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Veröffentlicht am 15.09.2016

Unsterbliche Paula - Deutsche Geschichte wunderbar erzählt

Als wir unsterblich waren
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"Und über uns im schönen Sommerhimmel war eine Wolke, die ich lange sah. Sie war sehr weiß und ungeheuer oben, und als ich aufsah, war sie nimmer da.“
Bertold Brecht, „Erinnerungen an die Marie A.“

Die ...

"Und über uns im schönen Sommerhimmel war eine Wolke, die ich lange sah. Sie war sehr weiß und ungeheuer oben, und als ich aufsah, war sie nimmer da.“
Bertold Brecht, „Erinnerungen an die Marie A.“

Die schüchterne und zurückhaltende Alexandra lebt allein mit ihrer 93-jährigen Großmutter Momi in Ostberlin, als am 9. November 1989 die Mauer fällt. Mit ihrer Freundin Meike macht sie sich nach dieser Nachricht auf, um die offene Grenze auszuprobieren und verliert in dem Menschengetümmel zwar Meike, trifft aber auf Oliver. Zwischen den beiden ist ein Erkennen, eine tiefe Verbindung – die Liebe auf den ersten Blick. Meike bleibt für einige Tage bei Oliver am Leopoldplatz im Wedding, die beiden lernen sich immer mehr kennen und wollen sich gar nicht trennen. Als Oliver sie zu ihrer Großmutter nach Hause begleitet, um diese kennenzulernen, erschrickt Momi bei seinem Anblick und seinem Namen zu Tode, bricht zusammen und liegt kurz darauf auf der Intensivstation. Alexandra ist völlig am Boden zerstört und will Oliver nicht wiedersehen, zu groß ist die Angst, Momi zu verlieren, denn sie ist ihre einzige Familie, von der sie so gut wie nichts weiß. Bei Nachforschungen in Momis Schlafzimmer entdeckt sie eine alte Kiste mit Fotos und Zeitungsausschnitten. Als ihre Großmutter wieder bei Bewusstsein ist, drängt Alexandra sie, ihr von der Vergangenheit zu erzählen, denn sie möchte mehr über ihre Familie wissen und vor allem herausfinden, warum Momi so ablehnend Oliver gegenüber ist. Dann beginnt Momi Stück für Stück, ihrer Enkelin von ihrem Leben zu erzählen:
Es ist einer der letzten schönen Tage im Strandbad Wannsee im August 1912…
„Als wir unsterblich waren“ von Charlotte (Lyne) Roth erzählt zum einen die Rahmenhandlung von Alexandra in der Gegenwart des Jahres 1989 und zum anderen die Hauptgeschichte von Paula und Clemens von August 1912 bis Januar 1933. Der Leser wird sowohl in Deutschlands jüngste Vergangenheit entführt, aber das Hauptaugenmerk richtet sich auf die Zeit der Weimarer Republik, in denen Paula, Clemens, Manfred, Harry, Kutte und ihre Freunde aufwachsen und sich gegen die Ausbeutung der Arbeiter und die Misshandlung von Frauen durch ihre Ehemänner auflehnen und sich politisch engagieren. Man erfährt von knappen Lebensmitteln, vielen Entbehrungen, den täglichen Kampf ums Überleben mit sehr wenig Geld, dem Ausbruch des ersten Weltkriegs und die politischen Hintergründe, die bald zum Aufstreben der NSDAP führten. Aber auch den einfachen schönen Dingen wie einem Tag im Strandbad mit einem Picknick oder der engen Freundschaft untereinander wird Platz eingeräumt. Charlotte Roth schafft es mit ihrem außergewöhnlichen Talent, Geschichten zu erzählen, und einem wunderbaren Schreibstil auf sehr eindrucksvolle Weise, den Leser in die Vergangenheit zu entführen. Man hat das Gefühl, Teil von Paulas Freundeskreis zu sein und sie bei ihrem täglichen Leben zu begleiten. Auch der geschichtliche Hintergrund ist akribisch recherchiert und sehr gut in die Handlung eingebettet. Die Charaktere der einzelnen Protagonisten sind so vielschichtig, individuell und authentisch angelegt, wie man es selten in Romanen findet. Dabei ist Paula der Star unter ihnen, sie ist lebenshungrig, aufopfernd, mitfühlend und einfach zum Verlieben. Sie glaubt an die Liebe und an das Gute im Menschen. Clemens hat ein ausgesprochenes Talent zu reden und zu überzeugen, dabei ist er tief im Inneren ein Zweifler, ein Suchender, eine zerrissene Seele. Paulas Bruder Manfred ist der ewig Kämpfende, Unerbittliche. Oder Kutte: er ist ein Bär von einem Mann, der für seine Freunde durch die Hölle geht und immer zu Hilfe eilt. In jedem von ihnen findet man ein Stück von sich selbst, deshalb wirken sie so vertraut, wie Freunde eben, die man gut kennt.
Charlotte Roth schreibt so authentisch, warmherzig, liebevoll und mit einer Prise Humor, dass man als Leser gar nicht anders kann, als sich von ihrer Geschichte einfangen und hinwegtragen zu lassen. Man findet die Liebe ebenso wie großes Leid, die unendliche Hoffnung auf bessere Zeiten, die Trauer um geliebte Menschen und den Kampf für eine lebenswertere Zukunft. Die Gefühle spielen Achterbahn und sind doch sehr real. In diesem Roman wird deutsche Geschichte wieder lebendig und ganz präsent. Einmal mehr wird einem vor Augen geführt, was unsere Vorfahren für uns getan haben, dass wir heute in Frieden und Freiheit leben können. All das sollte man von einem guten historischen Roman erwarten und genau dies wird hier über alle Maßen erfüllt.
Besser als Charlotte Roth mit „Als wir unsterblich waren“ kann man es nicht machen. Absolute Leseempfehlung für das Highlight 2014. Chapeau!!!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Liebe und Krieg im Südseeparadies

Der Glanz von Südseemuscheln
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1914. Alma lebt mit Ehemann Joshua und Sohn Max im australischen Sydney und wird dort als Deutsche angefeindet. Während ihr Mann als Kapitän oft auf See ist und sie mit Max allein zurechtkommen muss, macht ...

1914. Alma lebt mit Ehemann Joshua und Sohn Max im australischen Sydney und wird dort als Deutsche angefeindet. Während ihr Mann als Kapitän oft auf See ist und sie mit Max allein zurechtkommen muss, macht ihr Schwägerin Mary das Leben zur Hölle. Als Joshuas Schiff kentert und er als vermisst gilt, steht Alma eine harte Zeit bevor, bis Joshua zurückkehrt. Doch er ist ein anderer geworden. Werden Alma und Joshua wieder zueinander finden und in dieser schweren Zeit Halt in ihrer Ehe finden?

Almas Schwester Mathilde lebt seit 10 Jahren auf der Südseeinsel Samoa, als der 1. Weltkrieg ausbricht und Neuseeländer das Land besetzen. Aus ehemaligen Freunden werden auf einmal Feinde und die Lebensumstände sind sehr hart, jeder kämpft ums nackte Überleben. Die Ananasfabrik, die Farm und das Haus der Familie werden ihnen genommen, Mathildes Bruder Fritz wird verhaftet und Grete wird schwanger. Als Mathilde als Haushälterin bei dem Offizier Scott Turner anfängt, verliebt sie sich schnell in den “Feind”, doch hat das eine Zukunft?

Regina Gärtner hat mit ihrem Buch “Der Glanz der Südseemuscheln” ihren Anschlussroman zum ersten Band “Unter dem Südseemond” vorgelegt und lässt den Leser erneut an dem Leben der Schwestern Alma und Mathilde teilhaben. Damit hat die Autorin wieder einen Volltreffer gelandet. Der Schreibstil ist herrlich flüssig und bildhaft, sofort ist der Leser mitten im Geschehen und findet sich an exotischen Schauplätzen wieder, um die Protagonisten in ihrem täglichen Leben zu begleiten. Die Landschaftsbeschreibungen lassen Bilder vor dem inneren Auge entstehen, so dass die Handlung regelrecht wie ein Film abläuft. Der geschichtliche Hintergrund wurde von der Autorin wieder sehr gut recherchiert und verschmilzt sehr gut mit der erzählten Geschichte. Der Spannungsbogen wird stetig aufgebaut und zieht sich wie ein Faden durch den gesamten Roman. Doch vor allem muss man die verschiedenen Charaktere bewundern, die von der Autorin liebevoll und sehr komplex erschaffen wurden. Alma ist eine herzensgute Frau, die fleißig, geschickt und warmherzig, weshalb ihr das Leserherz sehr schnell zufliegt. Aber auch Mathilde ist eine gute Seele, die versucht, alles zusammen zu halten und alles und jeden zu unterstützen, damit es den Menschen um sie herum gut geht. Sie verzagt nicht und stellt sich mutig den Widrigkeiten, die sich ihr in den Weg stellen. Beide Schwestern haben in diesem Buch einige Schwierigkeiten zu überwinden und wachsen charakterlich an ihren Aufgaben. Diese Entwicklung ist besonders gut gelungen.

Regina Gärtner hat in ihrem Roman alles vereint, was ein tolles Buch ausmacht: Spannung, Historie, eine schöne Liebesgeschichte und Geheimnisse, die den Leser dazu animieren, unbedingt dahinter kommen zu wollen und das Buch nicht eher aus der Hand zu legen, als bis dieses gelüftet ist. “Der Glanz der Südseemuscheln” ist ein Roman, der eine spannende und sehr unterhaltsame Lektüre nicht nur verspricht, sondern sie über alle Maßen hält. Absolute Leseempfehlung! Chapeau, Frau Gärtner!!!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Pablo & Eva - eine bittersüße Liebe

Madame Picasso
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1911 flüchtet Eva Gouel vor einer geplanten arrangierten Hochzeit aus ihrem Elternhaus in die Metropole Paris, um sich dort ihr eigenes Leben aufzubauen. Über ihre Freundin Sylvette findet sie eine Anstellung ...

1911 flüchtet Eva Gouel vor einer geplanten arrangierten Hochzeit aus ihrem Elternhaus in die Metropole Paris, um sich dort ihr eigenes Leben aufzubauen. Über ihre Freundin Sylvette findet sie eine Anstellung als Näherin im berühmten Moulin Rouge und nennt sich fortan Marcelle Humbert. Recht schnell macht sich Eva/Marcelle einen Namen als zuverlässige Arbeitskraft, die von ihren Kollegen für ihre Einfälle und ihr Gespür sehr geschätzt wird. Ausgerechnet im Moulin Rouge sieht sie den berühmten Maler Pablo Picasso zum ersten Mal, ohne zu wissen, wer er ist. Als sie sich kurze Zeit später erneut begegnen und einander vorgestellt werden, sind sich beider der gegenseitigen Anziehungskraft bewusst, doch Eva hält sich zurück, ist Picasso doch seit vielen Jahren mit Fernande verbandelt, die sich überall Madame Picasso nennt. Doch diese Beziehung steht bereits am Abgrund und je öfter sich Eva/Marcelle und Pablo Picasso treffen, umso näher kommen sie sich. Bis sich Picasso endgültig von Fernande trennt und fortan Eva als seine Muse und Inspiration, aber gleichzeitig auch als seine „Madame Picasso“ vorstellt. Die Liebe der beiden ist sehr tief und Picasso hat ihr schon einen Heiratsantrag gemacht, als Eva schwer erkrankt.

Anne Girard hat mit ihrem Roman „Madame Picasso“ einen wunderschönen historischen Liebesroman vorgelegt, der exzellent recherchiert wurde und von vielen Hintergrundinformationen gestützt wird. Dadurch ist ihr mit kleinen Einschränkungen ein sehr authentisches und biografisches Werk gelungen, das sich durch einen poetischen und bezaubernden Schreibstil herrlich lesen und den Leser an einer der schönsten und zugleich traurigsten Liebesgeschichten der neueren Geschichte teilhaben lässt. Die Landschaftsbeschreibungen und auch die Örtlichkeiten in Paris sind wunderbar beschrieben, so dass man sich sofort in die damalige Künstlermetropole zurückversetzt fühlt und alles vor dem inneren Auge lebendig wird. Die Charaktere sind sehr realistisch angelegt, was erneut die Recherchearbeit der Autorin hervorhebt. Pablo Picasso galt immer als stolzer, schwieriger, leicht selbstverliebter Mann, der andererseits aber auch sehr großzügig sein konnte. Die Grundlage für seine Angst vor Krankheit und Tod wurde schon in seinen jungen Jahren gelegt und erklärt innerhalb des Romans so manche seiner Reaktionen. Eva ist eine sehr junge und anfangs leicht zu beeindruckende Frau, die alles für ihre große Liebe tut und dabei über sich hinaus wächst und dadurch Pablo Picasso eine große Unterstützung ist.

„Madame Picasso“ ist eine Hommage an Eva Gouel und eine einzigartige Liebesgeschichte zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Sehr schön wurden auch Informationen zur damaligen Mode und den Lebensgewohnheiten eingestreut und die Erwähnung zahlreicher berühmter Namen aus Kunst und Kultur, die sich zur gleichen Zeit in Paris traf und austauschte, macht das Buch noch einmal mehr zum Leseschmaus.

Auch die Aufmachung des Romans wurde vom Aufbau Verlag liebevoll gestaltet. Schon das Cover ist eine Augenweide, im Umschlag versteckt sich dann noch ein Stadtplan von Paris aus dem Jahr 1911, anhand dessen man sich gut orientieren kann.

Ein Lesemuss für alle Liebhaber historischer Bücher, wunderbarer Liebesgeschichten und gut recherchierter Romane. Absolute Leseempfehlung, einfach wunderschön!!!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nur die Wahrheit macht Dich frei

Die verbotene Zeit
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London 1975. Die deutschstämmige Journalistin Carla Whitman leidet nach einem schweren Autounfall unter Gedächtnisverlust, die Erinnerung an die vergangenen Monate vor dem Unfall fehlen ihr. In ihrer Ehe ...

London 1975. Die deutschstämmige Journalistin Carla Whitman leidet nach einem schweren Autounfall unter Gedächtnisverlust, die Erinnerung an die vergangenen Monate vor dem Unfall fehlen ihr. In ihrer Ehe mit Ehemann Tom fühlt sie sich unwohl und hat ständig das Gefühl, dass er und auch ihre Eltern Paul und Dora Behringer sie belügen oder ihr etwas verheimlichen. Da Carla das Gefühl hat, dass die verlorene Zeit sehr wichtig für sie und ihr Leben ist, strengt sie eigene Nachforschungen an, um die ihr fehlenden Puzzlesteine wieder an ihren Platz zu setzen. Bei Gesprächen mit ihrem Ehemann Tom weicht dieser ihr immer wieder aus, auch ihr Vater Paul kann ihr nicht in die Augen sehen und ihre Mutter Dora lebt seit geraumer Zeit in einem Sanatorium in Cornwall, sie hat den Verlust der ältesten Tochter Anastasia, Carlas Schwester, vor rund 16 Jahren nicht verwunden, die von jetzt auf gleich spurlos verschwunden ist. Carla findet ein altes Notizbuch und eine Telefonnummer, die sie zum Journalisten David Gray führt. David stand vor dem Unfall mit Carla in Verbindung, weil er für seinen alten jüdischen Freund und Violinisten Jules Cohn nach einer engen Freundin von Carlas Mutter Dora suchte, Edith von Stettenheim. Diese ist nach dem zweiten Weltkrieg spurlos verschwunden, doch laut Carlas Vater Paul waren Dora und Edith gar nicht so eng befreundet. Carla und David begeben sich auf Spurensuche in die Vergangenheit und stoßen auf viele Geheimnisse und Wahrheiten, durch die Carla die Geschichte ihrer Eltern kennenlernt und die auch ihr eigenes Leben für immer verändern werden.

Nach ihrem ersten Roman „Die Schwestern von Sherwood“ legt Claire Winter nun ihr neues Buch „Die verbotene Zeit“ vor. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, zieht er den Leser doch bereits im Prolog völlig in Bann und fesselt ihn mit Vermutungen, Rätselraten sowie geschickt gelegten Wendungen bis zur letzten Seite. Die Handlung ist aufgeteilt in zwei Zeitebenen, zum einen begleitet der Leser Carla 1975 bei dem Versuch, ihre Erinnerungen wieder zu finden und ihr Leben zu ordnen. Die zweite Zeitebene beginnt im Berlin 1922 und zeichnet das Leben von Dora, Edith, Paul und Jules bis kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges ins Jahr 1946 auf. Der Spannungsbogen wird bereits auf den ersten Seiten aufgebaut und zieht sich durch die Zeitebenen hindurch bis zum Schluss. Der geschichtliche Hintergrund wurde von der Autorin sehr akribisch recherchiert und außerordentlich geschickt mit der Handlung verflochten. Die Beschreibung der Lebensumstände, der politischen Situation und auch der örtlichen Gegebenheiten wie auch die Grausamkeiten des Nazi-Regimes wirken sehr authentisch und lebensecht und bringen dem Leser einmal mehr diese Zeit ganz nah.

Die Charaktere sind sehr vielfältig und detailliert angelegt, so dass man sie sich wunderbar vorstellen kann. Man hat beim Lesen das Gefühl, als begleite man alte Freunde und schaue ihnen bei ihren Handlungen über die Schulter. Carla ist eine sehr sympathische, wahrheitsliebende Frau. Der Unfall und seine Folgen machen ihr schwer zu schaffen und lassen sie sich in ihrem eigenen Leben unwohl fühlen. Erst wenn sie alle Teile wieder an ihrem Platz weiß, kann sie sich wieder sicher fühlen. Carla ist intelligent, hartnäckig und folgt ihrer Intuition, die ihr den Weg weist, was Gut und Böse ist. David ist ein ehrlicher und sympathischer Mann, der bei der Hilfe für einen alten Freund auf Carla trifft und sich dadurch das Leben der beiden verändert. Er ist hilfsbereit und unterstützt Carla in all ihren Unternehmungen. Dora und Edith werden schon als Kinder Freundinnen, obwohl Dora die Tochter der Haushälterin ist und Edith die Tochter aus wohlhabendem Hause. Auch wenn beide vom Typ her grundverschieden sind, wachsen sie wie Schwestern zusammen und teilen ihre Freude und ihr Leid miteinander. Edith hat eine starke Persönlichkeit, trägt ihr Herz auf der Zunge und schert sich nicht um Konventionen. Dora dagegen ist die zurückhaltendere und empfindsamere, die sich alles sehr zu Herzen nimmt und daran zu zerbrechen droht. Die Entwicklung der Protagonisten innerhalb dieses Romans ist außerordentlich gelungen, sehr lebendig und realitätsnah. Gerade das macht dieses Buch sehr außergewöhnlich und lesenswert.

„Die verbotene Zeit“ ist ein Gesellschaftsroman mit historischem Hintergrund par excellence. Die Geschichte fesselt vom ersten Moment an und lässt einen nicht mehr los, bis man hinter alle Geheimnisse gekommen ist. Dabei wachsen einem die Protagonisten und ihre Schicksale so sehr ans Herz, dass man sie auch lange nach der Lektüre noch im Gedächtnis bewahren wird.

Eine absolute Leseempfehlung für diesen Roman, der seinesgleichen sucht. Ausgezeichnet gemacht, Frau Winter. Chapeau!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Bens Geheimnis

Daringham Hall - Das Erbe
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Die Tierärztin Kate verbrachte ihre Kindheit nach dem Tod der Eltern auf dem Gut Daringham Hall der Familie Camden auf und führt nun ein angenehmes Leben in dem kleinen Dorf Salters End in East Anglia ...

Die Tierärztin Kate verbrachte ihre Kindheit nach dem Tod der Eltern auf dem Gut Daringham Hall der Familie Camden auf und führt nun ein angenehmes Leben in dem kleinen Dorf Salters End in East Anglia in der Nähe des Gutes. Eines Abends überwältigt sie einen Mann, von dem sie denkt, er ist ein Einbrecher. Doch schnell sieht sie ihren Fehler ein und kümmert sich um den Fremden, den sie aufgrund eines Zettels in seiner Hosentasche Ben nennt. Wie sich herausstellt, wurde er vor ihrem Zusammentreffen schon verprügelt. Als er erwacht, hat er sein Gedächtnis verloren und weiß nicht einmal seinen Namen. Kate nimmt ihn bei sich daheim auf und schon bald fühlt sie sich von dem attraktiven Unbekannten stark angezogen. Niemand vermisst Ben und niemand kennt ihn. Erst als sein amerikanischer Unternehmenspartner ihn endlich aufspürt, erlangt Ben sein Gedächtnis wieder und auch der Grund seines Englandbesuches fällt ihm wieder ein. Ab diesem Moment verhält sich Ben anders, auch Kate gegenüber, denn er hat eine Rechnung mit den Camdens offen. Was verbirgt die Familie Camden? Wird es eine Zukunft für Ben und Kate geben?

Kathryn Taylor hat mit „Daringham Hall: Das Erbe“ den ersten Band ihrer Trilogie um die Familie Camden und das Gut vorgelegt, der Liebesgeschichte und Familiengeheimnis wunderbar zu verbinden weiß. Der Schreibstil ist schön flüssig zu lesen, der Leser taucht von Beginn an ein in die Welt der Protagonisten und fühlt sich wie in einem unterhaltsamen Film bei der Beobachtung der Geschichte.

Die Charaktere sind vielfältig und mit besonderem Blick aufs Detail angelegt worden, sie haben alle ihre Eigenheiten und wirken deshalb sehr lebendig und interessant. Kate ist eine sehr sympathische und hilfsbereite Frau, die ihre Mitmenschen unterstützt und ein großes Herz für Tiere und Gestrandete hat. Sie hat viele Freunde, aber es gibt auch Personen, die ihr nicht so zugetan sind, aus welchen Gründen auch immer. Ben ist ein knallharter Geschäftsmann, der nur aus einem Grund auf dem Land landet, doch dann trifft er auf Personen, die sich von ihm nicht beeindrucken lassen, was ihm den Gedächtnisverlust einbringt. Solange Ben keine Erinnerung an sein altes Leben hat, ist er ein richtig toller Kerl, packt bei Kate im Haus mit an und wirkt offen, locker und liebenswert. Doch ab dem Moment, an dem die Erinnerung wieder da ist, verwandelt sich Ben in einen richtigen Kotzbrocken, den man am liebsten in die Wüste schicken würde. Er ist verbohrt, eiskalt und abweisend, als hätte er all die ihm entgegengebrachte Hilfsbereitschaft vergessen. Sämtliche Nebenprotagonisten sind ebenfalls sehr interessant skizziert und geben der Haupthandlung einen sehr schönen Rahmen. Besonders erwähnt sei noch die alte Gutsherrin Lady Eliza, die wirklich eine harte Nuss ist und ein wirklicher Snob.

„Daringham Hall: Das Erbe“ ist ein sehr unterhaltsamer Liebesroman mit einem Familiengeheimnis und genügend Spannung, um einen schönen Tag auf dem Sofa zu verbringen und in die Welt der Schönen und Adligen einzutauchen. Aufgrund des Suchtpotentials kann man gespannt sein auf die Folgebände. Absolute Leseempfehlung zum Wegträumen!