Es gibt Bücher, an die man nicht die größten Erwartungen hat, um dann nach wenigen Seiten begeistert zu sein. Miss Elizas englische Küche zählt da definitiv rein. Eine rührende, fesselnde Geschichte, einfach ...
Es gibt Bücher, an die man nicht die größten Erwartungen hat, um dann nach wenigen Seiten begeistert zu sein. Miss Elizas englische Küche zählt da definitiv rein. Eine rührende, fesselnde Geschichte, einfach wunderschön erzählt.
Eliza Acton hat einen erfolgreichen Gedichtband geschrieben, sie liebt Lyrik und das Schreiben. Ihre Mutter liebt ihren Ruf und ihr Ansehen. Im Jahr 1835 stehen sich diese Dinge aber im Weg. Wenn es nach ihrer Mutter ginge, würde Eliza reich heiraten und die Familienprobleme lösen. Weibliche Bescheidenheit wird immer wieder gefordert, aber Eliza möchte Schreiben. Leider merkt sie schnell, dass nicht nur ihre Mutter ihr im Weg steht. Niemand möchte ihre Texte veröffentlichen, stattdessen soll sie jetzt ein Kochbuch liefern. Passt doch auch einfach am besten zu einer Frau. Als die Wut verflogen ist, entwickelt sie Interesse für diesen Vorschlag. Sie hat bisher kaum Erfahrung in der Küche, aber ist genervt, von bisher bestehenden Kochbüchern und möchte es besser machen.
Glücklicherweise kommt ihr Ann Kirby zu Hilfe. Die Junge Frau geht bei Familie Acton in Stellung. Sie rechnet damit, Kohle und Wasser schleppen zu müssen. Keine schöne Arbeit, aber sie muss Geld verdienen. Die junge Frau kommt aus armen Verhältnissen, ihre Mutter ist ‚geistesabwesend‘ und landet in der ‚Irrenanstalt‘. Heute würde man sie wegen ihrer Demenz behandeln, damals wurde sie versteckt. Ihr Vater ist dem Alkohol sehr zugeneigt und kommt auch sonst nicht besonders gut mit seinem Leben in Armut klar. Ann kümmerte sich liebevoll um ihre Eltern, aber natürlich muss Geld reinkommen. In der Küche mit Eliza fühlt sie sich aber schnell wohl. Die beiden entwickeln eine interessante Verbindung und viele tolle Rezepte.
“Und mir scheint, dass die Küche mit ihrer natürlichen Intimität Freundschaft und Liebe zuträglicher ist, als jeder andere Raum im Haus: das beständige, ungefähre Muster der Tage, die man dort verbringt, die betörenden, unvergesslichen Gerüche, die Wärme und der Schutz dieses abgeschotteten Raums:”
Ich war sehr schnell gefangen in dieser besonderen Geschichte. Der Schreibstil macht es wirklich leicht, dieses Buch nicht aus der Hand legen zu wollen und einfach immer weiter zu lesen. Auch die Protagonistinnen hab ich schnell ins Herz geschlossen. Ihre persönlichen Umstände haben mich total berührt und es war sehr interessant, diese unterschiedlichen Leben kennenzulernen.
Das Kochen kam in diesem Buch auch nicht zu kurz. Irgendwann hab ich mir immer schon vor dem Lesen was zu Essen bereit gestellt, weil der Hunger einfach immer kam. Die Beschreibungen sind wirklich gut getroffen und es hat mir total gut gefallen, wie viel Liebe da reingesteckt wurde. Vor allem Gewürze bekommen viel Raum und hach, es war einfach ein Traum.
“Vielleicht bin ich nicht dazu gemacht, ein trübseliges Leben zu leben, eine gebrochene Frau zu sein. Vielleicht kann das Erfinden von Rezepten mich stützen und nähren, ganz wie das Verseschreiben. Vielleicht kann ich mehr sein als eine alte Jungfer”
Das Ende war dann leider ziemlich meh. Plötzlich ging alles ganz schnell. Es hat auf mich total lieblos gewirkt und ich hätte mir viel mehr gewünscht.. Es ist schlüssig und abgeschlossen, immerhin, aber es wurde auf wenigen Seiten hingerotzt, obwohl wirklich viel großes passiert. Das ist aber zum Glück nur das Ende, das Buch bleibt absolut lesenswert.
Gut gefallen hat mir außerdem, dass es zum Ende noch eine kleine Einordnung gibt. Vieles basiert auf wahren Begebenheiten, einiges ist dazu gedichtet. Dass Spekulationen hier noch mal klar benannt werden, fand ich ziemlich cool. Die Rezepte ganz zum Schluss.. Passen bestimmt zur Zeit und sind Interessant für einige.. Für Leute, die kein Fleisch essen, eher eklig.
Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter. Es hat mir total gut gefallen, diese beiden besonderen Frauen etwas zu begleiten und eine tiefe Verbindung zwischen Frauen zu erleben, bei der es nicht in jedem zweiten Gespräch um Männer geht.. Allgemein nehmen Männer und Beziehungen hier weniger Raum ein and I fucking love it. Außerdem gehts um Essen, was könnte überzeugender sein?
Was für ein aufregendes Buch. Ich bin großer Friends Fan, auch wenn es mir immer schwerer fällt, das so sagen, weil ich mich bei jedem rewatch über etwas neues aufrege. Die Serie ist wirklich nicht gut ...
Was für ein aufregendes Buch. Ich bin großer Friends Fan, auch wenn es mir immer schwerer fällt, das so sagen, weil ich mich bei jedem rewatch über etwas neues aufrege. Die Serie ist wirklich nicht gut gealtert, aber sie hat mir ein Zuhause gegeben und ich kehre gern zurück. Vor allem Chandler Bing hats mir angetan, zum ersten mal war ich richtig verknallt in eine fiktive Figur.
Heute, nach dem Lesen von The big terrible thing weiß ich, wie viel on Matthew Perry in dieser Rolle steckt. Und wie unsympathisch der Schauspieler mir ist. Schade Schokolade.
Beginnen wir vorne. Matthew Perry beginnt in seiner Kindheit. Beruhigungsmittel, die er mit wenigen Monaten bekommt, weil er viel geweint hat. Flugreisen, die er mit 5 Jahren alleine antritt. Dinge, die heute glücklicherweise nicht mehr die Norm sind, die ihn offensichtlich noch prägen.
Es folgt eine lange Aufarbeitung der Familiengeschichte, dabei ist immer wieder wichtig zu betonen, wie wunderschön seine Eltern sind. Seine Gefühle und Erlebnisse schildert er unglaublich ehrlich. Er beschönigt nichts, sucht aber auch keinen Schuldigen. Heute hat er vieles reflektiert und betrachtet Situationen reflektiert. Seine Sucht, the big terrible thing, ist keine Überraschung, nach allem, was er erlebt hat.
Ich wusste schon länger, dass er solche Probleme hat, wie ernst die ganze Situation aber wirklich war, hat mich schockiert. Wie oft er fast gestorben ist und auch die Erkenntnis, dass er ohne seinen Erfolg heute wohl nicht mehr Leben würde. 65 Entzüge hat er gemacht, den ersten mit 26. Auch hier sind seine Erfahrungen teilweise einfach schockierend. Das Buch ist wirklich nicht ohne.
Besonders berührt hat mich hier, wie offen er immer wieder über das Monster Sucht spricht. Ich glaube, dass er hier wirklich gute Worte gefunden hat und Menschen erreichen kann, die weniger Erfahrung mit dem Thema haben. Rauschzustände beschreibt er eindrücklich und immer wieder kommt er auf Mechanismen zu sprechen, die das Aufhören zu einem so schweren Kampf machen.
Schnell werden Parallelen zwischen Matthew und Chandler deutlich. Humor ist für beide eine wertvolle Copingstrategie. Gerade in der ersten Hälfte wird das sehr deutlich und was mich zu Beginn noch gut unterhalten hat, wirkt bald anstrengend und gewollt.
Ich verstehe den Impuls, sich mit Humor zu schützen und die Geschichte für die Lesenden etwas auflockern zu wollen. In Kombination mit anderen Dingen, auf die wir noch zu sprechen kommen, wirkt dadurch vieles aber leider sehr oberflächlich.
Was mir in der ersten Hälfte so gut gefallen hat, die Reflexion und die Aufarbeitung, fehlt in der zweiten Hälfte dann fast komplett, genauso fehlt hier aber auch der rote Faden. Wir springen von Entzug zu Entzug, von Beziehung zu Beziehung. Es wird wirr und oberflächlich und Matthew Perry immer unsympathischer.
Es werden immer neue Namen von Entzugsklinken rausgehauen, Frauen kommen und gehen. Irgendwann hab ich mich an den Stil gewöhnt, habe mich dann aber immer wieder gefragt, ob da jetzt inhaltlich noch was kommt. Natürlich, so eine Sucht ist die Hölle und leider haben einige Menschen da mit vielen Rückfällen zu kämpfen und es ist wichtig, hier deutlich zu machen, wie gefährlich das alles ist.
Aber ich hätte mir mehr persönliches gewünscht. Er hat natürlich das Recht, eine Grenze zu setzen und darf selbst entscheiden, wie viel er preisgibt. Aber wofür dann das Buch? Vieles bleibt unbehandelt und wir drehen uns beim Lesen im Kreis.
Deutlich wurden hier auch immer wieder seine blinden Punkte, was ich zwischendurch sehr unangenehm fand. Frauen sind ein großes Thema und auch heute trauert Matthew Perry noch einer Idealvorstellung hinterher. Die perfekte Kernfamilie. Frau und Kinder, in einem seiner großen Häuser, mehr will er doch gar nicht.
Dass er überhaupt nicht in der Lage zu sein scheint, die Verantwortung dafür zu tragen, scheint ihm nicht bewusst zu sein. Dass es nicht die Lösung ist, eine Frau zu seiner neuen Sucht zu machen, wird ignoriert. Er zeichnet ein sehr idealisiertes Bild der Ehe und wirkt unheimlich verzweifelt und unreflektiert auf der Suche danach.
Gleichzeitig idealisiert er die Menschen in seinem Umfeld.
Besonders Frauen sind alle WUNDERSCHÖN (Das scheint wirklich wichtig in seiner Welt zu sein) und clever und sowieso ganz ganz toll. Er verbockt es trotzdem jedes mal wieder, aus Angst verlassen zu werden. Im Buch klingt es oft so, als würde er seine Exfreundinnen am liebsten anbetteln, zu ihm zurück zu kommen, um seiner Existenz endlich einen Sinn zu geben.
Für mich waren diese Kapitel sehr unangenehm zu lesen, sein Verhalten ist für mich fast schon obsessiv und geht weit über ein gesundes Bedürfnis nach Nähe hinaus. Dass das hier so gar nicht reflektiert, sondern noch normalisiert wird, stört mich sehr.
Auch in anderen Situationen zeigt er sich nicht von seiner besten Seite. An sich absolut okay, Menschen dürfen Fehler machen, aber er scheint diese Fehler nicht als solche zu sehen, beschreibt sie im Buch als Normal und fühlt sich anscheinend noch gut damit. Er würde wohl gern bescheiden und freundlich wirken, zeigt dann aber immer wieder, dass er es nicht ist. Sein Ego steht ihm oft im Weg und seine Prioritäten sind nicht immer nachvollziehbar. Ich wäre wahrscheinlich sogar glücklicher gewesen, wenn er einfach dazu gestanden hätte und nicht versucht hätte, sich anders zu präsentieren.
So gab es zum Beispiel zwei unnötige, furchtbare Witze auf Kosten von Keanu Reeves. Er hat sich im Nachhinein dafür entschuldigt, ich frage mich aber wirklich, wieso da keiner eingeschritten ist. Außerdem idealisiert er eine nicht wirklich gesund wirkende Beziehung mit einer 23 jährigen, während er selbst 36 und in einer offensichtlichen Machtposition war. Allgemein hat er ein wirklich schwieriges Verhältnis zu Frauen und haut einige Aussagen raus, bei denen mir echt unwohl wurde. Aber Hauptsache, die Frauen sehen gut aus und er hat genug Geld und Ruhm..
Es gab auch andere Situationen, in denen er gezeigt hat, dass er oberflächlicher ist, als wir uns wohl gewünscht hätten. Er hat ein absolut krankes Verhältnis zu Geld und wirkt hier teilweise sehr weltfremd. Ich frage mich wirklich, wie ein Mensch nach so viel Therapie so unreflektiert sein kann.
Natürlich ist klar, dass es in dem Buch von Matthew Perry nicht nur um die Serie Friends gehen kann. Gerade, nachdem er so viel erlebt und zu erzählen hat. Ich möchte mich jetzt auch nicht beschweren, dass das Thema eher kurz kommt. Wenn euch das Buch aber genau deswegen anspricht, wirds eine Enttäuschung und ich finde es sehr ungünstig, dass in der Vermarktung doch sehr auf die Show gesetzt wird.
Er erzählt, wie er zu seiner Rolle kam und wie knapp das alles war. Es scheint hier wirklich Schicksal im Spiel gewesen zu sein und seine Dankbarkeit und Freude, werden sehr deutlich. Es hat mich unheimlich erleichtert, zu lesen, dass die ‚Friends‘ wirklich gut miteinander auskamen. David Schwimmer hat sich früh als Teamplayer bewiesen und mich mit seiner Größe sehr beeindruckt. Auch über die anderen findet Matthew Perry schöne Worte, ihr könnt euch meine Erleichterung nicht vorstellen. Nach meiner zu positiven Idee von Matthew Perry hätte ich nicht auch noch Friends verlieren können.. :D
Von seiner Arbeit unter Drogen erzählt er relativ wenig und auch sonst wird das Thema Friends allerhöchstens angerissen. Das Thema Schuld zieht sich durch das ganze Buch, Matthew fühlt sich oft schlecht, läuft voller Reue durchs Leben. Natürlich kommt das auch hier hoch, grundsätzlich scheint die Arbeit an der Serie ihm wirklich gut getan und ihm viel gegeben zu haben.
Das Ende ist weniger Happy End, als sich wohl alle wünschen. Die Sucht ist ein Arschloch und wenn etwas in diesem Buch deutlich wird, dann das Willenskraft allein nicht immer ausreicht. Matthew Perry ist heute clean, unter anderem, weil die Drogen einfach nicht mehr helfen. Dafür hat er entdeckt, wie viel es ihm gibt, andere zu unterstützen und etwas zurück zu geben. Sein Fazit ist eher ernüchternd und es bleibt nur zu hoffen, dass er seinen Weg so weiterführt.
Ich weiß, ich hatte hier einiges zu sagen, aber das Buch ist wirklich schwer einzuordnen und ich bin mir immer noch nicht sicher, wie und wem ich es empfehlen würde. Also, wenn euch Friends an sich interessiert, aber nicht Matthew Perry, oder seine Sucht, ist wohl deutlich geworden, dass das Buch nichts für euch ist.
Für mich ist das Thema Sucht kein unbekanntes, ich habe viel drüber gelesen, viel drüber gesprochen und somit war das alles nicht neu für mich. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Einblicke hilfreich sind für Leute, die dieses Verständnis nicht haben und offen für das Thema sind. Gleichzeitig braucht es hier aber auch viel Empathie. Wer Sucht absolut nicht versteht, wird auch die vielen Rückfälle nicht verstehen und wer nicht versteht, dass das keine bewusste Entscheidung ist, sollte sich ein anderes Buch suchen.
Wer ein eher idealisiertes Bild von Matthew Perry hat (Hi), wird hier auf jeden Fall wieder in die Realität geholt. Das Buch sollte in meinen Augen kritisch betrachtet und wirklich konzentriert gelesen werden. Ich bin froh, dass Matthew Perry so offen über ein so großes Thema spricht, wenn auch etwas enttäuscht von fehlender Reflexion und Oberflächlichkeit. Trotz all meiner Kritik bereue ich absolut nicht, dieses Buch gelesen zu haben und hoffe, dass ihr einen guten Einblick bekommen habt, um diese Entscheidung für euch zu treffen
Henriette scheint nicht so ganz in unsere Welt zu passen. Was sie in ihrem Leben erlebt hat, zwang sie, sich zurück zu ziehen. Es sind Regeln und Strukturen, die ihr Halt geben, andere Menschen meidet ...
Henriette scheint nicht so ganz in unsere Welt zu passen. Was sie in ihrem Leben erlebt hat, zwang sie, sich zurück zu ziehen. Es sind Regeln und Strukturen, die ihr Halt geben, andere Menschen meidet sie. Nur ihrem Hund Dave, der auch seine Eigenheiten mitbringt, lässt sie an sich ran. Ihre Gefühle hält sie tief in sich verborge, zu Sentimentalitäten neigt sie nicht. Die perfekten Voraussetzung für ihren neuen Job im Café Leben. Es gehört zur Rosendale-Krebsambulanz, ihre neue Aufgabe ist es, Lebensbücher zu erstellen. Todkranke Menschen erzählen ihre Geschichte - Für sich selbst, oder für Angehörige - und im Cafè Leben werden Bücher daraus gemacht.
“Ihrer Erfahrung nach sind Witze wie Bälle, die einem in hohem Tempo zugeworfen werden: schwer zu fangen und noch schwerer zurückzuspielen.”
Auch wenn es ein Vorteil ist, dass Henriette bei den Geschichten nicht wie ihre Vorgängerin weint, machen es ihr ihre sozialen Schwierigkeiten nicht immer leicht. Ihre größte und wichtigste Aufgabe ist die Geschichte der exzentrischen Annie. Annie ist 66 und hat keine Angehörigen, für die sie das Buch möchte. Sie lebt mit furchtbaren Erinnerungen und blickt voller Reue auf ihr Leben zurück. Ihr letzter Wunsch ist es, diese Dinge auszusprechen und hinter sich zu lassen, um in Frieden sterben zu können.
“Jedenfalls fühlt es sich ganz ähnlich an, wenn sie nach alten Erinnerungen gräbt: So weit wie möglich streckt sie die Hände aus, um die frühsten, glücklichsten zu erreichen, aber sie kann sie nicht finden. Bei jedem Versuch schließen sich ihre Finger um etwas Scheußliches, das dichter an der Oberfläche ist.
Nach einem holprigen Start beginnt Annie zu erzählen, scheint aber Dinge zu verschweigen. Henriette, die an ihre eigenen Kämpfe erinnert wird, kann das alles nicht so stehen lassen. Das große Geheimnis, dass Annies Leben bestimmte, muss gelüftet werden und sie möchte Annie Antworten liefern. Neben einer spannenden Suche, entsteht auch eine Freundschaft zwischen den, auf den ersten Blick, sehr unterschiedlichen Frauen. Inhaltlich möchte ich gar nicht zu sehr auf die Traumata, die beide mit sich tragen eingehen, der Klappentext ist da auch seeehr zurückhaltend. Aber damit ihr bescheid wisst, worauf ihr euch einlasst: Es geht um den Tod und das verschwinden von Kindern und um Gewalt in Partnerschaften. Die ganze Geschichte ist ziemlich düster und wer mit Leichtigkeit und einer kurzweiligen Story rechnet, wird enttäuscht.
Die Story an sich hatte wirklich starke Momente. Der Beginn war gut, ich mochte Henriette auf Anhieb und war gespannt, was hinter Annies Geschichte und Henriettes Traurigkeit liegt. Leider verliert die Geschichte dann immer mehr an Tempo und die Charaktere sind immer schwerer greifbar. Der Mittelteil plätschert vor sich hin und auch wenn hier wirklich krasse Themen behandelt werden und beide Frauen einiges durchgemacht haben, konnte mich das Buch einfach nicht packen oder berühren. Ich bin bei Büchern eigentlich sehr nah am Wasser gebaut, dieses lies mich aber kalt.
Am Ende wurde dann noch mal Gas gegeben und alles ausgepackt. Plötzlich wurde es noch mal spannend, leider immer noch nicht wirklich berührend. Die Idee hinter der Geschichte ist wirklich gut und durch den angenehmen Schreibstil lies es sich dann trotz der Längen ganz gut lesen.
“Aber in den vielen Stunden im Café Leben hat Henriette gelernt, dass die Gesprächspausen, die Momente, in denen die Menschen verstummen, genauso wichtig sind, wie die Worte, die sie aussprechen.”
Ich hätte das Buch so gern so richtig gemocht, vor allem, weil mir auch Henriette auf Anhieb so gut gefallen hatte. Sie zeigt, wie liebenswert Eigenheiten sein können und dass es immer Menschen gibt, die diese zu schätzen wissen, wenn man den Mut aufbringt, sich zu öffnen.
Café Leben lebt von der einzigartigen Prämisse und einem besonderen Rätsel. Der Fokus liegt für mich mehr auf der Story und den kleinen Twist, das Herz fehlt aber leider einfach.
Frank Eloff ist Arzt ohne richtige Funktion. Er lebt und arbeitet in einem halb verlassenen Krankenhaus tief in den ehemaligen Homelands von Südamerika. Kranke Menschen kommen immer seltener, die meisten ...
Frank Eloff ist Arzt ohne richtige Funktion. Er lebt und arbeitet in einem halb verlassenen Krankenhaus tief in den ehemaligen Homelands von Südamerika. Kranke Menschen kommen immer seltener, die meisten müssen ins nächste größere Krankenhaus gebracht werden, um vernünftig behandelt zu werden. Sieben Jahre lang wartet er darauf, wie versprochen die Leitung des Krankenhauses zu übernehmen, doch Dr. Ruth Ngema bleibt an der Spitze, hält ihn hin.
Obwohl es nichts zu tun gibt, taucht Laurence Waters auf, um sein freiwilliges Jahr zu absolvieren. Der junge Arzt ist ein Weltverbesserer und sieht ein großes Projekt vor sich. Seine Naivität und die Weltfremdheit kommen bei Frank gar nicht mal so gut an. Er selbst ist sehr pessimistisch und gemütlich. Die beiden, die sich zu allem Unglück auch noch ein Zimmer teilen müssen, geben ein ungleiches Paar ab. Schnell betrachtet Laurence Frank als Freund, ist ihm total zugeneigt und zieht ihn in seine Pläne rein. Der Idealismus färbt natürlich nicht so schnell ab und Frank, der doch einfach nur seine Ruhe haben und sich dafür bemitleiden möchte, sein Leben verkackt zu haben, wird zunehmend genervter. Aber das sollen nicht die einzigen Spannungen bleiben. Laurence wagt sich immer weiter in Gebiete vor, die nicht erkundet werden wollen und auch Frank steckt plötzlich immer tiefer drin.
Der gute Dokter bietet unheimlich viele gute Ideen, die Geschichte hatte eine menge Potential. Leider wurde dieses in meinen Augen nicht ganz ausgeschöpft und ich hätte mir gewünscht, mehr als die knapp 300 Seiten zu bekommen.
Die meisten Themen werden nur grob angerissen, die Tiefe fehlt komplett. Auch die Charaktere bleiben oberflächlich. Sie haben ihre Eckpunkte und bewegen sich nur innerhalb der Klischees ihrer Hülle. Eine Entwicklung findet nicht wirklich statt..
Die Dynamik zwischen Frank und Laurence war interessant, aber schnell sehr unspektakulär. Auch hier wird wieder deutlich, dass die Charaktere einfach zu fremd bleiben, was mir hier leider einfach nicht gefällt.
“Ich wunderte mich über meine eigene Wut, über die Kälte und Klarheit meines Zorns - obwohl ich nicht recht wusste, gegen wen er sich richtete. Wir befanden uns jetzt in einer Welt ohne Nuancen, in der sich alle feinen Farbabstufungen in Schwarz und Weiß verwandelt hatten.”
Eine leichte Spannung kommt relativ schnell auf, diese zieht sich auch durch das ganze Buch, bleibt aber eben genau das. Eine kleine Vorahnung, minimaler Nervenkitzel, aber, auch zum Ende hin, einfach nicht mehr.
Gut gefallen hat mir dafür die Atmosphäre des Buches. Das Krankenhaus und der Alltag. Die Beschreibungen der Umgebung, allgemein der Schreibstil. Obwohl ich nicht wirklich gefesselt war, kam ich unheimlich gut durch die Seiten und war fasziniert von einigen Formulierungen. Ich möchte Damon Galgut auf jeden Fall noch eine weitere Chance geben, vielleicht kann ich mit einer anderen Idee mehr anfangen..
Als ich das Buch zugeschlagen habe, blieb ein großes Hä. Nicht unbedingt, weil ich die Geschichte nicht verstanden habe. Sie war relativ schnell vorbei und es war überhaupt nicht schlimm, sie zu lesen, aber am Ende blieb die Frage, ob es sich denn gelohnt hat. Für mich leider nicht, auch wenn ich mich jetzt nicht total ärgere.
Der gute Doktor ist kein Buch, das ich begeistert empfehlen würde, aber auch keins, über dass ich einen leidenschaftlichen Verriss schreiben würde. Eine Geschichte, auf die man Lust haben und Charaktere, mit denen man klar kommen muss. Wenn ihr dazu damit leben könnt, das viele Themen einfach nur angerissen werden, könnte euch die Geschichte sogar gefallen.
Frances lebt für die Schule und den Traum, in Cambridge zu studieren. Freundschaften pflegt sie kaum, besonders nahe steht sie nur ihrer Mutter. Ihr einziges richtiges Hobby ist das Zeichnen, das lebt ...
Frances lebt für die Schule und den Traum, in Cambridge zu studieren. Freundschaften pflegt sie kaum, besonders nahe steht sie nur ihrer Mutter. Ihr einziges richtiges Hobby ist das Zeichnen, das lebt sie in den eigenen vier Wänden aus, ihre Interessen hält sie geheim. Bloß nicht auffallen, das stört ja eh nur beim Lernen.
„Schließlich zog ich fast mein gesamtes Selbstbewusstsein aus meiner Intelligenz. Genau genommen bin ich in jederlei Hinsicht eine traurige Gestalt, aber immerhin werde ich zur Uni gehen.“
Abschalten kann sie beim Hören ihres Lieblingspodcasts, dem sie schon lange begeistert zuhört. Ein paar Zufälle später ist sie Teil des ganzen und beginnt eine Freundschaft zu ihrem Nachbarn Aled aufzubauen, der hinter dem Podcast steckt.
Die beiden merken schnell, wie viel sie verbinden. Beide können zum ersten Mal ehrlich sein, müssen keine Masken mehr tragen und fühlen sich einfach wohl. Aber beide haben auch besondere Ansprüche an sich selbst und Ziele vor Augen. Doch sind diese Ziele wirklich noch ihre eigenen und lohnt es sich, das eigene Selbst dafür weiter zu verdrängen? In Nothing left for us gehts um die typischen Themen: Selbstfindung, Zugehörigkeit und das nicht Erfüllen der Erwartungen von Außen.
Besonders gut gefallen, hat mir, dass es hier nicht durchgängig um romantische Liebe geht. Natürlich bekommt sie ihren Raum, aber sie steht nicht im Fokus. Es geht viel eher um eine Freundschaft, die Berge versetzt. Um Intimität und Vertrauen, ohne sexuell zu werden. Mich hat die Nähe zwischen Frances und Aled berührt und ich mochte sie sehr gern.
„Vermutlich denkt ihr, Aled Last und ich, wir würden uns ineinander verlieben oder so etwas. Weil er ein Typ ist und ich ein Mädchen.
Dazu will ich nur eins sagen:
Das passiert nicht.
Und das war’s auch schon.“
Die Geschichte plätschert aber leider die meiste Zeit vor sich hin und kam für mich nicht so ganz in Fahrt. Ich konnte die Probleme der beiden verstehen, fand einige Stellen interessant, aber die große Sogwirkung blieb aus.
Leider hat mir das ganze irgendwann immer weniger Spaß gemacht und ist dann plötzlich ganz falsch abgebogen. Ja, wir haben hier ein Jugendbuch und natürlich habe ich mit Drama gerechnet. Aber das war dann doch ein bisschen viel. Gerade am Ende hat es die Autorin verdammt gut gemeint und noch mal alles ausgepackt. Das war mir alles einfach wieder too much.
„Ihr denkt sicher, ich hätte keinen Grund, mich zu beklagen, oder dass ich ein weinerlicher Teenager bin. Und yeah, dass ich mir das alles nur eingebildet habe. Das heißt nicht, dass es nicht real war. Deshalb fuck you all.“
Aleds Mutter hat einige krasse Probleme, die sie zu seinen macht und auch um seine Schwester gibt es eine Geschichte. Ich finde, dass der Klappentext sich sehr auf den Podcast konzentriert, obwohl das alles dann doch in eine etwas andere Richtung läuft. Besonders schade finde ich dabei aber, dass diese Themen teilweise sehr oberflächlich behandelt und am Ende dann einfach schnell abgehakt werden.
Der Schreibstil von Alice Oseman ist super. Er passt perfekt ins Genre und lässt einen flüssig durch die Geschichte wandern. Ich mag ihre Bücher sonst auch ganz gern und bin gern bereit, mal ein Auge zuzudrücken, ich bin halt einfach kein großer Fan von Jugenbüchern, außer sie sind richtig gut gemacht. Leider gilt das in meinen Augen nicht für Nothing left for us. Das ganze Ding ist sehr konstruiert und lebt von Drama, das zu oft nicht aufgearbeitet wird. Die eigentlichen Themen und Gefühle sind für mich zu sehr untergegangen.
Die Message des Buches gefällt mir und ich finde, dass Frances wirklich realistisch ist und wahrscheinlich eine wichtige Protagonistin für einige Jugendliche ist. Mir persönlich hat das Buch nicht gefallen, aber ich bin auch einfach nicht die Zielgruppe. Empfehlen kann ich es, wenn ihr dieses Drama irgendwie genießen könnt auf jeden Fall.