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Veröffentlicht am 07.01.2023

Dating und Familie

Not exactly love. Wer braucht schon ein Happy End?
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„Können wir ausmachen, dass es zwischen uns nicht … peinlich wird?“ (S. 8) fragt Alfie Hazel, nachdem sie in seinem Zimmer Sex hatten. Darüber hätten sie vielleicht besser vorher reden sollen, denn sie ...

„Können wir ausmachen, dass es zwischen uns nicht … peinlich wird?“ (S. 8) fragt Alfie Hazel, nachdem sie in seinem Zimmer Sex hatten. Darüber hätten sie vielleicht besser vorher reden sollen, denn sie wohnen in einer WG. Bisher war ihr Zusammenleben völlig unkompliziert. Sie konnten nächtelang über alles reden, jetzt tanzend sie schweigend umeinander herum, denn eigentlich mögen sie den jeweils andern, denken aber, für sie bzw. ihn war es nur ein One-Night-Stand. Und bevor sie die Sache klären können, stehen Hazels Schwester Emily und ihre Frau Daria vor der Tür. Die beiden ziehen gerade aus Australien zurück in die Nähe von London und suchen einen Samenspender.

Die Leseprobe von „Not exactly love” war locker und humorvoll, der Klappentext versprach einen cleveren „… Roman darüber, was Liebe und Familie heute bedeuten.“ Aber so ganz konnte mich das Buch leider nicht überzeugen, obwohl mir die Grundidee sehr gut gefallen hat.
Hazel und Alfi sind typische Mitzwanziger, die in winzigen Zimmern in einer Londoner WG wohnen und auf der Suche nach der großen Liebe und in Hazels Fall auch nach dem Durchbruch sind. Sie ist freiberufliche Illustratorin und erreicht mit ihren Comics, in denen sie von ihrem Leben und ihren Dating-Erfahrungen als weiße Frau erzählt, viele Clicks und Follwer auf Instagram, aber leben kann sie davon nicht. Also jobbt sie in einem Café. Alfie ist Grundschullehrer und ziemlich bodenständig. Nach ihrer gemeinsamen Nacht und ein paar amüsanten Verwicklungen könnte es also zum Happy End kommen, aber dann kommt ihnen das Leben dazwischen. Plötzlich dreht sich alles um Emily und Daria und ihren Kinderwunsch. Ein Samenspender muss gefunden werden, die Befruchtung muss klappen etc.

Das sind schon viele, zum Teil sehr berührende und nachvollziehbare Themen, aber Kate Brook wollte anscheinend alle wichtigen Probleme unserer Zeit unterbringen. Also werden u.a. auch Veganismus, Umweltschutz, CO2 Ausstoß, diverse Phobien, Krankheiten, Familiendramen, Tinderdates, Cybermobbing und Corona behandelt. Das war mir einfach zu überfrachtet und auch das Ende fand ich etwas unrund. Vielleicht gehöre ich mit deutlich über 20 aber auch nicht mehr zur Zielgruppe, also lasst Euch bitte nicht von mir abschrecken.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Viel Whiskey und wenig Krimi

Ein Schuss Whiskey
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„Ein Mord hat stattgefunden, aber niemand würde ihm glauben.“ (S. 31) Janus Rosner ist ein deutscher Schriftsteller mit Schreibblockade in Dublin. Um diese zu überwinden, zieht er nachts durch die Pubs ...

„Ein Mord hat stattgefunden, aber niemand würde ihm glauben.“ (S. 31) Janus Rosner ist ein deutscher Schriftsteller mit Schreibblockade in Dublin. Um diese zu überwinden, zieht er nachts durch die Pubs und achtet beim Whiskeytrinken eher auf Quantität als Qualität. Doch als er sieht, wie eine junge Frau mit rotem Schal an einem Flussufer erschossen wird, ist er wieder stocknüchtern. Trotzdem glaubt ihm die Polizei nicht, zumal weder eine Leiche noch Spuren gefunden werden. Aber genau gegenüber dem Tatort entdeckt Janus in einem kleinen alten Buchladen einen roten Schal, der sogar noch etwas feucht ist. Also macht er sich zusammen mit seiner Mitbewohnerin auf die Suche nach dem Täter und diesen damit auf sich aufmerksam. Eine Hetzjagd durch Dublin beginnt, bei der nicht immer klar ist, wer gerade wen jagt …

Nach „Der Gin des Lebens“ und „Rum oder Ehre“ dreht sich in Carsten Sebastian Henns neuem Krimi alles um Dublin und (den einzig wahren) irischen Whiskey. „Whiskey ist für uns Iren nicht bloß ein Getränk, er ist Selbstbehauptung und einen Genuss Selbstvergewisserung.“ (S. 59)

Das Setting des Krimis hat mir wieder ausgesprochen gut gefallen, man bekommt einen sehr guten Eindruck von Dublin und lernt viel Interessantes über Whiskey (seine Geschichte, Herstellung und Fachbegriffe, ergänzt durch Cocktail-, Koch- und Backrezepte), aber die Krimihandlung an sich war mir zum Teil zu verworren und konstruiert, außerdem fehlte mir an einigen Stellen der rote Faden, so dass der filmreife Showdown fast wie aus dem Nichts kam.

Janus wirkt etwas verloren, sowohl beim Schreiben als auch im Leben. Er hat nach seinem Germanistikstudium einige Jobs gemacht, sich aber immer als Schriftsteller ohne Inspiration verstanden. Da sein Vater Polizist ist, will er es jetzt mit einem Krimi versuchen und verarbeitet dabei direkt seine Ermittlungsergebnisse. Die Auszüge aus seinem Manuskript werden immer mal wieder kursiv in die Haupthandlung eingeschoben.
Auch der Mörder kommt regelmäßig zu Wort, allerdings wirkt er einerseits sehr intelligent, andererseits klingt er beim Denken sehr prollig, wie eine Mischung aus John Wayne und Rambo. Das hat für mich irgendwie nicht gepasst.

Ich denke, dass alle Dublin- und Whiskeyfans hier voll auf ihre Kosten kommen, Krimiliebhaber aber über einige Ungereimtheiten hinwegsehen müssen.

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Veröffentlicht am 03.11.2022

Wenn Farben zu laut werden

Alle Farben meines Lebens
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„Anfangs sehe ich die Farben nur bei den Menschen, mit denen ich zusammenlebe, und jeden Morgen frage ich mich, welche Farbtöne mich dieses Mal begrüßen werden.“ (S. 20) Alice sieht schon als Kind die ...

„Anfangs sehe ich die Farben nur bei den Menschen, mit denen ich zusammenlebe, und jeden Morgen frage ich mich, welche Farbtöne mich dieses Mal begrüßen werden.“ (S. 20) Alice sieht schon als Kind die Gefühle, Gedanken und körperlichen Zustände anderen Menschen als Farben, und vor allem die ihrer Mutter machen ihr Angst. Lily ist keine gute Mutter, kümmert sich nicht um ihre Kinder, sondern geht feiern, raucht, trinkt und nimmt Drogen, hat extreme Stimmungsschwankungen. Alice und ihr älterer Bruder Hugh scheinen ihr völlig egal zu sein, wenn sie nicht gerade ihre Wut und Gehässigkeit an ihnen auslassen will. Sie steckt ihre kaum vorhandene Energie in den Jüngsten, Ollie, formt ihn nach ihrem Bild und entzweit die Geschwister damit. „Zunehmend wird ihr Hass zu seinem Hass, ihre Ängste werden zu seinen Ängsten, ihr Zorn wird sein Zorn. Ihre Traurigkeit, seine Traurigkeit. Es überträgt sich immer auf ihn, und er saugt es begierig auf, unverzerrt noch das letzte Stückchen.“ (S. 32) Doch gerade die Mutter, die ihren Kindern nichts geben konnte, fordert alles von ihnen, als sie erwachsen sind.

Hugh ist der Einzige, der sich für Alice‘ interessiert, sie versteht, immer für sie da ist und versucht, ihr zu helfen. Seine Freundin entdeckt später, was Alice „fehlt“ – sie ist Synästhetikerin, lernt aber nie richtig, damit umzugehen. Sie kommt mit den vielen Eindrücken nicht klar, verkriecht sich in ihrem Innersten uns schottet sich nach außen mit Sonnenbrille, Maske und Handschuhen regelrecht gegen ihre Umwelt ab. „Die Farben der Menschen zu sehen ist manchmal, als sähe man sie nackt.“ (S. 34) Einzig die Natur erdet sie, gibt ihr Ruhe und neue Kraft. Die bloßen Füße auf feuchtem Gras oder mit den Händen in der Erde wühlen, das ist ihre Welt. Aber dann fällt ihr ein Mann auf, der keine einzige Farbe ausströmt – das hat sie noch nie erlebt und macht sie neugierig ...

Ich bin eigentlich ein großer Fan von Cecelia Ahern, aber „Alle Farben meines Lebens“ lässt mich sehr zwiegespalten zurück. Einerseits ist Alice‘ Geschichte extrem traurig und auch irgendwie berührend, ich mag die poetische Sprache, mit der die Autorin über Alice‘ Farbempfinden schreibt, andererseits bleibt sie mir durch ihre abweisende Art fremd, obwohl man stets ihre Gedanken und Gefühle erfährt. Auch die Sprünge immer wieder in der Zeit zurück bzw. zum Ende hin dann um Jahre / Jahrzehnte nach vorn waren nicht meins und das Ende, die letzten beiden 1,5 Kapitel, hätte ich nicht gebraucht. Darum leider nur 3 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 12.10.2022

Eine junge Frau sucht nach ihren Wurzeln

Mütter hat man nie genug
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Durch einen DNA-Test erfahren die 28jährige Stefanie und ihr jüngerer Bruder Felix, dass sie nicht verwandt sind. Als sie ihre Eltern darauf ansprechen, erzählen die ihnen eine abenteuerliche Geschichte. ...

Durch einen DNA-Test erfahren die 28jährige Stefanie und ihr jüngerer Bruder Felix, dass sie nicht verwandt sind. Als sie ihre Eltern darauf ansprechen, erzählen die ihnen eine abenteuerliche Geschichte. Weil ihre Mutter keine Kinder bekommen konnte und sie zu alt für eine legale Adoption waren, haben sie Stefanie auf illegalem Weg adoptiert – um kurz darauf doch noch ein eigenes Kind zu bekommen. Stefanie ist wie vor den Kopf gestoßen und bricht den Kontakt zu ihnen ab, nicht aber den zu ihrem Bruder, der sie auf der Suche nach ihrer wahren Mutter begleitet.

„Mütter hat man nie genug“ von Monika Maifeld ist die berührende Suche einer jungen Frau nach ihren Wurzeln. Der Plot der Geschichte hatte mich sofort gepackt und das Auf und Ab der Suche fand ich sehr spannend. Aber die Umsetzung ist meines Erachtens nicht ganz so gut gelungen, zu oft wurden Zufälle bemüht, damit es am Ende aufgeht und ich glaube auch nicht, dass 1990 in Deutschland schon jemand ein Handy aus der Handtasche gezogen hat. Die dürften erst 1992 auf den Markt gekommen sein. Der Sprachstil ist recht einfach gehalten und einige Protagonisten, besonders Stefanies Verlobter Bertram, konnten mich nicht überzeugen. Auf der einen Seite scheint er gegenüber Stefanie immer überbesorgt und großzügig, trägt sie sozusagen auf Händen, auf der anderen Seite ist er extrem eitel und oberflächlich und steht voll unter Muttis Knute. Dazu kommt, dass die zeitlichen Abläufe z.T. im Laufe der Handlung etwas durcheinandergeraten sind (genauer kann ich es leider nicht sagen, dann würde ich spoilern).

Positiv erwähnen möchte ich das Setting des Buches. Stefanies Beruf als Bogenbauerin fand ich sehr interessant und auch die verschiedenen Orte, an denen die Handlung spielt, werden stimmungsvoll beschrieben. Außerdem haben mir die Geschwisterbeziehung und der Zusammenhalt von Stefanie und Felix gut gefallen.

Trotzdem kann ich aufgrund der oben genannten Mankos leider nur 3 Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 27.08.2022

Arbeiten, wo andere Urlaub machen

Canaria Mortal
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… so hat sich Journalist Felix Faber seinen Neustart auf Gran Canaria bei der vielversprechenden linksorientierten Zeitschrift LA VIDA vorgestellt, aber nicht nur die Insel, auch die Redaktionsmitglieder ...

… so hat sich Journalist Felix Faber seinen Neustart auf Gran Canaria bei der vielversprechenden linksorientierten Zeitschrift LA VIDA vorgestellt, aber nicht nur die Insel, auch die Redaktionsmitglieder sind anders als erwartet. Die Insel ist kein grünes Tropenparadies, sondern eher felsig und steinig und seine neuen Kollegen verschweigen ihm etwas Wichtiges, das ihn in Gefahr bringen könnte. Außerdem liegen sie mit der neuen, rechtsgerichteten Partei RAZÓN im Clinch.
Als eine junge Frau ermordet aufgefunden wird, führt eine der Spuren zu LA VIDA und Faber stellt zusammen mit einer Kollegin eigene Nachforschungen an, da sie Informationen haben, die die Polizei noch nicht kennen kann.

Felix ist gerade erst auf der Gran Canaria und in seinem neuen Job angekommen, als er in die Ermittlungen rutscht. Durch ihn lernt man Land und Leute und auch die dunklen Seiten der Urlaubsregion kennen. Die Handlung dreht sich nämlich auch um Flüchtlinge, die die Insel als Sprungbrett nach Europa nutzen, Geldwäsche, Bestechung und die Reibereien zwischen den verschiedenen politischen Lagern.

Auf Seiten der Polizei ermittelt Ana Montero in dem Mord. Sie stammt ursprünglich aus Madrid und wurde hierher zwangsversetzt, will aber so schnell wie möglich zurück. Um ans Ziel zu kommen, braucht sie den einen großen Fall und wittert jetzt ihre Chance. Aber sie ist sich auch des Klüngels unter den Einwohner bewusst und spannt darum Felix ein, weil sie ihm mehr traut als ihren Kollegen …
Sie ist nicht die perfekte, linientreue Polizistin, die man erwartet, sondern noch relativ jung und dynamisch, sieht sehr gut aus und liebt schnelle Autos – und ab und an einen Joint.

Die Grundidee von „Canaria Mortal“ hat mir gut gefallen. Ein junges Mädchen aus der Unterschicht wird ermordet und es ist lange nicht klar, ob sie in etwas Illegales verwickelt war oder es sich um eine Beziehungstat handelt.

Etwas schwer hingegen habe ich mich mit den häufigen Sprüngen zwischen den erzählenden Personen getan. Durch den ständigen Perspektivwechsel fiel die Spannung immer wieder ab und mein Lesefluss wurde gestört. Auch die Geheimnistuerei wer die beiden Unbekannten sind, war mir zu viel (zumal eine recht schnell die Tote und damit ihre Identität geklärt ist).

Nicht ganz rund fand ich auch den Plot Twist, als Faber Lehrer wird, um an der Schule der Toten zu ermitteln und dafür keine Papiere oder Ausbildung braucht und es auch in der Redaktion außer einer Kollegin niemand weiß.
Zwei weitere Ungereimtheiten sind eine nächtliche Kletterpartie, für die Ana als geübte Kletterin eine Spitzhacke braucht, er als Ungeübter aber nicht, und dass sie anderthalb Stunden zu einem möglichen Tatort fahren, um dann Verstärkung zu rufen, die schon nach einer Viertelstunde da ist?!

Mein Fazit: Interessante Grundidee, auch die (Flüchtlings-)Politik hat gut in die Handlung gepasst, aber der Erzählstil und einige Ungereimtheiten haben mich etwas gestört.

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