Eine flache Geschichte die immer nur an der Oberfläche kratzt
Frank Eloff ist Arzt ohne richtige Funktion. Er lebt und arbeitet in einem halb verlassenen Krankenhaus tief in den ehemaligen Homelands von Südamerika. Kranke Menschen kommen immer seltener, die meisten ...
Frank Eloff ist Arzt ohne richtige Funktion. Er lebt und arbeitet in einem halb verlassenen Krankenhaus tief in den ehemaligen Homelands von Südamerika. Kranke Menschen kommen immer seltener, die meisten müssen ins nächste größere Krankenhaus gebracht werden, um vernünftig behandelt zu werden. Sieben Jahre lang wartet er darauf, wie versprochen die Leitung des Krankenhauses zu übernehmen, doch Dr. Ruth Ngema bleibt an der Spitze, hält ihn hin.
Obwohl es nichts zu tun gibt, taucht Laurence Waters auf, um sein freiwilliges Jahr zu absolvieren. Der junge Arzt ist ein Weltverbesserer und sieht ein großes Projekt vor sich. Seine Naivität und die Weltfremdheit kommen bei Frank gar nicht mal so gut an. Er selbst ist sehr pessimistisch und gemütlich. Die beiden, die sich zu allem Unglück auch noch ein Zimmer teilen müssen, geben ein ungleiches Paar ab. Schnell betrachtet Laurence Frank als Freund, ist ihm total zugeneigt und zieht ihn in seine Pläne rein. Der Idealismus färbt natürlich nicht so schnell ab und Frank, der doch einfach nur seine Ruhe haben und sich dafür bemitleiden möchte, sein Leben verkackt zu haben, wird zunehmend genervter.
Aber das sollen nicht die einzigen Spannungen bleiben. Laurence wagt sich immer weiter in Gebiete vor, die nicht erkundet werden wollen und auch Frank steckt plötzlich immer tiefer drin.
Der gute Dokter bietet unheimlich viele gute Ideen, die Geschichte hatte eine menge Potential. Leider wurde dieses in meinen Augen nicht ganz ausgeschöpft und ich hätte mir gewünscht, mehr als die knapp 300 Seiten zu bekommen.
Die meisten Themen werden nur grob angerissen, die Tiefe fehlt komplett. Auch die Charaktere bleiben oberflächlich. Sie haben ihre Eckpunkte und bewegen sich nur innerhalb der Klischees ihrer Hülle. Eine Entwicklung findet nicht wirklich statt..
Die Dynamik zwischen Frank und Laurence war interessant, aber schnell sehr unspektakulär. Auch hier wird wieder deutlich, dass die Charaktere einfach zu fremd bleiben, was mir hier leider einfach nicht gefällt.
“Ich wunderte mich über meine eigene Wut, über die Kälte und Klarheit meines Zorns - obwohl ich nicht recht wusste, gegen wen er sich richtete. Wir befanden uns jetzt in einer Welt ohne Nuancen, in der sich alle feinen Farbabstufungen in Schwarz und Weiß verwandelt hatten.”
Eine leichte Spannung kommt relativ schnell auf, diese zieht sich auch durch das ganze Buch, bleibt aber eben genau das. Eine kleine Vorahnung, minimaler Nervenkitzel, aber, auch zum Ende hin, einfach nicht mehr.
Gut gefallen hat mir dafür die Atmosphäre des Buches. Das Krankenhaus und der Alltag. Die Beschreibungen der Umgebung, allgemein der Schreibstil. Obwohl ich nicht wirklich gefesselt war, kam ich unheimlich gut durch die Seiten und war fasziniert von einigen Formulierungen. Ich möchte Damon Galgut auf jeden Fall noch eine weitere Chance geben, vielleicht kann ich mit einer anderen Idee mehr anfangen..
Als ich das Buch zugeschlagen habe, blieb ein großes Hä. Nicht unbedingt, weil ich die Geschichte nicht verstanden habe. Sie war relativ schnell vorbei und es war überhaupt nicht schlimm, sie zu lesen, aber am Ende blieb die Frage, ob es sich denn gelohnt hat. Für mich leider nicht, auch wenn ich mich jetzt nicht total ärgere.
Der gute Doktor ist kein Buch, das ich begeistert empfehlen würde, aber auch keins, über dass ich einen leidenschaftlichen Verriss schreiben würde. Eine Geschichte, auf die man Lust haben und Charaktere, mit denen man klar kommen muss. Wenn ihr dazu damit leben könnt, das viele Themen einfach nur angerissen werden, könnte euch die Geschichte sogar gefallen.