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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2022

Guter Einstieg in eine neue Krimireihe

Kalt und still
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Wenn es kracht, dann richtig. Auch für Hanna Ahlander, die kurz vor Weihnachten einige Rückschläge einstecken muss. Um sich wieder zurecht zu finden, ihre Wunden zu lecken und einen Plan B zu entwickeln, ...

Wenn es kracht, dann richtig. Auch für Hanna Ahlander, die kurz vor Weihnachten einige Rückschläge einstecken muss. Um sich wieder zurecht zu finden, ihre Wunden zu lecken und einen Plan B zu entwickeln, zieht sie in das Ferienhaus der Schwester. In dem kleinen Skiort Åre verschwindet ein junges Mädchen. Hanna beteiligt sich bei der Suche und wird dabei ganz langsam in den Fall mit hineingezogen.

Viveca Sten hat bereits in ihrer ersten Krimi-Serie bewiesen, dass sie gute Geschichten erzählen kann. Sie verzichtet auf allzu blutrünstige und grausame Details und erzählt lieber in einer ruhigen und sehr bildlichen Art die Geschichte. Die Spannung wird durch die vielen Details, die wiederum Wendungen in der Geschichten auslösen, aufrechterhalten. Auch die verschiedenen Perspektiven und sehr realitätsnahen Begebenheiten sorgen dafür, dass der Lesenden schnell in die Geschichte eintauchen kann. Durch die vielen kleinen Kapitel kommt man zusätzlich noch in einen Lesesog, der mich so manche nächtliche Stunde Schlaf gekostet hat.

Mir hat der Start der neuen Serie gut gefallen. Es war ein gelungener Auftakt für Hanna Ahrlander und dem örtlichen Polizeiteam. Ich hoffe auf weitere gute Fälle und auf das ein oder andere dunkle Geheimnis, welches die Charaktere bisher noch versteckt halten.

Veröffentlicht am 11.09.2022

Leicht zu lesende, spannende und unterhaltsame Geschichte

Die Hennakünstlerin
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Das Buch habe ich von einer Freundin empfohlen bekommen. Ich war anfangs wirklich skeptisch, ob ich mit dieser Frauengeschichte warm werden würde. Doch die Autorin hatte mich bereits nach wenigen Seiten ...

Das Buch habe ich von einer Freundin empfohlen bekommen. Ich war anfangs wirklich skeptisch, ob ich mit dieser Frauengeschichte warm werden würde. Doch die Autorin hatte mich bereits nach wenigen Seiten an ihre Geschichte gefesselt und so bin ich mit ihr und Lakshmi durch Indien in den 50iger Jahren gereist.

Ich fand, dass die 50iger Jahre weniger von Bedeutung waren, denn vieles ist noch heute so, wie die Autorin es beschreibt. Das Kastensystem ist bis heute vorhanden, wenn auch nicht mehr so dominant wie in den 50iger Jahren, die arrangierten Ehen und der enorme gesellschaftliche Druck auf die Frauen sind ebenfalls noch vorhanden.

Die Autorin erzählt von einer starken jungen Frau, die sich durch Flucht aus der Ehehölle befreit hat. Sie muss hart und sehr viel arbeiten, einige Demütigungen aushalten und ihren Stolz oft zurückstellen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Sie schafft es und wird in ihrem Kundinnenkreis geachtet und wertgeschätzt. Auch ihre Kenntnisse in der Kräuterheilkunde werden sehr geschätzt. Jedoch sind diese nicht öffentlich und werden nur unter der Hand bestellt und gekauft.

Durch Lakshmi erhält der Lesende einen kleinen Einblick in die Traditionen und Rituale indischer Familien. Man erfährt, wer was darf, wer zurückstecken muss, wessen Meinung über den anderer Menschen steht. Aber man erfährt auch viel über die Hennakunst, die indischen Leckereien und über die Kräuterheilkunde. Die Autorin hat mit Lakshmi einen starken Charakter erschaffen. Mit Malik hat sie einen treuen Freund und Helfer an ihrer Seite. Dessen Klugheit und Charme (obwohl erst ca. 8 Jahre, er weiß es selbst nicht) mich manchmal amüsiert und überrascht hat, aber er passte gut in diese Geschichte. Radha hingegen bringt ihre ganze Arbeit und ihren Ruf ins Wanken. Diesen Charakter empfand ich als schwierig und wenig sympathisch. Ich habe manchmal mit der Figur gehadert und mich gefragt, warum sie Lakshmi so in den Rücken fällt. Jedoch darf man die Zeit, die Naivität und die Vergangenheit von Radha nicht aus den Augen verlieren.

Insgesamt war es eine leicht zu lesende, spannende und unterhaltsame Geschichte, die mich nach Indien mit den vielen Ritualen, Traditionen und Regeln gebracht hat.

Veröffentlicht am 03.09.2022

Trauig-schöne Geschichte

Kirschblüten und rote Bohnen
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Die japanische Literatur ist für mich irgendwie immer mit Innehalten und Langsamkeit verbunden. Die Erzählweise ist ruhig, ausgeglichen und trotzdem mitziehend. Man möchte wissen, was passiert ist, warum ...

Die japanische Literatur ist für mich irgendwie immer mit Innehalten und Langsamkeit verbunden. Die Erzählweise ist ruhig, ausgeglichen und trotzdem mitziehend. Man möchte wissen, was passiert ist, warum die Charaktere so speziell sind bzw. geworden sind und was sie noch vorhaben.

Auch bei "Kirschblüten und rote Bohnen" waren die Charaktere ruhige, teilweise in sich gekehrte Menschen, die schon einiges im Leben mitgemacht haben. Stück für Stück werden die Schichten rund um Tokues Vergangenheit freigelegt und was man dann liest, hinterlässt eine Gänsehaut. Man zieht direkt Parallelen zur heutigen Zeit und erschrickt, dass es sich (fast) wiederholt. Das harte Vorgehen, die Grausamkeit gegenüber den Betroffenen und wie lange sich Mythen halten können, stimmte mich nachdenklich. Die Dialoge zwischen Sentaro und Tokue haben mich am meisten begeistert. Obwohl sie oft miteinander diskutieren, spürt man, dass sie respektvoll miteinander umgehen und die Achtung voreinander wahren.

Ein kleiner Tipp: Das Buch nicht im hungrigen Zustand lesen, denn die Herstellung der Süßigkeit Dorayaki wird sehr ausführlich beschrieben. Fast schon will man nach dem Lesen beim Japaner anrufen und eine Portion bestellen.

Veröffentlicht am 10.08.2022

Sehnsuchtsort Insel

Meine Île de Ré
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Was für ein spannendes und geschichtsreiches Porträt von der Île de Ré.

Bernd Eilert erzählt von seiner Suche nach der perfekten Sehnsuchtsinsel, "seiner" Insel. Er bereist viele Inseln, um sie zu dentdecken ...

Was für ein spannendes und geschichtsreiches Porträt von der Île de Ré.

Bernd Eilert erzählt von seiner Suche nach der perfekten Sehnsuchtsinsel, "seiner" Insel. Er bereist viele Inseln, um sie zu dentdecken und erzählt kurz, warum sie nicht seine Insel werden konnten. Was macht eigentlich diesen Sehnsuchtsort aus? Warum kehren viele Menschen zu einem bestimmten Ort (meistens aus ihrer Kindheit) zurück?

Bernd Eilert entdeckt seinen Sehnsuchtsort durch seine Frau. Es ist Île de Ré. Eine Insel, die von den meisten Touristen übersehen wird, was wohl an der Ruhe und das Fehlen von Parties, Aufregung und klassischen Sehenswürdigkeiten liegt. Der Insel fehlen die spannenden Punkte, auf die sich die Touristen normalerweise stürzen. Die Festivals, Feste und andere besondere Aktivitäten sind nicht vorhanden. Was die Insel allerdings mehr als genug hat, sind geschichtliche Anekdoten, viele Stunden zum Fahrrad fahren, Bücher lesen und schreiben, Malen und Sinnieren und vor allem Nichtstun. Also Entspannung und Abschalten.

Das wird auf viele Lesende wahrscheinlich schrecklich langweilig wirken, aber wenn man sich auf die Geschichte von dem Autoren einlässt, erfährt man viele geschichtliche Anekdoten, den ein oder anderen bekannten Künstler- und Autorennammen. Seine unterhaltsame Art die Geschichte wiederzugeben, ließ mich die Zeit beim Lesen vergessen lassen.

Am Ende klappte ich das Buch zu und wusste, das ist nicht mein Sehnsuchtsort, aber schön war es trotzdem.

Veröffentlicht am 19.07.2022

Interessante Geschichte rund um den BND

Das Tor der Tränen
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Ich lese ganz gern mal einen politischen Roman. Dabei handelt es sich meistens um Biografien oder Krimis. Den Roman von Carl Maria Ehrlicher kann ich nicht wirklich einem Genre zuordnen. Er beinhaltet ...

Ich lese ganz gern mal einen politischen Roman. Dabei handelt es sich meistens um Biografien oder Krimis. Den Roman von Carl Maria Ehrlicher kann ich nicht wirklich einem Genre zuordnen. Er beinhaltet politische Elemente (sehr viele), eine Liebesgeschichte und eine ordentliche Portion bissigen (manchmal zynischen) Humor. Der Schreibstil ist nicht so gediegen wie bei einem Sachbuch, sondern eher leicht zu lesen und fast schon unterhaltsam.

Ich habe wenig Wissen über den BND und seine Arbeit, aber wie eine Behörde funktioniert und wie es im Inneren abläuft, kann ich mir gut vorstellen. Das Gerangel um die besten Plätze, das Klammern an den Posten und das gegenseitige Behindern kommen in öffentlichen Einrichtungen häufig vor und sind wahrscheinlich für viele Menschen nachvollziehbar. Ebenso der Anträgewulst, die Paragrafenreiterei und der Sparzwang sind noch heute aktuell.

Beim Lesen musste ich mich immer wieder daran erinnern, dass die Geschichte Ende der 70iger spielt, wo man noch Telefonzellen hatte, Briefe handschriftlich schrieb und Flüge teuer waren. Das Abtauchen in diese Zeit und das Leben von Karl Häusler war mir gut gelungen und war für mich interessant. Der Aufbau einer Agenten-Informatnten-Beziehung, das Beschaffen der Informationen und das Geheimhalten der eigenen Identität waren durchaus spannend und interessant. Die Liebesgeschichte wurde gut mit eingebunden ohne die eigentliche Geschichte zu verdrängen. Jedoch fehlte mir manchmal die Emotion in den Dialogen. Gerade im ersten Teil der Geschichte waren die (Liebes-)Dialoge/Szenen etwas hölzern.

Die Figuren konnte ich mir aufgrund der detaillierten Beschreibungen gut vorstellen und so mancher böse Kommentar zur Optik und zum Charakter dieser, rundeten das Bild gut ab. Der Autor ließ mich immer wieder schmunzeln, wenn er mit seinen bissigen Kommentaren die verschiedensten Situationen (meist mit unbeliebten Kolleg:innen) beschrieb. Teilweise brach der Zynismus durch, manchmal war es der Frust, der den Sarkasmus hervorlockte.

Dazwischen immer wieder die politische Situation im Iran beschrieben (eher oberflächlich) und welche politischen Verwicklungen entstanden sind. Die Gefahr wird zu spät erkannt, als vieles schon nicht mehr zu stoppen ist. Die Gründe dafür sind erschreckend und doch glaubhaft.

Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen, ob die Fakten alle so stimmen, habe ich nicht geprüft, denn für mich war es ein Roman und kein Sachbuch.