Sehr berührend
Töchter der Speicherstadt – Der Geschmack von FreiheitVorweg: Man kann diesen zweiten Teil auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes lesen, aber ich empfehle, die Reihenfolge einzuhalten. Es ist einfach schöner, wenn weiß, was vorher geschehen ist. Die Protagonistin ...
Vorweg: Man kann diesen zweiten Teil auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes lesen, aber ich empfehle, die Reihenfolge einzuhalten. Es ist einfach schöner, wenn weiß, was vorher geschehen ist. Die Protagonistin ist hier nämlich Cläre, die Tochter von Maria Brehmer, die man im ersten Teil begleitet hat. Es ist aber auch möglich, das Buch unabhängig davon zu lesen, alles wichtige wird nochmal kurz angerissen. Das hilft auch, wenn man zwischen den beiden Teilen andere Bücher gelesen hat und nicht mehr alles frisch im Gedächtnis ist.
Schon der ersten Teil hat mir sehr gut gefallen, deshalb war ich gespannt, wie es weitergeht. Auch "Der Geschmack von Freiheit" zeichnet sich dadurch aus, dass die Hintergründe sehr gut recherchiert wurden und dadurch alles sehr schlüssig ist.
Es handelt sich hier um einen historischen Roman, der während der Zeit des Nationalsozialismus spielt. Das ist an sich keine leichte Kost und auch wenn man durch den Geschichtsunterricht weiß, was damals passiert ist, war es doch heftig, das nochmal auf diese Weise ins Gedächtnis gerufen zu bekommen. Was ich sehr interessant fand, war der Aspekt, dass nicht die Juden im Mittelpunkt stehen, sondern der "normale" Bürger. Man bekommt eine Perspektive, die man in Romanen so selten hat. Mir hat gut gefallen, dass aufgezeigt wurde, dass es nicht so leicht war, sich gegen die Nazis zu stellen - auch wenn man mit ihrem Handeln nicht einverstanden war. Mich hat das sehr bewegt.
Natürlich geht es auch wieder um Kaffee und den Kaffeehandel in Hamburg. Auch hier fand ich es interessant, wie sich dieser unter den Nationalsozialisten und während des Zweiten Weltkriegs verändert hat. Alles wirkte sehr gut recherchiert, war gespickt mit Fakten und Begebenheiten, ohne dass es zu langatmig wurde.
Bewegend war natürlich auch die Geschichte der Protagonistin Cläre Brehmer. Ich habe mitgelitten, mitgefiebert, mitgehofft - alles zusammen. Sie war mir sehr sympathisch, denn sie ist mutig, stark und geht ihren eigenen Weg. Ich empfand ihr Leben auch als realistisch für die Zeit. Es wurde nicht zu rosarot gezeichnet.
Aufgrund der Emotionalität hat mir dieser zweiten Teil sogar noch ein bisschen mehr als der erste gefallen: Von mir gibt es 5 Sterne!