Anne-Lise macht Urlaub in einem bretonischen Hafenstädtchen und findet in ihrem Hotelzimmer ein zutiefst berührendes Manuskript. Durch ihr Engagement erhält der Autor sein, seit dreiunddreißig Jahren, verschollenes Werk zurück. Daraus entsteht ein Briefwechsel zwischen den beiden und es stellt sich heraus, dass ein unbekannter Autor das Manuskript weitergeschrieben und beendet hat. Anne-Lise macht sich auf die Suche nach dem unbekannten Verfasser und schreibt ihrer besten Freundin und dem Autor. Zudem korrespondiert sie mit Lesern des Manuskriptes: „Ich glaube zunehmend, Maggie, dass dieses Manuskript die Kraft hat, unsere Schutzmauern einzureißen. Seit es in Zimmer 128 aufgetaucht ist, verfolgen wir seinen Weg von Leser zu Leser, und sobald wir in seinem Namen sprechen, öffnen sich Türen und hellen sich Gesichter auf.“ Vgl. 51
Der Klappentext ist hier absolut zutreffend: Es ist ein Feel-Good-Briefroman mit melodischer Wortwahl und einem literarischen Rätsel, dessen Lösungssuche süchtig macht und berührende Geständnisse und schicksalhafte Begegnungen hervorbringt. Cathy Bonidan verbindet auf besondere Weise den Zauber des Briefeschreibens mit der Leidenschaft zur Literatur, die „verwundete Herzen aufbricht“ Vgl. 52. Außerdem fliegt man förmlich durch die kurzen Brief-Kapitel, die zwei bis vier Seiten umfassen. Das liegt aber auch an der charmant gewählten Schreibweise, die aus der Zeit gefallen scheint, aber wohltuend und teilweise sehr humorvoll ist, und natürlich den bezaubernden Figuren, die über sich hinauswachsen. Allen voran Anne-Lise, die mit ihrer beharrlichen Neugierde auch Grenzen überschreitet, um Positives zu bewirken. Aber auch ihre resolute Freundin Maggy, mit der sie sich seit Kindertagen verbunden fühlt oder der eigenbrötlerische Autor des Manuskriptes, der sich lieber in sein Schneckenhaus zurück zieht. Cathy Bonidan hat es geschafft, dass man sich den Figuren, ihren intimen Gedanken und Schicksalen, trotz der eingeschränkten Erzählweise, beim Lesen besonders nah gefühlt hat. Das erst ruhige und dann ansteigende Erzähltempo habe ich dabei als sehr angenehm empfunden. Das überraschende Ende konnte mich dann vollends begeistert. Damit hatte ich nicht gerechnet!
Fazit: Es geht um Liebe, Freundschaft und die unglaubliche Kraft von Geschichten, die Menschen zusammenführt. Ein Feel-Good-Roman, in den ich versinken konnte, während ich mich ganz auf die Briefe konzentriert habe. Jeder einzelne von ihnen entfachte eine gewisse Vorfreude, die sich zu einem stimmigen Gesamtbild entwickelt konnte. Ich kann diesen warmherzigen, humorvoll erfrischenden Briefroman sehr empfehlen.