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Veröffentlicht am 20.08.2017

Unorthodox

Unorthodox
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Inhalt:
Die Autorin Deborah Feldman, erzählt in ihrem Buch von ihrer Kindheit und ersten Erwachsenenjahren als orthodoxe Jüdin in Williamsburg/New York. Einem Leben zwischen Tradition und dem Drang nach ...

Inhalt:
Die Autorin Deborah Feldman, erzählt in ihrem Buch von ihrer Kindheit und ersten Erwachsenenjahren als orthodoxe Jüdin in Williamsburg/New York. Einem Leben zwischen Tradition und dem Drang nach Freiheit. Als Chassidische Jüdin in der Satmar Gemeinde, ist sie den Regeln einer der strengsten Gemeinden innerhalb des Judentums unterworfen, jede Verfehlung wird bestraft, Bildung für Mädchen erfolgt nur insoweit das den Mindesanforderungen der staatlichen Schulbehörde Genüge getan wird. Das einzige Ziel im Leben eines Mädchens ist es zu heiraten und ihrem Mann zu dienen.
Deborah Feldman, beschritt einen harten Weg um dem Leben das ihr vorbestimmt war zu entfliehen.

Meine Meinung:
Das letzte Mal als ich mich mit Religion, gleich welcher Art beschäftigt habe, war zu Schulzeiten, uns wurden die unterschiedlichen Glaubensrichtungen aufgezeigt, da war die Einteilung allerdings recht einfach: Christen,Juden, Moslem,Buddhisten. Fertig. Das sich diese Glaubensrichtungen allerdings immer weiter verzweigen und verästeln und dabei für mich unverständliche Blüten treiben können, lernte ich erst nach meiner Schulzeit, durch Bücher und was man so aufschnappt.
Durch das Buch Unorthodox, habe ich eine dieser Blüten kennengelernt. Mitten in der Millionenstadt New York, lebt eine große Gruppe Menschen, abgeschottet vom Rest der Stadt, nach ihren eigenen Gesetzen und Regeln, immer in der Angst etwas zu tun das nicht Gottgefällig ist, wobei es durchaus legitim ist, Verbrechen vor dem Gesetz zu vertuschen um das Ansehen einer Familie nicht zu beschmutzen. Und immer kann es sein, das der Rabbiner eine neue Regel aufstellt, die alle zu befolgen haben.
Deborah wächst in dieser Umgebung bei ihren Großeltern auf, ihr Vater scheint gesundheitlich nicht in der Lage sich um die Tochter zu kümmern und ihre Mutter hat die Familie und die Gemeinde verlassen. Das Mädchen fühlt sich allein und ungeliebt, obwohl ich persönlich nicht einmal glaube das dies von ihrer Familie auch so gesehen wurde, sie wurde mit allem versorgt, musste nie Hunger leiden, aber sie war auch das Kind, dessen Eltern, die Erwartungen nicht erfüllten, das Kind das aneckte und sich nur widerwillig den Regeln beugte. Deborah liest verbotene Bücher zu denen Anne of Green Gables , Stolz und Vorurteil oder Mathilda gehören, Bücher aus denen sie im Endeffekt ihre Kraft zieht.
Als sie mit 17 Jahren mit Eri verheiratet wird, erhofft sie sich ein besseres Leben. Nach sehr schwierigen Startbedingungen in die Ehe ( die jungen Leute haben keinerlei Ahnung was in der Hochzeitsnacht auf sie zukommt) scheint sich diese Hoffnung nach einem Umzug zu erfüllen, Deborah macht den Führerschein und sie beginnt ein Studium. Und je mehr sie lernt und je mehr sie das Leben kennenlernt, desto mehr hinterfragt sie, bis sie die Kraft findet sich von ihrem Mann zu trennen und ein neues Leben zu beginnen.

Ich weiß nicht, wie viel bei der Übersetzung des Buches verloren ging, vieles wurde mir nicht genau genug erklärt, ich hatte häufig das Gefühl, das nur Deborah ihr Leben hinterfragte, allen anderen schien der Weg den ihr Leben nimmt als vorgezeichnet und unabänderlich zu sein.
Etwas das ich mir nicht vorstellen kann, schließlich lebte Deborah nicht irgendwann im 18. oder 19. Jahrhundert sondern im jetzt und heute.
Auch hätte ich mir einen Blick von außen auf die Gemeinde gewünscht, wie sehen andere das Leben der Juden in Williamsburg, wie kann es sein, das schon von vornherein klar zu sein scheint, das eine Frau die ihren Mann verlässt auch automatisch das Sorgerecht für ihr Kind verliert? Deborah konnte das abwenden, aber wie genau wird leider nicht beschrieben.
Deborah Feldmans Schreibstil ist anfangs etwas Gewöhnungsbedürftig, sie schreibt als würde sie ihrem Gegenüber ihre Geschichte erzählen, so das ich ganz nah bei ihr war, viele ihrer Schilderungen gingen mir persönlich sehr nah.
Alles in Allem gebe ich für das Buch eine Leseempfehlung und werde sicherlich auch das zweite Buch der Autorin lesen.

Veröffentlicht am 28.06.2017

Portugiesische Rache

Portugiesische Rache
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Zum Inhalt:
Henrik Falkner hat in Lissabon eine neue Heimat gefunden, das Antiquariat, das er von seinem Onkel geerbt hat läuft angemessen schlecht, die nötigen Sanierungsmaßnahmen werden von der Familie ...

Zum Inhalt:
Henrik Falkner hat in Lissabon eine neue Heimat gefunden, das Antiquariat, das er von seinem Onkel geerbt hat läuft angemessen schlecht, die nötigen Sanierungsmaßnahmen werden von der Familie Jaos übernommen, im Gegenzug dazu soll Henrik dessen Tod aufklären.
Doch zunächst fällt Henrik ein anderer Mord buchstäblich in die Arme, in einer Bar wird ein Mann niedergestochen der kurz zuvor ein Buch in Henriks Laden gekauft hat und Henrik versucht vergeblich ihn zu retten. Da er eine Verbindung zwischen den beiden Geschehnissen vermutet, ermittelt er auf eigene Faust.

Meine Meinung:
Wie schon im ersten Teil Portugiesisches Erbe, besteht ein großer Teil des Buches aus wunderschönen, allerdings meiner Meinung nach oft überflüssigen Beschreibungen Lissabons, ich hatte ja im zweiten Buch auf etwas weniger "Reiseführer" gehofft. Das ist aber auch schon fast, der einzige Kritikpunkt. Die Krimihandlung ist gewohnt spannend und voller Wendungen, der Leser trifft einige alte Bekannte wieder, die auch im ersten Teil eine wichtige Rolle spielten und er lernt neue Menschen kennen. Henriks Vater kommt zu Besuch, die Mutter eines Hausbewohners schaut bei ihrem Sohn nach dem Rechten, das ganz normale Leben eben. Bis wieder etwas geschieht, was dieses ganz normale Leben gehörig durcheinander wirbelt und nicht nur Henrik in Gefahr bringt.
Ich hatte erwartet, das mehr Geheimnisse rund um das Antiquariat und den Tod Jaos aufgelöst werden, leider blieb diese Erwartung enttäuscht.
Sellanos Art zuschreiben, gefällt mir immer noch recht, auch wenn mich mehr und mehr das Gefühl beschleicht, es weniger mit einer Reihe zu tun zu haben, sondern mit einem Buch aufgeteilt in mehrere Teile, zu eng fassen die Rädchen des Geschehens ineinander über, es ist zwingend erforderlich auch den ersten Teil gelesen zu haben und es ist wohl nötig auch den sicherlich folgenden 3. Band zu lesen um alle Zusammenhänge zu sehen.

Mit einem Klick auf das Cover kommt ihr direkt zum Verlag.

Broschiert: 352 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (9. Mai 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453419456
ISBN-13: 978-3453419452

Veröffentlicht am 26.06.2017

Mordkapelle

Mordkapelle
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Inhalt:
Die Journalistin Ira Wittekind ist gemeinsam mit ihrem Freund eigentlich auf dem Weg zum Rehmer Markt, als der Anruf einer Freundin die Pläne zunichte macht. In einer Kapelle wurde ein Toter gefunden ...

Inhalt:
Die Journalistin Ira Wittekind ist gemeinsam mit ihrem Freund eigentlich auf dem Weg zum Rehmer Markt, als der Anruf einer Freundin die Pläne zunichte macht. In einer Kapelle wurde ein Toter gefunden der in seinem Rollstuhl verbrannte. Wie sich später herausstellte handelt es sich bei dem Toten um den allseits beliebten Apotheker Ludwig Hahnwald, allgemein auch der Schöne Ludwig genannt.

Meine Meinung:
Carla Berlin schreibt in kurzen knappen Sätzen, daran musste ich mich erst gewöhnen. Die kurzen Sätze gaben mir ein hohes Lesetempo vor, so das die Seiten nur so dahin flogen. Und es muss erwähnt werden, das Mordkapelle zwar das erste Buch der Autorin ist, das im Heyne Verlag erschienen ist, es aber schon 3 Vorhängerbände rund um Ira Wittekind gibt und dazu muss ich sagen, das ich oft das Gefühl hatte mir würden Informationen fehlen um einen echten Bezug zu den Protagonisten aufzubauen. Die Örtlichkeiten hingegen konnte ich mir als Einheimische recht gut vorstellen.
Der Kriminalfall ist spannend, wie so häufig reichen das Motiv weit in die Vergangenheit und Ira kommt dem Täter während ihrer Recherche gefährlich nah.
Das Buch hat mich wirklich gut unterhalten und ich gebe gern ein Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.06.2017

Junktown

Junktown
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Inhalt:
Nach einer Revolution ist Drogenkonsum nicht nur legal, sondern Pflicht. Jeder Bürger Junktowns ist verpflichtet zu konsumieren und seinen Drogenpegel auf einem bestimmten Level zu halten, wird ...

Inhalt:
Nach einer Revolution ist Drogenkonsum nicht nur legal, sondern Pflicht. Jeder Bürger Junktowns ist verpflichtet zu konsumieren und seinen Drogenpegel auf einem bestimmten Level zu halten, wird bei dem monatlichen Drogentest dieses Level unterschritten drohen harte Strafen.Biotech Maschinen beherrschen den Alltag, unter anderem Brutmütter, die hunderte von speziell gezüchteten Baby auf einmal ausbrüten. Als eine dieser Brutmütter ermordet wird, kommt Solomon Cain, Beamter der Geheimen Maschinenpolizei, der Sicherheit für Maschinenbürger einer bahnbrechenden Entwicklung auf die Spur und gerät dabei in größte Gefahr.

Meine Meinung:
Der Klappentext hat mich neugierig gemacht. Wie lebt es sich in einer Welt in der Drogen legal sind, besteht das Leben aus einer einzigen rauschhaften Party?Sind alle glückliche und zufriedene Blumenkinder? Wie aus meiner kurzen Inhaltsangabe schon ersichtlich ist, ist dem nicht so. Überwachung und Kontrolle bestimmen das Leben der Junktowner. Die Rauschssicherheitsbehörde überwacht alles, Kritik am Staat wird als Hochverrat gewertet und schnell landet man vor einem Sozialhygienegericht, was genau dann mit der betreffenden Person geschieht habe ich leider nicht so ganz verstanden, im schlimmsten Fall wird man recycelt.
Prinzipiell mochte ich das Buch, der Schreibstil ist klasse, etwas störend sind die vielen Abkürzungen. HMW, GEMAPO,BM,BEPO,GGA und und und, sicher die werden alle im Buch und auch im Anhang erklärt aber ich bin trotzdem oft beim Lesen gestolpert.
Matthias Oden, hat eine erschreckende Welt erschaffen, die nur auf den ersten Blick wie ein Paradies erscheint, sich aber schnell als das entpuppt was es wirklich ist, eine kontrollierte, dreckige Drogenhölle. Einzige Errungenschaften sind die HMW (Höhere Maschinenwesen) die so etwas wie ein Bewusstsein haben und sogar Liebesbeziehungen mit Menschen eingehen können. Überhaupt scheint der Sex mit Maschinen oder mit maschineller Unterstützung für den Autor sehr wichtig zu sein, er erspart seinen Lesern allerdings allzu detaillierte Beschreibungen, da darf dann die Fantasie des Lesers Purzelbäume schlagen ;o)
Die Krimihandlung, hat mir sehr gut gefallen, der Ermittler Solomon Cain ist ein sehr interessanter Charakter, dass er dem Staat kritisch gegenübersteht und das er den Fall der ermordeten BM unbedingt aufklären will, rückt ihn ins Blickfeld der Rauschsicherheitsbehörde und dennoch lässt er nicht locker. Die Auflösung hat mir extrem gut gefallen, das Motiv für die Tat ist so nachvollziehbar wie erschreckend.
Ich hätte gern mehr Hintergrundinformationen bekommen, was genau führte zur Revolution die das Leben aller so sehr verändert hat? Was geschieht rund um Junktown, ist die Stadt von allen anderen Staaten abgeschottet oder hat sich das System Weltweit durchgesetzt?
Ich könnte euch noch viel mehr erzählen, denn das Buch ist durchaus lesenswert. Ich könnte mir eine Fortsetzung durchaus vorstellen, in der vielleicht auch einige Fragen die sich mir beim Lesen stellten beantwortet werden.

Veröffentlicht am 14.05.2017

Fay

Fay
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Inhalt: Die 17.jährige Fay flieht vor ihrem gewalttätigen Vater, auf der Suche nach einem besseren Leben, mit regelmäßigem Essen und einem sicheren Zuhause.
Mit zwei Dollar in der Tasche macht sie sich ...

Inhalt: Die 17.jährige Fay flieht vor ihrem gewalttätigen Vater, auf der Suche nach einem besseren Leben, mit regelmäßigem Essen und einem sicheren Zuhause.
Mit zwei Dollar in der Tasche macht sie sich auf den Weg zur Küste. Unterwegs trifft das junge Mädchen auf die unterschiedlichsten Menschen und Männer und nicht alle meinen es gut ihr. Erst als sie auf den Highway Patrol Polizisten Sam trifft, der sie mit zu seiner Frau Amy nimmt, scheint sich für Fay alles zum Besseren zu wenden, sie lernt lesen und gute Manieren und die Chancen auf eine Familie sind gut denn Amy liebt sie wie eine Tochter und auch Sam beginnt väterliche Gefühle für das Mädchen zu entwickeln. Bis Amy bei einem Autounfall stirbt und sich zwischen dem älteren Mann und Fay mehr entwickelt als nur Freundschaft.

Meine Meinung:
Larry Brown spielt mit der Sprache wie es kaum ein zweiter versteht, er nimmt seine Leser mit auf die staubigen Straßen, auf denen Fay nach einer besseren Zukunft sucht, fast körperlich konnte ich die Hitze spüren, den Durst des Mädchens und die Erleichterung als sie zu einem Wasserschlauch kommt und sich in einem unverschlossenen Gemeindehaus heimlich satt isst.
Der Autor führt seine Leser in eine völlig fremde Welt, die Welt der amerikanischen Unterschicht, in der Kinder statt zur Schule zu gehen auf den Feldern mitarbeiten müssen auf denen sich ihre Eltern als Saisonarbeiter verdingen und junge Mädchen ihren Körper für Süßigkeiten verkaufen. Er führt uns in dreckige Mobilheime und Stripclubs. Niemand in diesem Buch scheint auch nur ein annähernd normales Leben zu führen, nicht einmal Sam und Amy die mit dem tragischen Tod ihres einzigen Kindes nicht fertig werden, nicht Reena die Fay in einem Diner kennen lernt, sie sind alle verkorkst.Und mittendrin Fay, die von den einfachsten Dingen im Leben keine Ahnung hat, die nicht weiß das man Bier und Zigaretten erst kaufen darf wenn man 18 ist, die noch nie im Leben bei einem Arzt war aber wild entschlossen ist, dass sie es einmal besser haben wird.
Ich weiß nicht was ich von Fay halten soll, war sie mir zu Anfang noch sehr sympathisch, änderte sich das im Laufe der Geschichte immer mehr, trotz aller Naivität die ich ihr zugestand, konnte ich vieles von dem, was sie tat nicht nachvollziehen, genauso fremd blieben mir die Handlungsweisen der anderen Protagonisten. Seltsamerweise trübte das mein Lesevergnügen kaum.Fay, ist ein Buch voller Tragik, Hoffnungslosigkeit, Liebe und Hass.
Ich gebe eine Leseempfehlung für alle die eine zwar schön erzählte, aber nicht wirklich schöne Geschichte lesen wollen.
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