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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2022

Mühsam, kaum Amalfi, ziemlich verworren

Der zauberhafte Papierladen in Amalfi (Kleine Läden in Amalfi 2)
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Wer immer sich diesen Titel ausgedacht hat: er passt überhaupt nicht zum Inhalt. Nicht das geringste Bisschen dreht sich um den Laden oder um Papier. Es sei denn, dass die Hauptfigur Carolina ab und zu ...

Wer immer sich diesen Titel ausgedacht hat: er passt überhaupt nicht zum Inhalt. Nicht das geringste Bisschen dreht sich um den Laden oder um Papier. Es sei denn, dass die Hauptfigur Carolina ab und zu mal über in Amalfi hergestelltes Büttenpapier streicht und gerne daran schnuppert. Eigentlich ist es eine Liebesgeschichte zu Bernado:

Drei Handlungsstränge gibt es. Carolina und Bernado – einmal Gegenwart, einmal „vor langen Jahren“ und jeweils aus ihrer beider Perspektive sowie Rachel, die im Barista Sal ihren leiblichen Vater vermutet. Ich finde es relativ mühsam zu lesen. Denn man muss bei den beiden Hauptfiguren immer genau gucken, in welcher Zeitspanne das Kapitel gerade spielt. Das behindert den Lesefluss. Dazu kommt, dass Carolina viel mit ihren langjährigen besten Freundinnen unternimmt, und Rachels Geschichte obendrauf kommt. Denn diese läuft nicht einfach nebenher mit sondern bringt ihre eigene Familiengeschichte ein – samt Informationen für Lesende.
Amalfi selbst spielt eine sehr untergeordnete Rolle, die Geschichte könnte quasi in jedem italienischen Küstenort spielen. Sie baut auf dem „Kleinen Eisladen in Amalfi“ (Bernado) auf, nur das es sich dieses Mal um Carolinas Leben dreht. Beide sind jetzt getrennt, aber man merkt, dass sie selbstverständlich wieder zusammenkommen werden. Alles läuft darauf hinaus. Das Wie finde ich anstrengend, denn eigentlich ist nichts lockerleicht beschrieben. Die Story plätschert vor sich hin und nervt mit den ständigen Perspektivwechseln und immer neuen Hintergründen ohne das die eigentliche voran kommt. Sehr schade, ich hatte mich auf eine nette, seichte Lektüre mit Bezug zu Amalfi gefreut!

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Veröffentlicht am 13.07.2022

Lässt nach

Fischbrötchen und Schokoküsse
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Marlene lebt mit über zwanzig Jahren noch behütet bei den Eltern und arbeitet bei einer Immobilienverwaltung. Als sie gekündigt wird, kommen ihre Eltern auf die Idee, dass sie jetzt schon lange genug bei ...

Marlene lebt mit über zwanzig Jahren noch behütet bei den Eltern und arbeitet bei einer Immobilienverwaltung. Als sie gekündigt wird, kommen ihre Eltern auf die Idee, dass sie jetzt schon lange genug bei ihnen wohnen würde. Wie gut, dass ihre Freundin Anni mit einem Job in Eckernförde winkt!

Der vierte Roman rund um die Satelliten von Cafébesitzerin Anni und ihren Freund Kjell in Eckernförde ist immer noch angenehm zu lesen und bisweilen witzig. Im Gegensatz zu den drei Vorgängern, die wie dieses alle einzeln für sich gelesen werden können, gefiel mir diese Geschichte nicht so gut. Und zwar, weil die Hauptfigur Marlene eine ziemlich tolpatschige und überängstliche Person ist. Sie wirkt wie ein Küken, dass sich unter den Fittichen ihrer Mutter verstecken möchte und nicht wie eine erwachsene, junge Frau. Marlene hat ihr Studium abgeschlossen und bereits einige Jahre Berufserfahrung hinter sich. Ich fand sie als Figur niedlich, wurde mit ihrem chaotischen Verhalten allerdings so gar nicht warm. Zudem gerät sie in Eckernförde laufend in spezielle Situationen. Mal zerkratzt sie sich die Beine an Brennnesseln, dann klettert sie durch eine Hecke statt dem Pfad zum Strand einfach zu folgen. Das wirkt nicht komisch, sondern verwunderlich. Dazu kommt der dreißigjährige Neffe ihrer neuen Chefin, der von einem Extrem ins andere fällt. Sein ziemlich schlechtes Benehmen samt pubertierender Sprüche ging mir auf die Nerven. Er soll sich ein bisschen um Marlene kümmern. Das tut er auch, schwankt aber zwischen fürsorglichem und schnodderigem Verhalten.
Mir fehlten auch ein paar Beschreibungen, wie es vor Ort aussieht. Wie weit das Gut von Eckernförde ungefähr entfernt ist. Und auch die Einbindungen andere Figuren aus diesem „Fischbrötchen-&-Universum“.

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Die Diplomatenallee

Die Diplomatenallee
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Heike hat für ihre dreißig Jahre eine bewegte Vergangenheit und studierte in Bonn Graphologie. Sie war an der Uni für ihre gestochen-scharfe Schrift bekannt. Seit Jahren arbeitet sie mittlerweile mit ihrem ...

Heike hat für ihre dreißig Jahre eine bewegte Vergangenheit und studierte in Bonn Graphologie. Sie war an der Uni für ihre gestochen-scharfe Schrift bekannt. Seit Jahren arbeitet sie mittlerweile mit ihrem Mann im eigenen Schreibwarenladen, nahe der „Diplomatenallee“ in der Bundeshauptstadt. Der Roman spielt in den 1960- und -70er Jahren.

Graphologie war bei der Stasi eine anerkannte Methode, um viel über die Schreibenden herauszubekommen. Man war sich sicher, dass daraus zu erkennen sei, was jemand fühlt, wie sich jemand verhält und vieles mehr. Anfang der 1970-er Jahre zogen die ersten Diplomaten der DDR mit ihren Familien nach Bonn. Und Heikes ehemaliger Professor möchte sie sozusagen für bestimmte, graphologische Zwecke einspannen. Denn obwohl sie keinen Abschluss hat, war sie die bisher Beste ihres Faches in der BRD.

Mit dem Roman tat ich mich schwer. Diese Zeit und auch dieses Thema interessieren mich zwar sehr, aber den Schreibstil fand ich arg gewöhnungsbedürftig. Heike und ihr Schreibwarenladen, in dem sie extra aus der DDR Papier bezieht, weil deren Schulkinder offiziell kein westliches nutzen durften, sowie der Hang möglichst viel Graphologisches mit einzuflechten. Weitschweifig, nur teilweise interessant. Der eigentliche, historische Kern wurde zur gefühlten Rahmenhandlung während Heikes Berufs- und Privatleben dominierten. Und das wirkte auf mich ziemlich weitschweifig. Ich hätte es lieber anders herum gehabt.

Das Buch ist gebunden und hat auch ein Lesebändchen. Die Seiten sind aus relativ festem Papier, das Ganze ist hochwertig. Wobei es mit gut 345 Romanseiten ziemlich dick ist, sich jedoch schnell durchlesen lässt, da sowohl die Schrift als auch der Zeilenabstand vergleichsweise groß angelegt wurden. Zwar kein Großdruck, aber äußerst augenfreundlich.

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Veröffentlicht am 11.12.2021

Erst Krimi, dann Wohlfühlroman

Tiefes, dunkles Blau
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Der Roman beginnt wie ein richtig guter Krimi. Es ist der erste rund um die Polizistin Rosa Zambrano, die normalerweise auf dem Zürisee ermittelt und die Stadt an sich sehr mag.

Die erste Hälfte ist richtig ...

Der Roman beginnt wie ein richtig guter Krimi. Es ist der erste rund um die Polizistin Rosa Zambrano, die normalerweise auf dem Zürisee ermittelt und die Stadt an sich sehr mag.

Die erste Hälfte ist richtig gut. Ein Krimi, der langsam anläuft, die Hinweise verdichten sich. Lesende wissen schon vorab, wie der Frauenarzt ermordet wurde. Das Warum fehlt und das bleibt noch lange so. Dazu wird die Hauptfigur Rosa eingeführt, die mit ihrem Kollegen Martin manchmal auch Tisch und Bett teilt. Nein, Liebe spielt da nicht mit. Die Spannungshöhepunkte sind gesetzt, aber wirkliche Spannung kommt nirgends auf. Mag daran liegen, dass die Autorin sehr viel nebenbei beschreibt. Man lernt Rosa kennen, ihre Routen durch die Stadt und welche Plätze sie in Zürich besonders mag. In der zweiten Hälfte fällt der Krimi diesen Beschreibungen zum Opfer. Stattdessen fühlte ich mich mehr und mehr an einen beschreibenden Reiseführer erinnert, eingebunden in einen Wohlfühlroman. Zwischendrin ermittelt Rosa zwar, aber das geht irgendwie unter. Sehr schade, denn der Beginn war vielversprechend. Der Stil ist locker, etwas weitschweifig und leider nicht auf das Wesentliche bezogen. Die Autorin verlor den Roten Faden deutlich.

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Nette Bettlektüre vor historischem Hintergrund

Die Frauen vom Nikolaifleet – Der Traum von Übersee (Die Kolonialwaren-Saga 1)
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So ganz erschließt sich der Titel während des Lesens nicht, er zieht sich nur zum Teil wie ein Roter Faden durch das Buch.

Das Ende legt nahe, dass es noch einen weiteren Band geben könnte. In diesem ...

So ganz erschließt sich der Titel während des Lesens nicht, er zieht sich nur zum Teil wie ein Roter Faden durch das Buch.

Das Ende legt nahe, dass es noch einen weiteren Band geben könnte. In diesem Buch dreht sich alles um Leonora, die den Kolonialwarenladen ihres Vaters sehr mag und sehr gerne darin arbeitet. So gerne, dass sie ihn gerne übernehmen möchte. Das Ganze spielt um 1900 in Hamburg. Anfangs besteht die Familie aus dem Vater, der Tochter und dem Sohn Carl. Letzterer hat einige Probleme, entzweit sich mit seinem Vater und baut sich in New York ein neues Leben auf. Seine Schwester soll verheiratet werden, schlägt ihrem Vater allerdings ein Schnippchen. So kommt vieles ins Rollen.

Wer einen gut recherchierten, historischen Roman erwartet, wird hier enttäuscht. Die Geschichte ist rund angelegt als Familienroman, der zwischen 1900 und 1906 spielt. Es wird einiges angerissen, aber er könnte auch zu anderen Zeiten spielen. Angerissen wird besonders zum Ende hin, die Veränderung von Kaufläden hinsichtlich ihres Sortiments. Das ist ganz nett erzählt, aber substanzlos. Die Hintergründe kann man sich denken, recherchiert wurde offenbar nichts. So plätschert die Story mal amüsant, mal etwas dröge vor sich hin. Langweilig wird es zwar nicht, aber es bleibt seicht. Die Figuren sind gut beschrieben. Legt man das Buch allerdings ausgelesen zur Seite, sind die Namen schnell vergessen. Ich fieberte nicht mit. Der Schluss ist kleiner Cliffhanger, aber da die Story eher als nette Bettlektüre taugt, stört es mich überhaupt nicht.

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