Toller und empfehlenswerter Auftakt
"Du gehörst mir..." ist der erste Teil der Dilogie "Addicted to Sin" und ist mir das erste Mal durch die Optik und Haptik des Covers aufgefallen. Diese Nachahmung eines Sofas und der Klappentext versprechen ...
"Du gehörst mir..." ist der erste Teil der Dilogie "Addicted to Sin" und ist mir das erste Mal durch die Optik und Haptik des Covers aufgefallen. Diese Nachahmung eines Sofas und der Klappentext versprechen einen besonderen Erotikroman und tolle Sitzungen mit Psychiater Dixon, die man mit diesem Buch auch definitiv bekommt – sobald man es schafft, Moral, Gewissen und Verantwortungsbewusstsein außen vorzulassen.
Genau da lag auch anfangs mein Problem. Ein Psychiater, der sich sexuell auf seine Klientinnen einlässt? Das klang für mich zuerst irgendwie aufregend, aber auch definitiv falsch. Vor allem nach dem ersten Kapitel dachte ich nur: Ehm, okay? Nach und nach bekommt man aber einen Einblick in Dixons Welt, seine Gedanken und seine Gefühle und irgendwie gelang es mir doch ganz gut, sein fragwürdiges Verhalten zu akzeptieren und mich auf die Handlung einzulassen. Geholfen hat dabei definitiv, dass das Buch mehrheitlich aus seiner Sicht geschrieben ist und man so erfährt, dass sich auch das männliche Geschlecht manchmal so seine Gedanken macht, aber oft auch einfach nur triebgesteuert handelt. Ob mir das Dixon sympathischer gemacht hat, weiß ich nicht, aber es hat auf jeden Fall vieles erklärt und ihn öfter unschuldiger dastehen lassen, als ich es nach dem Lesen des Klappentextes gedacht hätte.
Dieses Psychiater-Motiv ist mir vollkommen neu (ich habe noch kein Buch in dieser Richtung gelesen, ihr etwa?) und deshalb war ich sehr gespannt, was ich mir darunter vorstellen soll – und welchen Charakter Dixon hat. Alles in allem ist er sicher jemand, den die Mehrheit mag. Er trifft aber manchmal zweifelhafte Entscheidungen, die für mich nicht immer Sinn ergeben. Zum einen, weil er sie oft aus pragmatischen Gründen trifft, an anderer Stelle aber sehr emotional; zum anderen tritt er als Held auf, der Madison beschützt und doch verhält er sich auch oft wie ein Idiot, insbesondere ihr gegenüber. Sein Charakter ist nicht ganz so leicht einzuordnen oder zu verstehen, vor allem, da er auch eine verletzliche Seite hat (von der ich gerne noch mehr lesen würde!). Doch trotzdem mochte ich ihn als Hauptprotagonisten sehr gerne. Dadurch, dass er ein Mann ist und vieles auch wie ein Mann begründet, konnte ich zwar nicht immer so mitfühlen, wie ich es mir gewünscht hätte, konnte aber seine Entscheidungen weitesgehend nachvollziehen – auch wenn ich sie als Frau wohl anders getroffen hätte.
Die beiden weiblichen Hauptprotagonisten könnten ebenfalls unterschiedlicher nicht sein, wie aus dem Klappentext schon hervorgeht. Madison fand ich als "Unschuld vom Lande" sehr gut getroffen, weswegen ich ihr auch gleich wesentlich mehr Sympathie entgegengebracht habe, als Juliet, die doch eher in die Klischee-Schublade fällt. Madison selbst wird im Laufe der Geschichte mehrfach interessant ausgearbeitet, mit ihrer Verganegnheit und ihrem Schicksal, mit dem sie sehr hadert und das sie auch erst sehr spät Dixon anvertraut. Auch sie hat ein paar eigene Kapitel bekommen, was ich toll fand, denn schließlich wollte ich unbedingt wissen, was in ihrem sensiblen Inneren vorgeht und wie sie mit ihren Gefühlen für Dixon umgeht. Mit Juliet konnte ich dagegen einfach überhaupt nichts anfangen. Sie ist teilweise so übertrieben und aufdringlich, dass ich mir sogar fast sicher bin, dass die Autorin das auch so gewollt hat. Sie ist eben das genaue Gegenteil der süßen, lieben Madison: angeblich sexsüchtig, allzeit bereit, nicht auf eine feste Beziehung aus und einfach irgendwie ... billig. Wie Dixon sich in die Lage gebracht hat, zwischen den beiden Frauen wählen zu wollen, war für mich da teilweise wirklich haarsträubend zu verfolgen.
Die Handlung an sich lässt ein wenig zu wünschen übrig, wie das in Erotikromanen oft der Fall ist und womit ich auch gerechnet habe (und jeder andere Leser rechnen sollte). Dixon quält sich sehr lange mit der Frage, für wen er sich entscheiden soll und wer ihn auf lange Sicht glücklicher machen wird. Er arbeitet hart, treibt sich viel mit seinen besten Freunden rum, bastelt ein wenig an seiner Zukunft, aber sonst hält er sich eigentlich nur mit den Gedanken an Juliet und an Madison auf. Das war für mich persönlich zwar keineswegs langweilig, und doch war ich sehr überrascht hat, als gegen Ende die Handlung an Fahrt aufnimmt und die Geschichte mit einem – sagen wir mal – seichtem Cliffhanger endet. Ich hatte zwar schon geahnt, dass da was übles nachkommt und die Entscheidung noch lange nicht getroffen ist, aber ich bin doch sehr gespannt auf die Fortsetzung, da der Schluss sehr schön und spannend geschrieben ist.
Monica James' Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und hat die Geschichte auch überzeugend in meinem Kopf entstehen lassen. Er ist auf jeden Fall dem erotischen Genre angemessen, auch wenn mir das persönlich manchmal ein bisschen zu viel/zu derb ist. Trotzdem kann man das Buch gut durchlesen, da die Sprache angenehm leicht und flüssig ist und der Lesefluss kaum unterbrochen wird.
Das Cover ist für mich persönlich ja ein besonderes Highlight. Wie im ersten Abschnitt schon erwähnt, ist es mir zu allererst wegen der Haptik aufgefallen. Diese Sofa-Veredelung ist super für dieses Genre. Man "spürt" das Ledersofa richtig und garantiert damit auf jeden Fall einen Blickfang und ein Alleinstellungsmerkmal.