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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2022

Wir wussten, irgendwann geht es wieder zurück. Die Hoffnung starb nie ...

Inseltochter
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Wenn man an Flüchtlinge aus dem Zweiten Weltkrieg denkt, fallen einem sofort die ehemaligen deutschen Gebiete Pommern, Schlesien und Ostpreußen ein, die zu Ende tausende und abertausende vertriebene Menschen ...

Wenn man an Flüchtlinge aus dem Zweiten Weltkrieg denkt, fallen einem sofort die ehemaligen deutschen Gebiete Pommern, Schlesien und Ostpreußen ein, die zu Ende tausende und abertausende vertriebene Menschen ausspuckten, die versuchten in den zerbombten Städten oder auch auf dem Land eine neue Heimat zu finden. Doch auch die armen Bewohner Helgolands mussten von ihrer Insel fliehen um sich schließlich in den norddeutschen Küstenorten eine Bleibe zu suchen. Gerne waren sie nicht gesehen, wie die junge Wiebke Hansen mit ihrer Familie schnell am eigenen Leib zu spüren bekommt …

Mir hat der fast ein wenig spröde anmutende Schreibstil des für mich zweiten Romans der Autorin Marlies Folkens ausgesprochen gut gefallen, passt er doch hervorragend nicht nur in die damalige Zeit, sondern auch zu den oft eher wortkargen Bewohnern der Küste. Frau Folkens hat es auch diesmal wieder geschafft mir Kopfkino vom Feinsten zu bescheren, hatte ich doch das Glück, die Insel Helgoland vor einiger Zeit selbst einmal besuchen und ein wenig erforschen zu dürfen. Man kann die Pläne der Alliierten schwer nachvollziehen, die die gesamte Insel nach Kriegsende durch Sprengung im Meer versenken wollten, ein Vorhaben, das ihnen ja Gott sei Dank nicht geglückt ist. Mit der „Inseltochter“ fühlte ich mich nicht nur in die Zeit zurückversetzt, sondern auch einen Ort gebracht, der in seiner Einzigartigkeit besticht. Ich vergebe hier gerne mit fünf Sternen die volle Punktzahl und freue mich auf weitere Bücher aus der Feder von der Autorin. Von mir gibt es eine überzeugte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 29.08.2022

Anita Berber: Kometenhafter Aufstieg und trauriger Fall ...

Die rote Tänzerin
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Inzwischen bin ich ein geübter Romanbiografien Leser, haben doch gerade in den letzten Wochen und Monaten so einige davon den Weg in mein Bücherregal gefunden. Und dennoch bin ich immer wieder positiv ...

Inzwischen bin ich ein geübter Romanbiografien Leser, haben doch gerade in den letzten Wochen und Monaten so einige davon den Weg in mein Bücherregal gefunden. Und dennoch bin ich immer wieder positiv überrascht, wie jede Autorin, jeder Autor seinen Schreibstil der Zeit und der ausgewählten Persönlichkeit anzupassen versteht. So gelingt es dann auch einer meiner Lieblingsautorinnen das Leben der wilden Anita Berber auf Papier gekonnt zu verewigen. Ich gestehe, der Schreibstil mit seinen Zeitsprüngen ist zu Beginn ein wenig gewöhnungsbedürftig. Es ist definitiv kein Buch zum „nebenher weglesen“. Hat man sich aber eingelesen, wird es von Seite zu Seite spannender und man kann nicht anders als „Die Berber“ an manchen Stellen für ihr Verhalten zu verdammen und dann wieder so viel Mitleid für sie aufzubringen, dass es fast schmerzt. Aber Achtung, es wird Ihnen, liebe zukünftigen Leser, nicht anders gehen als mir. Es wird Ihnen in den Fingern jucken das Internet zu befragen und zusammen mit Anita die Phasen ihres Lebens und ihr Umfeld zu erforschen. Es war definitiv eine Zeit der Extreme, der Exzesse, der Drogen und des Alkohols und nicht nur Anita musste deshalb viel zu früh sterben. Aber es muss auch eine aufregende Zeit gewesen sein und es macht Spaß, sie gemeinsam mit der Berber in Joan Wengs Roman „Die rote Tänzerin“ zu erleben. Trotz leichter Anfangsschwierigkeiten vergebe ich für dieses Buch mit fünf Sternen die volle Punktzahl und spreche eine Leseempfehlung aus für alle, die sich auch mal durch die Roaring Twenties tanzen möchten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.08.2022

Ingeborg und Max ... eine vierjährige Beziehung zwischen Nähe und Distanz ...

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe
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„Die Poesie der Liebe“ … ein schon fast zärtlich anmutender Titel für ein wunderschönes Buch über zwei Künstler, das man sich als Liebhaber der Literatur nicht entgehen lassen sollte. Und so hatte ich ...

„Die Poesie der Liebe“ … ein schon fast zärtlich anmutender Titel für ein wunderschönes Buch über zwei Künstler, das man sich als Liebhaber der Literatur nicht entgehen lassen sollte. Und so hatte ich mit diesem biografischen Roman das Glück, zwei interessante Menschen, nämlich Ingeborg Bachmann und ihren Wegbegleiter Max Frisch, kennenzulernen. Doch kann man es auch als Glück bezeichnen, dass die Beiden sich im Juli 1958 in einem Pariser Café trafen und ineinander verliebten? Beim Lesen wird man schnell gewahr, dass es sich bei den beiden Literaten um Extremmenschen handelt und das meine ich im positiven wie im negativen Sinne. Max Frisch, der ordnungsliebende Pedant, fühlt sich von der liebenswert chaotischen Ingeborg zwar magisch angezogen und droht dennoch an ihrem Chaos zu verzweifeln, während sie sich oft eingeengt und kontrolliert fühlt und ständig auf der Suche ist, dieser Enge zu entrinnen. Während Beide in ihrem beruflichen Umfeld einen Erfolg nach dem anderen feiern, ist es um die himmelhochjauchzende, zu Tode betrübte Beziehung nicht zum Besten bestellt. Frischs krankhafte Eifersucht und seine cholerischen Anfälle tun der freiheitsliebenden Ingeborg nicht gut. Nach nur vier Jahren ist ihre Liebe zum Scheitern verurteilt …
Die talentierte Autorin Bettina Storks, die mir bereits aus vorangegangen Büchern bestens bekannt ist, hat sich mit diesem besonderen Werk einen Herzenswunsch erfüllt. Es kann nicht einfach gewesen aus dem vorhanden Recherchematerial eine Geschichte zu kreieren, die den beiden Schreibkünstlern gerecht wird. Dennoch ist es ihr gelungen ein vielschichtiges und extrem einfühlsames Buch zu schreiben, das mich beeindruckt hat. Chapeau, liebe Bettina, ich wünsche dir noch viele interessierte Leser und einen riesigen Erfolg mit diesem Roman!

Veröffentlicht am 29.08.2022

Mutige Frauen braucht das Land ...

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Ich gestehe, das zwar hübsche aber doch leicht überzogen wirkende Cover und dazu der Titel „Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ hatte mich eigentlich abgeschreckt dieses Buch zu lesen. Ich versprach ...

Ich gestehe, das zwar hübsche aber doch leicht überzogen wirkende Cover und dazu der Titel „Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ hatte mich eigentlich abgeschreckt dieses Buch zu lesen. Ich versprach mit davon allenfalls eine leicht ins Kitschige abdriftende Geschichte. Doch dann überzeugte mich eine liebe Buchfreundin, dass genau dieses Buch exakt in mein Beuteschema passen würde. Na gut, überredet und inzwischen – oh Wunder – absolut überzeugt!
Der Roman rankt sich um besagte Hafenärztin, einen ehrgeizigen aber nicht ganz taufrischen Kommissar und eine junge Frau namens Helene, die sich zu Größerem bestimmt sieht als Ehefrau und Mutter zu werden.
Drei starke Protagonisten und ihre kleinen und großen Kämpfe bilden eine wunderbar flüssige, in Teilen richtig spannende Story. Es gehörte schon Mut dazu sich vor über 100 Jahren für die Rechte der Frauen einzusetzen und dann noch Frauenhäuser zu gründen. Das verdient meinen absoluten Respekt. Die beiden Frauen aber auch der Kommissar waren in meinen Augen sehr authentisch und der Zeit angepasst dargestellt, so dass mich mein eigenes kleines Kopfkino beim Lesen begleitete.
Ich freue mich schon auf Band zwei und vergebe für diesen ersten Teil der Saga um die Hafenärztin doch mal glatt die volle Punktzahl. Gut gemacht, Frau Engel!

Veröffentlicht am 29.08.2022

"Wenn wir laut klatschen, verschwinden sie in ihren Höhlen, die Anhänger der braunen Hasenpartei ..."

Die Aufrechte
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Man hat ja immer ein wenig Sorge, dass biografische Romane etwas trocken sein könnten. Dass sie vielleicht eher nur eine Aufzählung der Stationen im Leben einer Person sein könnten, die darin beschrieben ...

Man hat ja immer ein wenig Sorge, dass biografische Romane etwas trocken sein könnten. Dass sie vielleicht eher nur eine Aufzählung der Stationen im Leben einer Person sein könnten, die darin beschrieben wird. Wenn das eure Sorgen sind, dann lehnt euch entspannt zurück und taucht ein in die spannende Geschichte der Journalistin und Schriftstellerin Felicitas von Reznicek. Ihr habt noch nie von ihr gehört? Dann befindet ihr euch in guter Gesellschaft, denn auch mir war die Dame bis dato unbekannt. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ihr der sympathische Journalist und Autor Claudius Crönert – quasi ein Kollege der Protagonistin - mit seinem Buch „Die Aufrechte“ postmortal eine Stimme verliehen hat und ihre Geschichte bis zum Jahr 1945 wieder aufleben lässt.
In flüssigem und ausdrucksvollem Schreibstil darf man als Leser eintauchen in das oft unkonventionelle Leben von Fee, die aus einer Künstlerfamilie stammt. Ihr Vater, der Lehrer und Komponist Emil Nikolaus von Resnicek – kurz EN genannt – unterstützt sie von jungen Jahren an, ein selbstständiges Leben zu führen, verlässt sich aber auch sein Leben lang auf ihre Unterstützung für seine eigenen Belange. So gelangt sie schließlich durch ihre Arbeit aber auch den steigenden Judenhass in den Widerstand und fungiert als Nachrichtenüberbringer u. a. in die Schweiz, dem eigentlichen Tummelplatz der Nachrichtendienste. Doch dann verliebt sie sich ausgerechnet in einen hohen Nazioffizier, den Adjutanten Fritz Wiedemann, der direkt Adolf Hitler zur Seite gestellt ist …
In „Die Aufrechte“ lesen wir von den Höhen und Tiefen im Leben Felicitas von Resniceks. Betrauern mit ihr den Verlust geliebter Menschen und zittern jedes Mal mit ihr, wenn sie wieder „menschliche Brieftaube“ spielt. Mir ist sie im Laufe der Seiten ans Herz gewachsen, wenn ich auch nicht mit allen ihren Entscheidungen pari ging. Ich vergebe für dieses besondere Buch gerne mit fünf Sternen die Höchstpunktzahl und spreche eine Leseempfehlung an alle Leser aus, die wie ich gegen das Vergessen sind.