Ein ganz besonderes new adult romance Buch
In letzter Zeit gibt es eine Entwicklung im New Adult Romance Bereich im deutschsprachigen Raum, die ich unglaublich toll finde. Es findet immer mehr ein loslassen von Klischees statt, Themen, die vor ...
In letzter Zeit gibt es eine Entwicklung im New Adult Romance Bereich im deutschsprachigen Raum, die ich unglaublich toll finde. Es findet immer mehr ein loslassen von Klischees statt, Themen, die vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen wären, fließen in Geschichten ein und es werden eine Vielzahl unterschiedlicher Aspekte auf ein Thema beleuchtet, die voher nur sehr einseitig behandelt wurden. Von der wachsenden Diversität muss ich wahrscheinlich gar nicht erst anfangen. Ein Buch, welches aus meiner Sicht ein Beispiel für diese Entwicklung ist, ist das neue Buch von Nena Tramourtani.
Ihr Schreibstil ist poetisch, nah und gefühlvoll, aber auch in den richtigen Momenten hart und distanziert.
Tori ist aus meiner Sicht eine unglaublich starke und mutige Protagonistin, die aber so durch ihre vergangene Beziehung gelitten hat, dass es ihr schwer fällt ihren eigenen Wert zu erkennen. Sie ist von starken Selbstzweifeln geplagt, die sie zu überwinden versucht, leidet unter Panikattacken und braucht die Kontrolle, die ihr über so lange Zeit entrissen wurde.
Wenn Julian eines ist, dann ist er ein Bruch mit Klischees und das habe ich sehr geliebt. Wofür brauchen wir mysteriöse Bad Boys, den man alles aus der Nase ziehen muss, wenn man Julian haben kann, der ein offenes Buch ist und keinen Hehl aus seinen Gefühlen macht? Natürlich hat auch er seine Probleme und ist weit entfernt von Perfektion. Er hat das Gefühl ein Versager zu sein, eine wandelnde Katastrophe. Aber er hat ein großes Herz, versucht sich, um alle zu kümmern, die Hilfe brauchen und verliert dabei seine eigenen Bedürfnisse aus dem Blick.
Wenn ich Toris und Julians Beziehung mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es stürmisch. Aber nicht stürmisch auf zerstörerische Art und Weise, sondern auf eine heilende erneuernde. Ihre Beziehung entwickelt sich gerade zu Beginn sehr schnell, was vielleicht auf den ersten Blick ungewohnt ist, aber irgendwie passt es zu den beiden. Zu keinem Zeitpunkt war in meiner Wahrnehmung die Beziehung zwischen den beiden Oberflächlich, sondern stets authentisch und greifbar. Im Laufe der Geschichte pendeln sie sich ein, finden ihr Tempo und tasten sich auf emotionaler Ebene immer mehr aneinander ran. Die tiefen Themen, wirken zu keinem Zeitpunkt erzwungen, sondern passen zu der Lebenswelt und den Erfahrungen der Charaktere.
Ich mochte vieles an der Geschichte, die casual Queerness, die Darstellung der Auswirkungen einer toxischen Beziehung, die Selbstfindung, die Sexszene (ehrlich, diese Szene konnte mich wirklich begeistern: Kommunikation auf Augenhöhe, achten auf die Bedürfnisse und Grenzen des anderen, mit einem guten Maß an Spice. Ich brauche mehr von sowas!).
Was mit Bookstagram oft einher geht, ist eine gewisse Erwartungshaltung an Bücher, die bei diesem für mich nicht vollständig erfüllt wurde. Auch wenn es der Autorin stets gelungen ist, die Gefühle super rüberzubringen, hat für mich der letzte Funke gefehlt, um mich vollends zu begeistern und leider werden in dem Buch immer wieder ableistische Begriffe verwendet.
Denn würde ich diese Geschichte allen weiterempfehlen, die gerne New Adult Romance abseits gängiger Klischees und trotzdem voller tiefer Gefühle lesen wollen.