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Veröffentlicht am 26.11.2022

Magischer Auftakt mit orientalischem Feeling

Die Stadt aus Messing
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Nahri schlägt sich im Kairo des 18ten Jahrhunderts als Wahrsagerin und Heilerin durch. Bei einem Ritual beschwört sie quasi aus Versehen einen Dschinn, der sie direkt mal noch vor einem mordlustigen Ifriten ...

Nahri schlägt sich im Kairo des 18ten Jahrhunderts als Wahrsagerin und Heilerin durch. Bei einem Ritual beschwört sie quasi aus Versehen einen Dschinn, der sie direkt mal noch vor einem mordlustigen Ifriten retten muss. Dschinn Dara erkennt in Nahri eine Verbindung zu den legendären magischen Heilern aus Daevabad. Genau dorthin will er sie bringen, in die Stadt aus Messing. Dort wird Ali gerade darauf vorbereitet einst seinem Bruder als Berater zur Seite zu stehen, wenn der den Herrscherthron besteigt.
Die Autorin kann wirklich wunderbare Bilder zeichnen, alles wirkt sehr lebendig und echt. Egal ob heißer Wüstensand, knarrende Taue auf einer kurzen Schifffahrt oder der Prunk des Palastes, man hat alles sofort vor Augen. Der Erzählstil ist nicht nur bunt und detailreich, sondern ebenfalls sehr angenehm zu lesen, Perspektivwechsel zwischen Nahri und Ali ermöglichen ganz unterschiedliche Blickwinkel. Auch die komplizierten Gesellschaftsverhältnisse und deren Geschichte werden verständlich erklärt, sinnvoll ergänzt durch Karten und ein erklärendes Glossar. Auch wenn die Geschichte in einer fiktiven Gesellschaft spielt, sind die dargestellten Strukturen doch sehr realistisch. Mit Vorurteilen und Gerüchten werden die einen gegen die anderen aufgehetzt, die Mächtigen halten die Zügel auch dank einiger Tricks fest in den Händen, Minderheiten werden unterdrückt… Bei aller Phantasie und Abenteuer klingen also durchaus gesellschaftskritische Töne an. Das spiegeln die Charaktere ebenfalls wieder, es gibt kein eindeutiges Gut oder Böse, jede Figur hat auch negative Eigenheiten. Da sind Dara, Ali und Nahri keine Ausnahme. Ich bin wirklich gespannt wie sich die facettenreichen Charaktere weiterentwickeln werden. Chakrabortys Roman besticht mit einer phantasievollen, komplexen Handlung, die mich wirklich völlig in den Bann gezogen hat. Mit manchen Entwicklungen war ich nicht ganz glücklich, trotzdem hat mich dieser erste Band der Reihe gefesselt und definitiv Lust auf den Fortgang der Geschichte aus 1001 Nacht gemacht.

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Veröffentlicht am 04.09.2022

Das Geheimnis der Vaughnfamilie

Die Vergessene
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Im Zeugenschutz großgeworden, soll Andrea Oliver nun ihrerseits als US-Marshal eine Richterin beschützen. Diese erhält ernstzunehmende Todesdrohungen. Gibt es einen Zusammenhang mit dem Mord an ihrer Tochter ...

Im Zeugenschutz großgeworden, soll Andrea Oliver nun ihrerseits als US-Marshal eine Richterin beschützen. Diese erhält ernstzunehmende Todesdrohungen. Gibt es einen Zusammenhang mit dem Mord an ihrer Tochter Emily, die einst vom Abschlussball nicht zurückgekehrt ist? Andrea beschützt nicht nur die Richterin Vaughn, sondern stellt auch Nachforschungen zu dem alten Fall an; auch aus Eigeninteresse.
Die Vergessene ist nach Ein Teil von ihr bereits der zweite Band über Andrea Oliver. Ich habe den ersten zwar gelesen, aber man kann die beiden auch sehr gut unabhängig voneinander lesen. Auf zwei Zeitebenen führt Karin Slaughter die Leser an die Auflösung des Vaughngeheimnisses heran, und hält dabei durchweg die Spannung sehr hoch. Der Wechsel der beiden Erzählstränge gelingt gut und wirft natürlich immer wieder neues Licht auf das Geschehen. Die Handlung ist jetzt nicht wahnsinnig raffiniert konstruiert, aber doch sehr solide aufgebaut und verzettelt sich auch nicht in bekannten/unbekannten Erkenntnissen. Ich mag Emilys Figur, stellenweise wirkt sie mit ihren 17 Jahren erwachsener als Andrea. Die hat mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, auch mit ihrer Übermutter, die das gar nicht mehr so junge Küken trotzdem nicht aus den Augen lassen kann. Auch Andreas Marshal-Partner ergänzt sie gut, die beiden sind ein Team, dem ich auch noch in möglichen weiteren Bänden gerne folgen würde. Slaughter zeichnet ihre Charaktere durchaus düster, gerade in Emilys Umfeld erlebt man viel Gewalt, sei sie nun körperlicher Natur oder nicht. Das wirkte nicht immer ganz realistisch und stimmig, tat der Handlung aber insgesamt nicht viel.
Ich habe schon einige Bücher der Autorin gelesen, durchaus mit gemischter Lesebegeisterung. Die Vergessene hat mir jedoch sehr gut gefallen und zählt für mich somit zu ihren Highlightthrillern.

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Veröffentlicht am 04.09.2022

Blutige Stufen

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
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Ein weiterer blutiger Mord erschüttert L.A. Diesmal sind die alarmierten Behörden so schockiert, dass die Ermittler der UV-Einheit ohne Umwege sofort auf den Plan gerufen werden. Selbst für Hunter und ...

Ein weiterer blutiger Mord erschüttert L.A. Diesmal sind die alarmierten Behörden so schockiert, dass die Ermittler der UV-Einheit ohne Umwege sofort auf den Plan gerufen werden. Selbst für Hunter und Garcia ist das Ausmaß der Grausamkeit kaum zu fassen. Doch sie müssen sich beeilen, denn der Mörder nimmt nicht nur die Hinterbliebenen der Toten, sondern auch sein nächstes Opfer ins Visier.

Der neueste Fall von Hunter und Garcia glänzt einmal mehr durch Brutalität, Action und jeder Menge Spannung. Carter hat sich erneut etwas ganz besonders Fieses einfallen lassen, wie immer ist „Blutige Stufen“ sicherlich nichts für die zarter besaiteten Leser. Der Erzählstil ist mitreißend, leicht zu lesen und durch die kurzen Kapitel mit Minicliffhangern neigt man dazu immer ein klitzekleines bisschen länger zu lesen als es dem eigenen Schlafpensum gut tut. Der Fall entwickelt sich unerwartet und hält immer wieder Überraschungen bereit, sodass reichlich Spannung garantiert ist. Mich stört in den letzten Bänden der Reihe allerdings zusehends, dass Garcia immer mehr zum Mitläufer wird, er dürfte in Zukunft sein Ermittlerköpfchen bitte gerne mal wieder mehr zum Mitdenken benutzen und nicht nur für Hilfsarbeiten. Die beiden funktionieren als Duo eigentlich doch zu gut, um einen der beiden zum mitgeschleppten Sidekick zu degradieren. Trotzdem bin ich den Ermittlungen wieder gerne gefolgt und habe mich einige spannende Lesestunden sehr gut unterhalten gefühlt.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Cassies ganz persönlicher Cold Case

Wer mit den Toten spricht
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Nur wenige Wochen nachdem Cassie Raven ihre Mentorin verloren hat, erfährt sie Erschütterndes aus ihrer eigenen Vergangenheit: ihre Eltern sind mitnichten bei einem Autounfall ums Leben gekommen, sondern ...

Nur wenige Wochen nachdem Cassie Raven ihre Mentorin verloren hat, erfährt sie Erschütterndes aus ihrer eigenen Vergangenheit: ihre Eltern sind mitnichten bei einem Autounfall ums Leben gekommen, sondern ihr Vater hat einst ihre Mutter ermordet. Natürlich stellt Cassie Nachforschungen an, doch die Tat ist mehrere Jahrzehnte her und die ermittelnden Beamten gar nicht erfreut, dass Cassie alles wieder aufmischen will.
„Die Toten schweigen nie“ war der erste Band mit Cassie Raven, der mich absolut abgeholt hat und wahres Suchtpotential hatte. Umso schöner, dass es der Autorin gelungen ist, das auch mit dem zweiten Band der Reihe zu schaffen. Turner legt großen Wert auf Authentizität was die Arbeit in der Pathologie angeht. Viele medizinische Fachbegriffe, der Ablauf als solcher, Hintergrundarbeiten, bei vielem merkt man die akribische Recherche, die sich also definitiv gelohnt hat. Ich mag Cassies Art mit ihren Gästen umzugehen, sie behandelt sie mit Würde und legt trotzdem eine große Sorgfalt bei ihrem Tun an den Tag, wie es sich sicherlich jeder wünschen würde. Auch sonst ist sie sehr sympathisch, ihre unkonventionelle Art wirkt auf Außenstehende erst immer etwas schräg, eigentlich hat sie aber ihr Herz mehr als am richtigen Fleck. Sei es der Umgang mit ihrer Oma oder auch mit der etwas sperrigen Phyllida, Cassie kommt trotz allem mit ganz unterschiedlichen Leuten zurecht. Ihr Einfühlungsvermögen stellt sie immer wieder bei den Besuchen Hinterbliebener dar. Sehr gefreut habe ich mich zudem über das Wiedersehen mit Kieran, den sie noch aus ihrer Hausbesetzerzeit kennt. Der Fall an sich ist dieses Mal zutiefst persönlich, geht es doch um Cassies eigene Familie. Das Geschehen ist spannend und nimmt einen als Leser mit, trotzdem hätte ich gerne mehr Fälle aus Cassies Alltag gehabt, da sie dort ihr Können und ihren Grips auf ganz andere Art präsentieren kann. Doch das ist auch mein einziger Kritikpunkt am Buch und so kann ich „Wer mit den Toten spricht“ quasi uneingeschränkt weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 09.06.2022

Düsteres Wien

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
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Im Kunsthistorischen Museum lässt sich vieles aus dem Alten Ägypten bestaunen, vom Sarkophag über kostbare Grabbeigaben bis hin zur Mumie ist alles dabei. Doch eine der Mumien ist nicht tausende Jahre ...

Im Kunsthistorischen Museum lässt sich vieles aus dem Alten Ägypten bestaunen, vom Sarkophag über kostbare Grabbeigaben bis hin zur Mumie ist alles dabei. Doch eine der Mumien ist nicht tausende Jahre alt, sondern wandelte vor kurzer Zeit noch quicklebendig durch Wien: Professor Strössner. Ein Skandal, über den bei der Wiener Polizei Stillschweigen zu wahren ist. Einer der wenigen Insider ist Leo von Herzfeldt, der den Fall nun ganz diskret aufklären soll.

Das Wiedersehen mit Leo, Julia und Augustin hat fast keine Leserwünsche offen gelassen. Ein sehr lebendiges Wien (bis hin zum Dialekt), Lokalkolorit und Kurioses aus der Stadt machen die Handlung sehr authentisch. Pötzsch erzählt sehr ansprechend und man ist sofort im Geschehen. Wie schon im ersten Band war mir Leo nicht durch und durch sympathisch, seine etwas snobistische Art kommt schon immer mal zum Tragen. Auch seine Art Julia gegenüber lässt ab und an zu wünschen übrig. Aber die kann sich ja wehren, und macht auch sonst eine sehr gute und vor allem kluge Figur. Zusammen haben sie das Zeug dazu, den Mumienfall genauestens unter die Lupe zu nehmen, ebenso wie den Mord an einem vermeintlichen Stricherjungen. Langweilig wird es auf keinen Fall, man wird immer wieder von neuen Entwicklungen überrascht, vom Autor in düstere Wiener Ecken und menschliche Abgründe entführt. Soweit alles richtig gemacht.

Einen kleinen Wermutstropfen gab es dann aber doch: Augustin hätte definitiv mehr Raum gebrauchen können. Der schrullige und dabei sehr kluge Totengräber kommt zwar mit Auszügen aus seinem neuesten literarischen Werk zu Wort, live hätte er aber definitiv ein paar mehr Seiten für sich beanspruchen dürfen. Wenn eine Person schon titelgebend ist, sollte sie doch auch eine gewisse Rolle spielen. Ich hoffe, im nächsten Band wieder mehr von ihm zu lesen und freue mich schon jetzt auf ein kriminalistisches Wiedersehen mit den dreien.

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