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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2022

Witzig und motivierend zu gleich

100 Dinge, die du tun kannst, statt zu zocken
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Als ich das erste Mal „100 Dinge, die du tun kannst, statt zu zocken“ in den Händen hielt, war ich erstaunt, wie klein das Buch doch ist. Mit gerade Mal einer Höhe von 16,2 cm ist es relativ handlich. ...

Als ich das erste Mal „100 Dinge, die du tun kannst, statt zu zocken“ in den Händen hielt, war ich erstaunt, wie klein das Buch doch ist. Mit gerade Mal einer Höhe von 16,2 cm ist es relativ handlich. Der Aufbau mit einem Augenzwinkern auf Zockerfreunde angepasst. Im Grunde besteht dieses Büchlein aus Challenges, die erfüllt werden wollen. Und für jede gemeisterte Challenge gibt es Belohnungs-Coins die gesammelt werden können. Hinten im Buch können diese dann für ganze 10 Tage notiert werden. Auf der Nachbarseite gibt es die Auswertung. Sie ist motivierend geschrieben und ist ein kleiner Anreiz.

Der Aufbau gefällt mir, besonders das Layout. Es ist alles herrlich kurz und knackig formuliert, die Gestaltung auf kleine Gamer angepasst. Ich finde die Idee witzig und tatsächlich finden sich da ganz coole Challenges. Manches ist nützlich für die ganze Familie, wie etwa „erledige irgendwas im Haushalt“. Anderes wiederum weckt die Kreativität, wie beispielsweise „Schreib ein Gedicht“. Auch sportliche Challenges sind dabei. Die Ideen inspirieren und je nach Schwierigkeitsgrad gibt es mal mehr, mal weniger Coins zum Sammeln.

Persönlich finde ich, dass das Buch eine amüsante Idee ist, um einen Zocker aus dem Zimmer in die reale Welt zu locken. Allerdings braucht es bei den Hardcore-Vertretern sicherlich ein bisschen mehr Motivation als aufgedruckte Coins zu sammeln. Doch wie wirkungsvoll das Büchlein tatsächlich ist, verrät nun der Lesejunior für den „100 Dinge, die du tun kannst, statt zu zocken“ gedacht ist:

>> „100 Dinge, die du tun kannst, statt zu zocken“, hätte ich mir weder selbst gekauft noch in die Hand genommen, wenn meine Mutter nicht so gedrängelt hätte.
Tatsächlich war ich dann aber wirklich überrascht, wie gut das Buch aufgebaut ist und die meisten der 100 Ideen lassen sich auch in die Tat umsetzen.

Umso erstaunter war ich, dass „100 Dinge, die du tun kannst, statt zu zocken“ für mich schon sinnvoll sind. Durch die Challenges habe ich die Möglichkeit, viele neue Abenteuer zu entdecken und sogar noch etwas nebenbei zu lernen. Außerdem finde ich es total cool, dass es für jede gelöste Aufgabe Coins gibt, die ich sammeln kann. Das pusht mich enorm, auch wirklich die elektronischen Geräte aus der Hand zu legen, um so viele Münzen wie möglich zu sammeln.

Manche Aufgaben fand ich allerdings blöd und eine ganz besonders übertrieben. Ich habe gar keine Lust, eine Band zu gründen und mal ehrlich, da hätte es doch gern was anderes sein dürfen.
Aber im Allgemeinen gefällt mir das Buch echt gut, weil es mir viele Ideen an die Hand gibt, was ich statt zocken noch so Schönes erleben kann. Alleine oder zusammen mit Freunden. <<

Fazit:
Das Büchlein sollte niemand allzu ernst nehmen. Trotzdem lädt das Sammelsurium an diversen Aufgaben auf eine witzige und dennoch motivierende Art dazu ein, der elektronischen Welt mal für eine Weile zu entfliehen.

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Veröffentlicht am 03.09.2022

Ein rasanter, mitreißender und actionreicher Thriller

Die Knochennadel
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Optisch wurden alle drei Teile der Peter-Hogart-Serie 2020 angeglichen, sodass auch dieses Cover zu „Die schwarze Dame“ und „Die Engelsmühle“ passt. Allerdings empfinde ich nicht, dass das Cover stimmig ...

Optisch wurden alle drei Teile der Peter-Hogart-Serie 2020 angeglichen, sodass auch dieses Cover zu „Die schwarze Dame“ und „Die Engelsmühle“ passt. Allerdings empfinde ich nicht, dass das Cover stimmig zum Inhalt ist. Aber gut, unterm Strich soll mich die Geschichte überzeugen und nicht der äußere Einband.

Und tatsächlich, „Die Knochennadel“ hat mich vollkommen begeistert. Sie ist ganz anders als ihre Vorgänger, um einiges dichter erzählt und sehr mitreißend. Während „Die Engelsmühle“ besonders durch ihre düster-bedrohliche Atmosphäre bestach, wurde hier ein wahres Feuerwerk an Actionszenen gezündet. Dabei wirkten diese niemals übertrieben, sondern waren sehr realistisch konzipiert. Ebenso die Charaktere, die unglaublich lebendig und vielfältig daherkamen.
Der Fokus lag hauptsächlich auf Hogart, ab und zu gewährte mir der personale Erzähler auch einen kurzen Blick auf andere Figuren.
Sehr interessant fand ich auch den Vergangenheitsstrang, der ausschließlich Aimée und David beleuchtete. Wie auch der Gegenwartsstrang wurde er in der chronologisch korrekten Reihenfolge erzählt.

Das französische Setting hatte mir ausgesprochen gut gefallen. Auch der Handlungsaufbau ließ keine Wünsche offen. Temporeich ging es ordentlich zur Sache, so einiges war nichts für schwache Nerven. Die kurzen Kapitel und die unterschiedlichen Ereignisstränge sorgten für packende Unterhaltung. Obwohl ich mir viele Zusammenhänge erfolgreich zusammenreimen konnte, schaffte es Andreas Gruber öfter, mich aufs Glatteis zu führen und damit zu verunsichern.

„Die Knochennadel“ lässt sich problemlos ohne Kenntnisse der anderen zwei Teile lesen. Allerdings empfiehlt es sich, die anderen Bände ebenfalls zu kennen, da sonst die Entwicklung der Kernfiguren einfach nicht vernünftig präsentiert werden kann.
Ich fand es großartig, dass ein kleiner Figurenstamm seit Band 1 mit dabei ist und dieses Mal hat mich ein Charakter, von dem ich es am wenigsten erwartet hätte, in seiner Entwicklung besonders beeindruckt.
Aber auch die Symbiose zwischen Hogart und seiner Nichte war wieder einmal erfrischend und überzeugend.

Das Finale war unglaublich aufwühlend, beim Lesen bekam ich schweißnasse Hände. Bis fast zur letzten Seite wusste Andreas Gruber immer wieder gezielte und völlig überraschende Wendungen einzuflechten, sodass das Spannungslevel extrem hoch blieb. Ich hoffe sehr, dass es irgendwann einen vierten Fall für Peter Hogart gibt.

Fazit:
Ein Thriller, der hochkomplex ist und mit einem wahren Feuerwerk an Action zündet.

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Veröffentlicht am 03.09.2022

Ein atmosphärischer Thriller

Die Engelsmühle
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Um ehrlich zu sein, war ich vom ersten Band „Die Schwarze Dame“ gar nicht angetan und dementsprechend unsicher hielt ich nun „Die Engelsmühle“ in der Hand.
Sie ist der zweite Thriller, den Andreas Gruber ...

Um ehrlich zu sein, war ich vom ersten Band „Die Schwarze Dame“ gar nicht angetan und dementsprechend unsicher hielt ich nun „Die Engelsmühle“ in der Hand.
Sie ist der zweite Thriller, den Andreas Gruber nach seinem Erstlingswerk „Die schwarze Dame“ erstmalig 2008 im Festa Verlag veröffentlicht, geschrieben hat. Mir war schon ein bisschen bang und ich stellte mir die Frage, ob hier schon eine Weiterentwicklung des Autors stattgefunden hat.

„Die Engelsmühle“ zog dann 2018 in den Goldmann Verlag um und bekam 2020 noch mal optisch ein neues Make-up mit neuem Cover und Innenlayout verpasst. Ich habe noch die erste Auflage aus 2018 und obwohl mir die Einbandgestaltung viel besser als die neue Version gefällt, hat sich die Karte verbessert. Die Karte von Wien Ende des 19. Jahrhunderts ist viel zu klein und unsauber gedruckt, um wahnsinnig viel erkennen zu können. Aber eigentlich hat die Karte für mich keine Relevanz gehabt, da ich mir auch so ganz gut die Örtlichkeiten vorstellen konnte.
In „Die Engelsmühle“ war ich super gestartet und hatte zum ersten Mal wirklich das Gefühl, Peter Hogart näher zu kommen. Die Ausarbeitung der Charaktere hatte eine angenehme Vielschichtigkeit und Tiefe, sodass die Figuren lebendig wirkten. Ich mochte es, dass kleine Details aus Band 1 sich auch in „Die Engelsmühle“ wiederfanden, aber sie nicht so entscheidend sind, dass „Die schwarze Dame“ zwingend vorher gelesen sein muss. Beide Bände sind in sich abgeschlossen, sodass „Die Engelsmühle“ bequem und ohne Vorkenntnisse gelesen werden können.

Der Titel ist passend zur Geschichte gewählt, denn dank Peter Hogart gibt es einen Ausflug zur Engelsmühle, die von reichlich gruseligen Wiener Sagen unterfüttert und vom Autor mit einer eindrucksvollen Atmosphäre unterlegt wird. Obwohl ich bei herrlichstem warmem Sommerwetter das Buch las, rieselte mir regelmäßig beim Lesen ein Kälteschauer über den Rücken.
Ein weiterer Vorteil war, dass nur der personale Erzähler mit reinem Fokus auf Hogart die Ereignisse erzählte, sodass ich auch nur das herausfinden konnte, was Hogart ermittelte. Ich war fleißig am Miträtseln, muss aber gestehen, dass ich lange Zeit einfach völlig ratlos blieb. Wie nur könnte das alles sinnvoll zusammenhängen?

Der fesselnde und bildliche Schreibstil nahm mich mit in ein sauber ausgearbeitetes Handlungsgeschehen, welches sich zeitlich chronologisch korrekt aufbaute. Es war schwer zu unterscheiden, wer hier wirklich Pro- und Antagonist ist, was mir unheimlich gut gefiel. Auch der Wandel mancher Figuren war erstaunlich und geschickt durchgeführt. Am auffälligsten war das bei den Ermittlern. Erst entstand der Eindruck, dass Andreas Gruber die Ermittler Garek und Eichinger ein wenig karikiert hatte. Doch im Verlauf entkräftete sich der Eindruck und es war spannend zu erleben, wie sie Hogart das Leben mal leicht und manchmal ziemlich schwer machten.
Generell mochte ich die Dynamik der Figuren untereinander sehr und es machte wirklich Spaß, Hogart beim Ermitteln zu begleiten. Besonders seine Begegnungen mit Frauen hat mich teilweise echt amüsiert. Er hat da wirklich kein glückliches Händchen.

„Die Engelsmühle“ gefiel mir vom Anfang bis zum Schluss ausgezeichnet. Erst ganz kurz vor Hogart habe ich den Zusammenhang entschlüsselt und war fasziniert, wie auch erstaunt. Das Finale war wirklich eindrucksvoll und unglaublich spannend. Ich konnte das Buch einfach nicht mehr zur Seite legen, so sehr war ich im Bann der Geschehnisse. Am allermeisten freute mich, dass „Die Engelsmühle“ so ganz anders war als „Die schwarze Dame“. Die Entwicklung von Andreas Gruber als Autor war unglaublich beeindruckend und ich war sehr erleichtert, endlich wieder einen spannungsvollen Thriller aus seiner Feder gelesen zu haben.

Fazit:
„Die Engelsmühle“ ist ein packender und unterhaltsamer Thriller, der nicht nur mit seiner Rahmenhandlung, sondern auch mit seinem Setting und der damit verbundenen Atmosphäre zu überzeugen weiß.

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Veröffentlicht am 03.09.2022

Eine wunderschöne emotionale Geschichte mit stimmungsvollen Japan-Setting

Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe
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Erst einmal muss ich sagen: Wow. Das Cover ist in Wirklichkeit noch viel schöner und ich liebe es total. Sehr überrascht war ich, als ich den Schutzumschlag ablegte und darunter ein richtig edel wirkendes ...

Erst einmal muss ich sagen: Wow. Das Cover ist in Wirklichkeit noch viel schöner und ich liebe es total. Sehr überrascht war ich, als ich den Schutzumschlag ablegte und darunter ein richtig edel wirkendes Buch zum Vorschein kam. Vorne auf dem Buchdeckel prangt ein wunderschöner silberner Schmetterling, der im Sonnenlicht herrlich schillert. Auf dem Buchrücken sind in silberner Schrift der Name der Autorin und der Titel des Buches aufgedruckt. Mir gefällt diese Komposition mit dem Schutzumschlag richtig gut. Aber nicht nur äußerlich, auch innerlich ist das Buch toll. Direkt am Anfang erwartet mich der Stammbaum der Kaiserlichen Familie, was ein schöner Überblick über die Personen gibt, denen ich im Verlauf des Buches mal mehr, mal weniger intensiv begegnen werde.
„Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe“ ist der erste Teil von „Die Tokyo-Ever-After-Reihe“ und so viel sei schon jetzt verraten, Band 2 wird auf dieses Buch aufbauen.

Der Einstieg in „Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe“ war leicht und angenehm.
Hauptsächlich erzählt mir Izumi, die Protagonistin selbst, was sich ereignet. Durch die Ich-Perspektive konnte ich lediglich verfolgen, wie Izumi etwas wahrnahm, wie ihre Gedanken, Gefühle, Meinungen und Beobachtungen zu den Ereignissen sind. Das stärkte die Bindung zwischen Izumi und mir sehr und ich mochte sie sofort.
Izumi wächst in einer Kleinstadt in den Südstaaten auf und gehört einer Minderheit an. Das lassen sie die Bewohner des 3.000 Seelenortes Mount Shasta auch gern mal spüren. Hinzukommt, dass sie nicht mal ihre eignen Wurzeln kennt. Kein Wunder also, dass sie anfänglich reichlich unbedarft, ja beinahe kindlich naiv wirkt, als die frohe Kunde kommt, dass ihr Vater ein japanischer Prinz ist. Und dennoch, Izumi ist charakterstark und weiß, wie sie mir Respekt abringen kann. Während ich schon manches Mal das Handtuch geworfen hätte, hält Izumi eisern durch. Izumi wächst mit ihren Herausforderungen und ihre Entwicklung gefiel mir ausgesprochen gut.

Die einzige Perspektive außerhalb von Izumis Wahrnehmung sind Zeitungsartikel des „Tokyo Tattler“, die jedoch nicht immer in chronologischer Reihenfolge und passend zum zeitlichen Geschehen im Buch zu lesen sind. Der Kniff ist geschickt gesetzt, denn so schwante mir beim Lesen oft, dass bald etwas Ungutes geschehen könnte, was gleich die Spannung in die Höhe sausen ließ.
Generell jedoch mochte ich es sehr, dass sich Emiko Jean die Zeit nimmt, die wichtigsten Charaktere intensiv einzuführen, genauso wie die Settings mit viel Liebe fürs Detail, ohne dabei abschweifend darzustellen. Besonders Izumis Freundinnen und ihre Chats sind oftmals sehr lustig.
Ja, „Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe“ ist eine typische Young-Adult Story, die sehr wohl an ähnliche Plots wie „Plötzlich Prinzessin“ oder „Ein Herz und eine Krone“ erinnert. Aber das, was Emiko Jean erschaffen hat, ist einfach zauberhaft und dennoch erfrischend anders.
Izumis Reise nach Japan, zu ihrer Familie väterlicherseits, ist vor allem eine Reise zu sich selbst und zu ihren Wurzeln. Dass dies nicht einfach sein kann, ist Izumi anfänglich gar nicht bewusst. Und genau das habe ich so an dem Buch geliebt. Der Wunsch dazuzugehören ist omnipräsent und der Preis erschreckend hoch. Das regt zum Nachdenken und mitfühlen an. Manche Szenen sind dabei so real, dass sie mitten aus dem Leben gegriffen wirken.
Der Schreibstil ist unglaublich fluffig, absolut einnehmend und ich habe es geliebt, dass japanische Begrifflichkeiten sofort im Kontext erklärt wurden.

Am allerschönsten waren für mich die detaillierten Beschreibungen Japans. Emiko Jean gelingt es völlig natürlich japanische Gepflogenheit, die Raffinessen der japanischen Sprache, geschichtliches, Moral- und kulturelle Vorstellungen sowie das royale Kaiserliche Leben so in den Handlungsablauf einzubetten, dass ich nicht nur bestens unterhalten wurde, sondern neben bei auch etwas lernte.
Es war, als wäre ich selber vor Ort, dürfte durch den Palast streifen, müsste ebenso wie Izumi hart lernen, was es bedeutet, die Kaiserliche Familie zu präsentieren. Und mittendrin in diesem bunten Reigen aus jugendlichem Drama, Intrigen und Hoffnung, erblüht eine ganz zarte Liebe. Hach, war das schön. Ein Klischee, ja. Aber egal. Die Umsetzung ging mir so ans Herz und ich habe die vielen kleinen Details der sich gerade Verliebten total genossen und so muss es in einem Young-Adult Buch auch bitteschön sein.

Das Finale des Buches kommt mit einer großen Portion Dramatik daher, welches mich auf eine Achterbahn der Gefühle mitnahm. Was habe ich mitgelitten, gehofft und gebangt. Die Wendungen sind rasant, unvorhersehbar und ich bin nur noch so durch die Seiten geflogen, weil ich unbedingt wissen musste, wie alles endet. Das Ende ist rund und ich bin froh, dass Emiko Jean keinen gemeinen Cliffhanger gesetzt hat. So werde ich zwar dennoch auf die baldige Übersetzung des zweiten Bandes ungeduldig warten, aber immerhin einigermaßen entspannt.

Fazit:
„Tokyo ever after“ nimmt mit auf eine emotionale Achterbahn durch zwei Kulturen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die Liebe ist hier die Kirsche auf der Sahnetorte, der Rest einfach wunderschön geschrieben und unterhaltsam bis zum Schluss.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Oh, bitte, nicht weglegen - richtig guter Krimi mit historischem Kontext

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
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„Das Mädchen und der Totengräber“ passt optisch super zum ersten Buch. Die Engelsfigur mit einem Ausschnitt des historischen Wiens vermittelt schon einen Eindruck, wo die Geschichte spielt. Im Buchdeckel ...

„Das Mädchen und der Totengräber“ passt optisch super zum ersten Buch. Die Engelsfigur mit einem Ausschnitt des historischen Wiens vermittelt schon einen Eindruck, wo die Geschichte spielt. Im Buchdeckel ist ein Kartenausschnitt von Wien um 1894, sodass jeder, der möchte, die Ereignisse auch grafisch nachvollziehen kann. Zudem gibt es zu Beginn ein Personenregister, sodass sich gut nachvollziehen lässt, welcher Charakter mitspielt und zu welchem illustren Kreis er gehört.
Am Ende gibt es noch ein kleines Glossar, dass die wichtigsten wienerischen Ausdrücke verständlich übersetzt.
Obgleich es sich hierbei um eine Serie handelt, können beide Bücher unabhängig voneinander gelesen werden. Manchmal gibt es kleine Andeutungen, was in „Das Buch des Totengräbers“ geschah, um den Kontext besser zu verstehen. Sie sind aber so formuliert worden, dass der Lesende nicht gespoilert wird und es immer noch möglich ist, Band 1 nachzuholen. Tendenziell würde ich aber empfehlen, zuerst das Auftaktbuch zu lesen, weil ein fester Figurenstamm auch „Das Mädchen und der Totengräber“ bereichert und sich die Charaktere weiterentwickelt haben. Dazu aber später mehr.

Der Einstieg in das Buch war dank des Prologs ziemlich aufregend. Mitten in der Wüste Ägyptens begleitete ich einen Ägyptologen, der durch Zufall ein Grabmal fand. So war ich gleich mitten im Geschehen und sehr gespannt, wie diese Vorkommnisse zu den Ereignissen zwei Jahre später passen würden.
Ich habe mich sehr gefreut, die lieb gewonnenen Charaktere aus dem ersten Band wieder zu treffen. Julia Wolf, gewohnt scharfsinnig und mit großer Menschlichkeit ausgestattet, ist nun Polizeifotografin. Wie schwer der Job in einer Männerdomäne ist, wird eindringlich vermittelt. Ebenso die Vorurteile, denen Julia ausgesetzt ist.
Generell ist Wien um 1894 durch ziemlich viel Voreingenommenheit geprägt. Das spürt auch regelmäßig Inspektor Leopold von Herzfeldt, der als jüdischer Piefke (negative Bezeichnung für einen Deutschen) dem Spott und Hohn seiner Kollegen und Vorgesetzten ausgesetzt ist. Vor allem, weil er die neuen Errungenschaften der modernen Kriminalistik an den Mann bringen soll.
Aber auch Homosexualität ist damals nicht gern gesehen und Fremdenfeindlichkeit an der Tagesordnung. Oliver Pötzsch gelingt es, durch seine intensiven Recherchen rund um diese sensiblen Themen eine authentische Atmosphäre des damaligen Wiens zu erzeugen, die Ignoranz sowie das Überlegenheitsgefühl einzufangen und durch das Einfließen geschichtlicher Hintergrundinfos einen Blick auf Vergangenes mit einer versteckten Mahnung zu ermöglichen. Außerdem mochte ich es sehr, dass Oliver Pötzsch zu den teilweise sehr bornierten Vorstellungen einiger Figuren auch Charaktere entwarf, die für ihre Zeit sehr weltoffen sind und den Blick auf das Wesentliche lenken, nämlich, dass jeder Mensch ein Mensch ist. Unabhängig vom Geschlecht, seiner Äußerlichkeiten oder seiner Herkunft. Das wiederum brachte auch scharfe Kontraste mit in die Erzählung.

Mein Lieblingscharakter ist und bleibt der kauzige Totengräber Augustin Rothmayer. Obwohl er wirklich manchmal sehr harsch in seiner Äußerung und sein Benehmen wirken kann, das Herz hat er definitiv am rechten Fleck. Sein neustes Buch, „Totenkulte der Völker“, dessen Auszüge ich ebenfalls lesen durfte, waren manchmal wieder nichts für schwache Nerven. Ich fand es aber sehr interessant, wie andere Kulturen mit den Verstorbenen oder dem Tod allgemein umgehen.
Ein wenig schade fand ich jedoch, dass er gar nicht so viel Raum innerhalb der Geschichte bekam. Daher finde ich persönlich den Titel etwas irreführend. Im Grunde müsste es eher heißen: „Die Mumie und der Piefke“ oder so.

Ich habe das Buch parallel gelesen und gehört. Beim Hörbuch sollte beachtet werden, dass es sich hierbei um eine gekürzte Fassung handelt. Das fand ich etwas schade, denn die Sachen, die ausgelassen wurden, sind ebenfalls interessant. Spannenderweise scheint das Hörbuch aktueller zu sein, denn ein inhaltlicher Fehler zum Totenglauben der Ägypter war im Hörbuch bereits korrigiert. Manchmal wurden auch Wörter durch Sinngleiche ersetzt. Das habe ich nicht ganz nachvollziehen können, tat der Geschichte aber an sich keinen Abbruch.
Generell kann ich das Hörbuch aber wärmstens empfehlen, denn Hans Jürgen Stockerl versteht es meisterhaft, der Geschichte Lebendigkeit zu verleihen. Er schaffte es, humorvolle Augenblicke genauso wirkungsvoll in Szene zu setzen wie schaurige Details und vor spannungstrotzende Ereignisse. Zudem gelang es mir hervorragend, die vielen Charaktere auseinanderzuhalten, da Hans Jürgen Stockerl seine Sprechweise auf die jeweilige Figur anpasste. Am herrlichsten fand ich den Wiener Dialekt, ich hatte immer das Gefühl, mitten in Wien um 1894 zu sein und den verschiedensten Charakteren über die Schulter zu blicken.

Generell lebt die Geschichte von vielen Perspektivwechseln, die alle durch den personalen Erzähler begleitet werden. Auch hier gab es für mich keine Probleme mitzuhalten, alles ist so schlüssig aufgebaut, dass ich spielend leicht folgen konnte.
Die Konstruktion der zwei Kriminalfälle ist gut ausgetüftelt. Der Mumien-Fall ist höchstinteressant, bis kurz vorm Ende habe ich das ganze Ausmaß nicht durchschaut. Ebenso erging es mir bei den Stricher-Morden, die besonders brutal gewesen sind. Hier braucht der Lesende definitiv einen starken Magen, denn manchmal waren die Beschreibungen schon detaillierter.

Ich mochte es sehr mitzuraten und habe „Das Mädchen und der Totengräber“ super gern gelesen und gehört. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, Leo über die Schulter zu schauen oder den knurrigen Rothmayer zu begleiten. Am meisten faszinierte mich jedoch die Komplexität, mit der die Geschichte aufgebaut wurde und dadurch viel Tiefgang erhielt.
Was dich erwartet: Zwei spannende Kriminalfälle in Wien um 1894, die der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt mit den neuesten Methoden der Kriminalistik aufzuklären gedenkt. Dabei erhält er ungewollte Unterstützung vom eigensinnigen und kauzigen Totengräber Augustin Rothmayer.

Fazit:
Ein historischer Kriminalroman, den ich mit leuchtenden Augen jedem wärmstens ans Herz legen kann. Hier stimmt wirklich alles. Spannende Unterhaltung, verzwickte Mordfälle, kauzige Charaktere und jede Menge packende Wendungen, die fest zu einem fesselnden Ermittlungsabenteuer zusammengeschnürt wurden.

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