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Veröffentlicht am 06.10.2022

Unglaublich spannend, mit fiesem Cliffhanger

Prison Healer (Band 2) - Die Schattenrebellin
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Inhalt:


Kiva ist im Gefängnis von Zalindov aufgewachsen. Gemeinsam hat sie dort mit ihrem Vater als Heilerin gearbeitet. Als dieser jedoch verstarb, musste sie sich alleine durchschlagen. Als aber die ...

Inhalt:


Kiva ist im Gefängnis von Zalindov aufgewachsen. Gemeinsam hat sie dort mit ihrem Vater als Heilerin gearbeitet. Als dieser jedoch verstarb, musste sie sich alleine durchschlagen. Als aber die Rebellenkönigin in den Krankenhaustrakt des Gefängnisses aufgenommen wurde, veränderte sich Kivas Leben grundlegend. Denn kurz darauf wurde niemand geringerer als der Kronprinz selbst in Haft genommen (dessen Identität zu diesem Zeitpunkt aber nur den wenigsten bekannt war). Aus einem Affekt heraus beschloss Kiva, sich dem Elementeurteil zu stellen, das Amnestie versprach. Mehreren Prüfungen, die sie vermutlich nicht hätte bestehen können, wäre ihr der Prinz nicht mit seiner Magie zur Hilfe gekommen. Zu guter Letzt erfuhr der Leser, dass es sich bei der Rebellenkönigin um Kivas Mutter handelte.

Sechs Wochen nach der Flucht aus dem Gefängnis findet sich Kiva in den königlichen Hallen an der Seite des Prinzen wieder. Und beide haben ein paar Geheimnisse voreinander. Da Kivas Mutter beim blutigen Gefängnisaufstand starb, ist deren Vermächtnis, der Linie der Corentines zurück auf den Thron zu verhelfen, auf Kiva und ihre Geschwister übergegangen.

Das Schicksal führt Kiva und ihre Geschwister zusammen. Dass Kiva beim Kronprinzen untergekommen ist und sein volles Vertrauen genießt, kommt diesen gelegen. Kiva soll das Königshaus ausspionieren und wichtige Informationen an sie weitertragen. Das sollte kein Problem sein, denn die Königsfamilie hat das Mädchen und ihren jungen Begleiter Tipp schon bald ins Herz geschlossen.

Kiva ist zunächst von ihrer Aufgabe überzeugt. Doch nach und nach schaffen es die Mitglieder der Königsfamilie immer weiter in ihr Herz. Blut ist aber dicker ist als Wasser. Jeden Tag muss sie für ihre Ziele kämpfen. Peu à peu erfährt sie mehr über den Prinzen, aber auch über die eigene Familie. Wird sich Kiva wie eine gute Tochter verhalten, wird sie ihre Gefühle unterdrücken und tun, was Ihre vermeintliche Pflicht ist?



Meinung:


Im zweiten Band von Prison Healer begleitet der Leser die Protagonistin Kiva nicht mehr durch die Gemäuer des Lagers Zalindov. Das junge Mädchen befindet sich mittlerweile in der Obhut der Königsfamilie. Sie befindet sich, so möchte man meinen, in Sicherheit. Doch Kiva hat ganz andere Pläne, als sich in den Gemäuern des Prinzen auszuruhen. Denn als Tochter der Rebellenkönigin ist sie auf Rache aus, für das, was ihrer Familie früher einmal passiert ist.

Als Leser begleitet man also – und das ist ein gekonnter Schachzug der Autorin – mit Kiva eine Protagonistin, einen ambivalenten Charakter, durch das Buch, die mit ihren Plänen das Königshaus von innen heraus zerstören möchte.

Die Königin, der Prinz, ja eigentlich der gesamte Hofstaat begegnen Kiva und ihrem kleinen Begleiter Tipp, der ihr im Gefängnistrakt als treuer Assistent zur Seite stand und für sie mittlerweile wie ein kleiner Bruder geworden ist, mit Offenheit, Herzlichkeit und Gutmütigkeit. Sie wollen Kiva endlich ein gutes Leben schenken. Der Prinz kommuniziert sogar gegenüber seinen eigenen Leuten, dass er Kiva keinerlei Grund geben möchte, ihm zu misstrauen und sie sich auch in seinem Haus in keiner Weise eingeengt fühlen soll. Er schenkt ihr also uneingeschränktes Vertrauen.

Kiva ist kein schlechter Mensch per se. Ihr ist als Kind nur einfach zu viel Ungerechtigkeit widerfahren. Spiegelt man als Leser das Verhalten der Protagonistin, muss man sich also wohl eingestehen, dass man es hier mit einem sehr interessanten Charakter zu tun bekommt.

Neben einer Protagonistin, die erst auf den zweiten Blick sympathisch und manchmal auch etwas blauäugig erscheint, lernt man in diesem zweiten Band aber auch einige weitere neue, sehr interessante Nebencharaktere kennen. Neben den schon bekannten Figuren, dem stets fröhlichen und lebensbejahenden Tipp und Jarens „goldenem Schild“, der rustikalen Wächterin Naari, kommen nun auch die Mitglieder des Königshauses hinzu. Besonders hervorheben möchte ich hier den Cousin von Jaren, Caldon. Der junge Prinz hat stets einen charmant frechen Spruch auf Lager, egal, wie ausweglos eine Situation gerade zu sein scheint. Er gilt unter den Hofdamen auch als unverbesserlicher Schürzenjäger. In diesem Band findet Kiva zudem eine neue Freundin. Rhess und sie teilen nicht nur die Leidenschaft fürs Heilen, auch vertrauen sie sich bald einige Sorgen und Ängste an. Und dann gibt es noch Kivas Geschwister und ihre schrullige Großmutter, die mitten im Nirgendwo mit ihren Freundinnen gerne Lesekränzchen abhält und ein mysteriösen Monster im Garten hält.

Neben den vorgenannten Zielkonflikten und der Angst davor entlarvt zu werden, muss sich Kiva im zweiten Band von „Prison Healer“ noch um weitere Probleme kümmern. Denn keiner darf von ihrer Heilmagie erfahren, das hat ihr Vater ihr in frühen Jahren eingeschärft. Doch der goldene Schein, der immer dann hervortritt, wenn Kiva eine verletzte Person sieht, droht ihre Fähigkeiten zu entlarven. Kiva muss ihre Magie unter Kontrolle halten. Doch das scheint von Tag zu Tag immer schwerer zu werden.



Fazit:


Auch im zweiten Band von “Prison Healer“ arbeitet Lynette Noni mit großer Raffinesse an ihrem Ruf als neue Meisterin des Suspense. Im Laufe der Geschichte tauchen unablässig interessante Charaktere auf. Sie ist auf jeder Seite konsistent und zeigt großen Tiefgang.

Das Buch reißt den Leser immer stärker ins Geschehen hinein. Es wird mit detailgenauer Ausführlichkeit der dramatische Höhepunkt herbeigeführt. Zeitweilig wird schnell, nahezu atemlos erzählt.

Kritikpunkt: Der Vorband endete auf einem Cliffhanger, den das Buch auflöst, um dann selber wiederum auf einem fiesen Cliffhanger zu enden.

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Veröffentlicht am 27.09.2022

Wer Vortex mochte, wird Dark Sigils lieben

Dark Sigils – Was die Magie verlangt
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Inhalt:


Rayne und ihre Freundin Lily haben nur ein Ziel: Gemeinsam wollen sie ein wenig Geld beschaffen und sodann, weit weg vom Waisenhaus, in dem sie ihre Kindheit und Jugend verbringen mussten, ein ...

Inhalt:


Rayne und ihre Freundin Lily haben nur ein Ziel: Gemeinsam wollen sie ein wenig Geld beschaffen und sodann, weit weg vom Waisenhaus, in dem sie ihre Kindheit und Jugend verbringen mussten, ein neues Leben beginnen.

Der Alltag stellt für Rayne und Lily jeden Tag eine neue Herausforderung dar. Während Rayne für Lazarus, den Betreiber des Waisenhauses, in Wettkämpfe ziehen und dort Geld verdienen muss, wird Lily von ihm als Escort-Dame für fremde Männer auf Partys geschickt. Jeden Tag fürchtet Rayne, dass Lily dort etwas Schlimmes zustoßen könnte.

Plötzlich ist es dann soweit, Rayne hat die Möglichkeit gefunden, heimlich an einem Profiwettkampf teilnehmen zu können. Mit Hilfe von Lilys Erspartem kann sie sich ein magisches Schmuckstück erwerben, mit dem sie in der Lage sein könnte, diesen Kampf zu gewinnen. Das Preisgeld wird dieses Mal so hoch sein, dass den Mädchen eine Flucht gelingen könnte.

An diesem Abend erleben die beiden Mädchen gleich mehrere Überraschungen. Sie lernen nicht nur die Oberen aus der geheimnisvollen Himmelsstadt, dem Mirror, kennen. Ihr Plan verläuft auch nicht ganz so, wie sie es sich überlegt haben, und dann muss Rayne auch noch feststellen, dass sie scheinbar der Magiesucht verfallen ist. Denn unter ihrer Haut formen sich schwarze Linien. Ein sicheres Zeichen eines Tremors, dem Ausbruch von Chaosmagie. Eine Magie, an der schon viele gestorben sind.

Doch all dies wird schon bald marginalisiert. Als Rayne sich im Mirror, einer Stadt, die ihr bislang nur mehr oder weniger gerüchteweise präsent war, wiederfindet, vollzieht sich eine Zäsur in ihrem Leben. Hier gibt es Magie und auch Reichtum im Überfluss.

Im Mirror trifft Rayne auf den geheimnisvollem Mirrorlord, der ihr mitteilt, dass sie die Erbin eines mächtigen Sigils ist und nun die Wahl hat, der Chaosmagie zu unterliegen und mit großer Wahrscheinlichkeit den Tod zu finden oder sich den Dark Sigils anzuschließen. Und wie so oft hat jede Entscheidung ihren Preis ...



Meinung:


Anna Bennings neues Buch „Dark Sigils“ beweist das ihr hochgelobtes Erstlingswerk, „Vortex“, kein Glücksfall war. Die Jugend ihrer Protagonistin ist von Armut und Einfachheit geprägt. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, muss sie an Wettkämpfen teilnehmen und ihren Lohn sodann an Lazarus, den Leiter des Waisenhauses, in dem sie und ihre beste Freundin leben, abtreten. Jeder Tag ist ein Tag, an dem die Mädchen ums Überleben kämpfen.

Die Ausgangslage holt den Leser also in unserer Gegenwart ab. So vielversprechend die Ausgangsidee des Roman ist, die literarische Umsetzung und das fantasievolle Setting sind noch besser. In Raynes Welt ist die Magie rar und somit auch sehr teuer. Mit Uppers bzw. Trides (Münzen, die mit unterschiedlichen Eigenschaften ausgestattet sind), kann man z.B. Schmerzen mindern, in den Schlaf finden, klüger werden oder einfach zu mehr Glück finden. Spezielle magische Schmuckstücke verleihen Fähigkeiten, die z.B. im Kampf in den Arenen eingesetzt werden und zum Sieg verhelfen können. Im Mirror jedoch, einer Spiegelwelt, die lange Zeit am Himmel verborgen lag und deren Gebäude man mittlerweile schemenhaft erkennen kann, da herrschen die Oberen. Hier gibt es Magie (und somit auch Reichtum) im Überfluss.

Nach und nach strickt Anna Benning ihre Geschichte zusammen. Sie erzählt aus der Sicht von Rayne, deren einziges Ziel darin bestand, gemeinsam mit ihrer Freundin zu fliehen und sich fern von Lazarus, dem Waisenhausbesitzer, ein neues Leben aufzubauen. Doch Raynes Plan, den sie sich für die Umsetzung ihrer Zukunftsträume zurechtgelegt hatte, geht schief. Sie wird von Lily getrennt, erfährt schockierende Wahrheiten über ihre Vergangenheit und muss eine sehr schwere Entscheidung treffen. Bald schon muss Rayne nicht nur für neue Ziele kämpfen, sie findet sich auch von einem Moment auf den anderen in einer Luxuswelt wieder und wird zum Spielball gleich mehrerer Fraktionen. Der Mirrorlord möchte sie an seiner Seite wissen, eine Rebellengruppe mit undurchsichtigen Zielen bietet ihr ihre Hilfe an und Lazarus will das mittlerweile für ihn noch viel wertvoller gewordene Mädchen wieder unter seine Kontrolle bekommen.

Anna Benning belässt es jedoch nicht bei diesem schon recht komplexen Konstrukt. Sie webt ihre Geschichte noch weiter. Der Leser erfährt nach und nach mehr über die Absichten der verschiedenen Fraktionen. Nach und nach bekommt er so beispielsweise einen Einblick in die Perspektive des Mirrorlords, der mit seinen ganz eigenen Problemen zu kämpfen hat. Denn ihm wurde schon früh eine schwere Last auferlegt.

Die komplexe Handlung und allerhand Figuren fordern Konzentration beim Lesen. Belohnt wird man mit einem Reihenauftakt, der durchgehend für Spannung sorgt und ein großes Lesevergnügen schenkt.



Fazit:


Mit Dark Sigils – so viel sei vorweg gesagt – gelingt es Anna Benning eine kaum für möglich gedachte Steigerung ihres Erstlingswerks Vortex ins Werk zu setzen. Wer Anna Bennings Vortex-Reihe mochte, wird den Auftakt von Dark Sigils lieben.

Rasant geht es zu und das mit einer steten Steigerung. Ein eskalierender Sturm reißt den Leser mit. Anna Benning erschafft eine eigene Wirklichkeit, die dem Leser aufgrund der detaillierten Darstellung durchgehend Konzentration abverlangt.

Die gekonnte literarische Umsetzung Bennings macht den Lesenstoff allerdings verfügbar und sorgt dafür, dass sich die Geschichte für uns als unvergessliches Leseerlebnis manifestiert.

Dieser Reihenauftakt gehört ins Regal.

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Veröffentlicht am 20.09.2022

Female Empowerment

Spring Storm 1: Blühender Verrat
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Inhalt:


Mit sieben Jahren musste Cora dabei zusehen, wie ihre Eltern im Krieg der Dimensionen ums Leben kamen. Seitdem befand sich das Mädchen ständig auf der Flucht. Immer wieder ist sie Zeugin von ...

Inhalt:


Mit sieben Jahren musste Cora dabei zusehen, wie ihre Eltern im Krieg der Dimensionen ums Leben kamen. Seitdem befand sich das Mädchen ständig auf der Flucht. Immer wieder ist sie Zeugin von Angriffen geworden, immer wieder hatte sie Glück und war eine der wenigen Überlebenden.

Auf ihrer Flucht hatte Cora nie das Gefühl irgendwo dazuzugehören. Sie kämpfte sich durch das Leben, bis sie in den durch die Quellstrahlung verseuchten Wäldern endlich ein wenig zur Ruhe kommen konnte.

Doch irgendwann packt Cora erneut ihre Sachen. Sie verlässt die schützende Obhut der Wälder und geht zurück in die Stadt. Hier schließt sie sich, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, einem Einsatzteam an, das sich täglich Aufgaben widmet, die der Quellstrahlungsverseuchung geschuldet sind. Diese Tätigkeit kann nicht jeder ausführen. Denn die Chance, dass ein Mensch den Kontakt mit der Strahlung überlebt, liegt lediglich bei 20 %. Diese glücklichen 20 % entwickelten eine sogenannte Cosmic Power. Cora hingegen schien eine der wenigen zu sein, die immun gegen die Strahlung ist und die zugleich auch noch dieses unglaubliche Glück hatte, bei Angriffen stets zu überleben. Der Nimbus der Unsterblichkeit umstrahlt sie.

Das machte Cora zu einem sehr wertvollen Teammitglied des Einsatzteams. Doch das schützt sie nicht vor einer Suspendierung als ein Mitglied durch Coras Verhalten verunfallt. Zwar hatte sie noch einen Zweitjob bei „Boss“, einem Gewürzhändler, doch sie benötigte die Einsätze dringend, um ihren Lebensstandard halten zu können.

Die Lösung sollte die Aufnahme in die „Academy of Cosmic Power“ sein. Mit einem bestandenen Test könnte Cora auch wieder zum Einsatzteam stoßen. Doch ihre Kommilitonen legen die Latte angesichts von deren Fähigkeiten sehr hoch. Schnell wird sich klären, ob das Glück oder ihre Fähigkeiten Cora hierher geführt hat.

Cora wird bis zum ersten Test zur Bewährung an der Akademie angenommen. Harte Arbeit und ihre Mitstudenten, die auf Konkurrenz und nicht auf Kooperation setzen, vergällen ihr den Alltag.
Und dann gibt es da noch King. Die Studentin, die Cora eigentlich als Mentorin zugewiesen wurde, die sie aus unerfindlichen Gründen aber ganz besonders zu hassen scheint.



Meinung:


Marie Graßhoff schreibt mit dem ersten Band ihrer „Spring Storm“-Reihe einen unglaublich spannenden und fesselnden Reihenauftakt. In Sachen Worldbuilding und kunstfertiger Umsetzung ihrer Ideen macht Marie Graßhoff keiner etwas vor.

Denn die Autorin liefert dem Leser nicht gleich alle Fakten auf dem Tablett, sie lässt ihn stattdessen nach und nach die Welt ihrer Geschichte erkunden. Was hat es mit dieser Quellenenergie bzw. den Fragmenten auf sich? Was geschieht in den Wäldern, in denen sich Cora so wohlfühlt? Mit geschickt eingebauten Rückblenden wird der Leser immer wieder aus der Gegenwart in die Vergangenheit geschickt. Hier erfährt er, wie Cora kriegsbedingt ihre Eltern verlassen musste. Welche einzelnen Stationen sie auf der Flucht durchlaufen ist. Nach und nach bekommt der Leser immer mehr Fakten geliefert, die dazu führen, dass man versteht, warum Cora zu dem Menschen geworden ist, der sie heute ist.

Charakterentwicklung und Handlungsführung sind äußerst gekonnt. Mit dem Besuch der Akademie findet das Mädchen innerhalb kürzester Zeit Freunde, auch, wenn das eigentlich gar nicht unbedingt ihr Plan war. Dieser Kniff der Autorin führt dazu, dass man auch als Leser eine enge Beziehung zu den Nebencharakteren aufbaut, die größtenteils mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten sowie Ecken und Kanten sehr interessant gestaltet sind.

Auf einem ihrer Einsätze in den Wäldern hat Cora zudem einen Gefährten gefunden. In den Wäldern ist die Quellstrahlung oft sehr hoch. Die Strahlung hat dazu geführt, dass die Pflanzen und auch einige Wesen Mutationen zeigen. So kommt es, dass Cora eine Katze bei sich aufnimmt, die die Auftraggeberin nicht zurückfordert. Anstatt Fell trägt „Bob“ am ganzen Körper wunderschöne Blüten und Blätter. Der Kater ist über das gesamte Buch hinweg stets an Coras Seite und wuchs mir als Leserin somit auch sehr ans Herz.

Die Geschichte spielt zu einem großen Teil an der „Academy of Cosmic Powers“. Hier weht ein rauer Wind. Die Studierenden besitzen, oft der Quellenergie ausgesetzt, starke Fähigkeiten. Diese variieren von Fall zu Fall. So kann ein/e Studierende/r z.B. das Gehör eines anderen Menschen beeinflussen, ein/e andere/r kann die Materie eines Gegenstandes verändern, Licht und Schatten erzeugen, Dinge innerhalb kürzester Zeit zerstören.



Fazit:


Marie Graßhoff will mit „Spring Storm – Blühender Verrat“ keine Liebesgeschichte erzählen. Ein Jugendbuch also, das zu überraschen versteht, allen voran die Protagonistin. Und fast jede dieser Überraschungen vermag zu überzeugen.

Der rote Faden, der sich durch die Storyline des Buches zieht, wird mit jeder Seite sichtbarer, weil jede Menge gekonnt zusammengeflochten wird. Das geschieht mit einer großen Prise Fantasie und einer guten Portion Female Empowerment. Fast alle Figuren zeigen dabei ein düsteres Geheimnis, das sich dem Leser sukzessive erschließt.

All dies sticht heraus und macht den Roman zu einem Lesehighlight.

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Veröffentlicht am 06.09.2022

Eine Marionette auf der Suche nach Freiheit

Abbys Traum
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Inhalt:

Als Marionette in der Kulisse eines Zirkus ist Abby schon viel herumgekommen. Jeder Tag beginnt in einer neuen Stadt mit fremden, lachenden Menschen. Jeder Tag endet mit dem Lob von Jack, dem ...

Inhalt:

Als Marionette in der Kulisse eines Zirkus ist Abby schon viel herumgekommen. Jeder Tag beginnt in einer neuen Stadt mit fremden, lachenden Menschen. Jeder Tag endet mit dem Lob von Jack, dem Puppenspieler. Abby ist gut, in dem, was sie tut. Sie jongliert mit seidenen Bällen und hat noch nie einen davon fallengelassen. Ihr bester Freund Urs der Bär ist stets an ihrer Seite.

Doch auch, wenn Abbys Leben unbeschwert klingt, so ist es alles andere als frei. Abby ist an ihre Fäden gebunden. Ihr Alltag, der sich in Routinen und Handlungsmaximen auflöst, endet allabendlich in einem Käfig. Sie sehnt sich nach wahrer Freiheit.

So fasst das Mädchen eines Tages einen Plan. Sie bricht aus dem Käfig aus und flüchtet. Der Rausch der Freiheit überkommt sie. Sie genießt den Sonnenschein und den endlosen Himmel, den Duft der bunten Blumen auf den endlosen Horizont.

Doch dieses Glück ist nur von kurzer Dauer. Denn vom Himmel herab ertönt der Ruf ihres Herrn, von Jack, dem Puppenspieler. Und die Häscher des Zirkusdirektors sind ihr auch schon auf den Fersen. Wird Abby die Freiheit finden, nach der sie sich Zeit ihres Lebens immer gesehnt hat?


Meinung:

Dem ein oder anderen wird das Bild auf dem Cover von „Abbys Traum“ vielleicht schon irgendwie bekannt vorgekommen sein. Kein Wunder, denn diese Geschichte basiert auf dem mehrfach ausgezeichneten Computer- und Konsolenspiel, „A Juggler's Tale“. Die Zeichnungen im Buch stammen von Kaleidoscube, einem deutschen Entwicklerstudio mit starkem Fokus auf Narration und Atmosphere, das bereits an verschiedenen Animationsfilmen und interaktiven Projekten gearbeitet hat.

Die Autorin Laurel Snyder erzählt hier die Geschichte von Abby, einer Marionette, die sich wünscht aus ihrem Alltag und ihrer Gefangenschaft im Zirkus auszubrechen. Als Abby die Flucht gelingt, bemerkt sie, dass sie jedoch längst noch nicht wirklich frei ist. Denn die Schnüre, die sie an ihren Herren, den Puppenspieler Jack, binden, bestehen fort, als sie die große weite Welt für sich erkundet.

Die Botschaft, die Laurel Snyder und das Team von Kaleidoscube hier rüberbringen wollen, ist universell und spiegelt die Erfahrungen vieler Menschen wider. Soziale Zwänge prägen den Alltag der meisten Menschen: Im Beruf heißt es Leistung zu bringen, ohne auf die eigenen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Das Privatleben ist oftmals fremdbestimmt von gesellschaftlichen Vorgaben, ein tolles Haus, ein repräsentatives Auto und weiteres vorzeigen zu können. Damit ist das Glück des Individuums nur selten verbunden.

Die Frage, die sich dem Leser hier unmissverständlich stellt, ist: Was ist Freiheit? Was bedeutet Freiheit für dich persönlich?

Besonders hervorzuheben sind die Zeichnungen im Buch, die unglaublich atmosphärisch daherkommen. Sie sind mithilfe eines Illustrators entstanden, der Screenshots aus dem Spiel, „A jugglers Tale“, in Buchillustrationen umgewandelt hat. Besonders erwähnenswert ist hier das Spiel aus Licht und Schatten, das einerseits die schönen Momente in Abbys Leben, aber zugleich auch die Düsternis hervorragend einfängt und an den Leser weitergibt.

Die Geschichte an sich wird zügig erzählt. Abby gelingt die Flucht aus dem Käfig. Ihr langjähriger Freund muss allerdings zurückbleiben. Wieso trauert Abby nicht? Auch die übrigen Figuren lassen nur leidlich Tiefe erkennen. Sie lassen sich auf wenige Charaktermerkmale festlegen und wandeln sich im Handlungsverlauf nicht. Aber: Es handelt sich um ein Kinderbuch. Daher kann man über diesen kleinen Kritikpunkt hinwegsehen.


Fazit:

„Abby Traum“ erzählt die bildgewaltige Geschichte eines Marionettenmädchens, das sich nach getaner Arbeit im Zirkus abends in einem Käfig wiederfindet. Abby sehnt sich nach Freiheit und möchte ihr Leben selbst bestimmen.

Das Buch ist für Jung und Alt geeignet und vereint eine Formel aus Abenteuer und universellen Botschaften, denen man sich nur schwer entziehen kann. Die Geschichte lässt sich unter den Schlagworten Fremdbestimmung freier Wille, Normierung und Ausbeutung subsumieren.

Die Illustrationen machen das Lese- oder Kinoerlebnis zu einer Erfahrung.

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Veröffentlicht am 30.08.2022

Home sweet home

Wieder zu Hause!
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Inhalt:

Der letzte Stein war gesetzt, die letzte Blume gepflanzt. Das Haus zitterte vor freudiger Erwartung auf den Einzug seiner Familie.

Jahre vergehen, in denen das Haus sich über die kleinen Kinderfüße ...

Inhalt:

Der letzte Stein war gesetzt, die letzte Blume gepflanzt. Das Haus zitterte vor freudiger Erwartung auf den Einzug seiner Familie.

Jahre vergehen, in denen das Haus sich über die kleinen Kinderfüße freut, die über den Boden tapsen, in denen der Duft von Frischgebackenem durch die Räume zieht, in denen Musik ertönt, Partys gefeiert und gemütlich beisammen vor dem Fernseher gesessen wird. Das Haus erlebt mit seiner Familie zauberhafte Momente, von denen es jeden einzelnen genießt.

Doch die Kinder werden älter, das Trippeln der Füße wird zum Stampfen. Die Familie wächst und es kommt der Tag, an dem plötzlich die Räume ausgekehrt werden. Es verschwinden Einrichtungsgegenstände und die Familie steht von einem Tag auf den anderen mit gepackten Kisten in der Haustür.

Das Haus ist verwirrt und irgendwann muss es feststellen, dass die Familie, die sich stets um seinen Zustand gekümmert hat, die so viel Wärme und Liebe mitbrachte, plötzlich verschwunden ist und wohl nie wiederkommen wird.

Nach und nach blättert der Putz von der Fassade ab. Die Fenster verdrecken, das Unkraut schießt aus dem Boden. Das Haus ist traurig. Es fühlt sich verlassen und einsam. Es verkommt.

Doch irgendwann stehen neue Menschen vor dem Gartenzaun, die das Haus besichtigen wollen. Das Haus jedoch weiß nicht, ob es überhaupt wieder Vertrauen aufbauen kann. Es wehrt sich mit allen Mitteln gegen die Eindringlinge. Wird es je wieder in Menschen Vertrauen fassen?


Meinung:

Ein Zuhause bietet in den meisten Fällen Sicherheit und Geborgenheit. Es ist ein Rückzugsort, wenn man sich vom wirren Alltag abgrenzen möchte. Hier sammelt man Erinnerungen, hier schreibt man seine Geschichte. Das Zuhause ist der Ort, an dem die Familie zusammenkommt. Eine Heimat, in deren Wänden man streitet, sich versöhnt, sich liebt, Geheimnisse teilt und Pläne schmiedet.

Diese Stimmung, dieses Gefühl von Geborgenheit, fängt die Autorin Colleen Rowan Kosinski in Zusammenarbeit mit Valerie Docampo, die das Buch mit detaillierten Zeichnungen und warmen Farben illustriert hat, auf jeder Seite ein.

Sie berichtet aus der Sicht des Hauses, das einerseits als stiller Beobachter die Momente sammelt, die sich in seinen Wänden abspielen. Zugleich zeigt es aber auch eine große Dankbarkeit gegenüber den Menschen, die eine symbiotischen Einheit mit ihm bilden. Die seine Wände streichen, die Fenster putzen, den Garten pflegen.

Colleen Rowan Kosinski berichtet davon, wie Rillen in den Türrahmen des Hauses geritzt werden, um die Größe der Kinder festzuhalten. Sie erzählt, wie der Duft von Frischgebackenem durch die Zimmer weht und wie jeder Tag, jeder Moment mit der Familie, das Haus mit Freude erfüllt. Es steckt eine tiefe Wärme und Herzlichkeit in dieser Geschichte, die den Leser auf jeder Seite die Liebe vermittelt, die das Haus für seine Bewohner verspürt.

Doch dann kommt der Umschwung. Die Familie verlässt das Haus. Einsamkeit wird spürbar, die Schattenseiten der Liebe, Alleinsein, Verlassenwerden.

Colleen Rowan Kosinski greift mit dem Verlauf ihrer Geschichte sehr wichtige Themen auf. Denn das Haus muss zwar eine schwere Zeit überstehen. Eine Zeit, in der es zu verkommen droht, in der es die Hoffnung verliert und in der es aufgibt. Aber dann kommen neue Menschen. Zwei Männer, die sich nicht um die knarzenden Bretter, um die tropfenden Wasserhähne und die Sprünge in den Wänden scheren. Als gleichsam traumatisierter Einzelgänger stemmt sich das Haus gegen die neuen Bewohner. Die Männer ignorieren das Zetern und Motzen des Hauses. Sie kümmern sich um das Haus. Die Übertragung ihrer Initiativkraft führt zu einer Reanimation des Hauses.

Die Geschichte, die die Autorin aus der Perspektive des Hauses erzählt, geht ans Herz. Sie ist gefüllt mit ausreichend Resilienz für alle Unbill dieser Welt. Sie wärmt und sie spendet Hoffnung. Darauf, dass selbst die schlimmsten Momente vorbeigehen.

Fazit:

Colleen Rowan Kosinski erzählt mit Unterstützung atmosphärischer Farbzeichnungen der Illustratorin Valeria Docampo eine herzerwärmende Geschichte über Behaustsein und dessen Gefährdung.

Der Subtext transportiert manch wertvolle Botschaft. Trotz aller erlittener Unbill muss das Haus seinen Frieden machen und sich an dem Schönen freuen, das es erlebt hat und noch erleben wird.

Das Ganze ist dabei herzerwärmend und berührend erzählt, so dass man eigentlich nirgendwo anders leben möchte als in diesem einen Haus.

Für mich eine absolute Leseempfehlung, die ich großen und kleinen Lesern ans Herz legen möchte.

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