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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2022

Erwachsen werden im Exil

Svendborg 1937
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Im Gegensatz zu Hunderttausenden anderen Juden hat es die Familie Dinkelspiel geschafft. Sie haben im dänischen Svendborg, bei der verwitweten Tante, die einstmals mit einem Quäker verheiratet war, Unterschlupf ...

Im Gegensatz zu Hunderttausenden anderen Juden hat es die Familie Dinkelspiel geschafft. Sie haben im dänischen Svendborg, bei der verwitweten Tante, die einstmals mit einem Quäker verheiratet war, Unterschlupf gefunden. Das Leben des Ehepaars und der drei Kinder Meret, Ricarda und dem behinderten Friedrich in einem Land, dessen Sprache nicht können, gestaltet sich als schwierig. Auch deswegen, weil sich die Tante nicht immer von ihrer liebenswürdigen Seite zeigt. Erst als halbwüchsigen Schwestern Meret und Ricarda im Schuppen das Motorrad des Onkels finden und Motorrad fahren lernen, haben sie ein wenig Spaß und genießen die Freiheit, die ihnen das Motorrad bietet. Auch das Treffen mit den Frauen rund um Bertold Brecht bringt Abwechslung in den Alltag.

Während sich Meret mit der Situation arrangiert, will Meret nach wie vor nach Palästina auswandern, Als sich eine Gelegenheit bietet, verschwindet sie.

Meine Meinung:

Dieses Buch reiht sich nahtlos in die zahlreichen Bücher rund um vertriebene jüdische Familien ein. Es zeigt den schwierigen Alltag in der Fremde. Aufgelockert wird dieses Buch durch die Ménage à trois, in der Bertold Brecht mit Margarete Steffin und Helene Weigl in Svendborg lebt, auch wenn Brecht gar nicht persönlich anwesend ist.

In ihrem Nachwort erfährt der Leser, wie es der Familie nach dem Krieg ergangen ist.

Einzig das Cover hätte ein wenig besser gestaltet werden können. Es ist unscheinbar und erst auf dem zweiten oder gar dritten Blick lässt sich erahnen, dass man hier eine Frau in einem Eisenbahnwagon sehen kann.

Fazit:

Ein Buch, das nachhallt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 22.08.2022

Hat mich gut unterhalten

Die versteckte Apotheke
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Dieser Roman spielt auf zwei Zeitebenen in London. Zum einen im 18. Jahrhundert und zum anderen in der Gegenwart.

Gleich vorweg, der historische Teil hat mir besser gefallen.

Inhalt:

Im London von ...

Dieser Roman spielt auf zwei Zeitebenen in London. Zum einen im 18. Jahrhundert und zum anderen in der Gegenwart.

Gleich vorweg, der historische Teil hat mir besser gefallen.

Inhalt:

Im London von 1791 führt Nella eine von ihrer Mutter geerbte Apotheke. allerdings ist diese Apotheke keine gewöhnliche: Es gibt das öffentliche Angebot zu allerlei Frauenleiden und ein verstecktes. Dieses richtet sich an Frauen, die sich von trunksüchtigen Männern und unerwünschten Schwangerschaften befreien wollen. Mit dem Auftauchen des Mädchen Eliza wird eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die Nella und auch Eliza in große Gefahr bringen.

Mehr als zweihundert Jahre später stößt die Amerikanerin Caroline Parcewell auf Nellas Spuren. Ihr Leben hat große Ähnlichkeiten mit dem jenen Frauen, die bei Nella Hilfe suchen: Ihr Mann ist zwar nicht offensichtlich gewalttätig, aber durch seine manipulative Art hat er Caroline zu einer unselbständigen Frau gemacht. Als sie ihn vor kurzem beim Fremdgehen erwischt hat, lässt sie die ursprünglich gemeinsam Reise nach London alleine antreten, nichts ahnend, dass sich ihr Leben von Grund auf ändern wird.

Meine Meinung:

Wie schon erwähnt, ist in meinen Augen der historische Teil besser gelungen. Ein bisschen widersprüchlich ist allerdings, dass Nella einerseits im Verborgenen „Aufträge“ annimmt, aber gleichzeitig akribisch Buch führt, wer welches Mittel für wen erhält.

Auch der Handlungsstrang in der Gegenwart ist nicht frei von Zufällen und Klischees. Dass in einer geschäftigen Großstadt wie London ein Grundstück mehr als 200 Jahre unbebaut bleibt, erscheint mir ein wenig seltsam. Das fremde Grundstück und dann noch in den Keller einzudringen, ist schon ziemlich riskant. Hausfriedensbruch nennen das die Juristen. Und das ganze ohne Taschenlampe? Nun ja, ich habe für alle Fälle immer ein Maglite und einen Leatherman einstecken - man weiß ja nie (lach). Im Ernst, das ist schon ein bisschen naja.

Mein Lieblingscharakter ist allerdings Gaynor, die sich mit alten Landkarten beschäftigt und auch auskennt.
Gut herausgearbeitet ist Carolines Zerrissenheit: soll sie ihrem Mann verzeihen oder die Scheidung einreichen? Doch dieser Seitensprung ist nur das Tüpfelchen auf dem I der jahrelangen Kränkungen. Wie manipulativ ihr Mann ist, zeigt sich, als er nach London nachkommt.

Von „mudlarking“ habe ich bislang nichts gewusst. Man sieht, lesen bildet. Die Idee dadurch einen Konnex zur Vergangenheit zu finden, hat mir gefallen.

Fazit:

Ein Roman, der mich gut unterhalten hat und deshalb 4 Sterne erhält.

Veröffentlicht am 21.08.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Schwarze Seele
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In ihrem zweiten Fall gibt Patsy Logan ihrem Instinkt nach und fördert - sehr zum Unwillen ihres Chefs - eine komplexe Familiengeschichte zutage.

Was ist passiert?

Donal McFadden ist betrunken in den ...

In ihrem zweiten Fall gibt Patsy Logan ihrem Instinkt nach und fördert - sehr zum Unwillen ihres Chefs - eine komplexe Familiengeschichte zutage.

Was ist passiert?

Donal McFadden ist betrunken in den Schwabinger Bach gefallen und dort ertrunken. Zumindest sieht es so aus. Als die irische Verwandtschaft in München eintrifft, muss Patsy dolmetschen und kommt dadurch einigen Familiengeheimnissen auf die Spur.

Doch Patsy ist nicht nur beruflich gefordert sondern auch privat. Nicht nur, dass sich die Erfüllung des Kinderwunsches nicht einstellt und die wiederholte Prozedur der IVF fehlschlägt, nistet sich ihr Bruder Robbie bei ihr und ihrem Ehemann ein. Das lässt alte Wunden wieder aufbrechen.

Meine Meinung:

Ellen Dunne zeichnet ihre Charaktere und deren Beziehungsgeflechte mit viel Liebe zum Detail. Leider geht das in manchen Abschnitte zu Lasten der Spannung. Dennoch liest sich der Krimi gut und die Auflösung ist ein wenig unerwartet.

Patsy Logan ist eine starke, wenn auch durch den Selbstmord ihres Vaters traumatisierte Frau, die immer wieder aneckt. Der unerfüllte Kinderwunsch setzt sie zusätzlich unter Druck, bei dem Ehemann und Schwiegereltern eine entscheidende Rolle spielen.

Fazit:

Eine sprachlich gelungene Fortsetzung, der ich 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 21.08.2022

Ermittlungen aus dem Jenseits

Es gibt ein Sterben nach dem Tod
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Tatjana Kruse, der Königin der Krimödie ist wieder ein witziger Krimi gelungen.

Diesmal muss sich die Ermordete selbst um die Aufklärung ihres Todes kümmern. Wie macht sie das? Nun, als Geist. Dazu bedient ...

Tatjana Kruse, der Königin der Krimödie ist wieder ein witziger Krimi gelungen.

Diesmal muss sich die Ermordete selbst um die Aufklärung ihres Todes kümmern. Wie macht sie das? Nun, als Geist. Dazu bedient sie sich der erst kürzlich wegrationalisierten Putzfrau Jenny und des Mediums Kai-Uwe.

Dass das Trio in zahlreiche skurrile Situationen gerät, ist natürlich vorprogrammiert.

Meine Meinung:

Tatjana Kruse hat es wieder geschafft, zahlreiche ernste Themen, wie Industriespionage, feindliche Übernahmen und Rationalisierungen, in einen vergnüglich zu lesenden Krimi zu packen.

Der Krimi erinnert mich sehr an den Film „Ghost - Nachricht von Sam“ in dem die hinreißende Whoopi Goldberg das Medium spielt. Diese so augenfällige Ähnlichkeit kostet den 5 Stern. Eine solche Nachahmung hat die Autorin eigentlich nicht nötig. Das Cover passt meiner Ansicht nach überhaupt nicht. Dessen Auswahl kann man nicht der Autorin anlasten, dafür ist der Verlag verantwortlich.

Schauen wir einmal, ob diese Unterart der Krimödie bei den Lesern ankommt und es weitere Fälle geben wird. Wobei hier die Hauptfiguren dann Jenny und/oder Kai-Uwe sein müssten.

Fazit:

Für die amüsanten Lesestunden gebe gerne ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 21.08.2022

Anita Berber - Ikone und Enfant Terrible

Die rote Tänzerin
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Autorin Joan Weng ist bekannt für ihre historischen Romane, die während der Weimarer Republik spielen. Diesmal widmet sie sich einer Ikone dieser Zeit: Anita Berber.

Die Berber, wie man sie nennt, ist ...

Autorin Joan Weng ist bekannt für ihre historischen Romane, die während der Weimarer Republik spielen. Diesmal widmet sie sich einer Ikone dieser Zeit: Anita Berber.

Die Berber, wie man sie nennt, ist eine Tänzerin, die ähnlich wie Isadora Duncan (1877-1927) und Josephine Baker (1906-1975) den Bühnentanz revolutioniert und mit ihrem schillernden Privatleben für Skandale sorgt.

Joan Weng beschreibt hier die Tänzerin, die sich bereits auf dem absteigenden Ast befindet. Durch Alkohol- und Drogenmissbrauch ist nicht mehr Herrin der Lage. So weiß sie den Namen ihres dritten Ehemanns nicht mehr. Ihre Freundin, Managerin und zeitweilige Liebespartnerin Susi Wanowksy sieht den Verfall und den Ruin der Berber, kann sie aber nicht retten.

Auf einer Tournee im Nahen Osten im Sommer 1928 bricht bei Anita Berber die Tuberkulose aus. Ihr durch jahrelangen Alkohol- und Drogenmissbrauch geschwächter Körper hat der Krankheit nichts entgegenzusetzen. Anita Berber stirbt im November 1928 in Berlin.

Meine Meinung:

Dieser Roman ist für manche Leser vielleicht nicht einfach zu lesen. Die Lebensgeschichte der Anita Berber wird nicht chronologisch erzählt, sondern springt durch Zeit und Raum. Wir folgen den durch Suchtmittel verbrauchten Geist der Tänzerin, der kaleidoskopartig gute und schlechte Episoden durcheinanderbringt. Wir erfahren einiges über die zahlreichen Skandale, Exzesse und die wechselnden Liebschaften. Eine so zerstörte Persönlichkeit zieht natürlich auch Erbschleicher und Heiratsschwindler an. So macht sich Ehemann Nr. 2 mit dem gesamten Vermögen inklusive des Schmucks davon und lässt die Berber nahezu mittellos zurück.

Wir begegnen auch anderen Persönlichkeiten dieser Zeit. Hier ist vor allem der Maler Otto Dix zu nennen.

Fazit:

Dieser historische Roman über die „rote Tänzerin“ einer Ikone der Weimarer Republik, ist, dem roten Cover zum Trotz, eine eher melancholische Hommage.