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Veröffentlicht am 20.11.2022

Recherchen?

Wintersterben
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Valeria Ravelli von Interpol in Zürich bekommt von ihrem Chef Konrad Tanner von der Einheit 11 den Auftrag einen Leichenfund zu untersuchen.

In den Walliser Alpen, im abgelegenen Dorf Steinberg, wurde ...

Valeria Ravelli von Interpol in Zürich bekommt von ihrem Chef Konrad Tanner von der Einheit 11 den Auftrag einen Leichenfund zu untersuchen.

In den Walliser Alpen, im abgelegenen Dorf Steinberg, wurde in einer Höhle oberhalb des Dorfes ein toter Mann gefunden. Die folgenden Untersuchungen ergeben, dass der Tote schon fast ein Jahr dort liegt.




Nach « Waldeskälte « ist «Wintersterben» der zweite Fall mit Valeria Ravelli und handelt im tiefsten Winkel der Walliser Berge. Die Stimmung in dem kleinen Dorf ist sehr atmosphärisch und es gruselt einen schon mal in dem behäbigen und undurchschaubaren Dorfklima. Jeder scheint etwas zu wissen und niemand traut der Polizistin aus Zürich so richtig über den Weg.

Mit diesem Buch hat der Autor einen weiteren Thriller hingelegt, der in der Schweizer Bergwelt handelt. Gewagt, da Martin Krüger in Deutschland lebt. Leider verirrt er sich in einigen Details. So heisst zum Beispiel die «Christliche Zuflucht» in der Schweiz «Heilsarmee» und ein «Stadtviertel» nennt man «Quartier». Braunbären gibt es in der Schweiz, vor allem im Kanton Graubünden. Im Wallis wurde 2019 ein Bär gesichtet, von mehreren Braunbären im Wallis zu sprechen, wie der Autor suggeriert, ist jedoch verwegen. Hier habe ich sorgfältige Recherchen vermisst.

Gelungen finde ich, dass Martin Krüger fiktive Dörfer in seinen Bücher auferstehen lässt und ein Händchen für stimmungsvolle Beschreibungen hat. Dabei hat er es auch nicht nötig, mit besonders grausigen oder blutigen Details, Stimmung zu machen. Die gespenstische und gruselige Atmosphäre gelingt ihm auch so.

Die Handlung empfand ich, in der Mitte des Buches, als leicht monoton. Mir fehlten Passagen mit brenzligen und spannenden Szenen. Spannung taucht erst die letzten 30 Seiten auf, als Valeria in die Fänge der Steinberger Bösen gerät. Gegen Mitte war mir jedoch leider schon klar, wie die Geschichte zusammenhängt, Ueberraschungen gab es da leider keine mehr.

Gelungen sind die kursiv geschrieben Gedanken Valerias. So sieht man als Leser, was sie denkt und fühlt. Sie tauscht sich auch regelmässig mit ihrem Partner aus, der an einer anderen Front ermittelt. Mit diesem Nebenstrang wird immer wieder Valerias Perspektive unterbrochen, was einerseits eine gute Ergänzung war und andererseits Abwechslung brachte.

Insgesamt hat mir dieses zweite Buch weniger gefallen als sein Vorgänger.

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Veröffentlicht am 07.09.2022

Bestenfalls ein Krimi!

Stille blutet
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Nadine Just ist eine bekannte Grösse am TV. Sie moderiert die News bei der Sendung "Quick-TV" und das Entsetzen bei ihr und dem Team ist gross, als sie unabsichtlich ihren Tod vor laufender Kamera ankündigt. ...

Nadine Just ist eine bekannte Grösse am TV. Sie moderiert die News bei der Sendung "Quick-TV" und das Entsetzen bei ihr und dem Team ist gross, als sie unabsichtlich ihren Tod vor laufender Kamera ankündigt. Was auf den ersten Blick als Scherz scheint, wird bittere Realität.

Ein paar Stunden nach der Sendung wird Nadine Just von ihrem Exfreund tot aufgefunden. Eine Welle von Posts mit Nachahmern schwappt durch die sozialen Medien und das LKA Wien versucht zu unterscheiden, ob diese als Scherze gedacht oder ernst gemeint sind.





Ursula Poznanski ist ja bekannt für ihre Jugendromane. Sie hat nun ein Buch geschrieben, das ein Einstieg in eine neue Serie ist. Ich weigere mich allerdings dieses Buch Thriller zu nennen. Denn, man merkt sehr gut, dass die Autorin ansonsten Jugendbücher schreibt. Dieser Krimi kommt vor allem in der ersten Hälfte ähnlich behutsam und harmlos daher, wie Jugendbücher nun mal sein müssen im Anbetracht des Alters der Leser.

Das einzige Thriller - Element im ersten Teil des Buches war, als einem Opfer vom zuständigen Rechtsmediziner die Temperatur rektal gemessen wurde. Das war es dann erst mal auch schon mit Details, die den Zusatz «Thriller» auf dem Cover rechtfertigen. Dieses Buch ist meiner Meinung nach ein Krimi, der sich erst nach langer Anlaufzeit entwickelt und spannend wird.

Es geschieht ein Verbrechen, das ein weiteres nach sich zieht und die Wogen gehen hoch in den sozialen Medien. Es passiert immer was und langweilig wird es nicht. Der Exfreund der Toten steht für meinen Geschmack etwas zu sehr im Mittelpunkt. Statt die Ermittlungen voranzutreiben und falsche Fährten für die Leser zu legen, hat sich die Autorin entschlossen, die Gefühlslage von dieser Figur immer wieder zu thematisieren und zu erklären. Ich hatte schon nach dem ersten Mal verstanden, dass er sich von der Toten getrennt hatte und es bereut, sie kurz nach dem Mord bei ihrer Arbeit aufzusuchen. Das hätte man nicht mehrere Male erwähnen müssen.

Warum er nach einer schwierigen Trennung und Monate danach, seine Exfreundin an ihrem Arbeitsort aufsucht, war mir bis zum Schluss nicht ganz klar. Weiter wird plötzlich und völlig aus dem Zusammenhang gerissen, die vergangene Liebe der Kommissarin erwähnt. Dies ohne Bezug zur Handlung. Solche holperigen Stellen in der Handlung gab es einzelne und dadurch empfand ich die Handlung nicht so ganz rund.

Dieses Buch ist als Auftakt in eine neue Serie gedacht und hat bei mir gegen Schluss doch noch Krimigefühle aufleben lassen. Ob ich mir weitere Bücher dieser Serie zulegen werde, kann ich momentan noch nicht sagen. Denn die Ermittler empfand ich fast durchwegs als anstrengend und nervend.
Fina Plank ist neu beim LKA in Wien und ihr neuer Partner, Oliver Homburg, macht ihr das Leben schwer. Ständig grätscht er mit subtilen Beleidigungen, die nahe an die Grenze von Frauenhass schrammen, in ihre Arbeit.
Ich fand Homburg so furchtbar, dass ich ihm praktisch auf jeder Seite hätte einen Tritt geben können, um in aus dem Buch zu befördern. Anzüglich, eifersüchtig, arrogant und unmöglich! Irgendwann war ich völlig auf diese Nebenhandlung fokussiert und der Mord und die Ermittlungen liefen nur noch nebenbei. Fina Plank hat es also nicht einfach an ihrem neuen Job und dabei strotzt sie nicht vor Selbstbewusstsein. Für meinen Geschmack wurden ein paar Mal zu viel ihre Gewichtsprobleme erwähnt. Sie entwickelt sich zum Glück und kann die Beleidigungen ihres Partners irgendwann an sich abprallen lassen.

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Veröffentlicht am 28.08.2022

...anderes gewohnt von Juli Zeh!

Leere Herzen
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"Die Brücke" ist eine Praxis für Psychotherapie. Die Therapeuten, denen die Brücke gehört, sind Britta Söldner und Babak Hamwi. Sie haben es mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun und zelebrieren ...

"Die Brücke" ist eine Praxis für Psychotherapie. Die Therapeuten, denen die Brücke gehört, sind Britta Söldner und Babak Hamwi. Sie haben es mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun und zelebrieren und organisieren das, was der Gesellschaft fehlt.

Nämlich, die Therapie williger Selbstmörder oder einen sinnvollen Grund Selbstmord zu begehen. Sie organisieren Terroranschläge und Märtyrertod, begutachten und evaluieren ihre Kunden.






Diese Geschichte strotzt nur so vor unwahrscheinlicher Handlung, an den Haaren herbeigezogenen Dialogen und einem Plot, der einen erst mal schlucken lässt.

Britta, die eigentlich ein ganz normales Familienleben führt, spielt sich als Richterin über Leben und Tod auf. Okay, bei diesem Familienleben, mit einem Mann, der nichts auf die Reihe kriegt und einer 7-jährigen Tochter, die sehr verwöhnt ist und am liebsten spielend Menschen ermordet, muss man wohl irgendwie seinen Frust abladen. Ich wurde nicht warm mit Britta, denn ihre Art auf andere Menschen herabzusehen, konnte ich nicht ab. Ein müdes Lächeln hat sie unter anderem für andere Eltern und belächelt schon mal deren Art ihre Kinder zu erziehen. Arroganz legt sie haufenweise an den Tag, wenn es um ihre beste Freundin Janina geht, die zwar weniger Geld, dafür umso mehr Herz als Britta hat.

Ach ja, gesegnet ist Britta ausserdem mit einem etwas seltsamen Arbeitspartner. Babak, der aus einer irakischen Familie stammt und sich in Braunschweig immer wieder Vorurteilen gegenübersieht, war mir grundsätzlich sympathisch. Leider blieb er, den ich als interessanteste Figur des ganzen Buches einschätze, etwas blass, neben der alles dirigierenden Britta. Er ist ein Genie, denn er kreiert einen Algorithmus, den er Lassie nennt und mit dem er das Darknet nach potenziellen Kunden absucht. Kunden, die Selbstmord verüben wollen.

Babak und Britta zelebrieren Waterboardingspielchen und verstehen sich ohne Worte. Nun ist nicht alles schlecht, was die beiden in ihrer Brücke so treiben, denn sie schaffen es ja, einige ihrer Kunden, die sie aus dem Darknet filtern, zu heilen. Wie sie es machen, ist unwahrscheinlich und bei den erwähnten Therapiegesprächen fallen öfters, die von mir oben angesprochenen und an den Haaren herbeigezogenen Dialoge. Ich kann mir nämlich absolut nicht vorstellen, dass jemand, der Selbstmord begehen will, solche Gespräche mit einem Therapeuten führt.

Es wird auch politisch in diesem Buch. Mehrmals findet die zurückgetretene Frau Merkel Erwähnung, denn schliesslich spielt diese Geschichte 2025. Da Juli Zeh «Leere Herzen» 2019 geschrieben hat, konnte sie ja nicht wissen, dass dieses Ereignis eher eintrifft. Die Autorin wandert mit dem erhobenen Zeigefinger durch das Buch und mahnt jene Bürger, die auf ihr Wahlrecht freiwillig verzichten.

Ich wurde nicht so richtig warm mit dem Plot. Auch wenn Frau Zeh ohne Frage einen hervorragenden Schreibstil hat, konnten mich die Figuren und die Idee nicht richtig packen.

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Veröffentlicht am 31.07.2022

Konstruiert!

Acht perfekte Morde
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Malcom Kershaw betreibt seinen Buchladen «Old Devils Booksstore» mit viel Herzblut. Bücher und Literatur sind seine Passion, besonders Kriminalromane haben es ihm angetan. Eines Tages sucht ihn FBI Agentin ...

Malcom Kershaw betreibt seinen Buchladen «Old Devils Booksstore» mit viel Herzblut. Bücher und Literatur sind seine Passion, besonders Kriminalromane haben es ihm angetan. Eines Tages sucht ihn FBI Agentin Gwen Malvey auf.

In England wurden Menschen ermordet und die Verbrechen haben eines gemeinsam. Sie ahmen Verbrechen in Krimis nach, die auf einer Liste notiert sind. Diese Liste hat Malcom 10 Jahre zuvor auf seinem Blog eingestellt und darauf finden sich Buchtitel, die aus seiner Sicht die acht perfekten Morde in der Literatur beschreiben.






Was für ein aussergewöhnlicher und neuer Plot. Verbrechen, die den Ursprung in einem fiktiven Kriminalroman haben, werden vom Mörder kopiert. Die Liste dieser perfekten Morde hat der Literaturkenner und Buchliebhaber Malcom Kershaw erstellt. Lange fragt man sich, wie und ob der Buchhändler in die Verbrechen involviert ist.

Hat er nur die Idee geliefert oder steckt er tiefer in der Geschichte drin?

Literatur, Geschichten und die Arbeit der Schriftsteller sind die zentralen Themen, neben den Verbrechen natürlich. Das kommt ab und zu etwas trocken daher. Dies zum Beispiel, wenn ich an Gespräche über Autoren, die gefallen oder eben nicht, denke. Da kommt leider die kriminalistische Seite zu kurz.

Kershaw ist wohl die Figur, der Bücherfans mit Verständnis entgegentreten. Er hat nicht nur einen Hang zum Sammeln der Geschichten zwischen zwei Buchdeckeln und kann sich oft nicht von Büchern trennen. Er hat auch ein grosses Wissen und erzählt gerne über seine Leidenschaft. Was oftmals, wie oben schon erwähnt, etwas trocken und langatmig geraten ist. Dazu kommt, dass der Buchhändler das ganze Buch über in Ich Perspektive erzählt, was einerseits ein grosses Verständnis für die Figur bedeutet und andererseits einseitig sein kann.

Witzig empfand ich die Schleichwerbung für den Penguin Verlag und Randomhouse, die eingeflochten wurde.

Als Fan von Peter Swanson schätzte ich bisher immer, wie er aus alltäglichen Szenen eine Geschichte mit viel Thrill macht. «Acht perfekte Morde» empfand ich als durch und durch konstruiert und über weite Teile des Buches habe ich den Thrill vermisst. Leider muss ich, im Gegensatz zu seinen anderen von mir gelesenen Büchern, dieses Mal auch einen Abstrich in Sache Langatmigkeit machen.

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Veröffentlicht am 23.07.2022

Brutal und blutig!

Der Zoom-Killer (Tom-Bachmann-Serie 2)
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Ein geschäftliches Meeting per Zoom und der Geschäftsmann Peter Bode wird ermordet. Seine Zoompartner müssen den Mord hilflos mit ansehen. Ein paar Tage darauf wird Dekan Harber ermordet, seine Kardinäle, ...

Ein geschäftliches Meeting per Zoom und der Geschäftsmann Peter Bode wird ermordet. Seine Zoompartner müssen den Mord hilflos mit ansehen. Ein paar Tage darauf wird Dekan Harber ermordet, seine Kardinäle, die per Zoom an der Besprechung teilgenommen haben, müssen ebenfalls den bestialischen Mord beobachten.

Profiler Tom Bachmann vom BKA ist sich schon vor dem zweiten Mord sicher, dass die Ermittler es mit einem Serientäter zu tun haben. Kann der Mörder gestoppt werden?




Dieser Thriller ist definitiv nichts für sensible Leser. Denn einerseits sind die Morde vor laufender Kamera sehr brutal und andererseits werden in Kapiteln, in denen der Täter im Mittelpunkt steht, grausige Details zu seinen Trophäen beschrieben.

Wie auch in seinem Debüt " der Blutkünstler" drückt der Autor Chris Meyer ordentlich auf die Ekel-Taste. Es wird wieder brutal gemordet, ausgeschlachtet und detailliert beschrieben.

Profiler Tom Bachmann ist dafür verantwortlich, dass brauchbare Täteranalysen das Team des BKA in den Ermittlungen vorantreibt. Er ist jedoch auch dafür verantwortlich, dass grausige Gegebenheiten aus seiner Kindheit in der Handlung Einzug halten. Sein bester Freund Aaron, der im ersten Band schon eine Rolle spielte, mischt auch in "Der Zoomkiller" wieder ordentlich mit. Ich empfand Tom Bachmann dieses Mal blasser und weniger gut charakterisiert, als im vorderen Band. Mir hat auch der humorvolle Touch dieses Mal gefehlt. So hatte ich mehrere Male den Eindruck, es geht nur um Brutalität und Ekel.

Wie auch im ersten Fall kam mir bei diesem zweiten Fall immer wieder der Gedanke hoch, dass Chris Meyer sich nah an den Büchern von Chris Carter bewegt. Durch die Figuren, die Handlung und den Plot. Leider reicht der Schreibstil nicht an die gute Mischung aus brutalen und leichteren Passagen von Chris Carter heran. Chris Meyer setzt auf Brutalität und Ekel. Das ganze Buch über!

Ein offenes Ende setzt auf eine weitere Folge des (privaten) Thrillers von Tom Bachmann. Der Fall um den Zoom Mörder ist gelöst, wenn auch unbefriedigend. Denn der Zufall spielt mit und der Mörder ruckzuck gefunden und verhaftet. Da hätte ich doch mehr erwartet, nachdem der Zoom Killer so perfide seine Taten plante und durchführte.

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