Egal ob Kellner oder Gast - dieses Buch ist ein Lacher für jede:n
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Wer Menschenkenntnis entwickeln will, sollte Psychologie studieren – oder in der Gastronomie arbeiten. Denn: Die wahren menschlichen Abgründe tun sich dort auf, wo der Mensch isst, trinkt und ...
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Wer Menschenkenntnis entwickeln will, sollte Psychologie studieren – oder in der Gastronomie arbeiten. Denn: Die wahren menschlichen Abgründe tun sich dort auf, wo der Mensch isst, trinkt und am Stammtisch sitzt. Als Sophie Seidel sich als Kellnerin etwas Geld dazuverdienen will, geben ihr die Kollegen keine zwei Wochen. Sie beißt sich durch, stemmt Bierkrüge und vollgeladene Teller und hört nachts zum Abreagieren Metallica. Doch schuld am täglichen Irrsinn sind weder die Kollegen noch der diktatorische Koch: Es sind die Gäste, die Sophie Seidel an den Rand des Wahnsinns treiben … Ein humorvoller Bericht aus dem Leben einer Kellnerin. (Quelle: Amazon)
Anfang
Es it sechzehn Uhr und das Bräufassl ist leer, wie meistens um diese Zeit.
Meine Meinung
Da ich selbst auch schon in der Gastronomie gearbeitet habe und diese armen Schweine von Servierer:innen (man kann es manchmal einfach nicht anders sagen) meine vollste Sympathie verdient haben, musste ich dieses Buch einfach lesen.
Alle,die länger als eine Woche in der Gastronomie tätig waren, könnten selbst Bücher über dieses Thema verfassen. In der ein oder anderen angesprochenen Geschichte habe ich mich direkt wiedergefunden.
Sophie Seidel berichtet herrlich ehrlich und erfrischend komisch aus ihrer Zeit im Bräufassl (den Namen hat sie geändert) mitten in der Münchner Innenstadt.
Wer Menschenkenntnis entwickeln möchte, sollte entweder Psychologie studieren oder in die Gastronomie gehen.
(Seite 12)
Jedes Kapitel befasst sich mit einer anderen Kategorie, in der die Erlebnisse passend gesammelt und aufgeschrieben wurden. Über jedem Kapitel befindet sich ein kleines Zitat, ein Dialog oder ein Ereignis, über das man den Kopf schütteln oder lachen kann.
So steht über dem Kapitel "Vorhang auf - Unsere tägliche Freakshow" zum Beispiel:
Zwei Frauen kommen zur Tür herein. Eine der beiden fragt: "Haben Sie noch freie Plätze für zwei schöne Menschen?"
Kollegin: "Freilich. Wann kommen die denn?"
(Seite 30)
Nach jedem Kapitel befindet sich eine Top-Five, immer passend zu dem eben Gelesenen. So findet man nach dem Kapitel "Wirt unser, der du bist in München" die Top Five der Gastronomen-Welt.
Dame (Gast) regt sich künstlich über eine Lappalie auf und ruft: "Ich setze nie wieder einen Fuß in dieses Lokal!"
Wirt ganz lässig: "Ehrlich? Versprechen S' mir des?"
Bei so manchem Gast hofft der Wirt inständig, er würde seine Drohung wahr machen.
(Seite 175)
Ich muss an Leni denken, die mal gesagt hat: "Auf meinem Grabstein wird mal stehen: >Ham S' Brezen g'habt?<"
(Seite 262)
Doch die Autorin berichtet nicht nur von irrwitzigen oder lustigen Momenten, sondern auch von traurigen. Die ältere Dame, die mit einem Foto ihres verstorbenen Mannes ihre Goldhochzeit im Bräufassl verbringt, hat mich schwer schlucken lassen.
Interessant sind auch die Abschnitte über die einzelnen Nationen - wer die Augen offen hält, kann die Unterschiede tatsächlich selbst erkennen, wenn er Essen geht.
Da wir uns mitten in Bayern befinden, kommt man um den ein oder anderen bayrischen Satz nicht rum - was das Ganze aber noch etwas sympathischer macht.
Am Ende befindet sich ein Glossar, das einige Worte erklärt. Jetzt weiß auch ich, dass mit "Schmier" die Polizei gemeint ist und ein "Stamperl" ein Schapsglas bezeichnet. So hat eben jede Region ihre eigenen Worte und Bezeichnungen. Ich bin mir nicht sicher ob Sophie Seidel weiß, was "es Gerippte" ist und ob sie den Unterschied zwischen einfachem Harzer und Handkäs' mit Musik kennt.
Durch die nicht zu langen Kapitel und die locker-leichte Schreibweise kommt man zügig voran und das Buch liest sich wie von selbst.
Fazit
Egal ob man selbst schon in der Gastronomie tätig ist oder nicht, dieses Buch ist ein Lacher für jede:n!
Diese Menschen leben größtenteils vom Trinkgeld - um 20 Cent aufzurunden ist weder großzügig noch ausreichend! Bitte denkt das nächste Mal daran und gönnt eurem Kellner / eurer Kellnerin etwas mehr. Und bitte, bitte habt Verständnis für diese Leute - auch sie sind alles nur Menschen!