Traurig, brutal – und unheimlich schön geschrieben.
Elfi Reisinger wächst auf einem ärmlichen Hof auf. Der Vater leidet unter Depressionen, die Mutter, Lisbeth, ist diejenige, die alles mühevoll zusammenhält, jedoch kein Verständnis für die Krankheit ihres ...
Elfi Reisinger wächst auf einem ärmlichen Hof auf. Der Vater leidet unter Depressionen, die Mutter, Lisbeth, ist diejenige, die alles mühevoll zusammenhält, jedoch kein Verständnis für die Krankheit ihres Mannes hat. Schließlich nimmt sich Elfis Vater das Leben (so heißt es zumindest). Sein Körper wird erst Monate später am Grund des Sees gefunden, zu dieser Zeit ist Elfi bereits verheiratet, doch auch ihre Ehe ist nicht glücklich, denn ihr Mann Franz wird in der Rotte nie akzeptiert und häuft Schulden um Schulden an. Als Franz einen Schlaganfall erleidet und stirbt, bleibt Elfi allein zurück – mit der pflegebedürftigen Mutter und ihrem Sohn Herbert, der noch ein Baby ist.
Und immer steht der Firnbichler bereit, der Elfi den Seegrund abkaufen will – zuerst mit “geduldigem” Zureden und schließlich mit Drohungen und regelrechtem Psychoterror. Denn wie soll das die Elfi schon schaffen mit dem Hof, so ganz allein, als Frau?
Es ist ein sehr österreichischer, aber auch ein sehr poetischer Ton, den Marcus Fischer für seinen Roman “Die Rotte” gewählt hat und der tief eintauchen lässt in die Haut und die Gedanken der jungen Bäuerin. Denn Elfi leidet – wie schon ihr Vater – an schweren Depressionen. Als sie schließlich ganz allein übrig bleibt, mit der kranken Mutter, dem Säugling und einem Berg Schulden, zieht sie sich komplett in sich zurück und verbarrikadiert sich am Hof. So lernen wir sie am Beginn kennen, denn der Roman wird in Rückblicken erzählt.
“Die Rotte” beginnt still und unheimlich – und zieht einen hinein in einen Sog. Marcus Fischer nähert sich seiner Protagonistin mit unheimlich zartem Einfühlungsvermögen. Dem gegenüber stehen die brutalen Reaktionen der Dorfbewohner – und Dialoge, die so lebensecht sind, dass man meinen könnte, man stünde direkt daneben.
Die Rotte geht an die Nieren und ans Herz. Da schmerzts und gruselts beim Lesen, aber so richtig. Denn selbst wenn die Handlung frei erfunden ist, so weiß man, dass der Roman die brutale Lebensrealität in einem Provinznest in den 70ern einfängt.
Ein absolut intensives und sehr empfehlenswertes Buch – mit einem überraschenden Ende!