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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2022

Interessantes Sachbuch

Inside Vogue
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Autorin Nina-Sophie Miralles widmet sich in ihrem Buch dem wohl bekanntesten Mode-Magazin der Welt: der Vogue.

Detailliert sind die Anfänge des amerikanischen Magazins beleuchtet, das recht bald Ableger ...

Autorin Nina-Sophie Miralles widmet sich in ihrem Buch dem wohl bekanntesten Mode-Magazin der Welt: der Vogue.

Detailliert sind die Anfänge des amerikanischen Magazins beleuchtet, das recht bald Ableger in London und Paris erhält.

Das Sachbuch listet penibel zahlreiche Mythen um Herausgeber, Verlagsmitarbeiterinnen sowie politische Einflussnahmen auf. Es verschweigt auch nicht, dass das Magazin mehrmals vor der Pleite stand.

Wie es sich für ein Sachbuch gehört ist der Schreibstil sachlich-informativ und die Aufzählung der Ereignisse chronologisch. Hin und wieder gibt es Rückblenden und Wiederholungen, wenn ein Ereignis besonders einschneidend war.

Sehr gut hat mir das umfassende Quellenverzeichnis gefallen, so dass das eine oder andere Detail noch anderswo nachgelesen werden kann. Die zahlreichen Fotos vervollständigen die Erfolgsgeschichte dieses Magazins, das spätestens seit „Der Teufel trägt Prada“ auch in jenen Kreisen bekannt ist, die nicht so modeaffin sind.

Fazit:

Die penibel recherchierte Geschichte eines Modemagazins, das weltweit bekannt ist und neben Höhenflügen auch Abstürze erlebt hat. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 11.10.2022

Interessantes Sachbuch

Global Female Future
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Herausgeberin Andrea Zelinka sammelt in diesem Buch die Statements 40 verschiedener Frauen aus verschiedenen Ecken der Welt.

Diese Frauen betrachten die feministischen Auseinandersetzungen der letzten ...

Herausgeberin Andrea Zelinka sammelt in diesem Buch die Statements 40 verschiedener Frauen aus verschiedenen Ecken der Welt.

Diese Frauen betrachten die feministischen Auseinandersetzungen der letzten Jahrzehnte. So erhält die Leserschaft Einblick in die Fortschritte auf dem Weg zu einem selbst bestimmten Lebensweg und noch viel mehr in die feministischen Auseinandersetzungen, wenn es darum geht, Veränderungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft durchzusetzen.

Die Beiträge sind in sechs Themengruppen eingeteilt:

(Anti)Rassismus und Postkolonialismus
Gewalt
Reproduktion
Politik
Arbeit
Umwelt und Klima

Beiträge und Interviews mit Cânân Arın, Iris Frey, Verónica Gago, Wendy Harcourt, Naila Kabeer, Gaby Küppers, Shalini Randeria, Rocío Silva Santisteban, Nadia Shehadeh, Christa Wichterich, Weina Zhao sowie anderen, zeigt deutlich, dass das Ende des Kampfes noch lange nicht vorbei ist.

Meine Meinung:

Das Buch spricht viele feministische Themen an, ist aber in erster Linie eine Hommage an Sigrun Berger (1934-2021), eine der Initiatorinnen der „Frauen*solidarität“.

Diese Zusammenfassung über 40 Jahre Kampf um Gleichstellung, lässt die aktuelle Genderdiskussion in den Hintergrund treten, denn sehr viele der Autorinnen bezahl(t)en ihre Aktivitäten mit dem Verlust von Heimat oder gar mit ihrem Leben.

Fazit:

Eine interessante feministische Sichtweise, der ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 01.10.2022

Drei Schwestern und ein Versprechen für die Ewigkeit

Die Schwestern von Auschwitz
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Die slowakischen Schwestern Cibi, Magda und Livia versprechen einander und ihrem Vater, immer zusammen zu bleiben. Doch 1942 kommt alles anders! Während die älteste Schwester Magda durch einen Krankenhausaufenthalt ...

Die slowakischen Schwestern Cibi, Magda und Livia versprechen einander und ihrem Vater, immer zusammen zu bleiben. Doch 1942 kommt alles anders! Während die älteste Schwester Magda durch einen Krankenhausaufenthalt der Deprtation vorerst entkommt, bringt man Cibi und Livia nach Auschwitz. Dort müssen sie am Aufbau des Lagers Birkenau mitarbeiten. 1944 wird auch Magda deportiert und die drei Schwestern trotzen gemeinsam dem KZ und den anschließenden Todesmärschen.

Nach Kriegsende kehren die Schwestern noch einmal in ihr Heimatdorf zurück und müssen feststellen, dass ihr Elternhaus von einer fremdem Familie bewohnt wird. Sie verlassen ihre alte Heimat, um im neu gegründeten Staat Israel ein neues Leben zu beginnen.

Meine Meinung:

Dieser Roman ist der zweite, den ich von der Autorin gelesen habe und muss gestehen, „Der Tätowierer von Auschwitz“ hat mir besser gefallen.

Die Geschichte der drei slowakischen Schwestern ist mir persönlich von viel zu vielen Zufällen geprägt, die das Überleben erst möglich gemacht haben. Soviel Glück kann es gar nicht gegeben haben. Natürlich hängt das Überleben in einer Diktatur und hier in der Herrschaft der KZ-Aufseher immer von der Willkür der Mächtigen ab, aber trotzdem bleibt bei mir ein leises Unbehagen.

Im Nachwort beschreibt die Autorin, dass dieser Roman nach wahren Schicksalen und Ereignissen verfasst worden ist. Es sind mehrere Geschichten von Überlebenden zusammengeführt worden. Interessant auch das weitere Leben der Schwestern.

Der Schreibstil ist emotional und balanciert manchmal - für meinen Geschmack - am Rande des Kitsches. Wer es, wie ich, ein wenig sachlicher haben möchte, muss Bücher anderer Autoren lesen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem emotionalen Roman über drei Schwestern, die Auschwitz überlebt haben, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 28.09.2022

Am Rande der Gesellschaft

Donaunebel
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Dem charmanten Theo Brunner fliegen die Herzen der Frauen nur so zu. Doch er lässt sich auf keine nähere Beziehung ein. Ein bisserl schmusen ja, aber mehr nicht. Denn Theo hat ein Geheimnis, denn Theo ...

Dem charmanten Theo Brunner fliegen die Herzen der Frauen nur so zu. Doch er lässt sich auf keine nähere Beziehung ein. Ein bisserl schmusen ja, aber mehr nicht. Denn Theo hat ein Geheimnis, denn Theo ist eine Theodora.

Das Buch beginnt schon mit einer fast komisch anmutenden Szene: Theo Brunner 1914 bei der Musterung. Er weigert sich vorerst seine Hosen hinunter zu lassen. Als sich Theos wahres Geschlecht enthüllt, hat das weitreichende Folgen. Es ist nämlich zu dieser Zeit Frauen verboten, Männerkleidung zu tragen und sich als Mann auszugeben. Theo verliert seine Arbeit im Bestattungsunternehmen und arbeitet fortan in der Leichenkammer des Krankenhauses.

Dann rettet Theo die, mittellos in Wien gestrandete russische Adelige Aglaja Struzhanova, die in den Revolutionswirren ihre Zwillingsbrüder, ihren Ehemann und ihre Geliebte verloren hat. Theo quartiert Aglaja in der Wohnung, die sie mit dem Vater bewohnt ein. Zunächst scheint das Leben seinen geordneten Gang zu gehen bis Alexej, einer der beiden verschollenen Zwillingsbrüder in Wien auftaucht und Ansprüche an Theo, den alten Herrn Brunner und seine Schwester stellt. Die Situation eskaliert vollends, als auch noch Sergej Aglajas kriegsversehrter Mann auftaucht.

Und dann steht plötzlich die Gendarmerie vor der Tür und verhaftet Theo. Weil Homosexualität zu dieser Zeit strafbar ist, wird Theo zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.

Meine Meinung:

Dieser historische Roman ist angenehm zu lesen und eröffnet den Lesern ein vermutlich unbekanntes Detail der Donaumonarchie.

Das Buch ist - grob gesagt - drei Teile gegliedert, wobei wir es im ersten Teil mit zwei scheinbar unzusammenhängenden Handlungssträngen zu haben: Theo in Wien und Aglaja in Russland. Die Protagonisten werden hier sehr ausführlich beschrieben, wobei mir der russische Part einen Hauch zu detailliert ist.

Im zweiten Teil scheint das Leben seinen Lauf zu nehmen, bis es im dritten Teil eben eskaliert.

Interessant ist der Ausflug in die Psychoanalyse von Dr. Adler. Vor allem auch deswegen, weil einige heute noch, Homosexualität als therapierbare Krankheit halten.

Ein bisschen hat mich das Ungleichgewicht zwischen den drei Teilen gestört. Der dritte Teil fällt in seinem Detailreichtum dem ersten gegenüber sehr stark ab. Plötzlich ist die Polizei da und verhaftet Theo und Alexej lacht sich ins Fäustchen. Der Prozess ist für mich persönlich viel zu kurz gekommen. Man erfährt hier sehr wenig und dann auch nur in einem halben Nebensatz, dass Veronika sich hasserfüllt als Theos Gegnerin herausstellt. Vermutlich hat Alexej seine Finger hier im Spiel, aber eine Information wäre schon nett gewesen. Es mag vielleicht auch sein, dass es an ihrem Ego gekratzt hat, dass der charmante Theo eine Theodora ist und sie quasi einem Hochstapler auf den Leim gegangen ist.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Ausflug das Wien von 1920 vier Sterne.

Veröffentlicht am 03.09.2022

Schwierige Rückkehr nach Deutschland

Rafi, Judenbub
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Das ist der dritte Teil der Familien-Saga von Rafael Seligmanns eigener Familie.

Worum geht`s?

Hannah und Ludwig Seligmann kehren gemeinsam mit ihren 10-jährigen Sohn Rafael 1957 aus Israel in Ludwigs ...

Das ist der dritte Teil der Familien-Saga von Rafael Seligmanns eigener Familie.

Worum geht`s?

Hannah und Ludwig Seligmann kehren gemeinsam mit ihren 10-jährigen Sohn Rafael 1957 aus Israel in Ludwigs Heimatstadt zurück. Der Grund: Ludwig ist als Geschäftsmann in Israel gescheitert und kann von seiner Familie nichts mehr erwarten. Die Rückkehr ist vor allem für Hannah, deren gesamte Verwandtschaft in der Shoa ermordet wurde, ein Albtraum. Ihr Hass und ihre Wut vergiften den Sohn, der anfangs neugierig das Land der Vorväter betritt. Natürlich ist der Antisemitismus mit dem Ende der Nazi-Diktatur nicht verschwunden, zumal sich zahlreiche Personen wieder auf den selben Positionen befinden.

Ludwig findet bei einem jüdischen Textilbetrieb Arbeit, wird dort augenscheinlich ausgenützt und kann es Hannah nicht recht machen. Sie mäkelt lautstark an allem und jeden herum. Allerdings ist sie die bessere Verhandlerin. So schindet sie ein besseres Gehalt für Ludwig heraus und ficht auch manchen Strauß für ihren Sohn aus.

Meine Meinung:

Um mir eine umfassendes Bild von dieser schwer traumatisierten Familie bilden zu können, werde ich noch die beiden Vorgänger „Lauf, Ludwig, Lauf“ und „Hannah und Ludwig“ lesen.

Hannah Seligmann kommt hier nicht wirklich gut weg. Sie hasst Deutschland, häufig ihren Mann, manchmal ihren Sohn und ist mit allem und jedem unzufrieden. Sie wirft Ludwig seine Erfolglosigkeit und Rafael, der in diesem angespannten Umfeld auch leidet, sein Versagen in der Schule vor. Selbst als er das Abitur, spät aber doch schafft und Geschichte studieren will, ist sie nicht zufrieden damit. Doch ihr persönlicher SuperGAU ist, dass sich Rafael in eine Nicht-Jüdin verliebt.

Psychologische Hilfe lehnt sie kategorisch ab, der Rückkehrgeld nimmt sie dann schon. Auffallend ist, dass sie in ähnliche Stereotypen verfällt, die sie den Deutschen vorhält und unterstellt.

Es sieht so aus, als ob Hannah sich und Ludwig sowie seiner Familie es nicht verzeihen kann, die Shoa überlebt zu haben.

Fazit:

Ein schönes Stück Zeitgeschichte aus einer Zeit als das Unrechtsbewusstsein in Deutschland kaum vorhanden war. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.