Mord in den guten alten Zeiten
Frisch ermittelt: Der Fall Vera MalottkeFrüher war alles besser, so erzählen es die Alten gerne. Dieses von Jutta Seifert wunderbar gelesene Hörbuch hat diesen Spruch nicht bestätigt. Sehr gut konnte ich mich in diese Zeit hineinversetzen, nach ...
Früher war alles besser, so erzählen es die Alten gerne. Dieses von Jutta Seifert wunderbar gelesene Hörbuch hat diesen Spruch nicht bestätigt. Sehr gut konnte ich mich in diese Zeit hineinversetzen, nach dem 2. Weltkrieg. Die Frauen waren im Krieg gebraucht worden, hatten Tätigkeiten übernommen, die man ihnen früher nicht zugetraut hatte und plötzlich sollte alles wieder beim Alten sein. Ohne Zustimmung des Ehemannes durften Frauen nicht arbeiten, sie sollten doch bitte wieder in die Küche und dem Herrn des Hauses ein behagliches Heim schaffen.
Viele Nazis saßen wieder in wichtigen Positionen, die alten Seilschaften funktionierten noch. Mit dem „Persilschein“ in Händen wurden Stellen bei der Polizei, Richter, Staatsanwaltschaft erneut von Personen besetzt, die man heute als die „ewig Gestrigen“ bezeichnet.
Und dann ist da Hans Frisch, ein junger Wachtmeister, der gierig alles Wissen aufsaugt und ein guter Polizist werden will. Sein Chef ist als Vorbild ausgesprochen ungeeignet, aber zum Glück gibt es ja seine Großtante Martha. Martha Frisch muss man einfach gernhaben. Die Witwe arbeitet hart in ihrer Heißmangel und bekommt vieles mit, da auch die Honoratioren der Stadt ihre Wäsche bei ihr mangeln lassen.
Als Vera Malottke, eine Nachbarin von Martha und ihrer Freundin Traudl, in ihrer Wohnung tot aufgefunden wird, blühen Klatsch und Tratsch. Die junge Edelprostituierte wird von der Presse für ihr Handeln verurteilt, ihre Kunden hingegen mit Nachsicht behandelt. Die Frauen sind froh, dass ihre Männer dieser Versuchung nicht länger ausgesetzt sind. Diese schreckliche Doppelmoral war unerträglich und hat mich nicht kaltgelassen. Durch die wunderbar lebendige Geschichte, die sympathischen bodenständigen Protagonisten, habe ich mich plötzlich in diese Zeit hineinversetzt gefühlt. Es war nicht mehr nur eine Geschichte, ich war Teil davon und habe mitgelitten und mich sehr empört.
Über den Kommissar und seine verkorksten Ansichten, darüber, dass Veras Kunden, einen Mord auf keinen Fall begangen haben können, da sie ja schließlich alles Ehrenmänner waren.
Der Fall Vera Malottke ist mir unter die Haut gegangen und ich bin wirklich froh, dass ich nicht in dieser Zeit gelebt habe. Aber die Geschichte macht auch Hoffnung, Hoffnung, dass sich die Wahrheit am Ende durchsetzt, dass das Gute siegt.
Sehr gerne würde ich mich mit Martha auf ein Pläuschen treffen, vielleicht in ihrem Garten und erzählen, wie sich die Welt verändert hat.
Die Unterbezeichnung „Ein Heißmangel-Krimi, Band 1“ lässt mich hoffen, dass noch weitere Bände geplant sind. Sehr gerne, von Martha können wir noch viel lernen.