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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2022

„Der Ruf anderer Welten ist stark.“

Brombeerfuchs – Der Zauber von Sturmauge
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"Brombeerfuchs - Der Zauber von Sturmauge" ist der zweite Teil, in dem es erneut um den Gestaltenwandler Robin Goodfellow, die Anderswelt und die Freunde Portia und Ben geht. Diesmal bedroht eine dunkle ...

"Brombeerfuchs - Der Zauber von Sturmauge" ist der zweite Teil, in dem es erneut um den Gestaltenwandler Robin Goodfellow, die Anderswelt und die Freunde Portia und Ben geht. Diesmal bedroht eine dunkle Magie die Anderswelt und so wird die Rückkehr den beiden Abenteuern einiges abverlangen. Wer den ersten Teil nicht kennt, kann trotzdem einsteigen. Ich empfehle aber, die Reihe mit dem ersten Band zu starten, um die Zusammenhänge und Charaktere besser zu verstehen.

Während in "Brombeerfuchs - Das Geheimnis von Weltende die Entdeckung von Anderswelt" im Vordergrund stand, sind diesmal die komplizierten Gefühle wie Wut, Angst und Gedanken von Ben und Portia von zentraler Bedeutung. Trotz distanzierter Erzählweise sorgen die wechselnden Perspektiven zwischen Portia und Ben für tiefe Eindrücke. Portia wird von nächtlichen Wolfsträumen heimgesucht und sorgt sich um Ben, mit dem etwas passiert ist, an das er sich nicht erinnern kann. Zudem ist der Fuchswandler Robin Goodfellow verschwunden und braucht Hilfe. Diese Rettungsaktion wird spannend erzählt und hält dramatische Szenen und einige Wendungen bereit. Erneut ergänzen sich die unterschiedlichen Charakter wunderbar und vertiefen ihre Freundschaft. Man lernt neue Charaktere kennen und natürlich sind auch Figuren aus dem ersten Teil wieder dabei. Der Schreibstil ist gewohnt mitreißend und bildhaft. Nur das atmosphärische Setting kommt nicht so stark zur Geltung wie im ersten Band, stattdessen kommt die Fortsetzung düsterer und temporeicher daher. Was das betrifft, hat mir der erste Band etwas besser gefallen, auch, weil ich die Entdeckung der Anderswelt und ihrer Bewohner sehr mochte. Insgesamt zeigt Kathrin Tordasi jedoch erneut, wie sie schwierige Themen aufgreift und gekonnt zwischen spannenden und feinfühligen Momenten wechselt. Eine gelungene Mischung für ältere Leser und Leserinnen, die gern in andere Welten abtauchen, sich aber auch etwas Tiefgang wünschen.

Fazit: Es wird dramatisch, herzerwärmend und vor allem fantasievoll und spannend. Lasst euch mitreißen und begebt euch erneut auf eine Lesereise über die Grenzen hinaus in eine überbordende Fantasiewelt, bedroht von finsteren Mächten.

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Hörbuch oder Buch?

Die rätselhaften Honjin-Morde
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Die Geschichte spielt Ende November im Jahr 1937, in einem Ort namens Okamura in einer ländlichen Gegend Japans. Die Familie Ichiyanagi feiert die Hochzeit ihres ältesten Sohnes und derzeitigen Familienoberhaupts ...

Die Geschichte spielt Ende November im Jahr 1937, in einem Ort namens Okamura in einer ländlichen Gegend Japans. Die Familie Ichiyanagi feiert die Hochzeit ihres ältesten Sohnes und derzeitigen Familienoberhaupts Kenzo. Die Familie ist überaus stolz auf ihre Honjin-Abstammung, weshalb nicht alle Familienmitglieder mit der Hochzeit, wegen der Abstammung der Braut, einverstanden waren. In der Nacht kommt es zu einem abscheulichen Mord am frisch vermählten Ehepaar, beim dem das traditionelle japanische Saiteninstrument, die Koto, eine zentrale Rolle einnimmt. Der von innen verschlossene Raum und ein Samurai-Schwert im Schnee geben Rätsel auf.
Der private Detektiv Kosuke Kindaichi ermittelt - doch nicht ohne Unterstützung. Er ist eine ungewöhnliche Erscheinung. Sein ungepflegtes Äußeres und gelegentliches Stottern tragen dazu bei, dass man ihm die Lösung des Falls nicht zutraut.

Erzählt wird die Geschichte von einem Kriminalroman-Autor, der über Berichte die Geschichte der rätselhaften Honjin-Morde zusammengetragen hat und sich dabei immer wieder an den „aufmerksamen Leser“ richtet. Dabei berichtet er von seinen Recherchen, den Geschehnissen am Tag des Mordes und den Hintergründen der relevanten Personen.

Es fiel mir schwer beim Hörbuch die vielen japanischen Namen zuzuordnen. Im Buch ist das deutlich leichter, was auch den Spaß am Miträtseln erhöht - ein Spiel, bei dem man nicht gewinnen kann. Eine Kombination von Buch und Hörbuch wäre vermutlich ideal für mich gewesen, da Denis Moschitto der Geschichte eine geheimnisvolle Atmosphäre verleiht, was mir sehr gefallen hat.

Fazit:
Ein wiederentdeckter Locked Room Murder Mystery und Reihenauftakt um Privatermittler Kosuke Kindaichi. Eine Hommage an kriminalistische Rätsel und Agatha Christie in japanisch nüchternem Stil, der mit einer raffiniert konstruierten Idee, einer überraschend schlüssigen Auflösung und einem atmosphärischem Schauplatz überzeugt.

Veröffentlicht am 07.09.2022

Toller Schreibstil und magische Abenteuer

Emily Seymour, Band 1: Totenbeschwörung für Anfänger (Bezaubernde Romantasy voller Spannung und Humor)
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Emily verfügt in ihrer Familie als einzige Normalsterbliche nicht über magische Fähigkeiten zur Totenbeschwörung. Das macht sie zur Außenseiterin, was ihr den undankbaren Job einbringt, Ashton, den attraktiven ...

Emily verfügt in ihrer Familie als einzige Normalsterbliche nicht über magische Fähigkeiten zur Totenbeschwörung. Das macht sie zur Außenseiterin, was ihr den undankbaren Job einbringt, Ashton, den attraktiven Sohn der verfeindeten Familie Goodwin dazu zu bringen, den Friedensvertrags zu unterzeichnen. Doch Emily passiert ein fataler Fehler und Ashton stirbt, noch bevor er irgendwas unterschreiben konnte. Ihre Familie will sie daraufhin fortschicken und ihr Gedächtnis löschen. Von Schuldgefühlen gegenüber Ashton geplagt, sucht Emily nach einer Lösung ihn wiederzubeleben und bekommt unerwartete Hilfe aus der Familie, um ein verbotenes Ritual abzuhalten.

Die 16-jährige Ich-Erzählerin Emily Seymour hat ein mitfühlendes Herz, ist nah am Wasser gebaut und liebt es, ihre Zeit mit Büchern zu verbringen. In ihr steckt mehr, als sie ahnt. Der sture Ashton bildet mit seinem schroffen Charakter und seiner einschüchternden Ausstrahlung ein kühlen Kontrastprogramm, das bei Emily ein wahres Gefühlschaos auslöst, wenn er seine weiche Seite zeigt. Hier entspinnt sich eine unschuldige Liebesgeschichte, die unter abenteuerlichen Bedingungen entsteht und einige Komplikationen bereithält. Das macht es stellenweise vorhersehbar, was sich im Laufe des Geschichte in Hinblick auf die Zielgruppe aber zunehmend verflüchtigt und Überraschungen bereithält. Das Setting und die Ideen sind magisch: die Zwischenwelt bzw. Raumfalten, die für die unheimliche Stimmung verantwortlich sind, das Haus der Seymours insbesondere die Bibliothek des Großvaters, die Bücherherzen höher schlagen lässt und die magischen Wesen und mysteriösen Rätsel, die es zu lösen gilt. Das offene Ende würde ich als fiesen Cliffhanger bezeichnen, der aber nicht überraschen kommt. Ich bin wirklich gespannt, wie es weitergehen wird. Insgesamt eine gelungene Mischung - perfekt für Leser und Leserinnen ab 12 - aus sympathisch ungeschickter Hauptfigur, interessanten Nebenfiguren, erster Liebe, unheilvoller Verschwörung und einem flüssigen, humorvollem Schreibstil.

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Veröffentlicht am 19.08.2022

Unangestrengt humorvoll, tröstlich, themenreich

Holly im Himmel
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„Es gibt so viele verschiedene Arten, auf den Tod zu reagieren wie auf das Leben. Die einen machten das Beste daraus, die anderen wehren sich bis zum Schluss dagegen.“

Als Holly bei einem Unfall stirbt, ...

„Es gibt so viele verschiedene Arten, auf den Tod zu reagieren wie auf das Leben. Die einen machten das Beste daraus, die anderen wehren sich bis zum Schluss dagegen.“

Als Holly bei einem Unfall stirbt, ist sie gerade einmal zehn Jahre alt. Sie lässt ihre Mutter, deren neuen Freund Uwe, ihren Papa und ihren kleinen Bruder Timi zurück und fliegt hinauf in den Himmel. Dort treffen alle aufeinander: Menschen und Tiere. In dem Gewusel lernt Holly zum Glück Frieda kennen, die sich bestens auskennt, wo sie doch schon über hundert Jahre im Himmel ist. Doch Holly kann nur daran denken, ihre Familie wiederzusehen und ist wild entschlossen, ein Engel zu werden, um auf die Erde zurückzukehren. Allerdings herrscht im Himmel der Vorsitzende der Engel namens Bortel, der Lügen verbreitet und seine neue Ordnung es nicht vorsieht, neue Engel auszubilden.

Autor Micha Lewinsky stellt das Bild vom friedlichen Himmel ziemlich auf den Kopf. Dort gibt es keine Engel „mit goldenen Flügeln und rosigen Wangen“, aber Freunde wie Gissi und Sören, die im Hintergrund Widerstand leisten, gegen die alleinige Herrschaft von Bortel, der, wie wir finden, eher in die Hölle gehört hätte. Trotzdem ist es ein schöner Ort, wie Frieda es passiert formuliert: „Keine Angst. Mehr als einmal sterben kannst du nicht. Das ist das Gute hier. Deshalb macht es so Spaß.“ Dieser politische Aspekt bringt zumindest Spannung und Abwechslung, ohne zu stark vom eigentlich Thema abzulenken. Tod und Trauer gehören immer noch zu den Tabuthemen, über die niemand gern spricht. Umso schöner finde ich es, dass Lewinsky sich so ehrlich, humorvoll, skurril und auch tröstlich damit beschäftigt. Auch andere Themen werden aufgegriffen, wie die meditierende Mutter, der die Ruhe bei der Trauer hilft, der depressive Vater, der oft traurig ist. Es sind viele kluge Botschaften und Anspielungen zwischen den Zeilen - für Kinder und Erwachsene: „Man kann immer nur vorwärts. Auch wenn man gestorben ist.“

Ganz nebenbei gibt die Handlung auch etwas Hilfestellung, wenn man selbst etwas Trost gebrauchen kann, denn es hilft, über die Toten zu sprechen und den verschiedenen Emotionen mit Verständnis zu begegnen. Die Trauerphasen und andere Begriffe werden in einfachen Worten verständlich erklärt. Schreibstil und Kapitellänge ist der Zielgruppe angemessen, die Handlung ist spannend und ungewöhnlich. Besonders die Dialoge haben einen ganz besonderen Witz, der mich oft schmunzeln ließ.

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Veröffentlicht am 19.08.2022

Spannendes Thriller-Debüt mit verschlingender Atmosphäre

Das siebte Mädchen
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"Man grübelt unentwegt darüber nach, kann es niemals wirklich loslassen. Aber man will es auch nicht zugeben – dass man noch immer die Hoffnung hat, eines Tages die Wahrheit zu erfahren. Eines Tages alles ...

"Man grübelt unentwegt darüber nach, kann es niemals wirklich loslassen. Aber man will es auch nicht zugeben – dass man noch immer die Hoffnung hat, eines Tages die Wahrheit zu erfahren. Eines Tages alles zu verstehen. Und dass es sich am Ende irgendwie gelohnt haben wird, darauf zu warten.“
Sechs Mädchen verschwinden spurlos und hinterlassen eine riesige Kluft in einem kleinen Städtchen in Louisiana, da ist Chloe gerade einmal zwölf Jahre alt. Als ihr Vater für die Verbrechen verhaftet wird, gerät sie in einen Strudel aus Angst und Hass. Zwanzig Jahre später arbeitet Chloe als Psychologin, plant mit ihrem Verlobten Daniel die bevorstehende Hochzeit und wieder wird ein Mädchen vermisst und tot aufgefunden. Chloes Albtraum scheint von vorne zu beginnen, als kurz darauf eine ihrer Klientinnen verschwindet und sie von einem Journalisten bedrängt wird. Da die Polizei ihr erneut unbequeme Fragen stellt, beginnt sie eigenmächtig Nachforschungen anzustellen und begreift, ihr „Vater ist der Schlüssel zu alldem“.
Bei Chloes Medikamentenmissbrauch und ihrem Kindheitstrauma kann man sich nie sicher sein, ob sie paranoid wird oder bei klarem Verstand ist. Die Mücken ausbrütende, dichte Atmosphäre in den Sümpfen Louisianas, in die Chloes Kindheitserinnerungen immer wieder führen, hat mir ebenso gefallen, wie die mitreißend spannende Handlung - nachvollziehbar und schlüssig -, die sich immer mehr zuspitzt, mitten in der psychologisch intensiven Ich-Perspektive von Chloe, der man ganz nahe ist. Das Ende war für mich nicht wirklich eine Überraschung, aber ich habe nicht alle Wendungen kommen sehen, habe mich wunderbar unterhalten gefühlt, und konnte den Thriller über weite Strecken nicht aus der Hand legen. Ein vielversprechendes Thriller-Debüt von Stacy Willingham - dessen Namen ich mir merken werde.

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