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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2022

Ein tolles Buch über eine interessante Frau

Die Wagemutige
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Caroline Bernard hat für ihren neuen Roman über Lisa Fittko einen Titel gewählt wie er passender nicht hätte sein können.
Lisa und ihr Mann Hans schließen sich dem Widerstand an und machen es sich zur ...

Caroline Bernard hat für ihren neuen Roman über Lisa Fittko einen Titel gewählt wie er passender nicht hätte sein können.
Lisa und ihr Mann Hans schließen sich dem Widerstand an und machen es sich zur Aufgabe Menschen die den Nazis ein Dorn im Auge sind über die Pyrenäen in die Freie Zone zu schmuggeln. Das ist nicht nur Gefährlich sondern auch immer wieder ein großer Kraftakt.

Als Lisa auf Louis trifft und die beiden sich Hals über Kopf verlieben muss Lisa eine Entscheidung treffen. Bleibt sie bei Hans und führt ihren gemeinsamen Kampf gegen die Nazis weiter oder geht sie mit Louis in die vermeintliche Sicherheit. Sie muss im Laufe der Handlung immer wieder an ihre Grenzen gehen, diese überwinden und sich selbst eine ungeheure Kraft abverlangen. Mich hat es teilweise richtig wütend gemacht als geschildert wurde das Hans einfach ohne ihr Einverständnis Leuten versprochen hat das Lisa sie rettet obwohl er weiß das sie am Ende ihrer Kräfte ist. Für ihn scheint die "Sache" mehr zu gelten als Lisa und das war wirklich ärgerlich. Ich verstehe das man so viele Menschen wie möglich retten möchte doch sollte nicht ein Leben weniger zählen als das andere und für mich kam es teilweise etwas manipulativ rüber weil Hans genau wusste wie er sich Lisas Idealismus und Kampfgeist zunutze machen konnte.

Ich finde es immer wieder hochinteressant und wichtig darüber zu lesen wie viele Menschen und auch im speziellen wie viele Frauen im Kampf gegen die Nazis aktiv waren und Menschen in die sogenannte freie Zone geführt haben. Sei es Lisa Fitko, Irina Sendler oder Eva Abrams... Ihre Geschichten verdienen es erzählt zu werden und haben einen Platz in den Geschichtsbüchern mehr als verdient. Sie sind mehr oder weniger Stille Heldinnen die das Wohl der Menschen oftmals über ihr eigenes Glück stellten und ihr Leben riskieren für ein Ideal der Menschlichkeit und dem Kampf geben die Nazis. Ich fände es sehr wichtig mehr über Menschen wie Lisa Fitko, Oskar Schindler oder auch Sophie Scholl zu sprechen. Oftmals hatte ich in der Schule das Gefühl das sie mehr als Fußnoten in den Geschichtsbüchern behandelt wurden. Doch sie gehören in den Mittelpunkt.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Ein toller Roman über liebe und abhängigkeit

Jahre mit Martha
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Martin Kordic erzählt in "Jahre mit Martha" eine Geschichte von Jugend, Identitätsfindung, Liebe in seinen verschiedenen Erscheinungsformen, Abhängigkeiten, Zugehörigkeit und Anpassung.

Als Zeljko auf ...

Martin Kordic erzählt in "Jahre mit Martha" eine Geschichte von Jugend, Identitätsfindung, Liebe in seinen verschiedenen Erscheinungsformen, Abhängigkeiten, Zugehörigkeit und Anpassung.

Als Zeljko auf Martha trifft könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Sie Professorin in Heidelberg, er 15 jähriges Einwandererkind das mit seiner Familie in einer winzigen Wohnung lebt. Doch Martha hat alles was Zeljko sich immer gewünscht hat. Sie ist Gebildet, Kultiviert und scheint fest im Leben zu stehen. Martha eröffnet Zeljko, der von allen Jimmy gerufen wird eine neue Welt. Doch ist es wirklich einfach und gut eine Welt gegen eine andere einzutauschen oder verliert man sich dadurch zwangsläufig selbst und welchen Preis zahlt man dafür? Wie rettet man sich selbst und geht das überhaupt? Das und noch einiges mehr versucht Martin Kordic mit seinem Roman zu beantworten.

Besonders interessant fand ich Zeljko der immer irgendwie dazugehören möchte und sich dadurch immer wieder in Abhängigkeitsverhältnisse begibt, sein Gegenüber auf ein Podest stellt und sich seiner toxischen Beziehungen nicht bewusst zu sein scheint sondern über lange Zeit hinweg vielmehr in seiner Rolle als unterlegener aufgeht. Auch Martha ist eine komplexe Figur die mir nicht gerade sympathisch war. Sie wirkt irgendwie immer etwas unnahbar und scheint es zu genießen das Zeljko für sie alles aufzugeben bereit ist, sogar seine eigene Identität. Doch Martha ist nicht die einzige Toxische Beziehung in die sich Zeljko, der sich irgendwann Jimmy nennt,  auf der Suche nach Zugehörigkeit und Liebe begibt

Trotz des doch ernsten Inhalts hatte dieses Buch immer einen leicht zu lesenden Ton und wirkte fast nie bedrückend. Vielmehr war es ein tolles vielschichtiges  Buch das mit Tiefgang und psychologischer Genauigkeit machtmechanismen aufzeigt und verschiedene Erscheinungsformen von Liebe, Verzweiflung und Identität sehr feinfühlig und berührend beleuchtet.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Wunderbar

Die Stimme meiner Schwester
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Itamar Vieira Junior hat hier einen Debutroman vorgelegt der sich sehen lassen kann.

Teilweise mythisch anmutend, teilweise messerscharf analysierend  erzählt er von zwei Schwestern die sich nicht in ...

Itamar Vieira Junior hat hier einen Debutroman vorgelegt der sich sehen lassen kann.

Teilweise mythisch anmutend, teilweise messerscharf analysierend  erzählt er von zwei Schwestern die sich nicht in die patriachalen Machtstrukturen Brasiliens einfügen wollen. Als Kind hat eine der Schwestern beim Spielen mit einem Messer ein Stück ihrer Zunge verloren was sie zu einer Stimmlosen Frau verdammt hat. Das verstehe ich als Metapher für die Unterdrückung durch das Patriarchat und die alten Machtstrukturen die Frauen keine Stimme verleiht. So kann die andere Schwester zwar sprechen, Stimme jedoch hat auch sie keine.
Nach einer Gewaltsamen Ehe und einem Leben ohne Rechte ist sie nicht mehr gewillt das einfach so hinzunehmen.

Stück für Stück wird die Geschichte der Schwestern erzählt. Auch die Geschichte der Gemeinschaft von Nachfahren früherer Sklaven, ihrem andauernden Kampf um Würde,  Freiheit und Unabhängigkeit von Großgrundbesitzern die in der demonstration  ihrer Macht nur eine Fortführung früherer Sklaverei erkennen lassen, sowie gegen die Gier nach Gold und Reichtum wird gekonnt thematisiert. 

Für mich war dieser Roman ein absolutes Highlight da ich bisher wenig Brasilianische Literatur gelesen habe und man durch die erzählten Geschichten immer auch einen Einblick in die Kultur bekommt.  Der Autor ist ein gekonnte Erzähler und weiß es den Leser für sich einzunehmen und einen tollen Spannungsbogen zu erschaffen. So geht es nicht nur um die Stimme einer Schwester sondern um die Stimme aller Schwestern, also aller Frauen. 

Besonders interessant fand ich auch das der Autor, als Geograf und Ethnologe, im Rahmen seiner Doktorarbeit selbst eine Zeit lang unter ehemaligen Sklaven gelebt hat.

Ein wirklich tolles Buch.

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Veröffentlicht am 28.08.2022

Ein berührender Roman

Drei Tage im August
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Anne Stern (@annesternschreibt) hat hier einen sehr interessanten Historischen Roman vorgelegt. Es geht um Nächstenliebe, Menschlichkeit,
Schokolade und die Geschichte einer verbotenen Liebe die zur Entstehung ...

Anne Stern (@annesternschreibt) hat hier einen sehr interessanten Historischen Roman vorgelegt. Es geht um Nächstenliebe, Menschlichkeit,
Schokolade und die Geschichte einer verbotenen Liebe die zur Entstehung einer besonderen Praline und der einer bekannten Pralinanmanufaktur beiträgt.

Elfie, die durch ihr oftmals anderes Empfinden ihr Leben lang Außenseiterin war findet in der Pralinenmanufaktur Sawade einen Ort an dem sie sich zuhause fühlt. Im Sommer 1936 allerdings wendet sich das Blatt und es kommt zu immer mehr Gewalt gegen Juden, andersdenkende und Außenseiter. Davon betroffen ist auch der Buchhändler Franz Marcus. Als Elfie die alte Madame Conte Kennenlernt die ihr die Geschichte einer verbotenen Liebe und einer Praline erzählt von der bei Sawade niemand mehr etwas weiß beginnt Elfie ihre Grundsätze zu hinterfragen und begibt sich auf die Suche nach der Praline. Doch nicht nur die Liebe zur Schokolade wird Elfies Leben verändern. Auch die bekanntschaft zum Buchhändler Franz Markus, der ebenfalls als Außenseiter gilt wird einiges auf den Kopf stellen.

Dieser Roman hat eine ganz eigene Art zu erzählen. Besonders interessant finde ich das der Schauplatz, das Buch spielt unter den Linden in Berlin, eine eigene Erzählstimme bekommt, was die Bedeutung des Ortes für die Erzählung nochmal deutlich hervorhebt. Auch finde ich es wirklich interessant wie Anne Stern ihre Figuren gestaltet hat. Sie sind unglaublich Authentisch mit ihren Ängsten, Sorgen, Problemen und Eigenheiten.
Ein wirklich berührender Roman über eine dunkle Zeit und Menschen die es trotz aller Schwierigkeiten schaffen ihre Menschlichkeit zu bewahren.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Ein wunderbarer Roman

Violeta
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Mein erster Roman von Isabel Allende aber bestimmt nicht mein letzter.....

Violeta ist die Geschichte einer außerordentlichen Frau die ihrem Enkel ihre Lebensgeschichte erzählt.

Violeta del Valle wächst ...

Mein erster Roman von Isabel Allende aber bestimmt nicht mein letzter.....

Violeta ist die Geschichte einer außerordentlichen Frau die ihrem Enkel ihre Lebensgeschichte erzählt.

Violeta del Valle wächst behütet und zufrieden auf.... Doch die Welt um sie herum ändert sich ständig. In einem turbulenten Jahrhundert auf das sie zurückblickt durchlebt sie die Zeit der Spanischen Grippe, der Weltwirtschaftskrise, hat einige Liebschaften, erfährt herbe Verluste, muss sich von vielen Menschen verabschieden und um vieles Kämpfen. Sie kämpft für die Rechte der Frauen, gegen ihre eigene Unterdrückung und die anderer, gegen eine Diktatur und wünscht sich sehnlichst Freiheit und Geborgenheit.

Violeta beweist in ihren Erzählungen sowohl scharfsinn, als auch ironie, einen wachen, kämpferischen und intelligenten Geist. Sie spricht von all den Vorkommnissen die sie miterlebt hat und all ihren Wünschen, Sehnsüchten und Ängsten. Im Grunde hat man das Gefühl das man jemandem auf dem Sterbebett lauscht der aus seinem Leben erzählt, was eventuell auch die Intention gewesen ist. Man durchlebt an Violetas Seite schwere und fröhliche Zeiten, spürt ihren Schmerz und ihre Enttäuschung sowie ihren Wunsch anzukommen und zu lieben sowie geliebt zu werden.

Das Gelesene wirkt fast wie eine Autobiografie und man vergisst zwischenzeitlich das es sich hier um Fiktion handelt. Gekonnt werden sehr viele Aspekte der südamerikanischen Geschichte in die Handlung eingearbeitet und man bekommt damit ein interessantes Portrait der Gegend, der Gesellschaft und dessen Geschichte gewürzt mit Gesellschaftskritischen Kommentaren Violetas. Für mich ein wirklich toller Roman der mit einer interessanten Protagonistin und einer extrem spannenden Handlung voll und ganz überzeugt.

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