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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.08.2022

Manchmal sind die Menschen gar nicht so schlecht und sie helfen, wenn du es ihnen erlaubst

Neun Wünsche für Archie
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Archie ist ein eher in sich zurückgezogener Junge. Er hält sich tatsächlich für einen 'unbrauchbaren Mensch' und wenn dass ein Kind von sich denkt, dann ist das schon richtig schlimm.
Zuhause muss sich ...

Archie ist ein eher in sich zurückgezogener Junge. Er hält sich tatsächlich für einen 'unbrauchbaren Mensch' und wenn dass ein Kind von sich denkt, dann ist das schon richtig schlimm.
Zuhause muss sich der Junge um alles kümmern, einkaufen, meistens für etwas zu essen sorgen und die Wohnung in Ordnung halten. Seine Mutter liegt nämlich den ganzen Tag nur im Bett, weil sie immer so müde ist. Bei seinem Vater, der eine neue Familie hat, ist er alle zwei Wochen zu Besuch, aber willkommen fühlt er sich dort nicht. Nur mit seiner kleinen Halbschwester hat er ein sehr inniges Verhältnis.Und dann hat Archie ein Fahrradunfall. Nichts schlimmes, doch plötzlich sieht er seinen Lieblingsfußballspieler vor sich stehen. Archie erzählt ihm etwas von sich und dieser schenkt ihm '9 Wünsche'. Menschen verändern können sie nicht, aber sonst ist alles möglich. Und Archie beginnt zu wünschen. Dabei merkt er, dass es gar nicht so leicht ist, dieses Geschenk sinnvoll zu nutzen. Aber irgendwie bringen sie doch Gutes für sich und für andere.
Und die Geschichte entwickelt sich und Archie auch. Er wird offener und fühlt sich nicht mehr so allein. Und ab und zu ist da sogar so etwas wie Glücklichsein.
Dieses Buch, es erzählt keine Heile-Welt-Geschichte. Aber trotzdem ist es schön, Archie auf seinem Weg zu begleiten. Hier geht es darum, dass das Leben manchmal einfach schwierig ist. Aber es kann auch wieder anders werden und dafür muss man selbst etwas tun. Alleine damit fertig werden, dass klappt meist nicht und wenn einem die Menschen um einen herum Hilfe anbieten, nehmt sie an. Auch Archie hat das dann getan. Und das ist ein ziemlich guter Anfang dafür, dass die Dinge wieder besser werden. Und Erwachsenen, wie Archies Vater, denen darf man ruhig mal die Leviten verlesen, damit sie aufwachen und beweisen, dass sie wirklich erwachsen sind.
Ein tolles Buch, eine Geschichte so richtig aus dem realen Leben und das Ende ist ein wirklich ein guter Anfang.

Veröffentlicht am 26.08.2022

Drei Freundinnen, die geliebte Rollschuhbahn und plötzlich geht Zusammenhalt

Stella rollt an
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Die drei Freundinnen Stella, Nelly und Lou, als Rolling Angels unterwegs, lieben das Rollschuhfahren über alles und verbringen jede freie Minute auf der Brezi, einer Rollschuhbahn. Auch die Skating Devils, ...

Die drei Freundinnen Stella, Nelly und Lou, als Rolling Angels unterwegs, lieben das Rollschuhfahren über alles und verbringen jede freie Minute auf der Brezi, einer Rollschuhbahn. Auch die Skating Devils, das sind Mo, Lous Zwillingsbruder, Eric und Ronni, sind oft hier und versuchen beim Rollhockey besser zu werden. Beide Gruppen gehen sich dauernd gegenseitig auf die Nerven und Streit gibt es auch. Doch dann soll ihre geliebte Brezi abgerissen werden und sehr schnell merken alle sechs, dass sie nur zusammen eine Chance haben, die Bahn
zu rettten.
Eine nette erfrischende Geschichte rund um das Thema Zusammenhalt, etwas für andere tun und natürlich die Erkenntnis, Mädchen bzw. Jungens sind nicht immer doof, meistens sogar echt ok. Und dass der Rollschuhsport ist eine echt schöne Sache ist, davon kann man sich hier auch überzeugen. Versucht es doch einfach mal selbst.
Bald soll es ja auch schon weitergehen, mit Stella und ihren Freundinnen. Schon hier sind ja auf sehr lockere Weise einige Themen mit eingeflossen, die einfach ganz selbstverständlich dazu gehören und ich bin mir sicher, auch der nächste Band wird uns richtig gute Leseunterhaltung bieten. Wir freuen uns darauf.

Veröffentlicht am 26.08.2022

Ein Mensch erlebt 'Berührungen' und ist sich dessen sehr bewusst

Intimitäten
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Eine Frau, sie hat keinen Namen in dieser Geschichte, erzählt aus ihrem momentanen Leben, den feinen Verästelungen und Gefühlen in ihrem inneren Sein, den Empfindungen mit anderen und von dem, was sie ...

Eine Frau, sie hat keinen Namen in dieser Geschichte, erzählt aus ihrem momentanen Leben, den feinen Verästelungen und Gefühlen in ihrem inneren Sein, den Empfindungen mit anderen und von dem, was sie beschäftigt, privat und vor allem in ihrem Beruf.
Nachdem sie nichts mehr an ihr altes Zuhause, New York, bindet, der Vater ist gestorben und die Mutter in ihre alte Heimat zurückgekehrt, nimmt sie am interntionalen Gerichtshof in Den Haag eine Stelle als Dolmetscherin an. Irgendwie wurzellos sucht sie privat nach einem Halt, einem Zuhause und die findet es in Adriaan. Doch dieser ist noch verheiratet. Um seine Angelegenheiten zu regeln bzgl. der Scheidung von seiner Frau, reist er nach Lissabon zurück und sie bleibt allein, mit einem Gefühl von Zurückgelassenheit und der Unwägsamkeit, ob ihre Beziehung eine Zukunft hat. Vor diesem Hintergrund wird ihre Arbeit zu einem noch wichtigeren Teil ihres Lebens. Ein afrikanischer Ex-Präsident, der sich für seine Menschenrechtsverletzungen zu verantworten hat, ist die Person, den sie als Dolmetscherin während des Prozesses begleiten soll. Ihre Arbeit hier, dass was sie hört, kommunizieren soll, neutral, unbeeinflusst, ohne Wertung, es verlangt ihr viel ab und sie beginnt, die Dinge zu reflektieren, ausgedehnt, was durch die instablie Lage ihres Privatlebens noch weit sensibler, zweifelnder erfolgt. Sie benennt die Intimität, die entsteht, zwischen ihr und diesem Mann, rein beruflich natürlich, aber doch erschreckend klar, die Intimität dadurch, sein Sprachrohr zu sein, eine Fortführung seines Denkens und seiner Manipulationen. Und es gibt auch Intimität in Form von Nähe, wenn die Situation es erfordert, ihm die Worte ins Ohr zu flüstern, gesteuert?, manupuliert, ebenfalls durch ihn?
Diese Geschichte, dieses Anteilnehmen lassen der Ich-Erzählerin an ihren innerlich ausgetragenen Kämpfen, ihrer Gefühlswelt, so präzise und intensiv immer im richtigen Maß, um als Leser sozusagen an ihren Lippen zu hängen, das ist ganz groß. Hier passiert eigentlich so wenig und doch so viel, atemberaubend durch den Schreibstil der Autorin transportiert. Mich hat dieses Buch sehr mitgenommen. Es ist ein besonderes Buch, auf seine Art einzig und unbedingt lesenswert.
Ich kann es nur empfehlen.

Veröffentlicht am 24.08.2022

Zwei Schwestern erheben ihre Stimme und die Welt der Plantagenarbeiter, frei sein ist anders

Die Stimme meiner Schwester
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Früher waren die Arbeiter auf den großen Plantagen Brasiliens Sklaven. Dann, Ende des 19.Jahrhunderts wurden sie in die Freiheit entlassen und nahezu nichts hat sich geändert. In einem dieser, von ehemaligs ...

Früher waren die Arbeiter auf den großen Plantagen Brasiliens Sklaven. Dann, Ende des 19.Jahrhunderts wurden sie in die Freiheit entlassen und nahezu nichts hat sich geändert. In einem dieser, von ehemaligs Leibeigenen, bewohnten Dörfern leben die siebenjährige Bibiana und ihre ein Jahr jüngere Schwester Belonisia. Beim Herumstöbern finden sie ein Messer, das ihrer Großmutter gehört und verletzten sich daran, beide. Eine der Geschwister wird danach nie mehr sprechen können und so übernimmt die andere dies für sie. 30 Jahre werden wir die beiden Schwestern, vielleicht auch gerade durch ihre enge Bindung gestärkt, auf ihrem kämpferischen Weg, der Auflehnung gegen die rechtlosen Zustände ihrer dörflichen Gemeinschaft gegenüber den Großgrundbesitzern, begleiten. Und auch das Aufbegehren gegen die inneren Macht- und Gesellschaftsstrukturen innerhalb ihrer kleinen Gruppe ist ein Teil dieses Weges, ihres Lebens. Und dieses ist vor allem geprägt von Brutalität und Grausamkeit. Die realen Verhältnisse, in denen die so hart arbeitenden Menschen leben müssen, unfassbar und trotzdem lassen sie die Dinge geschehen, arbeiten stoisch weiter, zu müde und voller Angst, denn einst waren die Zeiten noch schlimmer und das weiß man noch gut. Und dann ist da noch die versteckte Hoffnung, dass am Ende ein besseres Leben steht, für die nächsten Generationen ihrer Familie.
Der Autor hat sich entschlossen, diese von ihm u.a. für seine Doktorarbeit erforschten Verhältnisse der Landarbeiter Brasiliens, den Nachkommen der Menschen, die ihr Leben hier als Sklaven fristeten, in Form eines fiktiven Romans zu veröffentlichen mit zwei Hauptprotagonistinnen, die uns Leser zwingen, hinzusehen. Das erklärt auch die direkte Art, das ungeschönte Benennen, den klaren schnörkellosen Schreibstil des Autors, der selbst einige Jahre mit den Landarbeiteren in ihrer dörflichen Gemeinschaft gelebt hat.
Dieses Buch, Wohlfühlunterhaltung bietet es nicht. Manchmal ist es fast schmerzhaft und man muss sich zwingen, sich nicht abzuwenden und sich der Realität dieser Geschichte bewusst zu sein. Aber letztendlich hält man es aus und liest weiter, weil man gar nicht anders kann.

Sehr zu empfehlen.

Veröffentlicht am 23.08.2022

Das Landleben und dann zum Studieren in die Stadt, ein Kampf und irgendwo führt es hin

Snowflake
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Die 18-jährige Debbie lebt auf einer Milchfarm, weit draußen im schönen irischen Hinterland. Zu ihrer Familie gehören ihre Mutter, die teilweise, wie auch sie selbst, sehr in ihren Träumen lebt und dann ...

Die 18-jährige Debbie lebt auf einer Milchfarm, weit draußen im schönen irischen Hinterland. Zu ihrer Familie gehören ihre Mutter, die teilweise, wie auch sie selbst, sehr in ihren Träumen lebt und dann gibt es ihren ebenfalls etwas eigenen Onkel Billy, eine sehr enge Bezugsperson in ihrem bisherigen Kosmos. Denn nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Sie geht zum Studieren nach Dublin, in die große Stadt. Dort ist alles anders und vor allem die Menschen, ihre Kommilitonen, mit ihrem lockeren selbsicheren großstädtischen Hintergrund, sie lassen Debbie sich klein und verschüchtert fühlen. Und das merkt man auch. Dies vor den anderen verbergen zu können, dazu ist der, man kann schon fast sagen, Zivilisationsschock zu groß. Sie fällt auf mit ihrer naiven unlockeren Art und sie wird ausgelacht, nicht mal unbedingt in böser Absicht, aber sie ist nun mal ein echtes Landei. Aber sie gibt nicht auf. Die Flucht nach Hause, sie pendelt ja hin und her, das wäre einfach und dann wieder auch nicht, denn ein Fortkommen dort können ihr ihre Mutter und ihr Onkel, auch auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden, nicht bieten. Dafür sind sie selbst zu sehr 'angeschlagen' vom Leben. Und so macht sie weiter, öffnet sich, zieht aber auch Grenzen. Und ihr Selbstbewusstsein und ihre innere Persönlichkeit, sie wächst. Dabei hilft ihr auch eine ihrer Kommilitoninnen, Xanthe. Sie, die selbst ein bisschen anders ist, dies aber gut verbirgt, sie wird zur Freundin und Unterstützerin.
Mich hat diese Geschichte, Debbies Weg, hin zu sich selbst, sehr berührt. Es war mir eine Freude, diese junge Frau und auch all die anderen Protagonisten zu begleiten. Das Buch hat eine Menge schwerer Themen im Gepäck, aber auch viel Humor und ganz viel hart erkämpfte Lebensfreude. Einfach rundum sympathisch und ein absolut tolles Lesevergnügen, dieser Erstling der jungen irischen Autorin Louise Nealon.
Und ich freue mich schon auf mehr.