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Veröffentlicht am 26.09.2022

Empfehlenswertes veganes Kochbuch für die Lieblingsgerichte unserer Kindheit

Omi, ich bin jetzt vegan!
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MEINE MEINUNG
Vegane Ernährung liegt voll im Trend und inzwischen gibt es zahlreiche Kochbücher mit einer großen Vielzahl an Rezepten, die zeigen, dass auch die vegane Küche abwechslungsreich und schmackhaft ...

MEINE MEINUNG
Vegane Ernährung liegt voll im Trend und inzwischen gibt es zahlreiche Kochbücher mit einer großen Vielzahl an Rezepten, die zeigen, dass auch die vegane Küche abwechslungsreich und schmackhaft sein kann.
In dem bei Allegria erschienen Kochbuch mit dem Titel „Omi, ich bin jetzt vegan! - 74 vegane Rezepte für deine Lieblingsgerichte aus der Kindheit“ zeigt die sympathische Bloggerin Angelique Vochezer, dass man auch auf Omis traditionelle Hausmannskost und Lieblingsgerichte aus der Kindheit nicht verzichten muss und sich dies zudem problemlos mit veganer gesunder Ernährung verbinden lässt. Ein wirklich tolles und interessantes Konzept!
Gemeinsam mit ihrer pfiffigen Oma und Co-Autorin Ingeborg Teßmann tüftelte Angie an den Zutaten herum, wandelte etliche leckere Rezepte von früher so lange ab, bis schließlich leckere Kreationen dabei heraus kamen, die einfach nachzukochen und zu 100% vegan sind. Herausgekommen ist dabei nicht nur eine ansprechende und abwechslungsreiche Zusammenstellung ihrer liebsten Rezepte mit jeder Menge hilfreicher Tipps und Tricks, sondern auch ein inspirierendes Buch, das über die gemeinsame Reise der beiden erzählt.
Ob nun ein leckerer Auflauf, köstliche Kuchen und Plätzchen zum Kaffeeklatsch oder ein traditionelles Weihnachtsmenü mit Braten, Serviettenknödel und Rotkraut – Angie und ihre Omi zeigen, dass vegane Küche sehr vielfältig und schmackhaft ist und das Zubereiten der kreativen Rezepte zudem viel Spaß bereitet.
Bevor es zum eigentlichen Rezeptteil geht, erhalten wir in den einleitenden Kapiteln zunächst einige persönliche Einblicke in Angies Privatleben, erfahren über ihre ethische Überlegungen und gesundheitlichen Gründe, die sie bewogen haben, auf eine vegane Ernährung umzustellen, aber auch wie sich Familie und Freunde dabei geschickt einbinden lassen. Auch die spannende Reaktion ihrer Oma darauf, ihre Enkelin nicht mehr mit Apfelkuchen, Braten und Klößen verwöhnen zu können, wird in einem Kapitel ausführlich aus deren Sicht geschildert. Außerdem lernen wir, was zu beachten ist, um Mangelerscheinungen zu vermeiden, was es bei der Küchenplanung und dem Einkaufen alles zu beachten gibt sowie eine übersichtliche Zusammenstellung, durch welche Zutaten sich einzelne Produkte tierischen Ursprungs ersetzen lassen.
Ein Blick ins übersichtliche Inhaltsverzeichnis zeigt eine thematische Unterteilung des Rezeptteils in die Abschnitte Suppen, Basics, Salate, Einmachen, Geburtstagsfeier, Ostern und Weihnachten.
Unter den insgesamt 74 Rezeptvorschlägen gibt es interessante Anregungen für köstliche, abwechslungsreiche vegane Alltagsgerichte und unwiderstehliche „Nachspeisen“ zu entdecken, die Omas traditionell zubereiteten Klassikern in nichts nachstehen.
Ob nun die klassischen Frikadellen, fluffiger Kaiserschmarren oder köstlicher warmer Apfelstrudel– hier gibt es jede Menge sehr appetitanregende Gerichte, bei denen wirklich für jeden Geschmack von Süß bis Deftig etwas Leckeres dabei sein sollte. Alles natürlich immer streng vegan!
Die einzelnen Rezepte, die sich erfreulicherweise auch für nicht so geübte Hobbyköche recht unproblematisch nachkochen lassen, sind übersichtlich untergliedert in eine Auflistung der verwendeten Zutaten und die Zubereitung. Alle Rezepte sind meist für 4 Portionen ausgelegt, Angaben zu Vor- und Zubereitungszeit fehlen allerdings. Die Zubereitungsschritte sind verständlich und gut nachvollziehbar beschrieben. Am Ende der Rezepte finden sich noch Omas Geheimtipps oder Angies Tipps mit ergänzenden Hinweisen zu Zubereitung, Warenkunde oder Abwandlungen.
Die jedem Rezept zugeordneten appetitanregenden Bilder von den fertigen Speisen lockern den Rezeptteil auf und wecken die Lust, die Rezepte selbst auch gleich auszuprobieren. Die kulinarischen Ergebnisse der von mir nachgekochten Rezepte wurden durchweg gelobt und mit großer Begeisterung verspeist.
Hervorragend hat mir auch die gesamte originelle und sehr ansprechende optische Gestaltung des ganzen Buches gefallen, das man nicht nur wegen der interessanten Rezepte gerne in die Hand nimmt, sondern auch einfach zum Schmökern oder um in schönen Erinnerungen an Lieblingsgerichte vergangener Tage und die eigene Kindheit zu schwelgen.
Die tolle, sehr stimmungsvolle Bebilderung mit vielen natürlich wirkenden, appetitlichen Fotos und witzigen Schnappschüssen von Oma und Enkelin während ihrer Kochsessions im einleitenden Teil sind ein wirkliches Highlight, lockern das Rezeptbuch auf und vermitteln viel Spaß. Im Anhang des Buchs findet sich neben der Danksagung noch ein Überblick über die Quellen und weiterführende Literatur. Auf ein ausführliches alphabetisches Rezeptregister, das einem das Auffinden der Rezepte erleichtert wurde leider verzichtet, so dass man zum Nachschlagen der Rezepte im vorangestellten Inhaltsverzeichnis nachsehen muss.
FAZIT
Ein toll aufgemachtes, informatives und unterhaltsames Kochbuch mit einer abwechslungsreichen Rezeptsammlung für alle, die traditionelle Lieblingsgerichte lieber vegan essen, auf 100%igen Genuss aber nicht verzichten wollen. Auch weniger Geübte werden mit den leckeren, leicht nachzukochenden Rezepten bestimmt viel Erfolg und Freude haben.
Sehr empfehlenswert für alle, die sich für vegane und gesunde Ernährung interessieren!

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Veröffentlicht am 03.09.2022

Sehr empfehlenswerter Begleiter durch die Wechseljahre

Mein Kompass durch die Wechseljahre
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MEINE MEINUNG
Mit dem Sachbuch „Mein Kompass durch die Wechseljahre“ ist der Autorin Heide Fischer, die Ärztin und Spezialistin für ganzheitliche Frauengesundheit ist, ein sehr informativer und praxisnaher ...

MEINE MEINUNG
Mit dem Sachbuch „Mein Kompass durch die Wechseljahre“ ist der Autorin Heide Fischer, die Ärztin und Spezialistin für ganzheitliche Frauengesundheit ist, ein sehr informativer und praxisnaher Ratgeber gelungen, der uns auf eine lehrreiche Reise durch das ganz persönliche „Gefühls- und Hormonchaos“ nimmt.
Der Ratgeber basiert auf der bereits 2016 unter dem Titel „Ab 40 – gesund und munter durch hormonelle Turbulenzen” erschienenen Erstauflage und wurde von der Autorin neu überarbeitet.
Ein Blick in das übersichtliche Inhaltsverzeichnis gibt einen guten Überblick über die in insgesamt 14 Kapiteln behandelten Themengebiete. Egal ob man mehr über Hormone, ihre Veränderung im Laufe des Lebens oder ihre Substitution erfahren möchte oder sich mehr für die Behandlung der unterschiedlichen Beschwerden bzw. der Verbesserung des eigenen Wohlbefindens interessiert– man findet in diesem Buch neben gut vermitteltem Fachwissen und aufschlussreichen Informationen über schulmedizinische Therapien und naturheilkundliche Alternativen viele hilfreiche Tipps und Anregungen, um gut durch diese herausfordernde Lebensphase zu kommen.
Sehr anschaulich macht Heide Fischer in ihrem interessanten Vorwort deutlich, dass die Wechseljahre zwar ein ganz natürlicher Vorgang sind, bei dem der Körper verschiedene Phasen hormoneller Veränderungen durchläuft, aber dennoch sehr viel mehr als nur gelegentliche Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen sind. Die medizinische Einordnung der Wechseljahre als Zustand des Hormonmangels, der zu beheben ist, um Krankheiten und Verfall zu vermeiden, ist mittlerweile überholt. So geht die Autorin auch darauf ein, wie Frauen die körperlichen und seelischen Veränderungen in ihrer Lebensmitte bewusst erleben und den Übergang zu einer neuen interessanten Lebensphase aktiv und bewusst gestalten können. Sie bestärkt uns darin, der unglaublichen Fähigkeit unseres Körpers zur Selbstregulation zu vertrauen und diese auch schätzen zu lernen. Beschwerden wie spürbare körperliche oder seelische Veränderungen können somit auch als nützliche Hinweise angesehen werden auf einem Weg zu einem sorgsameren Umgang mit uns selbst. Ausführlich geht sie in den unterschiedlichen Kapiteln beispielsweise auf die Vor- und Nachteile von Hormonen ein, widmet sich der klassischen Hormonersatz-Therapie sowie Alternativen mit hormonell wirksamen Heilpflanzen und beschreibt effektive Maßnahmen der Selbstfürsorge mit heilsamen Tees und Tinkturen, Entspannungs- und Imaginationsübungen. Zudem finden wir Erklärungen für die Ursachen von Hitzewellen, Schleimhautproblemen oder auch Libidoverlust. Die von der Autorin prsentierten Fakten und wissenschaftlichen Hintergrundinformationen sind mit Verweisen auf Studien und entsprechende Publikationen im Anhang belegt.
Äußerst interessant fand ich die klar und nachvollziehbar dargestellten Handreichungen wie man mit Hilfe der Naturheilkunde das Selbstheilungspotenzial des Körpers bei den verschiedenen Beschwerden aktivieren kann.
Die ansprechend gestalteten und gut verständlich verfassten Texte sowie die übersichtlichen, farblich abgehobenen Tabellen und Info-Kästen sind sehr gelungen und sorgen dafür, dass man den Ratgeber immer wieder gerne zur Hand nimmt und darin hilfreiche Ratschläge rasch nachschlagen kann. Zur Veranschaulichung des persönlichen Erlebens der Wechseljahre hat die Autorin zudem in die Kapitel kurze repräsentative Erfahrungsberichte von Frauen in anonymisierter Form eingeflochten, die sie im Rahmen ihrer ärztlichen Tätigkeit übermittelt bekommen hat.
Abgerundet wird der Ratgeber mit einem umfangreichen Anhang, der detaillierte Quellenangaben, ein umfangreiches Glossar zum Nachschlagen der verwendeten Fachbegriffe, weiterführende Literatur und hilfreiche Bezugsquellen mit Adressen sowie ein ausführliches alphabetisches Register umfasst.

FAZIT
Ein informativer und sehr empfehlenswerter Ratgeber, der gut verständlich und praxisnah aufzeigt, wie sich die hormonellen Turbulenzen der Wechseljahre mit sanfter Medizin und naturheilkundlichen Behandlungsmethoden in den Griff bekommen lassen.

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Veröffentlicht am 25.08.2022

Beeindruckendes Debüt

Dein Schweigen, Vater
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MEINE MEINUNG
Mit ihrem beeindruckenden Debüt „Dein Schweigen, Vater“ ist der deutschen Autorin Susanne Benda ein anspruchsvoller, sorgsam recherchierter Roman gelungen, der von ihrer eigenen Familiengeschichte ...

MEINE MEINUNG
Mit ihrem beeindruckenden Debüt „Dein Schweigen, Vater“ ist der deutschen Autorin Susanne Benda ein anspruchsvoller, sorgsam recherchierter Roman gelungen, der von ihrer eigenen Familiengeschichte inspiriert wurde, und mich sehr berührt, aufgewühlt und sehr nachdenklich zurückgelassen hat.
Hierin behandelt sie zum einem die grauenvollen Verbrechen, die sich unmittelbar nach Ende des 2. Weltkriegs rund um den Todesmarsch von Brünn ereigneten. Zum anderen widmet sie sich sehr nachdrücklich den weitreichenden Auswirkungen von Kriegstraumata auf die damaligen Opfer (Kriegskinder), ihre weitere Entwicklung und Beziehungen aber auch generationenübergreifend auf ihre Nachkommen, die Kriegsenkel. Eine schwierige und sehr facettenreiche Thematik, die erst seit den Büchern von Sabine Bode vermehrt Aufmerksamkeit erhalten hat.
Die Autorin hat ihren Roman auf drei unterschiedlichen Zeitebenen angelegt. Durch den bildgewaltigen und sehr ansprechenden Schreibstil und die interessanten Charaktere wird man rasch in die Geschehnisse hineingezogen und folgt gebannt dem weiteren Fortgang.
Im ersten Teil der sehr eindringlich erzählten Handlung erleben wir die Hintergründe für die Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach Österreich und die schockierenden Geschehnisse während des Todesmarsches am Fronleichnamstag den 31. Mai 1945 aus der Perspektive des 12-jährigen Paul. Wir haben Anteil an grauenvollen Szenen, die teils schonungslos geschildert werden und teils nur indirekt angerissen werden, aber allesamt mit ihrer Intensität unter die Haut gehen und einen nicht mehr loslassen. Umso mehr, da alles auf wahren Begebenheiten beruht. Über 2.000 Menschen starben damals durch Krankheiten, Schwäche, aber auch durch kaltblütigen Mord, zudem mussten die Vertriebenen willkürliche Folter und Vergewaltigungen erdulden – traumatische Erlebnisse, die die Überlebenden zeitlebens belasten werden.
Im zweiten Teil erleben wir nach einem Zeitsprung, wie die Lebensgeschichte von Paul weiterging, lernen ihn als Vater und Ehemann sowie seine Frau Christa kennen. Im letzten Teil widmet die Autorin sich Pauls erwachsenen Kindern Maria und Uli in der Gegenwart. Nach dem Tod des Vaters begeben sie sich auf eine gemeinsame erkenntnis- und ereignisreiche Spurensuche, die sie in der Hoffnung auf Antworten schließlich auch nach Brünn in dessen ehemalige Heimat führen wird. Gekonnt zeigt Benda auf, dass die unbewältigten Traumata des Vaters, seine Sprachlosigkeit und seltsamen Bewältigungsmechanismen auch fatale unmittelbare Auswirkungen auf ihr eigenes Leben haben und unwissentlich an sie weitergegeben wurden. Gekonnt veranschaulicht sie in verschiedenen Episoden sehr nachvollziehbar und vielschichtig die unterschiedliche Entwicklung ihrer Figuren und ihr individuelles Handeln. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, aufzuzeigen, wie wichtig es für alle Beteiligten ist, das verhängnisvolle Schweigen zwischen den Generationen zu beenden und Emotionen zuzulassen, damit die durchlebten oder weitergegebenen Traumata endlich verarbeitet werden können.
Im interessanten Nachwort des Romans finden sich für alle Interessierten weitere historische Erläuterungen und Erklärungen zu ihrer eigenen Familiengeschichte, die als Grundlage zu diesem beeindruckenden Roman diente.

FAZIT
Ein sehr bewegender Roman über ein dunkles historisches Kapitel und eine berührende Familiengeschichte, die auf wahren Begebenheiten basiert. Sehr lesenswert und lehrreich!

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Veröffentlicht am 19.08.2022

Packender, temporeicher Thriller-Auftakt

City on Fire
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MEINE MEINUNG
Mit seinem neuesten Werk „City on Fire“ hat der gefeierte US-amerikanische Bestseller-Autor Don Winslow den Auftakt zu einer neuen großartigen Thriller-Trilogie vorgelegt, in der er inspiriert ...

MEINE MEINUNG
Mit seinem neuesten Werk „City on Fire“ hat der gefeierte US-amerikanische Bestseller-Autor Don Winslow den Auftakt zu einer neuen großartigen Thriller-Trilogie vorgelegt, in der er inspiriert von Homers Klassiker „Ilias“ die Geschichte um zwei amerikanischen Gangsterfamilien erzählt – dem italienischen Mafiaclan Moretti und den irisch-stämmigen Murphys - zwischen denen sich plötzlich nach langjährigen einvernehmlichen Geschäftsvereinbarungen ein unerbittlicher und verhängnisvoller Kampf um Kontrolle, Macht und Geld entspinnt.
Bezugnehmend auf die klassische Vorlage stellt Winslow den verschiedenen Teilen seines Romans Zitate aus „Ilias“ voran und präsentiert uns in seinem 3-teiligen Epos quasi eine Neuinterpretation des alten Stoffs im zeitgenössischen Gewand.
Die sehr brutale und blutrünstige Geschichte über diesen vollkommen aus dem Ruder laufenden Krieg der beiden Familienclans um Ansehen, Loyalitäten, Familienbande, Liebe, Verrat und Korruption auf beiden Seiten des Gesetzes ist in Providence in Winslows Heimatstaat Rhode Island angesiedelt und versetzt uns zurück in die 1980er Jahre. Gekonnt lässt Winslow uns eintauchen in ein raues Milieu, in dem die Mafia-Familien ihr einträgliches, symbiontisches Auskommen haben zwischen Glücksspiel, Kleinstadtkriminalität, Gewerkschaften, Kredithandel, Schutzgelderpressung, Prostitution bis hin zu Drogenhandel.
Ein banaler Anlass ausgelöst durch irrationale Eifersucht auf eine geheimnisvolle Schöne setzt eine unfassbare Gewaltspirale in Gang, die eine Spur von unzähligen Leichen auf beiden Seiten nach sich zieht, und dafür sorgt, dass sich das Blutvergießen kaum noch stoppen lässt. Schließlich geht es den erbitterten Konfliktparteien nicht mehr nur um Rache, sondern um die gesamte Kontrolle des organisierten Verbrechens zwischen New York und Boston.
Soweit es die Polizei betrifft, hat hier Abschaum Abschaum beseitigt, und jetzt wartet man auf die unausweichliche Vergeltung, darauf, dass weiterer Abschaum noch mehr Abschaum beseitigt.“
Im Mittelpunkt der sich zunehmend zuspitzenden, wendungsreichen Handlung steht Danny Ryan als Protagonist und unfreiwilliger Held, der eigentlich von einem besseren Leben träumt. Als Sohn des ehemaligen irischen Gangsterbosses und mit Terri Murphy verheiratet, gerät er zwischen die Fronten dieses chaotischen Machtkampfs und steigt eher unfreiwillig zum Oberhaupt des irischen Mobster-Clans auf, um mit seiner besonnenen Art weiteres Blutvergießen abzuwenden.
Don Winslow versteht es hervorragend mit seiner klaren, prägnanten Erzählweise die Szenen sehr plastisch und einprägend einzufangen, so dass das eigene Kopfkino rasch anspringt. und
Mühelos lässt er uns abtauchen in dieses befremdliche Setting - eine harte und unbarmherzige Welt, in der für Sentimentalitäten, Moral und Gewissen kein Platz zu sein scheint. Die knackigen, bissigen Dialoge sorgen zudem für ein authentisches Flair. Gekonnt lässt er seine äußerst packende Story schrittweise immer mehr an Fahrt aufnehmen, um dann bisweilen das hohe Tempo wieder etwas zurückzunehmen und auch einige ruhigere, bewegende Momente zuzulassen. Don Winslow versteht wirklich sein Handwerk!
Auch seine Figuren hat er sehr facettenreich und interessant angelegt. Er verwendet viel Zeit darauf, uns ihre unterschiedlichen Charaktere und Hintergrundgeschichten nahe zu bringen, so dass man sich gut in sie hineinversetzen und ihre Entwicklung mitverfolgen kann - auch wenn viele mit ihrem Verhalten sehr zwiespältige Gefühle bei mir weckten.
Nach dem genialen Cliffhanger bin ich sehr gespannt, wie er sein fesselndes Epos im zweiten Band „City of Dreams“ weiterführen wird…

FAZIT
Ein packender, temporeicher Auftakt einer brillant angelegten Thriller-Trilogie über den brutalen Krieg zweier Gangsterfamilien mit einer clever konzipierten und komplexen Handlung.
Ein Muss für alle Fans von Mafia-Thrillern!

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Veröffentlicht am 18.08.2022

Gelungene Fortsetzung dieser fesselnden historischen Krimi-Reihe

Ein Fremder hier zu Lande
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MEINE MEINUNG
Nach dem gelungenen Auftakt »Des Kummers Nacht« hat der deutsche Autor Ralph Knobelsdorf mit dem neuen Kriminalroman » Ein Fremder hier zu Lande« eine äußerst fesselnde Fortsetzung seiner ...

MEINE MEINUNG
Nach dem gelungenen Auftakt »Des Kummers Nacht« hat der deutsche Autor Ralph Knobelsdorf mit dem neuen Kriminalroman » Ein Fremder hier zu Lande« eine äußerst fesselnde Fortsetzung seiner vielversprechenden historischen Krimi-Reihe vorgelegt.
Dieser Band lässt sich problemlos auch ohne Vorkenntnisse des Vorgängerbands lesen, da für das Verständnis wichtige Informationen in die Handlung eingeflochten wurden.
Im Mittelpunkt des zweiten Bands stehen erneut der junge Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden und sein Kollege Vorweg, die gleich in mehreren Kriminalfällen zu ermitteln haben und zudem durch den tragischen Tod ihres Vorgesetzten um ihre noch neue Dienststelle der Kriminalpolizei zu bangen haben. Durch die gekonnt eingestreuten Kapitel, die aus der Perspektive des mysteriösen Frauenmörders erzählt werden und uns Einblicke in seine gestörte Psyche geben, ist uns lange vor den beiden klar, dass dieser Serienmörder ein perfides Katz-und-Maus-Spiel mit der Berliner Polizei treibt, und es weitere Morde zu verhindern gilt. Mit fundierten historischen Hintergründen und seinem lebendigen, mitreißenden Erzählstil entwirft Knobelsdorf ein schillerndes, sehr überzeugendes Bild der preußischen Hauptstadt. Zudem erhalten wir interessante Einblicke in das Alltagsleben der Berliner aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und in die damaligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Zuge der komplexen Ermittlungen haben auch einige historische Persönlichkeiten einen Gastauftritt in der fesselnden und zugleich lehrreichen Geschichte.
Immer wieder rückt der Autor auch das private Leben des jungen Wilhelm, der als Sohn eines preußischen Junkers ein folgenschweres Familiengeheimnis zu ergründen hat, in den Mittelpunkt der Handlung, so dass der Krimi-Plot bisweilen in den Hintergrund tritt und die Ermittlungen deutlich an Fahrt verlieren.
Äußerst spannend sind auch die geschickt eingewobenen, aufschlussreichen Einblicke in die starren bürokratischen Strukturen des preußischen Beamtentums sowie in die damalige kriminalistische Ermittlungsarbeit, bei der allmählich auch fortschrittlichere Methoden bei der alltäglichen Aufklärung von Verbrechen Einzug hielten.
Der clever angelegte Krimi lebt neben den sehr anschaulich und lebendig geschilderten Schauplätzen vor allem von seinen vielschichtig angelegten Figuren, die mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet und hervorragend in ihrem geschichtlichen Kontext gezeichnet sind. Ausgezeichnet haben mir die sympathische Hauptfigur Wilhelm gefallen und seine Zusammenarbeit mit dem „alten Hasen“ Vorweg, die während ihrer komplexen und keineswegs einfachen Ermittlungen und der Suche nach dem Serienmörder immer wieder auf die Probe gestellt wurde. Auch die vielen Nebenfiguren sind entsprechend ihrer Rolle in der Geschichte facettenreich ausgearbeitet und sorgen für Abwechslung und so manche humorvolle Szene.
Nach einigen unerwarteten Wendungen nimmt der eigentliche Kriminalfall zum Ende hin deutlich an Fahrt auf. Die Auflösung der Mordfälle und das Motiv des perfiden Mörders sind schlüssig und nachvollziehbar dargelegt.
Abgerundet wird dieser stimmige historische Kriminalroman mit einem ausführlichen, für mich sehr lehrreichen Nachwort, in dem der Autor auf einige literarische Freiheiten eingeht, die er sich genommen hat, und eine interessante geschichtliche Einordnung der erwähnten realen Personen und historischen Ereignisse vornimmt.
Ich bin schon sehr gespannt auf eine Fortsetzung dieser gelungenen historischen Krimi-Reihe mit einem neuen Fall und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit Wilhelm von der Heyden.

FAZIT
Eine gelungene Fortsetzung dieser fesselnden historischen Kriminalroman-Reihe - mit viel zeitgeschichtlichem Flair, interessanten Charakteren und einem spannenden Fall, der uns ins preußische Berlin Mitte des 19. Jahrhunderts abtauchen lässt.

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