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Veröffentlicht am 26.09.2022

Der übermächtige Vater

Lügen über meine Mutter
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[Unbezahlte Werbung/Rezensionsexemplar]
(CN: Parentifizierung, Body Shaming)

Der Roman erzählt die Geschichte der Mutter aus Sicht des Kindes Ela. Alles beherrschend ist der Vater der seine Macht auf ...

[Unbezahlte Werbung/Rezensionsexemplar]
(CN: Parentifizierung, Body Shaming)

Der Roman erzählt die Geschichte der Mutter aus Sicht des Kindes Ela. Alles beherrschend ist der Vater der seine Macht auf einem einzigen Sockel errichtet.. Dem von ihm gesteuerten Minderwertigkeitskomplex der Mutter. Immer wieder ist das Gewicht der Mutter schuld am Unglück der Familie, der Grund für die nicht erhaltene Beförderung, für den ewigen Streit und die vielen Probleme in der Ehe. Es reiht sich ein Vorwurf an den anderen. Immer geht es um das nicht passende Äußere der Mutter. Anfangs versucht diese noch zu entsprechen. Im Laufe der Handlung rebelliert sie allerdings. Zunehmend beginnt auch Ela, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird zu realisieren wie tyrannisch der Vater ist und wird, nachdem sie auch selbst zunehmend unter den Vorwürfen des scheinbar übermächtigen Vaters zu leiden beginnt immer mehr zum Beschützer der Mutter. Da der Vater auch beginnt an seinen Kindern Fehler zu suchen beginnen auch diese immer mehr seine Glauenssätze und ungesunden Ansprüche zu
Internalisierteren. So verschieben sich die Zuständigkeiten und die Machtstrukturen immer mehr was nicht nur auf die Toxische Beziehung zurückzuführen ist sondern auch auf Patriachale Machtstrukturen und Schönheitswahn.

Ein Roman der wirklich sehr interessant erzählt ist und wichtige Themen anspricht. Bodyshaming ist in absolut keinem Fall in Ordnung und kann, wie in diesem Roman gezeigt wird großen Schaden in der Psyche der Betroffenen anrichten. Diejenigen die sich ihre Opfer suchen und ihren Selbstwert zerstören, wie der Vater im Buch, sollten in der Gesellschaft endlich auf heftigsten Gegenwind stoßen.
Ich kann mich in dieses Thema durchaus hineinversetzen gibt es bzw hat es auch in meinem Umfeld immer wieder Menschen gegeben die meinten mein Gewicht, mein Aussehen oder Auftreten ungefragt kommentieren zu können. Da braucht es Zeit, Abgrenzung und innere Stärke um sich gegen solche Ansichten zu stellen und zu sich selbst zu stehen so wie es die Protagonistin im Laufe der Handlung zu tun lernt. Ein wirklich interessantes Buch und durchaus gerechtfertigt auf der Shortlist für den deutschen Buchpreis.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Ein berührender Roman über ein Weitestgehend unbekanntes Kapitel Italienischer Geschichte

Ein Zug voller Hoffnung
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Mit "Ein Zug voller Hoffnung" hat Viola Ardone einen berührenden Roman über ein weitestgehend unbekanntes Kapitel der Italienischen Geschichte geschrieben.

Der Junge Amerigo lebt in größter Armut mit ...

Mit "Ein Zug voller Hoffnung" hat Viola Ardone einen berührenden Roman über ein weitestgehend unbekanntes Kapitel der Italienischen Geschichte geschrieben.

Der Junge Amerigo lebt in größter Armut mit seiner Mutter die man nicht gerade als Liebevoll bezeichnen kann und die von Not und Armut gezeichnet ist im Neapel des Jahres 1946. Durch eine Kampagne eines Wohltätigkeitsvereines kommt er für ein Jahr in den Norden zu einer bessergestellten Gastfamilie.
Das sich sein Leben durch die Liebe die er nicht kannte, die ihm jedoch von seinen Gasteltern entgegengebracht wird und durch die Entdeckung der Musik insbesondere durch die Geige die er von seinem neuen "Babbo" geschenkt bekommt grundlegend verändern wird weiß Amerigo noch nicht. Im Norden entdeckt der Junge die Liebe zu Musik die ihm zum Anker und zur Richtschnur werden wird.

Dieser Roman war wirklich sehr toll. Ich fühlte mich beim Lesen in eine Stimmung versetzt die man auch beim Schauen von alten Italienischen Filmen wie "Cinema Paradiso" oder "La Strada" verspürt. Von der Geschichte die hier aufgearbeitet wird, nämlich das Kinder innerhalb des Landes auf Zeit zu Gastfamilien gebracht wurden hatte ich noch nie gehört, allerdings war es wirklich sehr interessant darüber zu lesen wie die Kinder und die Eltern bzw auch die "Eltern auf Zeit" mit der Situation dort umgegangen sind.

Es wird sowohl der vermeintliche Überfluss geschildert den die Kinder nicht gewöhnt sind, die Liebe die sie erfahren haben als auch der Neid der leiblichen Kinder auf die Gastgeschwister.

Für mich war dieser Roman wirklich sehr berührend und ich habe jede Seite des Buches genossen.

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Veröffentlicht am 07.09.2022

Eine Frau will hoch hinaus

Die Wolkenstürmerin
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Birgit Zimmermann hat mit "Die Wolkenstürmerin" einen hochinteressante Roman über eine der wohl schwierigsten Zeiten der deutschen Geschichte geschrieben.

1957 versucht Marlene Lilienthal, die mit Flugzeugen ...

Birgit Zimmermann hat mit "Die Wolkenstürmerin" einen hochinteressante Roman über eine der wohl schwierigsten Zeiten der deutschen Geschichte geschrieben.

1957 versucht Marlene Lilienthal, die mit Flugzeugen großgeworden ist und nichts mehr liebt als das Fliegen das Familienunternehmen vor dem
finanziellen Ruin zu retten. Um das zu schaffen muss sie sehr viele Hindernisse überwinden da man einer Frau im allgemeinen nicht Zutraut ein Flugzeug zu fliegen.

Nachdem ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kamen ist die Familie ziemlich zerrüttet was es auch nicht einfacher für sie macht sich zu behaupten. Gegenwind kommt immer wieder von ihrem Bruder der nicht einsieht das eine Frau die selben Fähigkeiten zum Fliegen mitbringt wie ein Mann und alles dafür tut um Marlene vom Fliegen und von der Firma fernzuhalten. Um sein Zeil zu erreichen ist ihm jedes Mittel recht.

Als Marlene eines Tages einen jungen Mann am Strand kennenlernt ist es schnell um sie geschehen. Da gibt es allerdings ein Problem. Bernhard kommt aus Ostdeutschland und sie ist im Westen. Wie kann ihre Liebe bestand haben wenn sie sich nur unter größter Gefahr sehen können. Schließlich wagt Bernhard die Flucht in den Westen.
Wird er Erfolg und die beiden damit eine gemeinsame Zukunft haben? Und wird Marlene mit ihrer Idee zur Rettung der Firma erfolgreich sein?

Mir hat dieser Roman wirklich sehr gut gefallen. Er war hochinteressant zu lesen und hat mir wirklich ein Gefühl dafür gegeben wie es in Deutschland zu dieser Zeit gewesen sein muss. Ein wirklich toller Roman und eine wirklich beeindruckende Protagonistin.

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Veröffentlicht am 04.09.2022

Ein tolles Buch über eine interessante Frau

Die Wagemutige
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Caroline Bernard hat für ihren neuen Roman über Lisa Fittko einen Titel gewählt wie er passender nicht hätte sein können.
Lisa und ihr Mann Hans schließen sich dem Widerstand an und machen es sich zur ...

Caroline Bernard hat für ihren neuen Roman über Lisa Fittko einen Titel gewählt wie er passender nicht hätte sein können.
Lisa und ihr Mann Hans schließen sich dem Widerstand an und machen es sich zur Aufgabe Menschen die den Nazis ein Dorn im Auge sind über die Pyrenäen in die Freie Zone zu schmuggeln. Das ist nicht nur Gefährlich sondern auch immer wieder ein großer Kraftakt.

Als Lisa auf Louis trifft und die beiden sich Hals über Kopf verlieben muss Lisa eine Entscheidung treffen. Bleibt sie bei Hans und führt ihren gemeinsamen Kampf gegen die Nazis weiter oder geht sie mit Louis in die vermeintliche Sicherheit. Sie muss im Laufe der Handlung immer wieder an ihre Grenzen gehen, diese überwinden und sich selbst eine ungeheure Kraft abverlangen. Mich hat es teilweise richtig wütend gemacht als geschildert wurde das Hans einfach ohne ihr Einverständnis Leuten versprochen hat das Lisa sie rettet obwohl er weiß das sie am Ende ihrer Kräfte ist. Für ihn scheint die "Sache" mehr zu gelten als Lisa und das war wirklich ärgerlich. Ich verstehe das man so viele Menschen wie möglich retten möchte doch sollte nicht ein Leben weniger zählen als das andere und für mich kam es teilweise etwas manipulativ rüber weil Hans genau wusste wie er sich Lisas Idealismus und Kampfgeist zunutze machen konnte.

Ich finde es immer wieder hochinteressant und wichtig darüber zu lesen wie viele Menschen und auch im speziellen wie viele Frauen im Kampf gegen die Nazis aktiv waren und Menschen in die sogenannte freie Zone geführt haben. Sei es Lisa Fitko, Irina Sendler oder Eva Abrams... Ihre Geschichten verdienen es erzählt zu werden und haben einen Platz in den Geschichtsbüchern mehr als verdient. Sie sind mehr oder weniger Stille Heldinnen die das Wohl der Menschen oftmals über ihr eigenes Glück stellten und ihr Leben riskieren für ein Ideal der Menschlichkeit und dem Kampf geben die Nazis. Ich fände es sehr wichtig mehr über Menschen wie Lisa Fitko, Oskar Schindler oder auch Sophie Scholl zu sprechen. Oftmals hatte ich in der Schule das Gefühl das sie mehr als Fußnoten in den Geschichtsbüchern behandelt wurden. Doch sie gehören in den Mittelpunkt.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Ein toller Roman über liebe und abhängigkeit

Jahre mit Martha
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Martin Kordic erzählt in "Jahre mit Martha" eine Geschichte von Jugend, Identitätsfindung, Liebe in seinen verschiedenen Erscheinungsformen, Abhängigkeiten, Zugehörigkeit und Anpassung.

Als Zeljko auf ...

Martin Kordic erzählt in "Jahre mit Martha" eine Geschichte von Jugend, Identitätsfindung, Liebe in seinen verschiedenen Erscheinungsformen, Abhängigkeiten, Zugehörigkeit und Anpassung.

Als Zeljko auf Martha trifft könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Sie Professorin in Heidelberg, er 15 jähriges Einwandererkind das mit seiner Familie in einer winzigen Wohnung lebt. Doch Martha hat alles was Zeljko sich immer gewünscht hat. Sie ist Gebildet, Kultiviert und scheint fest im Leben zu stehen. Martha eröffnet Zeljko, der von allen Jimmy gerufen wird eine neue Welt. Doch ist es wirklich einfach und gut eine Welt gegen eine andere einzutauschen oder verliert man sich dadurch zwangsläufig selbst und welchen Preis zahlt man dafür? Wie rettet man sich selbst und geht das überhaupt? Das und noch einiges mehr versucht Martin Kordic mit seinem Roman zu beantworten.

Besonders interessant fand ich Zeljko der immer irgendwie dazugehören möchte und sich dadurch immer wieder in Abhängigkeitsverhältnisse begibt, sein Gegenüber auf ein Podest stellt und sich seiner toxischen Beziehungen nicht bewusst zu sein scheint sondern über lange Zeit hinweg vielmehr in seiner Rolle als unterlegener aufgeht. Auch Martha ist eine komplexe Figur die mir nicht gerade sympathisch war. Sie wirkt irgendwie immer etwas unnahbar und scheint es zu genießen das Zeljko für sie alles aufzugeben bereit ist, sogar seine eigene Identität. Doch Martha ist nicht die einzige Toxische Beziehung in die sich Zeljko, der sich irgendwann Jimmy nennt,  auf der Suche nach Zugehörigkeit und Liebe begibt

Trotz des doch ernsten Inhalts hatte dieses Buch immer einen leicht zu lesenden Ton und wirkte fast nie bedrückend. Vielmehr war es ein tolles vielschichtiges  Buch das mit Tiefgang und psychologischer Genauigkeit machtmechanismen aufzeigt und verschiedene Erscheinungsformen von Liebe, Verzweiflung und Identität sehr feinfühlig und berührend beleuchtet.

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