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Veröffentlicht am 26.06.2017

Oxfords Geheimngesellschaften

Die Schule der Nacht
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Bei diesem Buch hat mich die Inhaltsangabe wirklich sehr neugierig gemacht und so landete der Roman sehr schnell auf meiner Wunschliste. Ehrlich gesagt wusste ich aber nicht genau welchem Genre ich "Die ...

Bei diesem Buch hat mich die Inhaltsangabe wirklich sehr neugierig gemacht und so landete der Roman sehr schnell auf meiner Wunschliste. Ehrlich gesagt wusste ich aber nicht genau welchem Genre ich "Die Schule der Nacht" zuordnen sollte, denn alleine von der Beschreibung des Inhaltes konnte es sich um Fantasy/Mystery, als auch um Gegenwartsliteratur handeln. Auch die Frage, ob Jugendbuch oder Erwachsenenliteratur stellte sich.
Wer nun genauso neugierig ist wie ich, dem kann ich verraten, dass es sich hier eher um Gegenwartsliteratur im Erwachsenenbereich mit kleinen Mysteryelementen zum Ende hin handelt. Da ich eher kein Fantasyleser bin, war es für mich perfekt und stimmig. Ähnliche Elemente findet man auch in der "Diana & Matthew Trilogie" von Deborah Harkness. Für ausgesprochene Fantasyleser wird dieser Roman aber sicher eine Enttäuschung sein.

Unsere Protagonistin Cassandra, genannt Cassie, hat eine schwere Kindheit hinter sich. Nachdem ihre Mutter Selbstmord begangen hat, wuchs sie in verschiedenen Pflegefamilien auf. Erst ein mysteriösen Päckchen aus England rüttelt sie wach. Die Botschaft an ihre verstorbene Mutter lautet: »Du kannst dich nicht für immer vor der Wahrheit verstecken. Bitte komm zurück, und bring alles zu einem guten Ende.«
Dabei liegt ein Foto ihrer Mutter in der Robe der Raleigh University in Oxford. Um an diese priviligierte Universität zu gelangen, benötigt Cassie allerdings eine passende Schulausbildung. Sie gibt ihr verpfuschtes Leben auf und beginnt die Schule nachzuholen, bis sie zu den besten Studentinnen gehört. Ihr Ziel ein Auslandstipendium an der Raleigh University zu bekommen lässt sie nie aus den Augen, denn sie muss unbedingt herauszufinden, was diese mysteriöse Botschaft bedeuten soll und warum ihre Mutter England plötzlich verlassen und ihren Namen geändert hat. Mit Mitte Zwanzig hat Cassie ihr Ziel erreicht und erhält das begehrte Auslandssemester....
Ich muss zugeben, dass mir diese Erklärung, wie Cassie es doch noch nach England geschafft hat, etwas unglaubwürdig erschien. Da aber das Raleigh College eine fiktive Universität ist, drücke ich hier mal ein Auge zu.

Die Geschichte beginnt mit der Ankunft von Cassie in Oxford. Die junge Frau versucht sich einzuleben und die Abläufe an der Universität kennenzulernen. Anna A. McDonald führt dabei die Leser langsam in die Umgebung ein. Das Leben an der Uni wird sehr detailliert beschrieben und nimmt nur sehr langsam an Fahrt auf. Von Beginn an steht Cassie im Mittelpunkt und erst nach und nach lernt man weitere Charaktere kennen - genauso wie Cassie sich wohl selbst als neue Mitstudentin fühlen muss. Sie ist eine eher zurückgezogene junge Frau, die in ihrem Leben schon jede Menge erlebt hat. Immer ihr Ziel vor Augen forscht sie in alten Unterlagen und stöbert in Kellern und Bibliotheken. Erst nach und nach findet sie Anschluss. Ihre Mitbewohnerin Evie versucht sie in ihrem Freundeskreis zu integrieren, die alle der höheren Gesellschaftsschicht angehören. Hier lernt sie auch Olivia und ihren Kusin Hugo kennen, einen gut aussehenden jungen Mann mit einer dunklen Aura, von der sie zugleich angezogen und abgestoßen wird. Und sie hört das erste Mal von der Schule der Nacht, über die auch Evie ihre Abschlussarbeit schreiben möchte. Doch Cassie tritt mit ihren Nachforschungen auf der Stelle....leider nicht nur unsere Hauptprotagonistin, sondern an dieser Stelle auch der Leser.
Denn nach der Einführung begleiten wir Cassie nur während ihres Studiums an der Universiät und der Bibliothek, so dass sich immer mehr Längen einschleichen. Ich hoffte auf etwas mehr Spannung und Tempo.
Doch dann gibt es einen Paukenschlag und ab der Hälfte kommt nun endlich die erhoffte Dramatik auf. Es geschehen Dinge, die Cassandra in große Gefahr bringen. Die düstere Atmosphäre, die zuerst unterschwellig vorhanden ist, nimmt immer mehr zu und spannende Wendungen und unvorhersehbare Ereignisse ließen mich wieder zurück in die Geschichte finden. Die Geheimnisse rund um die Schule der Nacht, eine Geheimgesellschaft unter den Mauern des alten Colleges, in der Prestige, Ehre und Tradition über alles gestellt wird, werden spannend erzählt, aber erst im letzten Drittel richtig aufgegriffen. Eine Liebesgeschichte gibt es im Roman nicht, was ich gut fand, auch wenn es zwei Männer gibt, die Cassies Leben ein bisschen durcheinander bringen.
Der Roman hat seine Auf und Abs, hat mich eigentlich gut unterhalten, aber insgesamt fehlte mir jedoch das gewisse Etwas...

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, anschaulich und sehr bildhaft. Während Cassie sehr authentisch beschrieben wurde, blieben die anderen Figuren für mich eher blass. Punkten kann die Autorin allerdings mit einer sehr bildhaften Beschreibung der Orte und Umgebung. Ich hatte die Universität immer vor Augen, ebenso die unheimlichen unteriridischen Gänge oder die Parks und Gärten in den Cassie ihre Joggingrunden drehte.


Fazit:
Ein Roman, der erst ab der Hälfte an Fahrt aufnimmt. Die tollen Ortsbeschreibungen und die düstere Atmosphäre in der Erzählung hat mir gut gefallen, während der Rest ein bisschen auf der Stelle tritt. Meiner Meinung kamen die Geheimnisse rund um die Schule der Nacht etwas zu kurz, das Collegeleben wurde hingegen sehr detailliert beschrieben. Mich hat der Roman gut unterhalten, aber insgesamt fehlte mir das gewisse Etwas.

Veröffentlicht am 15.07.2024

Konnte mich nicht wirklich begeistern

Nächsten Sommer am See
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Ich liebe Second Chance Geschichten und vorallem welche, bei denen man sich nach Jahren wiedertrifft oder sich vornimmt sich nach einer gewissen Zeitspanne wiederzusehen.
Mit Carley Fortunes Roman "Nächsten ...

Ich liebe Second Chance Geschichten und vorallem welche, bei denen man sich nach Jahren wiedertrifft oder sich vornimmt sich nach einer gewissen Zeitspanne wiederzusehen.
Mit Carley Fortunes Roman "Nächsten Sommer am See" erhoffte ich mir - nach dem Lesen des Klappentextes - genauso eine Geschichte.
Die bekam ich zwar auch, aber richtig mitreißen konnte mich die Story trotzdem nicht.

Fern hat vor Jahren ihr Elternhaus verlassen, um in Toronto auf eigenen Beinen zu stehen. Vorallem aber möchte sie nichts mit dem Ferienresort ihrer Mutter zu tun haben. Ihr Traum ist ein eigenes Café zu eröffnen. Doch der plötzliche Tod ihrer Mutter bringt ihre Pläne durcheinander, denn ihr wurde das Ferienresort am Smoke Lake vererbt. Fern erkennt, dass die romantischen Blockhütten, als auch das Hotel renoviert und außerdem ein neues Konzept erstellt werden muss, um wieder mehr Gäste anzulocken. Aber eigentlich will sie alles hinter sich lassen und das Ferienresort am liebsten verkaufen. Ihre Jugendliebe Jamie, der das Hotel inzwischen übergangsmäßig leitet, will jedoch nichts davon hören.
Als eines Tages ein Finanzberater vor der Tür steht, den ihre Mutter noch zu Lebzeiten engagiert hat, fällt Fern aus allen Wolken. Es ist Will Baxter, der Mann, der ihr das Herz gebrochen hat. Vor zehn Jahren hat sie einen ganz besonderen Tag mit ihm verbracht, doch das Versprechen sie ein Jahr später am Smoke Lake wiederzutreffen, hat er nicht eingelöst. Nun steht er neun Jahre später vor ihr...

Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Im Rückblick in die Vergangenheit erleben wir den 14. Juni vor zehn Jahren, an dem sich Will und Fern kennenlernen. Fern hat gerade ihr Studium abgeschlossen und jobbt in einem Café. Will ist ein idealistischer Künstler, der für das Café ein Wandgemälde malen soll. Von Beginn an sprühen die Funken und die Beiden verstehen sich auf Anhieb. Fern vertraut Will an, dass sie nicht nach Hause zurückkehren und im Familienresort mitarbeiten möchte. Auch Will erzählt ihr, dass er Künstler werden will und keinesfalls in einem Büro landen möchte. Außerdem stecken sowohl Will, als auch Fern, in einer Beziehung. Deshalb entschließen sie sich, in einem Jahr, genau am selben Tag, wiederzutreffen.
Diese Abschnitte in der Vergangenheit mochte ich sehr. Obwohl die beiden nur einen Tag miteinander verbringen, spürt man die Emotionen und das Knistern zwischen ihnen. Ich hätte Beiden so viel mehr gemeinsame Zeit gewünscht...

In der Gegenwart muss sich Fern entscheiden, ob sie dauerhaft an den Ort ihrer Kindheit zurückkehrt und das Lebenswerk ihrer Mutter und Großeltern fortsetzt oder es zu verkaufen und nach Toronto zurückzukehren. Als sie auf Will trifft, kommen die Empfindungen von früher hoch. Beide sind erwachsener geworden und nähern sich zaghaft wieder an. Doch die Frage warum aus dem Künstler und Freigeist Will, plötzlich ein Finanzberater wurde und er Fern vor neun Jahren so enttäuscht hat, steht immer im Raum und war auch nicht aus meinem Kopf zu bekommen. Was ist damals passiert?

Der Schreibstil ist flüssig und liest sich angenehm. Die Handlung plätschert jedoch sehr lange vor sich hin - ohne große Konflikte oder Dramen. Ich brauche keine große Dramatik, aber hier wartet man oft vergeblich auf etwas mehr Dynamik in der Geschichte. Die Handlung konnte teilweise nicht wirklich fesseln und meine Gedanken schweiften ab. Meiner Meinung nach, hätte man ruhig hundert Seiten streichen können.

Die Entwicklung der Handlung und auch der Spannungslevel waren leider nicht gut gelungen. Auch die Nebenfiguren bleiben blass. Dazu kommen noch Tagebuchaufzeichnungen von Ferns Mutter, die nicht wirklich zur Geschichte beitragen. Die im Klappentext angesprochene Mutter-Tochter-Beziehung und die Trauerbewältigung, die als roter Faden durch die Geschichte führen sollte, wird ebenfalls nur angerissen. Und das große Geheimnis, warum Will keine Beziehung mit Fern eingehen möchte, ist ausgesprochen enttäuschend. Ich verstand Wills Probleme nicht wirklich. Dabei hätte man aus dem Plot und der tollen Location viel Potential für einen großartigen Roman nehmen können.


Fazit:
Ein tolles Thema, denn ich liebe "Second Chance-Geschichten" und der Roman spielt noch dazu in Kanada. Leider hat die Geschichte so einige Längen und plätscherte oftmals nur vor sich hin. Während ich den Vergangenheitsstrang sehr mochte, fehlte es mir in der Gegenwart an Dynamik und einer fesselnden Handlung. Schade - für zwischendurch okay, aber das wars auch schon.

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Veröffentlicht am 13.07.2024

Das Geisterdorf

Das Resort
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Nachdem mich "Stranded - Die Insel", das Debüt der Autorin, letztes Jahr sehr gut unterhalten hat und auch spannend war, konnte mich ihr neuer Thriller nicht wirklich richtig überzeugen.

Mila und ihr ...

Nachdem mich "Stranded - Die Insel", das Debüt der Autorin, letztes Jahr sehr gut unterhalten hat und auch spannend war, konnte mich ihr neuer Thriller nicht wirklich richtig überzeugen.

Mila und ihr Eheman Ethan sind auf dem Weg von London in die bayrischen Alpen. Milas Schwester Jess und ihr zukünftiger Mann Pete haben ein luxuriöses Resort in den Bergen als Hochzeits-Location gebucht. Doch Mila und Ethan bleiben während eines Schneegestöbers mit dem Mietwagen liegen. Sie machen sich zu Fuß auf den Weg ins nächstgelegene Dorf, um Hilfe zu holen. Doch der Schock ist groß, als sie bemerken, dass die wenigen Häuser alle verlassen und schon länger unbewohnt sind. Notgedrungen verbringen die Beiden die Nacht in einer der Hütten. Als Mila am nächsten Tag erwacht, ist Ethan spurlos verschwunden. Weder Fußspuren, noch irgendwelche anderen Anzeichen lassen erkennen, was ihm passiert sein könnte. Mila ist auf sich alleine gestellt und fühlt sich zusätzlich beobachtet. Sie hat nur eine kleine Essensration, keine wirklich warme oder passende Kleidung und hat sich zusätzlich den Knöchel verletzt.....

Sarah Goodwin schafft es eine unheimliche und unterschwellig bedrohliche Stimmung zu schaffen. Die Beschreibungen des verlassenen und verfallenen Dorfes sind atmosphärisch und sorgen für Gänsehaut - vorallem wegen dem Gefühl, dass sich Mila beobachtet fühlt.
Außerdem gelingt es der Autorin wirklich großartig, mit nur einer Figur den Großteil des Romans zu bestreiten. Die Charakterentwicklung von Mila ist ebenfalls gelungen.

Wir lesen aus der Sicht von Mila und lernen sie, ihre Gefühle und ihre Handlungen sehr intensiv kennen. Trotzallen ist Mila nicht unbedingt eine Sympathieträgerin, aber sie hat mir trotzdem ganz gut gefallen. Was ich allerdings überhaupt nicht verstehen konnte ist, dass sie das Geisterdorf nicht verlassen hat. Wir sind hier nicht in der Wildnis von Kanada oder in der Einöde von Alaska, sondern in Bayern! Und unweit dieses einsamen Dorfes muss es weitere - bewohnte! Siedlungen - geben. Selbst das Luxus-Resort müsste eigentlich in der Nähe sein. Auch wenn der Schneefall die Landschaft in tiefes Weiß hüllt, stößt man in den Alpen irgendwann auf Menschen oder weitere Ansiedlungen. Und die Straße, die in das verlassene Dorf Witwerberg führt, muss auch wieder hinaus führen.... Und dann ist da ja auch noch der Mietwagen....

Der Schreibstil von Sarah Goodwin ist fesselnd, bildhaft und sehr atmosphärisch. Die Handlung in der Gegenwart wird immer wieder durch Rückblenden in Milas Kindheit unterbrochen. Man beginnt immer mehr zu verstehen, warum sich Mila gegenüber Jess schuldig fühlt und unbedingt pünktlich zur Hochzeit erscheinen möchte. Den Grund für den Zwist und die längere Funkstille zwischen den beiden Schwestern fand ich jedoch nicht der Rede wert. Bald hatte ich auch eine Idee, wer hinter Milas Situation stecken könnte...nur der Grund erschloss sich mir nicht.

Im zweiten Drittel legt die Handlung nochmals an Spannung zu. Das Ende und der Hintergrund für die Geschichte empfand ich im letzten Drittel jedoch etwas unausgegoren. Einige Logikfehler und vorallem der Grund, warum Mila in diese missliche Lage gekommen ist, passte für mich nicht richtig. Zusätzlich vermisste ich eine Erklärung, warum das Dorf verlassen wurde.

Warum der Thriller "Das Resort" heißt, ist mir ebenfalls nicht klar. Im titelgebenden luxuriösen Resort spielt das Buch keine zehn Seiten lang und das deutsche Cover wirkt auch überhaupt nicht ident mit der Gegend.


Fazit:
Ein spannender Thriller mit einer tollen Atmosphäre und einer leicht gruseligen Stimmung. Leider gab es für mich doch so einige Logiklücken und auch der Grund für Milas Situation ist am Ende nicht wirklich nachvollziehbar. Vorallem aber verstand ich nicht, warum Mila das Dorf nicht verlassen hat.
Ansonsten hat mir "Das Resort" aber spannende Lesestunden beschert und mich während der momentanen Hitzewelle zusätzlich etwas abgekühlt.

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Veröffentlicht am 09.07.2024

Zu ähnlich der kleine Läden in Amalfi Reihe

Capri bedeutet für immer (Via dell'Amore 1)
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Von der deutschen Autorin Roberta Gregorio, die in Italien lebt und deren Geschichten an die italienische Amalfiküste führen, habe ich bereits die "Kleine Läden in Amalfi" Trilogie gelesen. Diese fand ...

Von der deutschen Autorin Roberta Gregorio, die in Italien lebt und deren Geschichten an die italienische Amalfiküste führen, habe ich bereits die "Kleine Läden in Amalfi" Trilogie gelesen. Diese fand ich sehr erfrischend und eine tolle Lektüre für den Sommer gegen etwaiges Fernweh. Wie mir nun ihr neuer Roman gefallen hat, erzähle ich euch heute.

Chiara hat vor Jahren ihre Heimat Neapel verlassen, um sich in Mailand zur Goldschmiedin ausbilden zu lassen. Zurückgeblieben ist ihre große Liebe Checco.
Als ihre Nonna Tommasina sie bittet für kurze Zeit zurück nach Neapel zu kommen, um in der Via dell'Amore für den erkrankten Besitzer Paolo einzuspringen, sagt Chiara nur widerwillig zu. Doch sie kennt ihre Nonna, die nicht so schnell aufgibt und für die die Via dell'Amore ihr Lebensmittelpunkt ist. In dieser speziellen Straße widmet sich jeder Geschäftsinhaber der Liebe: Bei Chiaras Bruder bekommt man die beste Hochzeitstorte, gegenüber findet man im Brautmodenladen das zukünftige Hochzeitskleid, daneben die dazu passenden Schuhe und selbst für die musikalische Umrahmung ist in der "Liebesstraße" gesorgt. Und in der angesprochenen Goldschmiede, die nun vorübergehend geschlossen werden musste, werden die zukünftigen Eheringe hergestellt.

Obwohl es einige Zeit gedauert hat, bis Chiara im nördlichen Mailand richtig angekommen ist, liebt sie ihren Job und steht noch dazu vor einer Beförderung. Sie ist hin- und hergerissen zwischen modernem Design und filigraner Handarbeit, die sie in der Via dell'Amore erwarten wird. Außerdem ist da noch Checco, den sie in all den Jahren nicht vergessen konnte...

Ich habe mich sehr auf den ersten Band "Capri bedeutet für immer" der neuen Reihe "Via dell"Amore" gefreut.
Wie schon in den anderen Romanen der Autorin gibt es einen Gegenwartsstrang und dazwischen immer wieder Kapitel mit Rückblenden. In diesen lernen wir Chiara vor ihren Umzug nach Mailand kennen und erleben wie sich Chiara und Checco kennenlernen.
Roberta Gregorio versteht es das Ambiente und die tolle Atmosphäre äußerst lebendig einzufangen. Beim Lesen hat man das Gefühl das Meer zu riechen und die Sonne auf der Haut zu spüren. Ebenso hat man die malerische Via dell'Amore mit ihren Läden vor Augen und spürt das vibrierende Lebensgefühl der Italiener.

Die Figuren sind wieder liebevoll gezeichnet, jedoch erinnerte mich Nonna Tommasina fast zu sehr an Nonna Filippa aus der "Kleine Läden..." Reihe.
Generell hatte ich das Gefühl hier einen kleinen Abklatsch der von mir bereits gelesenen (und geliebten) Reihe vor mir zu haben. Dadurch war vieles vorhersehbar und konnte mich nicht richtig überzeugen.
Weitere Kritik habe ich an der langen Vorlaufszeit bis zur Versöhnung der beiden Protagonisten, welche dann aber viel zu schnell ablief und die vorhandenen Probleme, die zur damaligen Trennung führten, kaum ausdiskutiert wurden. Dadurch konnte ich weder das Knistern fühlen, noch hatte ich das Gefühl, dass hier die Dinge wirklich angesprochen worden sind.

Ich bin mir noch unsicher, ob ich den Nachfolgeband lesen werde, denn wirklich überzeugt hat mich "Capri bedeudet für immer" nicht.

Fazit:
Der Roman bietet ein tolles Ambiente und viel italienisches Flair. Trotzdem war für mich die Geschichte nicht wirklich etwas Neues und ich empfand sie eher als Abklatsch der Reihe um die kleinen Läden in Amalfi, die ich sehr gerne gelesen habe. Deshalb ist für mich dieser neue Roman der Autorin leider eine kleine Enttäuschung geworden.

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Veröffentlicht am 07.05.2024

Wo sind die unabhängigen starken Frauen?

Die Telefonistinnen - Stunden des Glücks
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Die Trilogie von Nadine Schojer alias Nadine Fauland startet mit "Stunden des Glücks" im Jahr 1948 in Köln. Die Hungerwinter sind vorüber und die Menschen schauen wieder nach vorne. Sie wollen das Leben ...

Die Trilogie von Nadine Schojer alias Nadine Fauland startet mit "Stunden des Glücks" im Jahr 1948 in Köln. Die Hungerwinter sind vorüber und die Menschen schauen wieder nach vorne. Sie wollen das Leben genießen und die neue Deutsche Mark soll endlich den Wirtschaftsaufschwung einleiten.

Im ersten Teil werden vorallem die Frauen näher eingeführt, deren Schicksale wir im Verlauf der Geschichte kennenlernen.
Gisela arbeitet als Telefonistin bei der Versicherung Pering und wartet gemeinsam mit ihrem Sohn Peter auf die Rückkehr ihres Mannes.. Die meisten Kriegsheimkehrer sind angekommen, doch Giselas Mann Heinrich gilt noch als vermisst.
Hanni, Giselas Freundin und Kollegin, ist eine junge Frau mit vielen Begabungen. Sie schneidert ihre Kleider selbst und häkelt wunderschöne Handschuhe. Gleichzeitig ist sie die Versorgerin der Familie, denn ihr trinkfreudiger und gewalttätiger Vater, der einen Zeitungskiosk betreibt, lässt den Großteil seiner Einnahmen im Wirtshaus.
Julia stößt als neue Kollegin zu den Telefonistinnen hinzu. Sie ist noch sehr jung, hat die Schule abgebrochen und ist sehr gewitzt. Man erkennt, dass sie sich während des Krieges oftmals alleine durchschlagen hat müssen. Besonders Hanni bekommt von Julia so einige Denkanstöße und Hilfe. Sie war für mich die sympathischte Figur der Freundinnen.

Empfangsdame Erna Schmitz ist die Zentralstelle für Klatsch und Tratsch in der Versicherung. Ihr entgeht kaum etwas. Wie Gisela wartet sie auf die Heimkehr eines Familienangehörigen, nämlich auf die ihres Sohnes.

Die gesellschaftlichen Strukturen und der Zeitgeist wurde gut eingefangen. Gefallen hat mir auch die Freundschaft zwischen den sehr unterschiedlichen Frauen. Gisela steht dabei im Vordergund, aber auch Hanni begleiten wir durch die 320 Seiten. Nur Julias Handlunsgsstrang ist in der zweiten Hälfte kaum mehr vorzufinden, was sehr schade ist. Sie ist nämlich ein sehr interesssanter Charakter und ich hätte gerne mehr über sie erfahren. Ebenfalls vermisst habe ich die Emotionen von Giselas Sohn Peter, der in der zweiten Hälfte des Buches einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften hat. Peter ist nämlich keineswegs eine Randfigur, sondern einer der Hauptcharaktere, während die im Klappentext angegebene neue Kollegin Charlotte erst im letzten Drittel auftaucht.

Erwartet hatte ich starke Frauen in der Nachkriegszeit, die es schaffen, unter widrigen Umständen sich alleine durchs Leben zu schlagen. Die Arbeit der titelgebenden Telefonistinnen kam mir ebenfalls viel zu kurz. Ich hätte mehr Fokus auf die Arbeitswelt und auf den Wiederaufbau nach dem Krieg erwartet. Leider stand vielmehr das Private und eine Liebesgeschichte im Vordergrund, die mich nicht abholen konnte. Was mir besonders aufgestoßen ist, sind die schwülstigen Gedanken, die Gisela in den Mund gelegt werden. Man hat dabei das Gefühl, dass man eher einer liebeshungrigen und triebgesteuerten Frau gegenübersteht, die nur Erfüllung durch einen Mann erfahren kann - also genau das Gegenteil, was ich mir von diesem Roman erhofft hatte.

Während die Figuren sehr bildhaft und individuell dargestellt werden, plätscherte mir die Handlung zu sehr dahin. Mir fehlte der rote Faden und die Tiefe. Der Schreibstil wechselt zwischen nüchtern und emotionslos, zu schwülstig und kitschig. So richtig konnte mich die Geschichte nicht packen.
Die große Schriftgröße, die für die knapp 300 Seiten gewählt wurde, erleichtert zwar das Lesen, hätte aber auch komprimiert werden bzw. hätte man daraus auch eine Dilogie statt einer Trilogie machen können. Hier scheint jedoch der wirtschaftliche Gedanke im Vordergrund gestanden zu haben.

Ich denke nicht, dass ich die Trilogie weiterlesen werde, auch wenn ich gerne mehr über Julia erfahren hätte. Schade!

Fazit:
Mich konnte der Auftaktband der Trilogie um Gisela, Hanni und Julia nicht richtig überzeugen. Mir fehlte es an Tiefe und vorallem fehlten mir die starken Frauen, die im Klappentext angekündigt wurden. Leider eine etwas seichte Geschichte, die mich nur teilweise erreichen konnte.

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