
Ein wichtiges Buch, dass über eine fiktionale Familie die historischen Ereignisse um den Holodomor sehr gut schildert. Beeindruckend.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Muttersein

Der Fluss ist eine Wunde voller Fische
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Eine junge weiße Frau und ihr dunkelhäutiger Sohn steigen 2002 in ein Boot. Sie treten eine Reise auf dem Río Atrato in Kolumbien an. Beide bleiben namenlos. Die junge Mutter fungiert als Ich-Erzählerin. ...

Eine junge weiße Frau und ihr dunkelhäutiger Sohn steigen 2002 in ein Boot. Sie treten eine Reise auf dem Río Atrato in Kolumbien an. Beide bleiben namenlos. Die junge Mutter fungiert als Ich-Erzählerin.

In einer sehr poetischen Sprache wird der Reiseverlauf geschildert, ebenso wie die Natur und der Fluss, der sein Gesicht fortwährend ändert. Die Reise beginnt eher träge und langsam, entsprechend dem Antlitz des Flusses. Etwas Tückisches scheint unter der Behäbigkeit zu lauern, man kann es nicht fassen, erahnt es aber.
Unterbrochen werden diese Betrachtungen durch Gespräche mit Mitreisenden und Kindheitserinnerungen der Frau. Als „einzige Weiße unter Schwarzen“ wurde die Erzählerin früher oft ausgegrenzt und wollte einfach nur dazugehören.

Sie unternimmt die Reise, um „ihren Sohn“ zu seiner leiblichen Mutter zu bringen, diese übergab ihr das Baby, weil sie bereits drei Kinder hatte. Die junge Frau liebt den Jungen bedingungslos. Die geschilderten Episoden aus seiner Kindheit sind liebevoll und fürsorglich. Die unterschwellige Sorge, wie es nach dem Treffen weitergehen soll ist spürbar, dennoch will sie den Kontakt ermöglichen.
Es gelingt der Autorin eine Vielzahl von Gefühlen und Betrachtungen in die Naturbeschreibungen einzuflechten. Ein zentrales Thema ist das Muttersein, das facettenreich betrachtet wird: durch die Ich-Erzählerin, ihre Beziehung zur eigenen Mutter, die leibliche Mutter des Jungen und auch durch die jungen Mitreisende, die während einer Fehlgeburt unterwegs stirbt.
Die Reise endet mit einem unerwarteten Finale, in dem die Autorin ein historisches Ereignis mit einarbeitet: das Massaker von Bojayá. Der Roman nimmt damit eine unerwartet dramatische Wendung, die für die Menschen vor 20 Jahren dort eine grausame Realität war.

Die Verbindung der historischen Momente mit poetischen Naturbetrachtungen, der Reise der jungen Frau zurück zu ihrer eigenen Kindheit und der mit ihrem Sohn sind wunderbar zu lesen. Etwas ungewöhnlich fand ich die vielen Hautbeschreibungen von weiß zu cremefarben, kaffeebraun etc.
Die Autorin beschreibt eine Gegend, die sie sehr gut kennt. Ihre Mutter stammt von dort und sie selbst hat einen Teil ihrer Kindheit dort verbracht. Mit ihrer bildhaften Sprache lässt sie die Orte für den Leser lebendig werden, ebenso wie die Gefühle der Protagonistin.
Ein ungewöhnlicher Roman, der mich beeindruckt hat und noch nachhallt.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Wenn die Vergangenheit noch nicht vorbei ist

Schattenwald
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Katrin Faludi hat hier einen spannenden Roman über die Schülerin Sara geschrieben, die mit ihrer Mutter Eva ein behütetes und sehr zurückgezogenes Leben in Lübeck führt. Ihre Freundinnen sind von der stalkenden ...

Katrin Faludi hat hier einen spannenden Roman über die Schülerin Sara geschrieben, die mit ihrer Mutter Eva ein behütetes und sehr zurückgezogenes Leben in Lübeck führt. Ihre Freundinnen sind von der stalkenden Eva nur wenig angetan, aber Sara kennt es nicht anders und nimmt die Kontrollsucht der Mutter hin. Rund um ihren 17. Geburtstag häufen sich seltsame Vorkommnisse: ein neues Mädchen im Basketballteam, dass ihr feindlich gesinnt ist und ein Gruß von ihrem Vater, den sie für tot hielt, sind nur der Auftakt.

Durch plötzliche Flashbacks erinnert sie sich an Fragmente aus der Vergangenheit, die sie jedoch nicht richtig einordnen kann. Warum hat ihre Mutter mit ihr Hals über Kopf Schweden verlassen, als sie erst 5 Jahre alt war? Nach und nach gewinnt Sara an Mut Fragen zu stellen und der Vergangenheit nachzuspüren.
Die Handlung beginnt in Deutschland und wechselt dann nach Schweden.

Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der die Leser durch die Seiten fliegen lässt. Die Spannung steigt zunächst nur allmählich, dann jedoch immer mehr. Die einzelnen Figuren sind liebevoll und detailliert ausgestaltet, so dass man sich alle gut vorstellen kann und sie im Laufe der Geschichte an Kontur gewinnen.
Durch die jugendliche Hauptfigur und deren ausführlich geschildertes Lebensumfeld ist der Roman gut für junge Leser*innen geeignet. Basketball, Schule und erste Verliebtheit nehmen einigen Raum ein. Die angekündigten christlichen Werte klingen nur sehr kurz durch, Glaube, Hoffnung, Schuld und Vergebung wurden hier sehr passend in die Handlung eingearbeitet.
Immer wieder gibt es neue Wendungen und Fährten, die einem genauso wie Sara nebulös vorkommen und in die Irre führen.
Die Nachforschungen Saras erschienen mir oft nicht zielgerichtet und hartnäckig, häufig gab sie sich schnell geschlagen. Ob dies eine Folge ihrer Erziehung oder dem jugendlichen Alter geschuldet sein sollte, erschloss sich mir nicht ganz. Mir hat aufgrund ihrer Situation etwas die Stringenz in ihrem Handeln gefehlt. Die Glaubwürdigkeit der Vorkommnisse war nicht immer gegeben, aber insgesamt hat mich der Roman sehr gut unterhalten.
Ein spannender Roman, den ich vor allem jungen Leserinnen weiterempfehlen kann.

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