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Veröffentlicht am 25.07.2023

Ein intensives Jugendbuch über Verlust, Trauer, Wut und Freundschaft

Rattensommer
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Lou und Sonny sind beste Freundinnen — das waren sie immer schon. Ihr Lieblingsort: das alte Schwimmbad mit seinem leeren Schwimmbecken. Dort treffen sich die beiden, es ist der Ort, der ihnen ganz allein ...

Lou und Sonny sind beste Freundinnen — das waren sie immer schon. Ihr Lieblingsort: das alte Schwimmbad mit seinem leeren Schwimmbecken. Dort treffen sich die beiden, es ist der Ort, der ihnen ganz allein gehört. Es ist auch der Ort, an dem Sonny ihre Freundin plötzlich küsst und damit alles in Lou, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, zum Vibrieren bringt.
Aber in jenem Sommer, in denen kein einziger Regentropfen fällt und in dem es nach toten Ratten stinkt, wird auch Hagen Bender entlassen – jener Mann, der für den Tod von Sonnys Mutter verantwortlich ist.
Plötzlich verändert sich alles zwischen den Mädchen. Denn Sonny will Rache – und dafür trifft sie sich sogar Tayo, dem Jungen, der bei Hagen Bender arbeitet. Überhaupt verändert sich Sonny immer mehr – und mit jedem Tag entfernt sie sich mehr von Lou. Vor allem, da diese nichts von den Racheplänen ihrer besten Freundin hält.

Juliane Pickel erzählt von einer intensiven Freundschaft, die zu zerbrechen droht. Aber nicht nur. Der Roman erzählt vor allem vom Verlust. Sonnys Mutter ist beim Anstellen in der Mc Donalds´s Schlange gestorben – als sie bei einem Streit dazwischen ging. Ihr Vater ist seitdem depressiv, Sonny muss mit ihrem Trauma allein klarkommen. Die Einzige, die ihr hilft, die ihr jede Laune von denen grünen Augen abliest, ist Lou – ihre beste Freundin, die nicht schwimmen kann und die auch die Ich-Erzählerin ist. Aber auch Lou weiß, welche Lücke ein toter Mensch hinterlässt, auch wenn sie selbst ihre Schwester, die ein Jahr vor ihr zur Welt hätte kommen sollen, nie kennengelernt hat. Die Trauer um das Sternenkind hat Lous Eltern nie wirklich losgelassen. Daran hat auch das Wunder von Lous Geburt nichts ändern können – und selbst an ihrem sechzehnten Geburtstag hat Lou noch immer das Gefühl, ein äußerst schlechter Ersatz für ihre ungeborene Schwester zu sein.

“Rattensommer” ist ein intensives Buch – eines, das man bald nicht mehr aus der Hand legen kann. Die Autorin erzählt in einer knappen Sprache, mit intensiven Bildern, die manchmal so schön sind, dass man die Stelle nochmals lesen muss. An den Stellen, an denen es dann so richtig zur Sache geht, verzichtet Pickel ganz bewusst auf Effekthascherei. Vieles wird nicht auserzählt, die Schnitte werden an den richtigen Stellen gesetzt. Das macht das Buch unheimlich spannend ohne auch nur an einer einzigen Stelle platt oder vorhersehbar zu werden.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

fein gehäkelte, warmherzige Story über eine besondere Freundschaft

Luftmaschentage
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Matea, die Heldin und Erzählerin der Geschichte, ist leider wahnsinnig schüchtern. Selbst wenn sie in die Bäckerei geht, ist sie nervös, wenn sie den immer gleichen (zuvor lange geübten) Satz sagen muss. ...

Matea, die Heldin und Erzählerin der Geschichte, ist leider wahnsinnig schüchtern. Selbst wenn sie in die Bäckerei geht, ist sie nervös, wenn sie den immer gleichen (zuvor lange geübten) Satz sagen muss. In der Schule wiederum redet sie nur mit ihrer Freundin Charlotte. Selbst den Lehrern antwortet sie nicht, was sich auch auf ihre Noten auswirkt, da sie zwar gute Klassenarbeiten schreibt, aber sich nie zu Wort meldet.
Matea stellt sich ihre Schüchternheit als Tiefseekrake vor. Sie heißt "Madame Schüchtern“ und sitzt in ihrem Bauch – auf einem superbequemen Sofa, wo sie manchmal ganz entspannt Tee trinkt und fernsieht, oder aber erschrocken hochspringt und mit ihren Tentakeln fuchtelt.
Freundinnen hat Matea so gut wie keine. Da gibt zwar Charlotte, aber die ist jetzt auch mit Fabienne befreundet, und Fabienne wiederum ist echt ätzend zu Matea. Früher gab es einmal Frau Loose, die Matea das Häkeln beigebracht hat, aber die alte Frau ist vor kurzem gestorben und nun fehlt sie Matea sehr

Der Roman setzt mit Mateas panischen Sprachnachricht an Ricci ein. Man bekommt mit: Ricci ist weg und meldet sich nicht mehr. Doch wer ist diese Ricci?
Nach und nach lernen wir in Rückblenden an die gemeinsamen Tage Mateas neue Freundin Ricarda kennen, die aus einer ganz anderen Welt kommt als Matea selbst. Matea wächst in sehr behüteten Verhältnissen auf. Ihre Mutter ist Pfarrerin, sie ist immer da für die Probleme der Menschen, und stets steht eine gepunktete Tasse bereit, für jene, die Trost oder auch einfach nur ein warmes Getränk brauchen. Auch Mateas Vater begegnet Matea mit viel Verständnis, selbst das Verhältnis zu ihrem älteren Bruder ist ein herzliches.
Dass mit Ricardas Familie etwas nicht stimmt, bekommt man schon sehr früh mit. Zu oft treibt sich die vorlaute Ricci alleine rum, auch wechselt sie jedes Mal das Thema, wenn Matea Fragen stellt oder vorschlägt, zu Ricci zu gehen. Doch die beiden ergänzen sich und ihre Freundschaft geht sehr schnell sehr tief. Ricci ist für Matea mutig – und bei Mateas Familie findet die völlig überforderte Ricci, die aus prekären Verhältnisse kommt, ein bisschen Geborgenheit. Bald übernachtet Ricci bei Matea und erlernt von ihr das Häkeln. Bei einer gemeinsam geplanten Guerillahäkel-Aktion verlieben sich die Mädchen sogar. Doch dann erfährt Matea etwas über ihre Freundin, was Ricci so unangenehm ist, dass sie Matea nicht mehr sehen möchte...

Anne Becker erzählt eine zarte, einfühlsame Geschichte von Freundschaft und vor allem davon, dass Innenleben und Außenwirkung oft ziemlich gegensätzlich sein können. Denn die Ich-Erzählerin Matea hat durchaus viel zu sagen, auch wenn sie gegenüber anderen meist kein Wort rausbringt, und die mutige, draufgängerische Ricci lebt vor allem in Angst. Selbst die Nebenfiguren werden nicht einfach nur in „böse“ und „gut“ eingeteilt. Denn wie sonst könnte es sein, dass Charlotte Fabienne so gerne mag, obwohl sie zu Matea mobbt?

"Luftmaschentage" ist mit einer feinen Prise Humor und viel Warmherzigkeit gehäkelt. Aber nicht nur. Denn durch die verzweifelten Sprachnachrichten von Matea an ihre verschwinden Freundin, die zwischen die die Erinnerungen an die gemeinsamen Tage geschoben werden, wird die Spannung so sehr sehr erhöht, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Was ist mit Ricci passiert? Wieso meldet sie sich nicht bei Matea? Und wie geht es weiter mit den beiden Mädchen?
Die Spannung, soviel kann ich hier schon mal verraten, hält bis zum Schluss.

Schade, dass Geschichten wie diese immer weniger Platz in den Buchhandlungen einnehmen. Es sind nämlich vor Bücher wie diese, die Teenagern helfen können, die Menschen in ihrem Umfeld und deren Handeln zu hinterfragen und vor allem zu lernen: Nicht selten stecken hinter verletzendem Verhalten einfach nur Neid oder Unsicherheit.

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Veröffentlicht am 19.11.2022

menschlich, schräg, und alles andere als seicht

Kansas Komplott
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Da es sich beim Kansas Komplott bereits um Teil 2 handelt, vorab das Wichtigste zu den Figuren:
Smiljan, der – gemeinsam mit seinem untergetauchten Vater – in einer Kleinstadt an der dänischen Nordseeküste ...

Da es sich beim Kansas Komplott bereits um Teil 2 handelt, vorab das Wichtigste zu den Figuren:
Smiljan, der – gemeinsam mit seinem untergetauchten Vater – in einer Kleinstadt an der dänischen Nordseeküste lebt, verdingt sich seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten. Unter anderem hält er ein wachsames Auge auf die junge Frau gegenüber. Katalie lebt nämlich in ihrer eigenen Welt, weshalb Smiljan ihrem selbst ernannten Vormund Hasso Maiberg versprechen musste, sie im Auge zu behalten.
Katalie liebt Bücher und ist der Meinung, dass sich alles stets wiederholt. Wenn man sich also in einer Geschichte wiederfindet, muss man nur herausfinden, um welche es sich handelt. Denn alles ist schon einmal passiert, alles wiederholt sich, und alles wurde schon einmal in Büchern niedergeschrieben …
Was man noch wissen muss: Katalie hat ein imaginäres Haustier – Teufel –, den zwar keine:r sieht, der aber Wassernäpfe leeren kann 😉

🔖 Inhalt:
Alles beginnt damit, dass Katalie auf ein Begräbnis geht – was sie öfters tut, denn sie mag Begräbnisse; dort wird nämlich immer nur nett über die Toten gesprochen. Diesmal jedoch ist der Sarg leer, denn der Familienvater, von dem sich die Menschen verabschieden, ist auf hoher See abhandengekommen und nie gefunden worden. Um diesen Mann geht es im Buch jedoch nicht, er ist nur der Auslöser. Denn Katalie, deren Eltern selbst verschollen sind, beginnt, in alten Polizeiakten zu kramen. Schon nach kurzer Zeit stellt sie entsetzt fest, wie viele Vermisste es gibt.
Zur selben Zeit bemerkt Smiljan, dass Katalie nicht in ihrer Wohnung ist – und das macht ihn ziemlich nervös. Soll er seinem Auftraggeber Maiberg erzählen, dass er Katalie aus den Augen verloren hat?
Zum Glück meldet sich Katalie von selbst (auf die ihr typische rätselhafte Weise) und bestellt Smiljan zu Onkel Henri, einer Kneipe außerhalb der Stadt. Denn auch in diesem Dorf verschwand einst ein Mann, der seine Frau, 2 Kinder und eine kranke Mutter zurückließ.
Katalie, die sich im Fremdenzimmer der Familie einquartiert hat, möchte den verschwundenen Nick Iversen unbedingt finden. Doch das missfällt den Dorfbewohnern. Immerhin ist Nick auch an dem “Unfall” Schuld, bei dem der alte Nohr seine Nase verlor, weswegen er jetzt eine Gesichtsprothese aus Kupferblech tragen muss. Kein Wunder also, dass Katalie in dem alten Hühnerbauern schon bald den Blechmann aus “Der Zauberer von Oz” vermutet. Und Nohrs Freund, der Tierarzt, der für die meisten Dorfbewohner:innen der beste Hausarzt ist, obwohl er von sich selbst stets behauptet, keine Ahnung von der Humanmedizin zu haben? Der ist für Katalie niemand anderer als die Vogelscheuche ohne Hirn.
Also macht sich die junge, exzentrische Frau – gemeinsam mit ihrem Aufpasser Smiljan – auf die Suche nach dem Beginn des Märchens, nämlich dem Wirbelsturm und der Osthexe, die unter dem herabfallenden Haus begraben wurde – und findet im Keller von Onkel Henri tatsächlich eine einbetonierte Leiche.
Die eigentliche, sehr bewegende Geschichte, spielt jedoch in der Vergangenheit …

💬 Meine Meinung
Der Kansas-Komplott ist bereits der zweite Teil der Katalie-Mystery-Krimireihe, und das merkt man beim Lesen auch, zumindest am Beginn. (Deswegen hier eine kurze Einführung zu den Figuren).
Aber keine Sorge, man kommt in der Handlung gut mit, die Autorin erzählt das Nötigste in Nebensätzen und spätestens ab Kapitel 3 sind dann alle Fragen geklärt, wenn man – wie ich – Neueinsteiger:in ist.
Die große Stärke von Miriam Rademacher liegt eindeutig in der Beschreibung ihrer Figuren. Man mag sie einfach, diese schrulligen, liebenswerten und vor allem so warmherzigen Männer, die sich bei Onkel Henri treffen und der Schlüssel zur Geschichte sind.
Toll ist vor allem der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Denn während Katalie und Smiljan sich durchs Dorf fragen, um herauszufinden, wer Dorothy und der Löwe sind (immerhin stecken wir ja mitten in der Wiederholung vom “Zauberer von Oz”!), erfahren wir nach und nach, was damals wirklich geschah. Und genau hier liegt auch die Spannung des Romans, denn eigentlich hätte man am liebsten, dass Katalie nach Hause fährt und die Vergangenheit ruhen lässt.

Fazit: Ein Buch, das Spaß macht, leicht zu lesen ist und trotzdem eine spannende Geschichte bietet, die ans Herz geht und alles andere als seicht ist. Für alle, die es lieber menschlich als blutrünstig haben, also eine ganz klare Leseempfehlung von meiner Seite.
Einsteiger:innen in die Katalie-Mytery-Krimireihe würde ich dennoch raten, mit Teil 1 – “Mississippi Melange” – zu beginnen. (Denn man will das Buch nach dem Kansas Komplott sowieso lesen!)

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Veröffentlicht am 02.09.2022

Auch Beliebtstein kann stressig werden

Mein genialer Tod
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Sigge kann es noch gar nicht glauben. Anders als in seiner Klasse in Stockholm, wo er gemobbt wurde, ist er in seiner neuen Klasse beliebt. Selbst die Zwillinge Sixten und Jona, die mit dem Skateboard ...

Sigge kann es noch gar nicht glauben. Anders als in seiner Klasse in Stockholm, wo er gemobbt wurde, ist er in seiner neuen Klasse beliebt. Selbst die Zwillinge Sixten und Jona, die mit dem Skateboard unterm Arm rumrennen und lässige Sprüche klopfen, finden ihn cool. Und sie möchten, dass Sigge mit ihnen als „6 10 Apple“ bei der Weihnachtsfeier auftritt. Dabei kann Sigge doch gar nicht rappen! Und haben die beiden überhaupt schon eigene Texte?
„Chillen statt killen“, meinen Sixten und Jona, die lieber an ihrem Image als Old-School-Hip-Hopper feilen als an den (noch nicht existierenden) Liedern.
Bei all dem Stress ist es kein Wunder, dass Sigge komplett auf seine beste Freundin vergisst. Dabei entwickelt Juno, die gern bunte Perücken und Kimonos trägt, gerade die App "Happy Animals". Und die hat Sigge immerhin mit ihr gemeinsam entworfen. Aber nun geht er sehr nicht ans Telefon, schwänzt plötzlich die Schule und lässt Juno bei einem wichtigen Termin hängen.

„Mein genialer Tod“ ist ein Jugendbuch, das mit so viel Humor und Herzenswärme geschrieben ist, dass man es gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Die Ängste und Sorgen von Sigge (es geht ums Nein-sagen-Lernen) sind stets nachvollziehbar, die Situationen, in die er gerät, kennt wohl (fast) jeder Jugendliche. Auch bei den Figuren hat man das Gefühl, dass man sie irgendwie kennt, auch wenn Jägerfeld sie sehr stark überzeichnet. Wie etwa Sigges Oma, die im Zebra-Hosenanzug rumläuft, Kette raucht, auf ausgestopfte Tiere steht und sich über die Überwachungsmethoden des Weihnachtsmanns mokiert. Oder auch Sigges nervige Schwester Majken, die beim Krippenspiel Jesus sein darf, plötzlich alles über die "heilige Geiß" weiß UND EINFACH NICHT IN NORMALER LAUTSTÄRKE REDEN KANN. (Majken, die dann ihre beiden Meerschweinchen mittels vieler, vieler Heliumballons auf die Reise schickt, um einen Film zu drehen.)
Und dann gibt es noch den eigentlich schüchternen Krille Marzipan, der sich für seine erste Statistenrolle beim Werbefernsehen vorbereitet.

Mit seinen 410 Seiten bewegt es sich das Buch an der Grenze zum Jugendbuch. Ein Spaß ist es aber sowieso für alle von 10 bis 110. Ich jedenfalls bin aus dem Lachen gar nicht mehr herausgekommen und werde mir den Vorgänger „Mein geniales Leben“ auch nach Hause holen.


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Veröffentlicht am 30.08.2022

Traurig, brutal – und unheimlich schön geschrieben.

Die Rotte
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Elfi Reisinger wächst auf einem ärmlichen Hof auf. Der Vater leidet unter Depressionen, die Mutter, Lisbeth, ist diejenige, die alles mühevoll zusammenhält, jedoch kein Verständnis für die Krankheit ihres ...

Elfi Reisinger wächst auf einem ärmlichen Hof auf. Der Vater leidet unter Depressionen, die Mutter, Lisbeth, ist diejenige, die alles mühevoll zusammenhält, jedoch kein Verständnis für die Krankheit ihres Mannes hat. Schließlich nimmt sich Elfis Vater das Leben (so heißt es zumindest). Sein Körper wird erst Monate später am Grund des Sees gefunden, zu dieser Zeit ist Elfi bereits verheiratet, doch auch ihre Ehe ist nicht glücklich, denn ihr Mann Franz wird in der Rotte nie akzeptiert und häuft Schulden um Schulden an. Als Franz einen Schlaganfall erleidet und stirbt, bleibt Elfi allein zurück – mit der pflegebedürftigen Mutter und ihrem Sohn Herbert, der noch ein Baby ist.
Und immer steht der Firnbichler bereit, der Elfi den Seegrund abkaufen will – zuerst mit “geduldigem” Zureden und schließlich mit Drohungen und regelrechtem Psychoterror. Denn wie soll das die Elfi schon schaffen mit dem Hof, so ganz allein, als Frau?

Es ist ein sehr österreichischer, aber auch ein sehr poetischer Ton, den Marcus Fischer für seinen Roman “Die Rotte” gewählt hat und der tief eintauchen lässt in die Haut und die Gedanken der jungen Bäuerin. Denn Elfi leidet – wie schon ihr Vater – an schweren Depressionen. Als sie schließlich ganz allein übrig bleibt, mit der kranken Mutter, dem Säugling und einem Berg Schulden, zieht sie sich komplett in sich zurück und verbarrikadiert sich am Hof. So lernen wir sie am Beginn kennen, denn der Roman wird in Rückblicken erzählt.

“Die Rotte” beginnt still und unheimlich – und zieht einen hinein in einen Sog. Marcus Fischer nähert sich seiner Protagonistin mit unheimlich zartem Einfühlungsvermögen. Dem gegenüber stehen die brutalen Reaktionen der Dorfbewohner – und Dialoge, die so lebensecht sind, dass man meinen könnte, man stünde direkt daneben.

Die Rotte geht an die Nieren und ans Herz. Da schmerzts und gruselts beim Lesen, aber so richtig. Denn selbst wenn die Handlung frei erfunden ist, so weiß man, dass der Roman die brutale Lebensrealität in einem Provinznest in den 70ern einfängt.

Ein absolut intensives und sehr empfehlenswertes Buch – mit einem überraschenden Ende!

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